Freitag, 15. Januar 2021
„Wir haben auf diesen Seiten versucht, einen kurzen verständlichen und offenen Weg aufzuzeigen, der für eine mögliche Diskussion über die vorgeschlagene Frage hilfreich sein könnte: die Verwurzelung bzw. mangelnde Verwurzelung der Missionsinstitute in den Ortskirchen Europas (ein günstiger Zeitpunkt für die Reflexion während der Vorbereitung auf das 19. Generalkapitels). Beim nochmaligen Durchlesen dieses Textes ist mir klar geworden, dass man ihn als zu allgemein, zu einseitig und/oder zu negativ betrachten kann und sicher auch als begrenzt im Hinblick auf die Situation der anderen Missionsinstitute, über die wir noch nicht genügend Daten gesammelt haben.“ (P. Manuel Augusto Lopes Ferreira, mccj)

MISSIONSINSTITUTE IN EUROPA:
WELCHE ZUKUNFT?

Einführung

  Der Titel mag bei manchem Leser schon vor der Lektüre den Eindruck erwecken, dass wir mangels Missionsberufen in Europa um das Überleben der Missionsinstitute besorgt sind. Das ist jedoch nicht unser Ausgangspunkt, auch wenn man der Frage nach dem verbreiteten Mangel an Missionsberufen nicht ausweichen kann, wenn wir von den Missionsinstituten Europas sprechen.

  Unser Ausgangspunkt ist ein anderer: wir beobachten nämlich eine Entwurzelung der Missionsinstitute in den Ortskirchen Europas. Einerseits gewinnt man den Eindruck, dass die Ortskirchen in den Missionsinstituten nicht mehr den verlängerten Arm ihrer heutigen missionarischen Sendung erkennen; andererseits scheinen sich die Missionsinstitute vom Einfühlungsvermögen und dem Leben der Kirchen Europas entfernt zu haben. Natürlich sprechen wir nur von den Missionsinstituten in Europa und nicht von ihrer Situation in Afrika, wo zum Beispiel deren apostolische Fruchtbarkeit offenkundig ist, deren Präsenz in den Ortskirchen begünstigt wird und weniger problematisch ist.

  Unser Ausgangspunkt muss nicht von allen geteilt und/oder kann auch abgelehnt werden. Aber von dieser Feststellung gehen wir aus. Angesichts eines offensichtlichen Mangels an apostolischer Fruchtbarkeit und Kreativität (was weit über die Berufsfrage hinausgeht) sind wir der Meinung, dass wir nicht umhinkönnen, uns der Frage der Verwurzelung, oder der Entwurzelung, der Missionsinstitute in den Ortskirchen zu stellen, in denen sie entstanden sind.

  Wir schreiben in der ersten Person Plural, weil wir das Wohlwollen des Lesers gewinnen und ihn in die Abfassung dieses „Narratives“ einbeziehen wollen, vielleicht auch ein eigenes zu schreiben, diese Anregungen zu übernehmen oder sie mit anderen Gesichtspunkten zu bereichern.

Charismatische Erschöpfung

  Wir wollen nun unseren Ausgangspunkt beschreiben.

  Die Missionsinstitute scheinen in Europa apostolisch erschöpft zu sein. Die Berufungen sind Ausdruck der Verwurzelung eines Charismas in der Ortskirche, aber nicht der einzige... Die Institute scheinen auch hinsichtlich der Identität ihres Charismas innerhalb der europäischen Ortskirchen unsicher geworden zu sein. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sie sich die vordringlichen Anliegen der europäischen Realität zu eigen gemacht (Lobbyarbeit für Gerechtigkeit und Frieden, Migranten, Kampf gegen die Ausbeutung von Menschen, Waffenproduktion, Umweltschutz und Ökologie...), aber es ist ihnen nicht gelungen, sich in Europa als Verkünder des Evangeliums hervorzutun und den Ortskirchen Initiativen und Wege christlicher Präsenz und Verkündigung, von Initiation und kirchlicher Begleitung von Personen und Gruppen anzubieten. Unser Hinweis auf die apostolische Erschöpfung der Missionsinstitute in Europa steht in Verbindung mit der Abnahme der charismatischen Kraft, die, nach gewissen historischen Analysen, das Leben der Institute zu einer bestimmten Zeit nach der Gründung kennzeichnet. Einige Analysen sprechen von hundert Jahren und kommen zu dem Schluss, dass dies die jetzige Situation der Institute in Europa wäre.

  Die missionarische Bewusstseinsbildung und Berufungspastoral sind im Verlauf der letzten zwanzig Jahre der wichtigste Bereich für die Präsenz und Aktion der Missionare (einschließlich der Comboni-Missionare) in Europa geblieben, die mit einem bedeutenden Personalaufwand und einer großen Vielfalt von Initiativen ausgeführt worden sind. Aber diese Aktionen scheinen an Boden zu verlieren und diese Art von Präsenz nicht mehr der kirchlichen Realität zu entsprechen. Einerseits ist die Kluft zwischen den eingesetzten Mitteln und den erzielten apostolischen und charismatischen Früchten offensichtlich; andererseits scheint das Modell der Berufungspastoral nicht mehr motivationsfähig zu sein. Die Erfahrung im Lauf dieser Jahre hat gezeigt, dass die Zahl der Kandidaten nicht nur zahlenmäßig gering ist, sondern sich die wenigen auch nicht motiviert fühlen für einen Ausbildungsweg, der zur Weihe für die Mission führt, so dass sie den eingeschlagenen Weg wieder abbrechen.

  So mancher wird Beweise für die obigen Behauptungen verlangen. Aber für das Offensichtliche braucht es nach unserer Meinung keine weitere Bestätigung. Diese Situation ist deshalb unser Ausgangspunkt, für den wir uns entschieden haben, wenn wir von apostolischer und charismatischer Erschöpfung sprechen. Es ist unser Wunsch, dass dieser eher provokative Text dazu beiträgt, der Frage nachzugehen und jene zum Nachdenken anzuregen, die verstehen wollen, was in den Missionsinstituten Europas vor sich geht.  

  Ich glaube, dass uns mit dem Leser eine gemeinsame Perspektive verbindet: die Zukunft der Missionsinstitute in Europa hängt nicht von diesen Überlegungen ab, so dringend und notwendig sie sein mögen. Die Zukunft hängt von Gott ab und von der Geschichte, die er in den Kirchen des Kontinents und im Leben der Institute selbst schreibt, und von unserer Reaktion. Bei diesem Interpretationsversuch vertrauen wir auf die Hilfe Gottes wie die großen Missionsgründer. Für den heiligen Daniel Comboni waren die Schwierigkeiten und Kreuze ein offensichtliches Zeichen für Gottes verborgenes Handeln, für seine Stunde, denn "die Werke Gottes müssen immer am Fuße des Kreuzes geboren werden und wachsen" ([1]), inmitten von Schwierigkeiten. Wir bitten um sein Gottvertrauen und seinen "Mut, für die Gegenwart und vor allem für die Zukunft"([2]).

Die Stunde der Rückkehr

  Für die Missionsinstitute in Europa geht es in vielerlei Hinsicht nicht um die Stunde der Abreise (des Aufbruchs), sondern um die Stunde der Rückreise. Viele der derzeitigen Ressourcen, Personen und Mittel der Missionsinstitute in Europa werden für die Aufnahme von Missionaren eingesetzt, die aus Alters- und/oder Gesundheitsgründen in ihre Heimat und in ihre Ortskirchen zurückkehren. Diese Fürsorge ist bewundernswert und soll als positive und erfreuliche Antwort der Institute auf die Herausforderung ihres eigenen Alterns anerkannt und geschätzt werden.

  In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Entwurzelung der Missionsinstitute in Europa durch zwei Faktoren zugenommen: die Unbrauchbarkeit von geerbten Strukturen und die Überalterung der Mitglieder. Für den ersten Faktor wurden Lösungen gefunden, nicht aber für den zweiten.

  Tatsächlich ist die Überalterung der Mitglieder der Missionsinstitute in Europa unaufhaltsam vorangeschritten. Was uns betrifft, können wir sagen, dass die gegenwärtige Situation der italienischen und der deutschsprachigen Provinzen bezeichnend für das ist, was in den anderen geschieht, unbeschadet der entsprechenden, proportionalen Unterschiede. Ein Blick auf die italienische Provinz zeigt zum Beispiel, dass die 254 italienischen Mitbrüder, die derzeit in ihrer Heimatprovinz leben, ein Durchschnittsalter von 75,78 Jahren haben, in dieser Reihenfolge: 30, über 90 Jahre; 89, zwischen 80 und 89; 59, zwischen 70 und 79; 46, zwischen 60 und 69; 21, zwischen 50 und 59; 5, zwischen 40 und 49; 4, zwischen 30 und 39 und keiner unter 30 ([3]).

  Die Überalterung ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits wird man älter und andererseits gibt es immer weniger Mitglieder der Altersgruppe, die eine apostolische Wende herbeiführen und neue charismatische Initiativen beginnen könnten.

  Die Stunde der Rückkehr kann unter Umständen auch zu einem neuen Aufbruch werden, wenn sich das Personal und die materiellen Ressourcen nicht in der Betreuung der Mitbrüder erschöpfen, sondern auch eingesetzt werden, um nach Initiativen zu suchen, die uns helfen, uns in den Ortskirchen neu zu verwurzeln und eine erneuerte charismatische und apostolische Tätigkeit zu entwickeln. Einige Provinzen, wie Spanien und Portugal, scheinen sich jedoch in einer besseren Lage zu befinden als die italienische und deutsche. Sie haben zwar weniger Mitglieder (Portugal 45 und Spanien 43), aber eine größere Anzahl von 30- bis 60-Jährigen und leben in einem günstigeren kirchlichen Klima. Portugal beispielsweise verfügt noch über 8 von 45 Mitbrüdern, die unter 50 Jahre alt sind, Italien jedoch nur über 9 von insgesamt 254 Personen. Das Durchschnittsalter der Mitbrüder in Portugal (69,2 Jahre der Brüder und 68,3 Jahre der Patres) ist ebenfalls niedriger - wenn auch nicht viel - als in Italien (75,78 der Brüder und Patres). Die 43 in Spanien lebenden Comboni-Missionare haben ein Durchschnittsalter von 66,7 Jahren, und 4 von ihnen sind unter 50 Jahre alt. Die Tatsache, dass Portugal und Spanien in der jüngsten Vergangenheit mehr jüngere Mitbrüder zur Verfügung hatten, hat ihnen bei der Suche nach neuen Wegen jedoch nicht geholfen.

Ein herausforderndes Umfeld

  Der soziale und kirchliche Kontext Europas, in dem wir leben, d.h. das mögliche Umfeld für diese wünschenswerte Wende, ist von besonderer Art: einerseits bietet es die der Krise innewohnenden Möglichkeiten, andererseits legt er den Rahmen der Integration neu fest. In diesem Sinne sind vier Prozesse im Gang, die den Kontext der Missionsinstitute in Europa kennzeichnen.

  Der erste Prozess ist mehrdeutig: der unaufhaltsame Prozess der Säkularisation, der die europäische Gesellschaft auseinandernimmt, und die religiöse Dimension in die Privatsphäre verbannt; die Ausweitung der "flüssigen Gesellschaft" ([4]), die das postchristliche Umfeld prägt, das in Europa vor allem unter Jugendlichen herrscht. Alle sind wir uns dieses Prozesses scheinbar bewusst, aber finden keine Antwort darauf, besonders was die Evangelisierung betrifft ([5]). Die Initiative der Neuevangelisierung [die Idee hatte Papst Johannes Paul II. angeregt ([6]), wobei er vor allem an die Evangelisierung Europas dachte], mit der Gründung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung ([7]), hat keine Antwort auf die Herausforderung gefunden: der Rat hat die Missionsinstitute nicht einbezogen, seine Initiativen haben bald an Schwung verloren. Inzwischen ist daraus ein bürokratischer Landeplatz für eine neue Gruppe von Kurienmitgliedern geworden.

  Unter Papst Franziskus hat das Dikasterium für den Dienst der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung ([8]) die Initiative ergriffen und die Führung übernommen. Mitten im Corona-Jahr ist es dem Dikasterium gelungen, eine Reihe von Aktionen und Treffen vom Papst absegnen zu lassen, als vorläufige Antwort auf die Herausforderung der Evangelisierung. Diesmal scheint es den Missionsinstituten zu gelingen, sich an diesen Initiativen zu beteiligen, angesichts der Übereinstimmung mit den Dimensionen der Mission, die sie in Europa betonen, (wie die von der Comboni-Familie in Italien im Oktober 2020 ([9]) gestartete Initiative zeigt, die von den drei jüngsten Schreiben von Papst Franziskus inspiriert ist: Laudato Si', Querida Amazonia und Fratelli Tutti. Seltsamerweise wird Evangelii Gaudium in einer Initiative, die im Missionsmonat als "Baustelle für die neue Mission" vorgestellt wird, nicht erwähnt. Bei der Vorstellung des Zieles dieser Initiative ist von Evangelisierung nicht die Rede, die von einer ganzheitlichen Ökologie ausgeht, sondern von der Förderung "einer ökologischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Umkehr" in der "Hoffnung, dass aus dieser Baustelle eine Volksbewegung hervorgehen kann" ([10])].

  Die andere, ebenfalls von Johannes Paul II. ins Leben gerufene Initiative, bei der es um die Evangelisierung der Jugend ging (Weltjugendtage) und die Pfarreien, Bewegungen und neue Gemeinschaften einbezog, hat das Interesse der Missionsinstitute in Europa nicht wecken können. Diese sind im Allgemeinen außen vor geblieben und haben weder in ihre Verwirklichung investiert noch die Dynamik genutzt, die sie unter den jungen Christen des Kontinents hervorgerufen hatte.

   Der zweite Prozess im europäischen Kontext ist negativ: Es handelt sich um die 2008 ausgebrochene Wirtschaftskrise, die eine Zeitbombe entzündet hat, was Ressourcen und Lebensfähigkeit der Missionsinstitute und deren missionarischen Initiativen betrifft, da die materielle Unterstützung von einzelnen Wohltätern und europäischen Institutionen stark nachzulassen begann.

  Der dritte, eindeutig positive Prozess beginnt mit dem Pontifikat von Papst Franziskus, der den Missionsinstituten mit seinem Vorschlag einer missionarische Gestaltung der Gesamtkirche ([11]) eine günstige, erneuerte und attraktive Aussage über die Aktualität des missionarischen Charismas angeboten hat. Die Aktion und das Lehramt von Papst Franziskus haben eine doppelte Bedeutung: ein Kirchen- und Missionsmodell in Krise wird abgebaut und ein alternatives Modell ([12]) vorgeschlagen. Auch wenn der jetzige Papst als "Picconatore" (Pickelschwinger) wirksamer zu sein scheint denn als tatsächlicher "Propositore" (einer der Vorschläge macht) ([13]), so sind sein Handeln und sein Lehramt doch verheißungsvoll für alle in der Kirche, besonders für die Missionsinstitute. Natürlich liegt es an ihnen, den missionarischen Vorschlag des Papstes entsprechend dem eigenen Charisma und den Möglichkeiten zu erforschen und sich ihn anzueignen.

  Der vierte Prozess, der (noch) schwer zu bewerten ist, ist die Pandemie, die über Europa, wie auch über die anderen Erdteile, hereingebrochen ist. Auf die eine oder Weise hat sie das Leben aller auf den Kopf gestellt und die Zukunft auf Eis gelegt. Insbesondere hat sie der Eingliederung der Missionsinstitute in den Kirchen Europas geschadet, die sich auf die Mobilität der Missionare, auf die Verfügbarkeit von Personen und auf die Sammlung von Hilfsmitteln stützt. Die Missionsinstitute, wie übrigens auch die Ortskirchen, haben sich als ziemlich unfähig erwiesen, über das hinauszugehen, was alle sagen, und jenes hoffnungsvolle Wort auszusprechen, das in den konkreten Lebensumständen einen Sinn zu finden hilft und Antworten auf unsere inneren Unsicherheiten gibt. Dieses Wort ist das Evangelium vom Reich Gottes, dessen Zeugnis und Verkündigung von jeher Evangelisierung genannt werden.

  Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Es ist natürlich schwer vorauszusehen, wie es weitergehen wird und was dieser Sturm an den Stränden der Kirche und der Missionsinstitute zurücklassen wird ([14]). Viele prophezeien jedoch übereinstimmend, dass die Dinge nicht wieder so sein werden wie zuvor, dass der Epochenwechsel, den wir bereits seit Beginn des 21. Jahrhunderts erleben, endgültig von dieser Pandemie und dem geistigen, kulturellen und politischen Erwachen geprägt sein wird, das sie auslösen und uns zurücklassen. Dies wird aber nicht heißen, dass die Dinge für das Christentum in Europa erleichtert werden und die Pandemie der Evangelisierung einen neuen Aufschwung geben wird, wie man zunächst hätte hoffen können: Im Gegenteil, "es gibt auch Autoren, die übereinstimmend sagen, dass die Pandemie die Säkularisation in Europa beschleunigt" ([15]).

Die Anfänge betrachten

  Papst Franziskus hat uns wiederholt eingeladen, einen Blick auf die Geschichte zu werfen, um die Gegenwart zu  beleuchten. Ich möchte an seinen letzten Aufruf ([16]) erinnern: "Allein die historische Tatsachenwahrheit kann Grundlage für das beharrliche, fortgesetzte Bemühen um ein gegenseitiges Verständnis und um eine neue Sichtweise zum Wohl aller sein".

  Die Missionsinstitute ad gentes, entstanden im 19. Jahrhundert vor allem in Mitteleuropa (Norditalien, Frankreich, Österreich und Deutschland...), in unterschiedlichem, kanonischem Rahmen (Gesellschaft des Apostolischen Lebens und Kongregationen mit einfachen Gelübden...) sind von drei grundlegenden Voraussetzungen ausgegangen: 1. Die Dringlichkeit der christlichen Verkündigung und die Notwendigkeit der Taufe, dem Missionsauftrag Christi gehorchend; 2. Die Gründung und Begleitung von christlichen Gemeinden, die Ortskirchen, auf den verschiedenen Kontinenten; 3. Die ganzheitliche, menschliche Entwicklung und die soziale, politische und wirtschaftliche Erneuerung der Völker.

  Hinter dem Aufblühen der Missionsinstitute steht eine Vielzahl von Faktoren, die Kirchenhistoriker bereits untersucht haben ([17]).

  Erster Faktor: Die breite missionarische Bewegung des neunzehnten Jahrhunderts war die bedeutsamste Öffnung der Kirche der damaligen Zeit. Es war keine Flucht nach vorne, sondern ein wirkliches "an die Randgebiete gehen", "die Dynamik einer Kirche des Aufbruchs zu leben", um die Worte von Papst Franziskus zu verwenden ([18]). Die Gründer von Missionsinstituten - und alle, die ihnen gefolgt waren, um eine neue Beziehung zu den Völkern, ihren Kulturen und Religionen aufzubauen - ließen sich durch die Spannungen in der Kirche ihrer Zeit und ihres geographischen Raums nicht aufhalten und begannen neue Missionsinitiativen. In ihrer Liebe und Treue zur Kirche spürten sie, dass sich die Zeiten zu ändern begannen, jedoch die neuen Wege für einen neuen kirchlichen Aufbruch kannte man noch nicht, man musste sie erst entdecken, das heißt, man musste vorpreschen, um etwas Neues anzufangen...

  Zweiter Faktor: Die geistliche und materielle Unterstützung der Erneuerungsgruppen in der Kirche des neunzehnten Jahrhunderts. Im neunzehnten Jahrhundert entstand in Europa eine Vielfalt von Gebetsgruppen und christlichen Bewegungen, an denen sich die Gründer inspirierten und geistliche Nahrung fanden, um im Gefüge der Ortskirchen ihren Platz ausfindig zu machen.

  Dritter Faktor: Der Idealismus des durch das Evangelium inspirierten sozialen Wandels. Auf der Grundlage christlicher Erfahrung, der Liturgie und des sakramentalen Lebens begann man im neunzehnten Jahrhundert, die Gesellschaft zu evangelisieren und den sozialen und kulturellen Wandel einzuleiten. Heute ist die Perspektive eine andere. Man geht von der Realität aus, um zum Evangelium zu gelangen, um als Sauerteig zu wirken. Die Herausforderung ist aber dieselbe. Im neunzehnten Jahrhundert war es ein erfolgreicher Weg, wenn wir den Optimismus betrachten, der viele Christen in Europa dazu brachte, sich leidenschaftlich für den vom Evangelium inspirierten sozialen Wandel einzusetzen und das Evangelium vom Reich Gottes nach Afrika und Asien zu tragen. Manche verlegen die Wurzeln des Christentums in diese stark sozial geprägte Vision, die die Kirche Europas (Frankreich, Norditalien, Deutschland, Österreich...) vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ([19]) gekennzeichnet und in der Katholischen Aktion (mit ihrer von Joseph-Leon Cardijn vorgeschlagenen Methode von Sehen, Urteilen und Handeln) ihre strukturierteste Ausprägung gefunden hatte.

  Vierter Faktor: Die Zusammenarbeit zwischen Klerus (viele Protagonisten von Missionsinitiativen gehörten dem Diözesanklerus an) und Laien (Handwerker, Handwerksmeister). Bei Missionsexpeditionen waren die Laien manchmal in der Mehrzahl, und das zu einer Zeit und in einer Kirche, die sich noch nicht mit der Theologie des Dienstamtes und der Definition der Laienmission beschäftigt hatte.

  Fünfter Faktor: Letzter in dieser Reihenfolge, aber vielleicht der erste wegen seiner Neuheit und Bedeutung: die Zusammenarbeit mit den Frauen und deren Beteiligung an der Missionsarbeit und an der Förderung von missionarischen Initiativen der Kirche und der im Entstehen begriffenen Missionsinstituten. Zum ersten Mal finden wir im neunzehnten Jahrhundert Frauen an vorderster Front der christlichen Mission in der Welt und in der missionarischen Bewusstseinsbildung der Kirche ([20]).

Wesentlicher Beitrag

  Die Kürze dieses Aufsatzes erlaubt es uns nicht, auf andere Faktoren des sozialen, politischen und kulturellen Kontextes einzugehen, die die missionarische Wiedergeburt des neunzehnten Jahrhunderts in Europa beeinflusst hatten. Wir sollen aber bedenken, dass die Lage der Kirche in der damaligen europäischen Gesellschaft sehr schwierig war (die Folgen der Französischen Revolution, die Kämpfe um die Vereinigung Italiens, der Fall Roms, das Ende des Kirchenstaates, der europäische Liberalismus usw.). Diese Situation mag an die heutige erinnern, besonders an die Strömung der Säkularisation, an den Wirtschaftsliberalismus und die Globalisierung.

  Wir erinnern auch daran, dass die Missionsinstitute vor allem von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil bis hinein in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, ihre Zeit der Ausbreitung und fruchtbaren Tätigkeit hatten. In diesem Zeitraum von hundert Jahren leisteten sie einen wesentlichen Beitrag zur Verwurzelung der katholischen Kirche unter den Völkern der einzelnen Kontinente, insbesondere in Afrika und Asien, den auch die Kirchenhistoriker als solchen anerkennen.

  Wir können diesen geschichtlichen Überblick abschließen und sagen: Die Missionsinstitute, befreit von alten kanonischen Rahmenbedingungen und dem Gewicht der Traditionen, die die Missionstätigkeit der großen Orden belasteten, haben neue Ansätze und missionarische Methoden entwickelt und der missionarischen Tätigkeit der katholischen Kirche einen beachtenswerten Auftrieb gegeben. Die Missionsinstitute sind das bedeutsamste Zeichen für die Öffnung der Kirche zur Welt, vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil, und haben zur Errichtung von Ortskirchen und zur Förderung und Befreiung der Völker sehr viel beigetragen.

Totaler Wandel

  Das Ende des 20. und der Übergang zum 21. Jahrhundert haben für die Missionsinstitute Europas eine Wende eingeleitet und die Krise ihrer Einordnung in die Ortskirchen, in denen sie geboren wurden, offengelegt. Die grundlegenden Faktoren, die eine neue Situation ankündigten, lassen sich auch hier auf vier reduzieren.

  Erster Faktor: Diesen haben wir bereits erwähnt. Es ist die Überalterung der Mitglieder der Institute und die andauernde Abnahme bis hin zum völligen Fehlen von Missionsberufen in Europa, sowohl von Frauen als auch von Männern. Die europäischen Provinzen der Comboni-Missionare haben am Ende des zweiten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts keinen Kandidaten in den einzelnen Ausbildungsstufen. Angesichts dieser überraschenden Tatsache haben wir alle  bereits die Antwort gehört, die wir uns gewöhnlich selbst geben: "Wir haben keine Berufungen, weil es in Europa keine Berufungen mehr gibt". Aber diese Antwort enthält nur die halbe Wahrheit: Es gibt in Europa keine Berufungen für die Missionsinstitute, für uns, aber es gibt sie für neue Gemeinschaften und Bewegungen; es gibt keine großen Zahlen mehr wie früher, aber es gibt bedeutende und ermutigende Zahlen für Bewegungen, Diözesen, Institute, die sich auf die Suche nach neuen Wegen der charismatischen Verwurzelung im europäischen kirchlichen und sozialen Gefüge begeben haben.

  Zweiter Faktor: Das Entstehen einer neuen kirchlichen Überzeugung, die (aus verschiedenen Gründen, die mit dem ökumenischen und interreligiösen Dialog zu tun haben) die Taufe oder den Eintritt von Personen und Völkern in die Kirche nicht mehr als dringlich erachtet. Die Notwendigkeit der Taufe und der Kirche für die Erlösung wird abgeschwächt und nicht mehr als ausschlaggebende Motivation für die Evangelisierung betrachtet. Die Modelle von Ekklesiologie, die sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil durchgesetzt haben, schafften es nicht, der christlichen Mission die Unterstützung zu sichern, die das institutionelle Modell bot, das in der Ekklesiologie von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, d.h. von Vatikan I bis Vatikan II, vorherrschte, und "die Missionsarbeit unter den Nichtchristen stark unterstützte" ([21]). Im Gegensatz zur institutionellen Ekklesiologie des 19. Jahrhunderts, "gelingt es der Ekklesiologie, die sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil entwickelt hat, nicht, den Christen ein klares Identitätsgefühl oder eine klare Mission zu vermitteln (...). Die Motivation für die christliche Mission bleibt im Dunkeln" ([22]). Die nachkonziliäre Sakramenten-Ekklesiologie ist ein Kirchenmodell, das "dem Wirken der göttlichen Gnade über die Grenzen der institutionellen Kirche hinaus reichlich Raum gibt".

  Dritter Faktor: Die Notsituation der Zivilgesellschaft und ihrer humanitären Dynamik haben neue Formen der Intervention zugunsten der menschlichen Entwicklung und Förderung hervorgebracht. Auf den einzelnen Kontinenten, darunter auch in Afrika, ist eine Vielzahl von Nichtregierungsorganisationen (NGO) entstanden, die auf die Herausforderungen der Entwicklung und der neuen humanitären Notfälle reagieren. Dieses Phänomen hat den Einsatz der Kirchen sowie den Raum und die Möglichkeiten der Missionsinstitute im sozialen Bereich stark eingeschränkt: auf eigene Initiative oder gezwungen durch die Regierungspolitik haben die Missionsinstitute die Strukturen ihres Einsatzes (Krankenhäuser, Schulen...) im Gesundheitswesen und Ausbildung aufgegeben.

  Vierter Faktor: Dieser ist ebenfalls schon oben erwähnt worden. Es ist die mangelnde Verwurzelung der Institute in den Ortskirchen Europas. Durch die Ironie des Schicksals und der Geschichte befinden sich die Missionsinstitute zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts in einer diametral entgegengesetzten Situation als zur Zeit ihrer Gründung, das heißt, ohne Unterstützung der Ortskirchen und der wichtigsten Gruppen und Gemeinschaften kirchlicher Erneuerung. Die Christen Europas und die Menschen im Allgemeinen schätzen unseren sozialen Einsatz und unsere prophetische Dimension [Sozialdienst, mit dem heute verwendeten Begriff ([23])]. Sie geben uns (immer noch) ihr Geld, um unsere Initiativen zu unterstützen, aber sie folgen uns nicht mehr, noch sehen sie uns als die Verkörperung des christlichen und missionarischen Einsatzes, der heute in Europa gelebt und nachgeahmt werden muss.

Wieso denn gerade hier?

  Wir sind auf zwei Wegen hier angelangt. Auf der einen Seite haben die Ortskirchen und Erneuerungsbewegungen die Mission für sich selbst in Anspruch genommen, in Übereinstimmung mit der Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils, das die Ortskirchen als Subjekt und Protagonisten der christlichen Mission in der Welt sieht. Auf der anderen Seite haben die Missionsinstitute auf ihrem Weg die Fähigkeit verloren, in den Ortskirchen, in Gruppen und Bewegungen Wurzeln zu schlagen, die von eigenen missionarischen Visionen und Praktiken angezogen werden, die der sozialen und politischen Sensibilität des Augenblicks entsprechen, aber weit abseits vom Weg der Ortskirchen.

  Das Zweite Vatikanische Konzil hat in den 70er Jahren den Austausch von Spiritualität und apostolischen Erfahrungen zwischen den verschiedenen Missionsinstituten sowie zwischen diesen und den neuen kirchlichen Bewegungen (Fokolare Bewegung, Neokathekumenaler Weg, Erneuerung im Geist, Bewegung Comunione e Liberazione...) begünstigt. Ebenfalls hat das Konzil zur gegenseitigen Bereicherung von Persönlichkeiten und Zeugnissen (Roger Schutz in Taizé, Abbé Pierre in Frankreich, Mani Tese in Italien...) beigetragen, die die Phantasie der damaligen Christen inspiriert hatten.  

  Die Kenntnis der eigenen Geschichte und die Vertiefung des eigenen Charismas ([24]) boten Sicherheit bei der Öffnung anderen Charismen gegenüber. Aber es bestand die Gefahr, dadurch ins Schleudern zu geraten, anstatt sich zu  bereichern. Das war unser Fall mit den Neokatechumenalen als in den 1970er und 1980er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine bedeutende Gruppe die Kongregation verließ, um dem Neokatechumenalen Weg zu folgen.

  Auf dem XIII. Generalkapitel der Comboni-Missionare im Jahr 1985 wurde beschlossen, diesen charismatischen Austausch und die gegenseitige Teilnahme zu beenden ([25]). Einerseits wurde die Identität des missionarischen Charismas der Comboni-Missionare gerettet, aber sie haben sich andererseits auch des Reichtums der anderen beraubt und einen einsameren missionarischen Weg eingeschlagen. Um die Wahrheit zu sagen, die geistliche Begegnung hat sich fortgesetzt (insbesondere mit der Fokolare Bewegung und der Bewegung Comunione e Liberazione...), aber auf individuelle Weise und im "Untergrund". Damals glaubten wir, stark genug zu sein, allein weitergehen zu können, im Vertrauen auf unser Charisma und seiner Aktualität; heute sehen wir die Grenzen, wenn nicht des zurückgelegten Weges, so doch der Situation, in der wir uns jetzt  befinden.

  Zwei weitere Elemente haben dazu beigetragen, dass wir dort angekommen sind, wo wir uns jetzt befinden. Sie sollen hier kurz angeführt werden.

  Erstens: Das formale Zugehörigkeitsgefühl zur Kongregation und der wachsende Mangel eines starken gemeinsamen Missionsbewusstseins. In vielerlei Hinsicht ist das Gefühl der formalen Zugehörigkeit gewachsen, das dazu neigt, die Kongregation als ein Mittel zur Verwirklichung einer Berufung zu sehen, die als persönliches Projekt verstanden wird. Der Schwerpunkt der missionarischen Berufung hat sich auf die Person, ihre persönlichen Gaben und Charismen verlagert, mit der daraus folgenden Verringerung des Bewusstseins einer gemeinsamen Mission, die in Geschwisterlichkeit und im Austausch von Ansichten und Mitteln ausgeführt wird.

  Zweitens: die Zweideutigkeit der Entscheidungen, die im Hinblick auf eine erneute Eingliederung in Europa getroffen werden. Die getroffenen Entscheidungen (Pfarreien, Einsatz für Migranten, Gerechtigkeit und Frieden...) haben sich trotz der Bedeutung der Präsenz und des Zeugnisses nicht als deutliche Formen charismatischer Verwurzelung behauptet, und als unfähig erwiesen, die kirchliche Würdigung zu erlangen und eine starke charismatische Anziehungskraft zu entwickeln. Aus diesen Bemühungen ist z.B. keine bedeutende missionarische Bewegung in den Kirchen Europas hervorgegangen, die von Missionsinstituten unterstützt wird; jedes Institut hat sich allein für sich angepasst, mit einer Dynamik des unmittelbaren Überlebens.

  Diese Suche nach neuen Formen der Eingliederung in die Ortskirchen hat bei uns zur Übernahme von Pfarreien geführt: Castel Volturno in Neapel und Santa Lucia in Palermo; Camarate und Apelação in Lissabon; Palas del Rey und Granada in Spanien; Roehampton Road in London [diese Initiativen und Präsenzen, verbunden mit dem Einsatz für Migranten, finden im Rahmen von Pfarreien statt, mit Ausnahme von ACSE ([26]) in Rom. In der DSP waren Mitbrüder in Halle, Ostdeutschland, 10 Jahre lang ohne Pfarrei und 3 Jahre mit einer Pfarrei präsent. Der Einsatz wurde beendet. Heute betreut die Provinz eine Pfarrei in Graz; stattdessen hat sich den Comboni Missionaren die Möglichkeit eröffnet, als bezahlte Mitarbeiter in den Pfarreien zu wirken. Es sei daran erinnert, dass in der Kirche Deutschlands derzeit ein tiefgreifender Prozess der Umstrukturierung der Pfarreien im Gange ist]. In Italien hat sich CIMI um den Einsatz für Migranten stark gemacht, der von einer Gemeinschaft, bestehend aus Mitgliedern mehrerer Kongregation, getragen wird ([27]), ohne Pfarrverantwortung, aber die Comboni-Missionare beteiligen sich bis jetzt nicht daran]. Die Übernahme von Pfarreien scheint sich jedoch nicht als eine Form der Verwurzelung erwiesen zu haben, die die evangelisierende Dynamik des Charismas freisetzt. Da sie als die einzig mögliche Form der Eingliederung angesehen und akzeptiert wird (insbesondere von einigen Ortsbischöfen), ist es uns nicht gelungen, einen Durchbruch zu erzielen und sie zu einer emblematischen Form der Eingliederung zu machen, die die Vitalität des Comboni-Charismas in einer Ortskirche in Europa offenbart. Die Suche nach dieser Wende geht weiter (in den Treffen der Mitbrüder, die in Pfarreien in Europa tätig sind) und sollte ermutigt werden, um dieser Form der Eingliederung wieder charismatische Gerechtigkeit zu verleihen.

  Ein Blick auf die Zahlen, auch wenn dies nicht erklärt, wie wir an diesem Punkt angelangt sind, kann die Situation genauer erklären. 1996 erreichten die Comboni-Missionare mit 1839 Mitgliedern ihre Höchstzahl; dann hat der Schrumpfungsprozess begonnen, der die Zahl Ende 2020 auf 1510 brachte. 1996 hatten Comboni-Missionare der europäischen Provinzen 1422 Mitglieder und 43 Kandidaten der Theologie; heute sind es 758, die Hälfte, wir haben keinen Kandidaten in der Theologie, das europäische Noviziat ist vorläufig geschlossen. 1996 gehörten 461 Comboni-Missionare juristisch zu den Provinzen Europas (d.h. diejenigen, die derzeit in Europa präsent sind). Ende 2020 sind es 412. Ihre Zahl hat sich in etwa gehalten, aber was das Alter betrifft, hat sich die Situation total geändert: Während 1996 die Mehrheit noch zur aktiven Altersgruppe gehörten, befindet sich 2020 die Mehrheit in der Altersgruppe der 70- bis 90-Jährigen.

Ein Charisma in der Geschichte ([28])

  Die Geschichte offenbart uns, dass unser Charisma in der Krise geboren wurde ([29]) und in den Schwierigkeiten seine Vitalität zeigt. Die schmerzlichen Ereignisse unserer Geschichte haben uns zu neuen Formen des Charismas geführt: Der verfrühte Tod des Gründers hat zur Umwandlung in eine Ordensgemeinschaft geführt und die Umwandlung zum Entstehen der beiden Kongregationen; die massive Ausweisung aus dem Sudan (1964) hat unseren Blick auf Afrika, auf neue Völker und Kulturen geweitet; von Afrika als der Hauptmission der Kongregation haben wir uns Amerika und dann Asien geöffnet; durch die Wiederentdeckung des Gründers und die Erneuerung des Zweiten Vatikanischen Konzils haben sich die beiden Kongregation wiedervereinigt und die Einheit und apostolische Vitalität wiedergefunden.

  Die Kürze dieses Artikels gestattet uns nicht, diese Dynamik unserer Geschichte zu untersuchen, um die Hoffnung auf einen neuen charismatischen Aufbruch unserer Kongregation in Europa zu stärken. Wir können ihn jedoch intuitiv erahnen, indem wir die Möglichkeit einer neuen Belebung des Charismas begrüßen, ausgehend gerade von Europa, wo die Kongregation geboren wurde, und von seinem interkulturellen Kontext, in dem sie sich befindet (mit dem Wachstum und der Verwurzelung in den afrikanischen Ortskirchen). Der aufmerksame Leser wird es bereits in den Hinweisen auf neue Bewegungen und Gemeinschaften wahrgenommen haben. Was diesen Blick in die Zukunft betrifft und ohne eine entsprechende Antwort geben zu wollen, erinnern wir an die Frage eines Autors zu Beginn des 21. Jahrhunderts ([30]): "Kann sich eine Kongregation, ohne Trauma und Wunden, nach Art der heutigen kirchlichen Bewegungen entwickeln?“

  Angesichts der heutigen Schwierigkeiten können wir uns im Modell der religiösen uns bekannten Form abkapseln, das uns dorthin gebracht hat, wo wir stehen... oder, ohne unsere Weihe zu verleugnen, uns der Dynamik öffnen, die die neuen Formen von Bruderschaft und Missionsdienst kennzeichnet. Eine solche Überlegung würde hier zu weit führen, aber ein solcher Weg sollte erforscht und als Horizont in Erwägung gezogen werden.

Vorschläge für einen neuen Weg

  An dieser Stelle ist es jedoch gut, zumindest für die Diskussion und mit Blick auf die nahe Zukunft, einige Vorschläge für einen möglichen Weg zu unterbreiten, der nach einer neuen Verwurzelung der Comboni-Missionare in Europa und einer Erneuerung des Charismas und der apostolischen Fruchtbarkeit sucht.

  Erster Vorschlag: In jeder Provinz eine Versammlung-Debatte über die Zukunft der Kongregation in der eigenen Ortskirche und im eigenen Land abzuhalten, an der jeder teilnehmen kann und wem das Problem am Herzen liegt. Die Versammlung muss im Kontext der eigenen Provinz stattfinden, um die Reflexion auf die Ortskirche und die Gesellschaft zu beschränken, die uns helfen, über die Qualität unseres Zeugnisses und unserer gegenwärtigen Eingliederung nachzudenken, und nach neuen Formen der Verwurzelung in der Ortskirche und der Gesellschaft zu suchen. Eine Versammlung auf der Ebene der europäischen Provinzen kann zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden, um die Reflexion auf einer gemeinsamen Plattform voranzutreiben, d.h. um mögliche Berührungspunkte und Unterschiede herauszuarbeiten.

  Zweiter Vorschlag: Das Zugehörigkeitsgefühl der Mitglieder zur Kongregation und Ortskirche fördern und ein Statut doppelter kanonischer Zugehörigkeit zum Diözesanklerus und zur Kongregation, für unsere Priester, in jeder Ortskirche, in der wir präsent sind, ausarbeiten. Dies würde das gegenseitige Sich-Kennen-Lernen, die apostolische Einheit mit der Ortskirche sowie die Beteiligung der Missionare an deren Evangelisierungsinitiativen begünstigen und die Besonderheit des Charismas einbringen.

  Dritter Vorschlag: Auf der Suche nach einer erneuerten Spiritualität und Missionsvision, sich dem Austausch charismatischer Erfahrungen öffnen, nicht nur Ordensgemeinschaften, mit denen wir traditionell verbunden sind (wie die Jesuiten...), sondern auch neuen Gemeinschaften und Bewegungen. Angesichts der Säkularisation auf dem Kontinent kann das gegenseitige Teilen und Ergänzen der Spiritualität das Reaktionsvermögen eines Charismas nur stärken, wie dies unmittelbar nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil geschehen ist.

  Diese Suche nach charismatischem Miteinanderteilen muss mit kritischem Geist erfolgen, denn auch die Bewegungen können in eine Situation geraten, in der sie ihren charismatischen Schwung verlieren, so wie die Missionsinstitute. Einige Untersuchungen machen darauf aufmerksam, was im Laufe der Zeit und nach dem Abgang charismatischer Gründer und der Veränderung von soziokulturellen Bedingungen, unter denen sie geboren wurden, geschieht, wobei auch zu bedenken ist, dass neue Gemeinschaften und Bewegungen der kulturellen Evolution wenig Aufmerksamkeit schenken. Diese Situation kann die apostolische Vitalität der Institute und Bewegungen beeinträchtigen. Aus diesem Grund sprechen einige von der Notwendigkeit einer periodischen Bekehrung (einer "Neugründung"), d.h. in Zeiten starker soziokultureller Veränderungen ([31]).

  Vierter Vorschlag: In jeder Provinz soll die Möglichkeit untersucht werden, eine Gemeinschaft zu errichten (nach dem Vorbild der Zentren christlicher Spiritualität und Initiation der Bewegungen, Fokolare, Taizé, Emmanuel Gemeinschaft, Schönstatt...), die Jugendliche und Erwachsene für eine bestimmte Zeit aufnehmen kann, die einen Einblick in den Missionsdienst der Kirche und in das Comboni-Charisma gewinnen möchten. Dies setzt eine eingehende Reflexion über die möglichen Wege der Initiation voraus: Einführung in das geistliche Leben (Lectio Divina, persönliches und liturgisches Gebet, sakramentales Leben und christlicher Einsatz); Einführung in den Missionsdienst der Kirche heute (in ihren verschiedenen Dimensionen) und in das Missionscharisma der Comboni-Missionare (in seinen verschiedenen Formen). Für eine solche Begleitung müssen Leute vorbereitet und innerhalb der Ortskirchen gesucht werden, die sie unterstützen (in Synergie mit anderen Missionsinstituten).

  Fünfter Vorschlag: Einen Ausbildungsweg nach Art von Mystagogie ([32]) aufbauen, um einzuführen: ins christliche Leben von heute; ins Gemeinschaftsleben für die Mission; ins Comboni-Charisma und in die Mission von Menschen und Jugendlichen, die von unserem Charisma angezogen werden. In dieser Vision werden die Beauftragten der Berufungspastoral  und der Ausbildung zu Initiatoren, die andere ins christliche Leben und in den missionarischen Einsatz in der Kirche und in der Kongregation einführen; die Missionsgemeinschaften werden zu Bruderschaften, die das Evangelium leben, bezeugen und verkünden, gemäß ihrem Charisma und ihrer religiösen Tradition und in Gemeinschaft mit den Ortskirchen.

  Sechster Vorschlag: Ernennung einer Studiengruppe mit Vertretern der gesamten Comboni-Familie, um die Mitglieder für die Frage nach der Zukunft in Europa und für unsere Verwurzelung in den europäischen Ortskirchen zu interessieren. Wir machen diesen Vorschlag mit einem Gefühl der Unsicherheit über seine Chance und Durchführbarkeit und denken dabei an die Erfahrungen und den Weg, den Gert (Gruppo Europeo Riflessione Teologica) eingeschlagen hat. Die Gruppe hat einen theologischen, theoretischen und ideologischen Weg eingeschlagen und ist in der Frage der Evangelisierung in Europa auf Grund gelaufen. Es ist ihr nicht gelungen, die Mitglieder unserer europäischen Provinzen für neue Wege der Eingliederung in die Ortskirchen zu interessieren. Nicht einmal die interessante Initiative der Symposien von Limone ([33]) hat im Bereich der charismatischen Verwurzelung unserer Institute in den Kirchen Europas etwas Neues gebracht, abgesehen von der Begleitung der Reflexion über aktuelle Erfahrungen.

Weitere Überlegungen

  Zum Schluss möchte ich noch einige weitere Überlegungen wenigstens kurz erwähnen.

  Erstens: Das Anliegen der Missionsspiritualität und die Qualität des persönlichen und gemeinschaftlichen Zeugnisses, das die Mitglieder der Missionsinstitute in den Kirchen Europas geben. Einige von uns sind der Meinung, dass die Ursache für die gegenwärtige charismatische und apostolische Erschöpfung im Mangel an Spiritualität und in der Schwäche des Zeugnisses zu suchen ist.

  Wir geben zu, dass es schwierig ist, diese beiden Aspekte unseres Lebens zu überprüfen und zu bewerten, aber wir dürfen behaupten, dass diese beiden Dimensionen die Grundlage jeder apostolischen Fruchtbarkeit und jeder kirchlichen Verwurzelung sind, was auch die Geschichte der Missionsinstitute (ein Aspekt, über den wir bereits gesprochen haben) aufzeigt.

  Daniel Comboni erwartete von den Mitgliedern seiner Institute eine ausgeprägte, kernige Spiritualität, um den Schwierigkeiten der afrikanischen Mission gewachsen zu sein. Er fand sie in der Betrachtung des durchbohrten Herzens Christi und in der Mystik des Zönakels von Aposteln und hatte sie seinen Missionaren und Missionarinnen als unerschöpfliche Quelle persönlicher und apostolischer Fruchtbarkeit vorgeschlagen. Die Comboni Institute sind aus dieser Spiritualität des 19. Jahrhunderts hervorgegangen und haben jahrzehntelang, bis in die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, aus dieser geistlichen Quelle Kraft für ihr geschwisterliches und apostolisches Leben geschöpft.

  Dann ist eine wachsende Entfremdung von dieser Spiritualität eingetreten, auf die wir hier nicht eingehen können, sondern nur als Tatsache anführen. Wie die gesamte Kirche haben wir uns nach dem Konzil von dieser Spiritualität und religiösen Sensibilität entfernt. Man kann das als eine natürliche Verschiebung ansehen angesichts der neuen Sensibilitäten in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, zumal es sich um eine sehr weit verbreitete Spiritualität handelt, die das Leben und die Sendung der Kirche ein Jahrhundert lang auf fruchtbare Weise geprägt hatte.

  Deshalb müssen wir uns mit vielen anderen in der Kirche fragen, welche Zukunft die Herz-Jesu Spiritualität hat ([34]). Wir müssen uns auch der Frage stellen, ob unsere Zukunft und unsere Verwurzelung in den Ortskirchen Europas nicht gerade von unserer Spiritualität - des durchbohrten Herzens - abhängt, gebührend den heutigen Empfindsamkeiten angepasst. Vielleicht haben wir diese Spiritualität zu schnell aufgegeben und sie als geistigen Boden einer neuen charismatischen Zeit für unbrauchbar gehalten. Erinnern wir uns daran, dass wir in Europa mindestens einen Fall haben, in dem sich die Spiritualität des Herzens Christi als apostolisch fruchtbar erwiesen hat: es ist die Bewegung und die Communauté de l'Emmanuel, die in Frankreich entstanden ist, und ihre charismatische und apostolische Fruchtbarkeit gerade in Paray-Le-Monial gefunden hat und daraus Kraft schöpft.

  Unsere Kongregation hat gerade die Initiative ergriffen, das Comboni-Kreuz als einen Aufruf an unsere Spiritualität einzuführen. Wir müssen weiterhin in dieser Richtung die Integration zwischen der Spiritualität, in der wir geboren wurden, und jenen, die wir heute in der Kirche vorfinden, suchen (vorausgesetzt, dass wir eine davon auch leben); unsern geistlichen Boden, ohne den es keine fruchtbare charismatische und apostolische Verwurzelung oder Begeisterung für die Zukunft geben kann.  

  Zweites: Man muss natürlich den gegenwärtigen interkulturellen Kontext der Missionsinstitute berücksichtigen, der bei den Comboni-Missionaren sehr offensichtlich ist und besonders seit dem Beginn des neuen Jahrhunderts zum Ausdruck kommt. Heute ist die Kongregation multikulturell, sie hat sich einer Vielzahl von Völkern geöffnet (zuerst den lateinamerikanischen, und dann den afrikanischen und asiatischen), die sie sehr bereichert haben. Die Verwurzelung der Kongregation in den Kirchen Europas darf von diesem Kontext nicht absehen und kann auch nicht ohne diesen Bezug gedacht werden, und führt uns dazu, die Rolle und den Beitrag der außereuropäischen Comboni-Missionare zum Leben der Kongregation auf dem alten Kontinent zu hinterfragen. Wir müssen uns auch fragen, wie wir die Comboni-Missionare aus anderen Kontinenten auf die Evangelisierung in Europa vorbereiten. Wir müssen zugeben, dass es dabei nicht mehr darum geht, die aus der Vergangenheit ererbten Arten von Präsenz aufrechtzuerhalten [wie es auch nicht genügt, wie die europäischen Bischöfe vorzugehen, um den Gemeinden Priester zu sichern, d.h. auf den Klerus anderer Kirchen und Kontinente zurückgreifen, um ein Modell des geweihten Amtes und der Präsenz der Kirche am Leben zu erhalten, das nach Ansicht von Beobachtern überprüft werden sollte]. Die begonnene Öffnung zur Interkulturalität von Seiten der europäischen Provinzen muss Hand in Hand gehen mit der Reflexion über die Evangelisierung und die Verwurzelung der Missionsinstitute in den Kirchen Europas, um Kriterien und Profile für Versetzungen in die Provinzen Europas zu ermitteln (und Schwierigkeiten und Misserfolge vermeiden, die bei einigen Versuchen in der jüngsten Vergangenheit aufgetreten sind).

Schlussfolgerung

  Wir haben auf diesen Seiten versucht, einen kurzen verständlichen und offenen Weg aufzuzeigen, der für eine mögliche Diskussion über die vorgeschlagene Frage hilfreich sein könnte: die Verwurzelung bzw. mangelnde Verwurzelung der Missionsinstitute in den Ortskirchen Europas (ein günstiger Zeitpunkt für die Reflexion während der Vorbereitung auf das 19. Generalkapitels). Beim nochmaligen Durchlesen dieses Textes ist mir klar geworden, dass man ihn als zu allgemein, zu einseitig und/oder zu negativ betrachten kann und sicher auch als begrenzt im Hinblick auf die Situation der anderen Missionsinstitute, über die wir noch nicht genügend Daten gesammelt haben.

  Diese Zeilen enthalten aber ein Element, das provozieren möchte, um eine Diskussion anzuregen. Wir ignorieren die schönen Seiten unserer Geschichte in Europa keineswegs und wollen schon gar nicht "das sich verzehrende Feuer löschen" ([35]). Wir wollen es vielmehr wiederbeleben, das Feuer des Charismas entfachen, versteckt und begraben unter der Asche unserer jüngsten Geschichte und unter dem Schnee, der auf das europäische Christentum fällt, zwischen Krisen und Austritten verschiedener Art.  

  Bei der Feier des Festes unseres Heiligen Gründers hat uns jemand daran erinnert, dass "das Notwendigste im Leben der Kirche darin besteht, das Feuer am Leben zu erhalten, nicht die Asche anzubeten... Es macht froh, die Vaterschaft eines Christen wie Daniel Comboni zu spüren, dessen Herz brannte, und keineswegs ein Gefangener der Asche war; der das Feuer des Evangeliums prophetisch zu entzünden vermochte, indem er Grenzen, Komfortzonen, Missverständnisse, eingrenzende Visionen hinter sich ließ und eine innovative missionarische Vision in die Tat umsetzte. Was heißt es heute, sein Gedächtnis zu feiern? Wie positionieren wir uns heute auf dem von ihm eröffneten Weg? Die Versuchung, die Asche zu verehren, nur die bereits markierten Wege zu gehen oder nur die schon geöffneten Türen zu öffnen, ist eine Versuchung aller Zeiten und heimtückischer als wir denken. (...) Deswegen fragen wir uns: Was heißt es, treu zu bleiben? Sicher ist es die Fähigkeit, an die Kraft des Feuers zu glauben, besonders dann wenn es machtlos und zu schwach für den Sieg zu sein scheint... Die Asche ist ein Bild für resignierte und konformistische Unbeweglichkeit. Der Geist hingegen, der auf uns herabkommt, ist Dynamik, Aufruf zum Aufbruch, eine konkrete Offenbarung der Liebe, die Gott für die Verlassenen und Ausgegrenzten bereithält. Der Geist kommt auf uns herab, um uns zu helfen, mutig in die Zukunft zu blicken" ([36]).

P. Manuel Augusto Lopes Ferreira, mccj

 

[1] Daniel Comboni, Schriften 6085, 6337, 6956, 7225.

[2] Annalen des Guten Hirten 27. Januar 1882.

[3] Die Situation in den anderen Provinzen ist folgende. Polen: die 7 polnischen Comboni-Missionare haben ein Durchschnittsalter von 41,85 Jahren. Portugal: 45, mit einem Durchschnittsalter von 68,6 Jahren, die sich wie folgt verteilen: 8 unter 50 Jahre, 6 zwischen 50 und 59, 10 zwischen 60 und 69, 11 zwischen 70 und 79 Jahre, 8 zwischen 80 und 89, 2 über 90 Jahre. Deutschsprachige Provinz (Deutschland, Österreich, Südtirol): 45 Mitbrüder mit einem Durchschnittsalter von 74,75 Jahren, wie folgt verteilt: 20 über 80, 14 zwischen 70 und 80, 6 zwischen 60 und 70, 3 zwischen 50 und 60, 2 unter 50. London Provinz: 22 Mitbrüder mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren; die 12 Missionare aus anderen Provinzen haben ein Durchschnittsalter von 65 Jahren, während die 10 radikalen Mitbrüder ein Durchschnittsalter von 75 Jahren haben. Spanien: 43 Mitbrüder, mit einem Durchschnittsalter von 66,67 Jahren, wie folgt verteilt: 5 über 80; 17 zwischen 70 und 79; 10 zwischen 60 und 69; 7 zwischen 50 und 59; 4 unter 50 Jahren. Was die italienische Provinz betrifft, sei daran erinnert, dass zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Textes 511 Comboni-Missionare in der Provinz lebten, von denen 241 in anderen Provinzen arbeiten, ein niedrigeres Durchschnittsalter haben (79 sind zwischen 50 und 70) und sind zum Zeitpunkt der Rotation ein Hoffnungsstern für die Provinz.

[4] Die Ausdrücke "solid modernity" und "liquid modernity" stammen von Zigmunt Baumann (1925-2017).

[5] Frère Enzo Biemmi, L’Evangelizzazione alla prova della secolarizzazione, Roma, Vortrag vom 19. Oktober 2020.

[6] Johannes Paul II., Predigt in Mogila, 9. Juni 1979.

[7] Gegründet von Benedikt XVI. am 21. September 2010.

[8] Von Papst Franziskus am 1. Januar 2017 ins Leben gerufen, um verschiedene bereits bestehende päpstliche Räte und Ämter zu vereinigen.

[9] Nigrizia, Dossier Cantiere Casa Comune, Oktober 2020, S. 41-55.

[10] Giovanni Zavatta, Casa Comune, il cantiere dei comboniani per una nuova missione, in Osservatore Roma, 28. Oktober 2020. Und Website Comboni.org, nach dem 29.10. 2020. Nigrizia, S. 43 und 46.

[11] Eine Dreierreihe von Dokumenten gibt dieser Vision des Papstes Substanz: Evangelii Gaudium, 24. November 2013; Laudato Si', 24. Mai 2015; Fratelli Tutti, 3. Oktober 2020.

[12] Zur Vertiefung "was nicht ist und was ist", so Franziskus, siehe: Botschaft des Papstes an die Päpstlichen Missionsgesellschaften, 21. Mai 2020; Ohne ihn können wir nichts tun, wir können heute Missionare in der Welt sein. Text eines Interviews mit dem Journalisten Gianni Valente, veröffentlicht als Band von Libreria Editrice Vaticana und Editrice San Paolo, Roma 2019.

[13] Massimo Franco, L'Enigma Bergoglio, la parabola di un papato, Solferino, Mailand 2020.

[14] Fratel Enzo Biemmi, La Missione alla prova di due sfide: la secolarizzazione e la pandemia, Rom 19. Oktober 2020.

[15] Manuel João Pereira Correia, corrispondenza particolare, Castel D'Azzano 2020.

[16] Papst Franziskus, Fratelli tutti, Nr. 226, Rom 2020.

[17] Siehe, zum Beispiel, Manuale di Storia della Chiesa, Band 4, Epoca Contemporanea, SS 63. Daniele Comboni e la Rigenerazione dell’Africa, von Fidel González Fernández, Roma, 2003.

[18] Papst Franziskus, Evangelii Gaudium, 20-24.

[19] Christoph Theobald, Il Vangelo della nuova fratellanza, Interview von Lorenzo Fazzini, Avvenire vom 27. April 2016.

[20] Das Werk der Glaubensverbreitung wurde von einer Frau gegründet: Paulina Jericot (1799-1862). Daniel Comboni gründete eine Schwesternkongregation, die Frommen Mütter von Nigrizia (1872), und brachte Missionarinnen nach Zentralafrika.

[21] Avery Dules, Modelli di Chiesa, Seiten 50-51, Edizioni Messagero, Padova, 2005. Die ursprüngliche Ausgabe Models of the Church stammt aus dem Jahr 1974.

[22] Avery Dules, Modelli di Chiesa, Seiten 73 und 89.

[23] Herausgegeben von Fernando Zolli und Daniele Moschetti, Noi siamo missione: Testimoni di ministerialità sociale nella Famiglia Comboniana, Kommission Ministerialità der Comboni-Familie, Rom, Juni 2020.

[24] In den letzten Jahren haben die Comboni-Missionare das Generalarchiv und das Studium Combonianum neu organisiert, um ihre Erneuerung am Missionswerk des Gründers und an der Geschichte des Instituts anzuregen.

[25] Fidel González, Die Generalkapitel der Kongregation der Comboni-Missionare, Rom 1998, SS. 425.

[26] Associazione Comboniana Servizio Migranti e Profughi, gegründet 1964 von P. Renato Bresciani. Das Generalkapitel 1969, an dem P. Renato teilnahm, beschließt, sich für die Migranten einzusetzen. Das Jahr 1969 ist das offizielle Gründungsdatum von ACSE.

[27] Comunità itercongregazionale di Modica, organisiert von der italienischen Ordenskonferenz in Zusammenarbeit mit Caritas, in der Diözese Noto, Sizilien, als Antwort auf die Notlage der Migranten. Die Idee, geboren nach der CIMI-Konferenz 2013 in Trevi, nahm am 17. März 2016 Gestalt an, mit einer Gemeinschaft bestehend aus einem Weißen Väter, einem Consolata-Missionar und einem Saveriano-Missionar.

[28] J.J.V. da Cruz, Tra Fedeltà e Alienazione: il Carisma Comboniano nella Storia. In Archivio Comboniano 46, 2008, S. 111 und folgende.

[29] David Glenday, Dialogando con San Daniele in tempo di crisi, Roma, 7. Oktober 2020.

[30] Antonio Maria Sicari, Gli Antichi Carismi nella Chiesa. Per una Nuova collocazione, Jaca Book, Mailand 2002, S. 7.

[31] Manuel João Pereira Correia, Corrispondenza particolare, Castel D'Azzano, 2020.

[32] Enzo Biemmi, Una nuova spiritualità: rabdomanti e mistagoghi, Roma, Oktober 2020. Der Begriff Wünschelrutengänger-Kirche (als eine Gemeinschaft, die in der Lage ist, den geistlichen Durst der Zeit abzufangen und eine Antwort zu geben) wurde kürzlich von Christoph Theobald in der Broschüre Fraternità geprägt, Edizioni Qqajon, der Bose Gemeinschaft, im Jahr 2016.

[33] Vorangegangen war ein Sondierungssymposium im Juli 2006. Die Symposien von Limone begannen 2007 vom 9. bis 12. Juli. Gert sammelte die Erfahrungen der Symposien in den Quaderni di Limone. Besonders interessant für das Thema, mit dem wir uns beschäftigen, sind: Nr. 1, Comboni und Europa, Juli 2007; Nr. 5, La Missione Comboniana nelle Chiese d’Europa, quale struttura di governo? und Nr. 6, La Missione Comboniana in Europa, Quali ministeri?

[34] Charles André Bernard, La Spiritualità del Cuore di Cristo, Edizioni San Paolo, Mailand 2015, S. 134.

[35] Jesaja 42,3 und Matthäus 12,20.

[36] Kardinal José Tolentino de Mendonça, Predigt zum Gedenken an den Heiligen Daniele Comboni, Rom, 10. Oktober 2020.