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Asteriskus (*)
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Datum
1101
An Kard. Giovanni Simeoni
0
Khartum
12. 08. 1881

N. 1101 (1055) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C., v, 9, ff. 151-152

 Nr. 12

Khartum, 12. August 1881

Durchlauchter Kirchenfürst,

[6927]

 Obwohl ich krank bin, verlasse ich für einen Augenblick das Bett, um Ihnen mitzuteilen, dass ich in Khartum angekommen bin. Sie werden für das neue Propaganda Museum in Rom zwei schöne Elefantenzähne erhalten, die zusammen 222 (zweihundertzweiundzwanzig) ägyptische Rotoli wiegen, das sind über 97 Kilogramm oder Kilos oder Kilò. Auf meiner Reise von Kordofan nach Khartum musste ich in einem Wald eine ganze Nacht unter einem plötzlich auftretenden, starken Regen ausharren, der unsere Vorräte an Brot verdorben und alle Kleidungsstücke in einer gut verschlossenen Kiste ruiniert hat.


[6928]

Die zwei Zähne kommen vom Kannibalenstamm der Gnàm Gnàm, der von der Provinz Bahar-el-Ghazal abhängig ist und der Regierung von Khartum untersteht. Ich hoffe, dass sich Eure Eminenz über dieses kleine Geschenk freut. Es ist die Antwort auf die Einladung, die Eure Eminenz an alle Apostolischen Vikare verschickt hat, an deren Datum ich mich nicht mehr erinnere. Obwohl es in El Obeid sehr stark geregnet hat, müssen wir für unsere katholischen Niederlassungen noch täglich um drei bis vier Skudi Wasser kaufen.

            Ich küsse Ihren Heiligen Purpur und verbleibe in tiefer Ehrfurcht.

Ihr gehorsamer, demütiger und ergebener Sohn

+ Daniele Comboni, Bischof und Apostolischer Vikar.


1102
An P. Giuseppe Sembianti
0
Khartum
13. 08. 1881

     N. 1102; (1056) – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI

ACR, A, c. 15/130

  Nr. 31

   Khartum, 13 August 1881

   Mein lieber Pater,

[6929]

Ich verlasse jetzt das Bett, um Ihnen mitzuteilen, dass ich mit D. Fraccaro und D. Vincenzo in Khartum angekommen bin. Eine ganze Nacht haben wir unter strömenden Regen zugebracht, der nicht nur unsere Gesundheit angegriffen, sondern auch alle unsere Kleider, das Brot, die Vorräte und viele bischöfliche Gewänder beschädigt hat. Wir lagen fünf Stunden lang im Regen auf meiner Matratze. Roversi, ein Protestant von P. Cavassi, der mit uns reiste, holte sich ein starkes Fieber. Wir blieben davon mit Hilfe von Eukalyptus verschont und weil wir uns am Morgen abgetrocknet haben. Am Fluss hatte uns der gute Rauf Pascha ein Dampfschiff bereitgestellt, das uns an einem Tag nach Khartum brachte. Aber ich spüre noch die Nachwirkungen. Hier fand ich einige Ihrer Briefe, die Nummern 31, 33, 34 (Nr. 32 war nicht dabei, vielleicht ist er nach Kordofan weitergeleitet worden). Diese Briefe haben meine Qualen verdoppelt.


[6930]

Ich bin mit dem von P. Vignola gutgeheißenen Plan von Meister Bonato für die Arbeiten am Mädcheninstitut voll einverstanden (das Geld dazu werden Sie erhalten), auch wenn der Kostenvoranschlag von 3000 Lire überschritten werden sollte. Mein lieber hl. Josef wird seinen Teil dazu beitragen.

Ich habe vom Rückzug der Schwestern von Sestri erfahren und einen wütenden Brief von Tagliaferro erhalten. Er schreibt darin, dass jener Konvent immer (sic) das Kloster der Schwestern von Monsignore Comboni sein wird. Behandeln Sie ihn in Ihren Briefen mit der Sanftmut des hl. Franz von Sales und vermeiden Sie jede Härte und anderes: Charitas Christi urget nos.


[6931]

Ich habe auch von der einschüchternden Forderung an Virginia gehört (die mir seit Monaten nicht mehr schreibt), ob sie bereit sei immer und ihr ganzes Leben in Verona zu verbringen (es war nicht der richtige Augenblick und ich sehe nicht ein warum, denn ich bin zu sehr betrübt, aber ich habe meinen Jesus, den Vater der Betrübten und Verteidiger der Unschuld und der Gerechtigkeit). Sie wird deswegen notgedrungen weggehen. Gott, auf den Virginia als aufrechte Christin immer vertraut hat, wird sich ihrer annehmen. Nun tröstet mich der Gedanke, dass Sie sich jetzt, befreit von der Last von Sestri und Virginia, in aller Ruhe dem Wohl der beiden Hauptinstitute des Heiligen Werkes widmen können. Gott wird sich um das Übrige kümmern. Ich kann Ihnen, mein lieber Pater, sagen, dass Sie in diesen Angelegenheiten auf meine Ansicht und mein Urteil ebenso wenig Rücksicht nahmen, wie Seine Eminenz (da ich Sie beide sehr liebe und lieben werde bis zum Tod). Und bis jetzt sehe ich keinen handfesten Anlass, den ich Ihnen dafür gegeben hätte, meine Ansichten derart zu missachten.


[6932]

Aber ich bin nicht beleidigt; denn wer so ausdauernd für Gott und seine Ehre arbeitet, wie ich es immer getan habe, muss stets auf alle Prüfungen und Kreuze und auf das teure und unvermeidliche „Für-nichts-geachtet-werden“ vorbereitet sein (und ich bin es seit vielen Jahren). Aber Gott ist für alle da, obwohl in der Welt nur wenige von der wahren Liebe bewegt werden. Ich sage nicht, dass Sie es an dieser hätten fehlen lassen. Denn ich halte dafür, dass es eine gute und heilige Absicht dabei gab. Aber auch ich schwöre vor Gott, dass ich allein für ihn und seine Ehre in der Angelegenheit von Virginia und Sestri gearbeitet habe. Der Herr weiß es. Im Fall Sestri sind Ihre Gründe offensichtlich, berechtigt und überzeugend, dass ich mich darüber sehr freue. Wir sind heute nicht in der Lage, dort eine Schule zu führen. Besonders einverstanden bin ich damit, dass Sie Caldara zurückgezogen haben, die bei uns eingetreten ist, um Missionarin zu werden und nicht, um in Europa zu unterrichten. Dann hätte sie gleich dort bleiben können, wo sie vorher war. Wenn Tagliaferro den Religionsunterricht und den geistlichen Beistand (was wertvoller als der Unterricht ist) unserer Schwestern geschätzt hätte wie der Erzpriester und der Bischof, hätte er sich vorläufig damit zufrieden gegeben: aber homo quaerit quae sunt mundi et non Dei. Sie sagten also zu Seiner Eminenz, dass es nutzlos sei, drei Schwestern in Sestri nur mit Beten zu beschäftigen (!!!), erwähnten aber den Religionsunterricht nicht, der an arme Mädchen erteilt wurde. Sie haben also gut daran getan, alle zurückzuziehen. Jetzt wird sich herausstellen, was seine wahren Absichten waren: der Gewinn oder das Wohl von Nigritia.


[6933]

Wenn er, wie Sie sagen, Geld fordert, usw. und er nicht seine so gerühmte Schenkung klar zu Papier bringt, dann ist klar, dass er uns betrogen hat. Haben Sie keine Angst weder vor dem Gericht noch vor anderem. Alle wissen, dass er eine Schenkung versprochen hat. Das geht aus seinen Schriften und dem berühmten Brief hervor, der in Ihrem Besitz ist. Andere Dokumente sind wertlos. Ich werde sie kaum finden können, da ich zudem krank bin, und mich so viele Sorgen um mein Vikariat und um die Sammelaktionen in Europa belasten. Niemand unterstützt jenen Mann, der sich besonders ärgerte, weil Sie abreisten, ohne sich von ihm zu verabschieden, wie er mir schrieb. Wir arbeiten ja für Gott. Legen wir also alles in seine Hände, er wird uns beistehen. Unser Werk ist auf dem Glauben aufgebaut. Diese Sprache verstehen nur wenige, auch viele gute Menschen dieser Erde nicht. Die Heiligen aber haben sie verstanden. Nur diese sollen wir nachahmen.


[6934]

Der österreichische Konsul von Khartum hat sich überrascht gezeigt, dass Domenico Polinari zurückkommen soll, der ihn so sehr belästigt hatte, obwohl der Konsul in anderen Dingen gegen D. Luigi ist wegen der Härte seines Charakters, usw. Andererseits will ihn auch der Obere von Khartum, D. Bouchard, nicht haben. Er hat seine Gründe dafür, z. B. hat er den Garten ruiniert, liefert keine Gartenprodukte in der Küche ab, hat die christlichen Arbeiter entlassen und dafür Muslime angestellt, er macht Ausgaben, vergrößert den Garten, usw. Auch unsere Schwestern hier, besonders Sr. Grigolini von Kordofan, sind der Meinung, dass er nicht kommen soll, umso mehr nicht, weil nach seiner Abreise der Garten besser dasteht. So habe ich ein Telegramm an Giulianelli nach Kairo geschickt und ihm angeordnet, Domenico für Gartenarbeiten dort zurückzubehalten. Er soll den Platz vor den Häusern zwischen der Mauer und der Straße mit Erde auffüllen. Er soll ihm aber nicht sagen, dass wir ihn jetzt im Sudan nicht haben wollen. Aber warum hat mir der Konsul nicht früher seine Gründe mitgeteilt, die er jetzt anführt? Er bat mich nur, Domenico heimgehen zu lassen, da er müde sei. Alles wird sich mit dem Telegramm erledigen, das ich bereits abgeschickt und heute Morgen vom Bett aus diktiert habe. Mehr als Ihr Brief und jener des Kardinals (der keinen anderen Zweck hatte als ad salutem, denn so wurde er informiert) hat mich jedoch der sehr schöne Brief von meinem Vater betrübt, der aber ein Postscriptum hatte. Hier ist der genaue, wörtliche Text.

            „… Ich küsse den heiligen Ring und verbleibe

Dein teurer Vater Luigi Comboni


[6935]

P.S. Heute Abend erreichte mich ein Brief vom Oberen mit der Mitteilung, dass Virginia  wollte, dass ich (P. Sembianti) sie zum Kardinal begleite, er fragte sie, „ob sie immer im Kloster von Verona bleiben würde“. (Wenn Virginia für die Mission eine Plage ist, wie mir Seine Eminenz geschrieben hat, warum sie dann immer in Verona festhalten? Ist Gott nicht auch für Virginia da?) Ah! Lasst uns aufrichtig auf Gott vertrauen, denn die göttliche Wahrheit hat ja ausgerufen: Wer auf Gott vertraut, braucht sich nicht zu fürchten. Der Gerechte lebt aus dem Glauben. Die so verachtete Virginia hat mehr Gottvertrauen als ich und viele Geistliche. „Sie antwortete ihm mit einem Nein und ich wette meinen Kopf, dass sie beabsichtigt, zu Dir nach Afrika zu gehen“ (zu mir auf keinen Fall, seit vier oder fünfe Monaten hat sie mir nicht mehr geschrieben. Zudem mag ich keine Heimlichkeiten).


[6936]

Mein Vater stützt sich auf Verdächtigungen und Lügen des törichten Giacomo, den die göttliche Vorsehung auf dem Totenbett wegen der Lügen, die er meinem Vater über mich und Virginia erzählt hat, zur Rechenschaft ziehen wird, und den Hass von Virginias arabischem Bruder und Kusinen, besonders des Cousins, verantworten muss, der schockiert war. Er hätte wegen Giacomo eher ein Muslim als ein Katholik werden sollen. Er musste in Rom bei der Heiligen Kongregation des heiligen Offiziums Zuflucht nehmen, um katholisch werden zu können. Die Laien sollen auf ihrem Platz bleiben, denn sie haben keine Ahnung von Leitungsaufgaben und von Angelegenheiten des Geistes. Ich möchte nicht in der Haut von Giacomo stecken. Eine einzige Seele hat den Wert von Christi Blut. Giacomo hat auch keine Ahnung vom anderen Grund, warum ich zum Wohl des Instituts die Araber habe kommen lassen. Er hätte, im Gegenteil, Nächstenliebe walten lassen sollen, um ihre Seelen zu gewinnen, anstatt sie mit dem heimtückischen Grieff gleichsam bis zum Tode zu verfolgen.


[6937]

Der Teufel hat sie in Versuchung geführt (und mein Vater hat ihr in seiner Dummheit geraten zu heiraten. Msgr. Salzano schrieb über Curci, dass man früher die Jugendlichen bremsen musste, jetzt aber die Alten: mein armer Vater, der von der ersten Täuschung von Giacomo (dieser zeigt sich mir gegenüber sehr undankbar, obwohl ich ihm das Leben gerettet habe und ihn auf meine Spesen in seine Heimat zurückbringen ließ, hat er nie mit mir darüber gesprochen, jedoch mir zweimal geschrieben, dass ihn Virginia während der Reise beeindruckt hatte). „Der Teufel hatte sie so lange versucht, bis es ihm gelungen war, den Ruf des Bischofs von Zentralafrika zu untergraben“ (sic). In diesem Fall hat nicht Virginia meinen Ruf geschädigt, sondern ich schädige meinem Ruf selbst, indem ich mich von ihr an der Nase herumführen lasse (sic).

   „Ich sehe ein, dass ich mit einer Herzenswunde sterben muss, Gott segne Dich!

Luigi Comboni“.


[6938]

Das ist mein überaus tiefer Schmerz. Man mag über mich schimpfen, mich beim Papst verklagen. Meine längere Abwesenheit von Afrika wird der Mission schaden, um mich vor dem Stellvertreter Christi zu rechtfertigen, der unser aller Vater ist, der als wahrer Vertreter Gottes nur das tut, was richtig und gerecht ist. Aber einen alten, vorbildlichen Mann belästigen und traurig stimmen, der mir nicht nur das materielle, sondern mehr noch das geistliche Leben geschenkt hat, das geht zu weit. Giacomo wird vor dem ewigen Richter Rechenschaft ablegen, der jenen, die seine Lieblinge, einen Priester, einen Bischof, eine  geweihte Jungfrau anrühren, wie unvollkommen sie auch immer sein mögen, nie verzeihen wird. Es geschehe Gottes Wille! Alles ist von Gott vorgesehen, der das Stöhnen der Betrübten wahrnimmt und die Unschuld schützt. Stirbt mein Vater an dieser Herzenswunde, die auf einer Verleumdung, einer Verdächtigung, einer Lüge beruht oder, besser gesagt, von Giacomo und Grieff in Umlauf gesetzt worden sind, wird ihm im Himmel eine zusätzliche Krone aufgesetzt werden, wo wir uns beide, so hoffe ich, treffen werden.


[6939]

Ich bitte Sie um Verzeihung, mein lieber P. Sembianti, dass ich Ihnen diese und viele andere Unannehmlichkeiten bereite. Aber vor wem sonst kann ich mein Herz ausschütten, wenn nicht vor Ihnen, der Sie Ihre ganze Kraft einsetzen, um mir in meinem heiligen Werk, das Gott gehört, ernsthaft und wirksam zu helfen?


[6940]

Den anbetungswürdigen Wunden Jesu und Ihrer Nächstenliebe empfehle ich meinen Vater Luigi Comboni, der es nicht verdient, seine Tage im Schmerz zu beenden wegen eines Sohnes (alles beruht auf Unwahrheiten), der für ihn immer eine Quelle geistlichen Trostes gewesen ist und sein muss.

 Im Herzen Jesu verbleibe ich Ihr in Liebe verbundener

+ Daniele Comboni


[6941]

Der österreichische Konsul teilt mir gerade mit, dass im Sudan eine Rebellion ausgebrochen ist. Dahinter steht ein angeblicher Prophet, der behauptet, von Gott gesandt zu sein, um den Sudan von den Türken und vom christlichen Einfluss zu befreien. Seit Jahren zieht er für sich Steuern ein und hat sehr viele Anhänger aus den Reihen der ehemaligen Sklavenhändler, die sich nicht mehr bereichern können (es sind neun Zehntel der Einheimischen) und der Steuerzahler. Ich, andere Missionare, die Provinzoberin und Virginia haben diesen Propheten mit eigenen Augen gesehen, als wir mit dem Dampfschiff jenseits von Tura el Khadra ins Gebiet von Cavala vorgedrungen waren. Dort sahen wir ihn nackt auf einem Pferd. Er soll angeblich mit nackten Frauen in Höhlen wohnen, usw. Danach kehrten wir gemeinsam auf einem Dampfer nach Tura el Khadra zurück und verließen dort mit Virginia, Sr. Germana, D. Vincenzo Marzano und den Missionaren das Schiff, usw. und machten uns auf den Weg nach Kordofan.


[6942]

Vorgestern schickte Rauf Pascha ein Dampfschiff mit 200 Soldaten und einer Kanone auf den Weg, um ihn gefangen zu nehmen, wurden aber alle (wie der Konsul sagt) niedergemetzelt. Jetzt will Rauf Pascha selbst mit einem Kontingent Soldaten aufbrechen. Wir wollen abwarten. Hier im Haus weiß man noch nichts davon, aber bald werden es alle erfahren. Nur ich wurde darüber informiert. Mut! Wir werden also früher in den Himmel einziehen. Es lebe Jesus!

+Daniele Comboni


[6943]

Schicken Sie den Belgier weg! Es ist besser, wenn er geht. Guter P. Norman! Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass ich in Bezug auf Vollkommenheit, Feinfühligkeit, Selbstlosigkeit und Eifer für Gott und seine Ehre die Spiritualität von Bertoni mehr schätze als jene der Jesuiten? Ich bin für die Jesuiten ungemein begeistert, aber werde nie dem zustimmen, was man mit dem Belgier in Bezug auf uns getan hat. Die Markgräfin Anguisola von Piacenza hat mir geschrieben, dass sie Msgr. Scalabrini 2000 Lire für mich übergeben hatte, um sie für die Mission nach Verona zu schicken. Die restlichen 240 Lire sind eine persönliche Spende von meinem lieben Freund, dem Bischof von Piacenza. Nachdem Sie 2.239,80 Lire erhalten haben, werden die 20 Cents als Porto für das Dankesschreiben an den Bischof von Piacenza ausgegeben worden sein, denn Seine Eminenz nimmt alle sehr genau. 


1103
An Don Francesco Giulianelli
0
Khartum
16. 08. 1881

N. 1103; (1057) – AN DON FRANCESCO GIULIANELLI

ACR, A, c. 15/30

Khartum, 16. August 1881

Mein lieber D. Francesco,

[6944]

Vor kurzem habe ich Euch telegraphiert, Domenico Polinari in Kairo zurückzuhalten; er soll dort bleiben bis ich mich melde. Insgeheim sage ich Euch, dass ihn im Sudan kein Oberer mag, weil er sehr eigensinnig ist. Er will bei seiner Arbeit von niemandem abhängig sein und zerstört vieles, ohne dass es dem Haus einen Nutzen bringt. Auch der österreichische Konsul will nichts von ihm wissen, genauso wenig wie die Schwestern, die das Gemüse auswärts kaufen müssen, wenn er da ist, während es im Garten verdirbt. Jetzt, nach seiner Abreise, steht es besser mit dem Garten. Stellt ihn an, bei unseren Häusern einen Garten anzulegen (er ist nämlich ein tüchtiger Arbeiter) und im Haus zu arbeiten, die Löcher außerhalb der Umzäunung aufzufüllen usw.


[6945]

Ich gebe Euch den Auftrag, Domenico Donizzoni nach Hause zu schicken, denn das, was Ihr schreibt, muss wirklich wahr sein. Auch ich habe ihn als einen wilden, tugend- und geistlosen Querulanten kennengelernt. Besorgt ihm über die Societá Rubattino eine Fahrkarte 3. Klasse von Alexandria nach Genua (zum halben Preis, wie ihn der Rubattino immer gewährt hat). Eine Fahrkarte 3. Klasse von Genua nach Verona kostet ungefähr 22 Franken. Gebt ihm dann noch eine Fahrkarte 3. Klasse von Kairo nach Alexandria und ca. 30 oder auch 40 Franken für die Verpflegung dazu. Sollte er sich weigern zu gehen, dann setzt ihn vor die Tür. Ich will ihn nicht mehr, weder im Sudan noch in Ägypten noch in Verona.


[6946]

Mit Giuseppe bin ich äußerst zufrieden; er ist gerade sehr gelegen gekommen für viele Arbeiten. Alle haben ihn gern.

Den Wechsel von 20.000 Piastern habe ich erst vorgestern eingelöst. Im Geheimen sage ich Euch, dass ich wegen des Geldes übervorteilt werde, weil man in Kordofan von mir auch nach den Regenfällen jeden Tag 30 Franken fordert, um Wasser zu kaufen. Ich habe viele Auslagen. Betet also zum Hl. Herzen Jesu, dass es mir Geld schicken möge. Denn ohne Geld kann man keine Seelen retten.


[6947]

In einigen Tagen wird D. Vincenzo Marzano abreisen, da er sich von der vielen Arbeit erholen muss. Bei unserem Freund, dem Herrn Marquet, haben wir außer den 111 Guinea keine Schulden. Schickt mir mit der ersten Fracht Battista, den ich für den Garten von Khartum bestimmt habe. Erklärt mir, warum er ins Hl. Land gereist ist und Ihr ihm dazu die Erlaubnis gegeben habt, ohne mich um Rat zu fragen.


[6948]

Ich bin übermüdet und krank und habe keine Zeit zum Schreiben. Ich segne Faustina und Euch alle. Wie geht es den Schwestern gesundheitlich?

Gebt die beigelegte Karte meiner Kusine Sr. Faustina.

Euer in Liebe verbundener + Daniele, Bischof und Apostolischer Vikar.


1104
An Den Kanonikus Cristoforo Milone
0
Khartum
16. 08. 1881

N. 1104; (1058) – AN KANONIKUS CRISTOFORO  MILONE

„La Libertà Cattolica“ XV (1881), n. 211

Khartum, 16. August 1881

 Mein lieber Freund

Direktor von “Libertà Cattolica“,

[6949]

Die Nr. 151 der lobenswerten Libertà Cattolica bringt wieder einen Bericht mit der Beschreibung der neuen Kirche von El-Obeid, der Hauptstadt von Kordofan, welche Unserer Frau vom Heiligen Herzen geweiht ist, erbaut von unserem lieben D. Vincenzo Marzano. Ich lese, dass Ihr in Eurer großen Barmherzigkeit darin an die sprichwörtliche Nächstenliebe der Neapolitaner appelliert und sie anregt, bei den Ausgaben zu sparen und ihren Obolus an den Rektor der afrikanischen Institute in Verona für die Fertigstellung besagter Kirche und für unsere schwierige Mission von Zentralafrika zu schicken und nicht an das Büro der Libertà Cattolica in Neapel.


[6950]

Ich ersuche Euch, die großzügigen Spender für die Missionen von Zentralafrika zu bitten, ihren Obolus nicht nach Verona, sondern an Euch zu schicken, an das Büro der Libertà Cattolica; zum einen wegen des grenzenlosen Vertrauens, das ich Euch, Eurer Zeitung und Eurer Großherzigkeit aufgrund jahrelanger Erfahrung entgegenbringe, zum anderen, weil einige Wohltäter das Geld und ihre Spenden lieber ins nahe Neapel an Euch schicken, den sie gut kennen, als in das entfernte Verona. Schließlich fallen auch höhere Spesen an, wenn man den Obolus nach Verona schickt und somit bleibt weniger Geld für Afrika. Mein Rektor muss nämlich jedem Spender einen Dankesbrief schreiben und 20 Centesimi für die Briefmarke bezahlen. Hingegen fallen keine Ausgaben an, wenn Ihr das Geld bekommt, weil Ihr jedem Spender antwortet, indem Ihr seinen Namen und die Spende in Eurer angesehenen Zeitschrift veröffentlicht.


[6951]

Ich bin Euch unendlich dankbar dafür, dass Ihr meine Mission, die zu den bedürftigsten und wichtigsten auf der ganzen Welt zählt, so großherzig unterstützt. In Kordofan, das ich erst vor wenigen Tagen verlassen habe, soll ich ungeachtet der großen Regenfälle 30 bis 50 Lire pro Tag für den Kauf von schmutzigem, schlammigem Wasser bezahlen, damit diese zwei wichtigen Niederlassungen erhalten werden können.


[6952]

Schließlich ist da die neue Kirche von El-Obeid (sie ist die größte Stadt von ganz Zentral- und Äquatorialafrika, größer als Khartum, die Hauptstadt der ägyptischen Besitzungen im Sudan; sie hat auch mehr Einwohner als El-Fasher, die Hauptstadt von Darfur; sie ist größer als Kuka, Hauptstadt und großer Sklavenmarkt im Reich Tombuctù; also die größte und am dichtesten besiedelte Stadt von ganz Zentral- und Äquatorialafrika). Es ist eine würdige Kirche für El-Obeid.


[6953]

 Ich bitte Euch, den verehrten Mons. Salzano, Erzbischof von Edessa, darüber zu benachrichtigen, dass ich beschlossen habe, D. Vincenzo gleich zu seinem alten Vater gehen zu lassen, nachdem dieser mich wiederholt gebeten hatte, vor seinem Tod noch einmal seinen einzigen Sohn umarmen zu dürfen. D. Vincenzo hat es auch nötig, sich zu erholen, da er viel für die Mission gearbeitet hat. Daher habe ich D. Vincenzo Marzano von Kordofan mitgenommen. Auf der Reise haben wir zusammen strömenden Regen abgekriegt, doch kamen wir in Khartum gut an. Er wird in einigen Tagen von hier nach Berber und zum Roten Meer aufbrechen. So Gott will, werdet Ihr ihn noch im September in Eurem Büro in Neapel zu sehen bekommen.

Ich erneuere meine Gebete und meinen aufrichtigen Dank. Ich umarme Euch in den Heiligsten Herzen von Jesus und Maria und

verbleibe Ihr in Liebe verbundener Freund

+ Daniele Comboni, Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika


1105
An Den Kanonikus Cristoforo Milone
0
Khartum
17. 08. 1881

N. 1105; (1059) – AN DEN KANONIKUS CRISTOFORO MILONE

Cristoforo Milone, „Mons. Comboni – L’Ab. Girolamo Milone“

Napoli 1883, p. 35

Khartum, 17. August 1881

Mein lieber Freund,

[6954]

Ich habe bemerkt, dass Ihr der eifrigste Förderer der Interessen meines schwierigen Unterfangens gewesen seid und Ihr in Euren Artikeln nicht nur Euer großes Herz und die wärmsten Gefühle, sondern auch lebhafte Begeisterung zum Ausdruck gebracht habt.

Dies möge dazu beitragen, unsere ehrliche, herzliche alte Freundschaft weiter zu stärken und zu festigen, von der man sagen kann, dass sie im Sommer 1863 im ersten Gasthaus von Saluzzo begonnen hat, wo ich zwei Tage in Gesellschaft Eures Bruders Girolamo verbracht habe, den ich als schwung- und kraftvollen Schriftsteller liebe und bewundere. Er war dort zum Zwangsaufenthalt verurteilt worden, wenige Monate vor seiner Befreiung, die ich durch die famose Rosina von Vittorio Emanuele erwirkt habe und mit der er dann eine morganatische Ehe eingegangen ist. 

+ Daniele Comboni.


1106
An Kard. Giovanni Simeoni
0
Khartum
18. 08. 1881

N. 1106; (1060) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C., v. 9, f 75v

Khartum, 18. August 1881

Kurze Notiz.

1107
An Don Francesco Giulianelli
0
Khartum
20. 08. 1881

N. 1107; (1061) – AN DON FRANCESCO GIULIANELLI

 

ACR, A, c: 26/24 n. 6

 

Khartum, 20. August 1881

 

Kurze Notiz

1108
An Kard. Giovanni Simeoni
0
Khartum
23. 08. 1881

N. 1108; (1026) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI

AP SC Afr. C., v. 9 ff. 153-155

Khartum, 23. August 1881

Nr. 13

Durchlauchter Kirchenfürst,

[6955]

Gestern habe ich Ihren verehrten Brief Nr. 4 vom 3. Juni erhalten, in welchem Sie mir den Auftrag erteilen, an Herrn Genoud ein paar Erinnerungsstücke von seinem Sohn D. Policarpo zu schicken, welcher 1878 in Khartum verstorben ist. Ich wiederhole das, was ich Ihnen aus Kordofan geschrieben habe. Einige Gegenstände aus dem Besitz des Verstorbenen habe ich schon abgeschickt, darunter zwei Uhren und Medaillen von militärischem Wert. Bei der erstbesten Gelegenheit werde ich ihm auch Musikartikel aus dem Besitz seines Sohnes, die ich vor einigen Tagen gefunden habe, zusenden. Doch der betreffende Herr, der sehr lästig sein kann, sollte daran denken, dass eine Fahrt von Zentralafrika nach Europa keine Spazierfahrt ist, und die Personen, denen man die Gegenstände übergeben hat, ihren Geschäften nachkommen müssen. Manchmal versprechen sie, etwas schnell zu erledigen, dann halten sie es nicht ein oder lassen sich Zeit. Wenn nicht alles sofort bei ihm ankommt, ist es nicht meine Schuld.


[6956]

Dank des barmherzigen Gottes geht es mit meinem Vikariat und dessen Werken im Geist Jesu weiter. Man kann viel Gutes tun trotz enormer Schwierigkeiten und Kreuze, die von denen kommen, die mir helfen sollten. Doch mit den Werken Gottes war es immer so. Auf Gott vertrauend, gehe ich meinen Weg weiter, glücklich, für Jesus und Zentralafrika zu sterben.


[6957]

Vor drei Tagen ist das Dampfschiff vom Äquatorial Nil angekommen. Es brachte wichtige Mitteilungen vom Generalgouverneur Emin Bey über die ägyptischen Besitzungen in den am Äquator liegenden Provinzen. Dieser hat drei für ihn eingeschriebene Briefe an mich zurückgeschickt, welche für die Missionare in Uganda bestimmt waren, d.h. für den Oberen Livinhac und die Patres Barbot und Simèon Lourdel. Die Briefe werde ich heute über Sansibar an ihren Bestimmungsort schicken, weil die Verbindungen zwischen dem Albert See und dem Viktoria See wegen des Krieges unterbrochen sind, welcher zwischen dem König von Unyoro und dem König von Uganda ausgebrochen ist. Hier folgt eine kurze Zusammenfassung.


[6958]

Nachdem der König von Unioro, Kabarèga, einen Onkel des ugandischen Königs M’tesa umbringen ließ, hat dieser jenem den Krieg erklärt. M’tesa möchte Kabarèga ermorden und sich dann dessen Reich aneignen.

Kabarèga, der weniger Streitmächte als M’tesa aufweisen kann, hat furchtbare Angst vor seinem Feind. Deshalb wollte er sich schleunigst mit einem mächtigen Häuptling aus einem benachbarten Gebiet verbünden, der Rionga heißt: dessen Territorium sich von Magungo am Albert See bis zur ägyptischen Festung Foveira erstreckt, die zwischen den beiden Seen liegt. Er hatte Erfolg; Rionga wurde sein Verbündeter. Da Kabarèga außerdem die nahen Ägypter fürchtete, schrieb er an Emin Bey (der sonderbarerweise ein sehr enger Freund sowohl von Kabarèga als auch von M’tesa ist) und bat diesen, beim König M’tesa zu intervenieren, dass dieser Frieden schließe.


[6959]

Nun schreibt Emin Bey, dass er in den ersten Augusttagen von Ladò (bei Gondòkoro) nach Unioro aufbrechen wird. Nach Gesprächen mit Kabarèga, dem König von Unioro, und mit Rionga wird er schauen, was er tun kann.   

Ich verbeuge mich in großer Ehrfurcht zum Kuss des Heiligen Purpurs.

Ihr demütiger, gehorsamer und ergebener Sohn

+ Daniele Comboni, Bischof u. Apostolischer Vikar


1109
An P. Giuseppe Sembianti
0
Khartum
27. 08. 1881

N. 1109; (1063 – AN P. GIUSEPPE SEMBIANTI

ACR, A, c. 15/131

Nr. 32

Khartum, 27. August 1881

Mein lieber Pater,

[6960]

Ich war sehr unpässlich, da ich (seit meiner Rückkehr nach Khartum) nicht mehr schlafen kann, nicht eine Stunde von 48. Auch mein künftiger Sekretär D. Francesco Pimazzoni ist schwer krank; seit einem Monat fällt ihm das Atmen schwer, er hat Fieber, kann nicht schlafen usw. Ich mache mir Sorgen um ihn: doch ich vertraue auf das Hl. Herz Jesu und auf die Pflege, die wir ihm zukommen lassen. Er hat eine schwere Lungenerkrankung. Beten Sie für ihn. Ich setze meine Hoffnung auf Jesus.


[6961]

Vorgestern trafen bei mir drei Briefe gleichzeitig von Ihnen ein, d. h. jener aus Sestri (auf der Post schrieben sie Südafrika, gestempelt in Aden im untersten Teil Arabiens im Indischen Ozean und dann nach Ägypten zurückgeschickt), und die Nr. 35 und 36 vom 24. und 30. Juli. Jetzt habe ich die Angelegenheit von Sestri und die ganze Geschichte über den Rückzug der Schwestern aus Sestri verstanden. Mein Gott! Welch ein Betrüger! Sie haben gut daran getan, die Schwestern abzuberufen; damit haben Sie unserem Institut einen großen Gefallen erwiesen. An Ihrer Stelle hätte ich genauso gehandelt. Ich freue mich sehr darüber: 1. weil eine sehr ungute Unannehmlichkeit von Ihnen genommen ist, der es noch nicht gewohnt ist, große Kreuze aus Liebe zu Jesus zu tragen: non pervenitur ad magna premia nisi per magnos labores; 2. weil es auch Sr. Costanza wieder besser geht und sie somit für Afrika sicher ist; 3. weil es gut für das ganze Werk ist. Wenn Gott von uns für Sestri etwas will, wird er uns sichere Wege erschließen, die seiner göttlichen Majestät am besten entsprechen.


[6962]

Ich danke Ihnen von Herzen für den großen Einsatz, für die schweren Leiden, die Sie ertragen mussten und für den guten Ausgang des Rückzugs: et Deus erit tibi merces magna nimis. Ich habe an D. Angelo geschrieben, dass er mich getäuscht hat, bei allen viel an Glaubwürdigkeit verloren hat und mein Rektor nichts anderes tun konnte, als alles rückgängig zu machen, um die Interessen Afrikas zu wahren, da ich in Sestri auf dem Trockenen gesessen bin.


[6963]

Es tut mir leid, dass Sie wegen der Sache von Sestri und wegen anderer lästigen Angelegenheiten soviel Kummer hatten. Ich danke Ihnen von Herzen für alles. Sie können sicher sein, dass Ihr Name ins Buch des Lebens eingetragen worden ist und Sie sich viele Verdienste für die Ewigkeit erworben haben. In der Sache um Virginia und alles, was diese betrifft, bin ich hingegen ganz anderer Meinung als Sie und Seine Eminenz, auch was Ihre Vorgangsweise anbelangt. Doch eines möchte ich ein für alle Mal klarstellen: dass nämlich P. Sembianti auch in der Angelegenheit um Virginia (wie in allen Belangen Afrikas) wie ein Heiliger gehandelt hat, er hat sich beraten, er hat sich den Kopf zerbrochen, alle Wege geprüft usw., kurz gesagt, er hat gewissenhaft gehandelt mit dem Ziel, Gott die Ehre zu geben.


[6964]

Dasselbe sage ich über Seine Eminenz. Doch gleichzeitig bestätige ich Ihnen voller Überzeugung, dass auch ich, was Virginia betrifft, ohne Schatten von Leidenschaft gehandelt habe und nur zur Ehre Gottes, aus Liebe zum Nächsten und zum Wohl des Werkes. Und wenn Sie und Seine Eminenz sagen, dass ich aus Leidenschaft handle, antworte ich Ihnen beiden: wenn Sie mir Unrecht getan haben (ich wiederhole meine Überzeugung, dass Sie für ein heiliges Ziel und mit gutem Gewissen gehandelt haben), dann deshalb, weil Sie meinen Behauptungen und meinem Urteil hinsichtlich Virginia keine Bedeutung beigemessen, sondern lieber den Bauern und anderen weniger kompetenten Leuten geglaubt haben. Ich beklage mich überhaupt nicht darüber, da Christus humiliavit semetipsum usque ad mortem. Somit bin ich froh, Staub zu lecken und jede Demütigung aus Liebe zu Gott und zu Afrika hinzunehmen.


[6965]

Der Kardinal hätte mich anhören sollen, bevor er die Entscheidung traf, Virginia nach zwanzig Jahren im Kloster auf ein Landhaus zu verbannen. Er hat sich nicht einmal herabgelassen, mich darüber in Kenntnis zu setzen. Er hätte mir (immer laut meiner bescheidenen Meinung) schreiben und mich um Rat fragen sollen, bevor er so ein nebulöses Urteil über Virginia aussprach: dass sie für die Mission eine Plage sei, dass sie mich mit Hintergedanken veranlasst habe, in der unglücklichen Sache von Sestri aktiv zu werden, dass sie eine launische und verwirrte Frau sei ohne jede Berufung zum Ordensleben und dass sie unbeständig sei (in ihrer Tugendhaftigkeit ist sie standfester als eine Säule). Als sie dann wegging (aus welchen Gründen auch immer), hat man das Te Deum gesungen. Seine Eminenz hätte vor der Berichterstattung nach Rom meine Version anhören sollen. Das ist meine bescheidene Meinung. Ich bin davon überzeugt, dass er in guter Absicht und nach bestem Gewissen gehandelt hat


[6966]

In Ihrem Brief Nr. 36 vom 30. Juli teilen Sie mir nun mit (ich wusste nichts davon, doch ich konnte mir vorstellen, dass es so enden würde), dass der verehrte Kardinal Simeoni Sie angehalten hat, Virginia zu sagen, Er sei gegen ihre Fahrt nach Afrika und Sie (P. Sembianti) dafür sorgen sollen, dass die Anweisung des verehrten Kardinalspräfekten für die Glaubensverbreitung pünktlich ausgeführt wird. So können sowohl Sie als auch die verehrte Eminenz von Canossa und ich beruhigt sein und die Propaganda handeln lassen. Seien Sie sicher, dass der verehrte Simeoni mir schreiben wird, um meine Version zu hören, die man mit größerem Bemühen und größerem Einsatz als in Verona abwägen und überprüfen wird.


[6967]

In Rom arbeitet man im Licht des Hl. Geistes: in Rom schätzt man die Urteile des Bauern über Land und Ackerbau, den Schuster fragt man um Rat bei Schuhen und Stiefeln, den Priester in priesterlichen Angelegenheiten, den Bischof in Dingen, die Priester und Bischöfe betreffen. In Rom wird man das Gewicht meiner Argumente in die Waagschale der Gerechtigkeit legen, in die andere das Gewicht der Argumente von Seiner Eminenz und von Ihnen. Und wenn Rom gesprochen hat, werde ich, Sie und Seine Eminenz das Haupt beugen und mit Ehrfurcht das für uns günstige oder ungünstige Urteil annehmen müssen, das man sich über unsere Arbeit gemacht hat. Und obwohl wir alle drei davon überzeugt sind, gut gehandelt zu haben, wie es unsere Pflicht war, werde ich der erste sein, der sagt, dass ich ein Esel bin, dass ich schlecht gehandelt habe, dass ich im Unrecht bin, wenn Rom das so sagt. Ich bin mir sicher, dass Sie das gleiche tun werden und dies wird uns in Zukunft als Richtlinie dienen.


[6968]

Ich bin sehr zufrieden: ich habe Fegefeuer Qualen durchgemacht aus Sorge, Virginia würde durch die Schuld anderer oder durch meine Schuld verlorengehen. Nun, da sich Rom auf Initiative Seiner Eminenz darum kümmert, bin ich gelassener denn je und vertraue darauf, dass die Unschuld, die Gerechtigkeit und die Wahrheit siegen werden, von welcher Seite auch immer. Ich erwarte einen Brief vom verehrten Simeoni, der mir sicher bezüglich dieser Sache schreiben wird; ich werde ihm antworten. Ich weiß nicht, was Seine Eminenz nach Rom berichtet hat, noch versuche ich, es zu erfahren. Ich werde mich nach meinem Gewissen richten und nach dem, was mir mein Oberer, der verehrte Kardinalspräfekt, mitteilen wird. Ich beginne nun wirklich aufzuatmen, weil ich sicher bin, dass die Angelegenheit um Virginia und ihre düstere Zukunft die Wendung nehmen wird, die dem Willen Gottes entspricht und ihr und ihrer Berufung zum Wohl gereicht. Ich hätte Ihnen auf vieles zu antworten. Die Jesuiten haben mir gegenüber eine größere Dummheit begangen als jene von Neefs; ich werde für die Mutter sorgen usw. Ich bitte leiten Sie meine Briefe an Virginia weiter. Vale!

+ Daniele, Bischof


1110
An Don Francesco Giulianelli
0
Khartum
27. 08. 1881

N. 1110; (1064) – AN DON FRANCESCO GIULIANELLI

ACR, A, c. 15/31J.M.J.

Karthum, 27. August 1881

                                                                    Mein lieber D. Francesco,

[6969]

Ich habe Euch zuerst telegraphiert, Domenico in Kairo zu behalten. Doch da Ihr mir telegraphiert habt, dass er in Kairo nicht bleiben will, habe ich Euch geschrieben, dass ich ihn für Kordofan bestimmen möchte, da ich Battista für Khartum vorgesehen habe.  

Ich habe 300 ägyptische Lire erhalten. Schickt mir nun bis auf meine neuerliche Anordnung hin kein Geld mehr. Helft stattdessen dem Rektor von Verona, wenn er es nötig hat.


[6970]

Sagt Faustina, dass wir sie noch für einige Zeit als Lückenbüßerin brauchen; doch werde ich es nicht verabsäumen, Euch eine Oberin zu schicken. Beauftragt sie inzwischen, mich über den Gesundheitszustand jeder einzelnen Schwester zu informieren, ob sie nun Novizin oder Postulantin ist. Im kommenden Frühjahr wird eine meiner Oberinnen aus dem Sudan in Kairo eintreffen, um über die Zulassung der Postulantin und der Novizin zum Noviziat und zu den Gelübden zu befinden, vorausgesetzt, dass ihr Gott die Gesundheit schenkt. Sie wird dann für einige Zeit nach Verona gehen, um dort der Mutter zu helfen, die Entlastung braucht, damit sie sich erholen kann. Betet fest zum Herzen Jesus nach meiner Meinung zum Wohle Afrikas usw.

Ich grüße P. Pietro, P. Germano und die Brüder, die Jesuiten, usw. und den Delegaten für die Kopten. Ich segne Euch im Hl. Herzen Jesu.

Euer in Liebe verbundener

+ Daniele, Bischof und Apostolischer Vikar.