Donnerstag, 9. April 2020
Die Corona-Krise trifft uns alle ziemlich unvorbereitet und manche Menschen besonders hart und lebensbedrohend. Als Comboni-Gemeinschaft sind wir natürlich zunächst auch sehr in Sorge um unsere durch Alter und Krankheit geschwächten Mitschwestern und Mitbrüder in Italien, in Spanien und Portugal, in England und in den Hausgemeinschaften des Deutschsprachigen Raumes.

Viele von ihnen haben als Missionarinnen und Missionare in ihrem Einsatz in Afrika und Lateinamerika mit den Menschen, die ihnen anvertraut waren, oft schwere Zeiten durchlebt und nicht selten dem Tod ins Auge geschaut. Einige haben als Ärzte und Krankenschwestern gegen Tropenkrankheiten und Kindersterblichkeit gekämpft und oft ihre eigene Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Unser Gründer Daniel Comboni ist selbst, wie viele andere Missionare und Missionarinnen vor ihm und nach ihm, all zu früh ein Opfer der Malaria geworden. Er war bereit, sein Leben für seine Brüder und Schwestern einzusetzen und hinzugeben.

Am 15. März, an seinem Geburtstag, haben sich die Generalleitungen der Comboni-Gemeinschaften in einer Botschaft des Glaubens und der Solidarität an die gesamte Comboni-Familie und an alle Menschen gewandt, denen wir uns im Geiste unseres Gründers in dieser lebensbedrohenden Situation tief verbunden wissen. Wir sehen unsere Mission gegenwärtig darin, „zunächst einmal das Leben der Menschen, mit denen wir leben, zu teilen“. Wenn wir in einigen Teilen der Welt aufgrund der gegenseitigen Gefährdung keine liturgischen Feiern durchführen und nicht mit Menschen beten können, so können wir wenigstens füreinander beten und „unser Leben im persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet vertiefen, indem wir Gott suchen, der aus der Tiefe zu uns spricht.“

Der Corona-Virus breitet sich weltweit rasant aus, und wir sind in tiefer Sorge um unsere Mitschwestern und Mitbrüder und um die Millionen von Menschen, unter denen wir in unseren Einsatzgebieten in Afrika, Amerika und Asien tätig sind in Ländern, die vielfach kaum auf eine medizinische Bewältigung dieser Pandemie vorbereitet sind. „Aus diesem Grund sind wir“, so heißt es wörtlich in der Botschaft unserer Generalleitungen, „als Comboni-Familie heute mehr denn je dazu berufen, vereint zu leben, füreinander zu beten und genau zu beobachten, was auf der ganzen Welt geschieht, weil es Teil unseres Charismas ist. Angesichts der Ohnmacht, denjenigen, die es in diesem Moment am dringendsten brauchen, nicht helfen zu können, erinnern wir uns an die Worte des heiligen Daniel Comboni: Die Allmacht des Gebetes ist unsere Stärke.“

Ja, gerade in dieser Situation weltweiter Bedrohung erweist es sich als wahr, dass wir nicht nur eine multikulturelle Missions- und Aktionsgemeinschaft sind, sondern auch eine im tiefsten Glaubenssinn verbundene Hoffnungs-, Solidaritäts- und Gebetsgemeinschaft. Zu dieser Vereinigung gehören mit uns Comboni-Missionaren und Comboni-Missionsschwestern unsere weltweit wirkenden Comboni Laienmissionare, unsere MAZler, unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und die große Zahl unserer Freunde und Förderinnen und Förderer, die durch das „Werk des Erlösers“ und durch die Solidaritätsaktionen unserer Missionsprokura ein weltumspannendes Netzwerk bilden, das Menschen tatkräftig und unbürokratisch in ganz verschiedenen Notsituationen auffangen und zu Hilfe kommen möchte.

Hier im deutschsprachigen Raum, in Deutschland, Österreich und Südtirol sind wir zurzeit durch die notwendigen Einschränkungen unserer Bewegungsfreiheit zum größten Teil daran gehindert, den Menschen durch unsere seelsorgliche Präsenz direkt nahe zu sein. Aber wir feiern zuhause Gottesdienst, wie beten füreinander und für alle, die Gottes Beistand in diesen Tagen und Wochen besonders brauchen. Viele aus unserem Wohltäter- und Freundeskreis befinden sich ja selbst in vorgerücktem Alter und gehören, wenn sie dazu auch noch an einer Krankheit zu leiden haben, zu den so genannten „Risikogruppen“. Ihre Ängste und Sorgen um sich selbst und ihre eigenen Angehörigen möchten wir unserem Heiland und Erlöser besonders ans Herz legen.

Es ist ganz und gar nichts dagegen einzuwenden, wenn wir all den Vielen, die gegenwärtig im öffentlichen Leben, in den Krankenhäusern und Altersheimen, als Ärzte, Pflegekräfte, Krankenschwestern und bei der Polizei in fast pausenlosem Einsatz stehen und oft ihre eigene Gesundheit gefährden, unseren Dank und unsere Anerkennung aussprechen und ihnen jeden Tag unseren Applaus spenden. Doch es wäre auch ein großer Dienst an ihnen allen, wenn wir danach auch die Hände zum Gebet falten …

Als Missionare bewahren wir uns – bei aller Gefährdung in unserer unmittelbaren Umwelt – aber auch jetzt den Blick für die zahlreichen anderen Notsituationen in der Welt von heute, in den Kriegs- und Krisengebieten, in den Flüchtlingslagern und menschlichen Tragödien, die sich – von den Medien zurzeit nicht mehr beachtet – vielerorts abspielen … Das alles geht uns nach wie vor zu Herzen und wir legen es Gott ans Herz … Das ist und bleibt unsere Mission.
P. Franz Weber
[Comboni-Missionare]