Bruno Frank, am Matany Hospital in Uganda: „Für einen Handwerker ist das hier das reinste Paradies“

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Montag, 16. Mai 2022
Bruno Frank ist Verantwortlicher für den Bauhof am Matany Hospital. Bei seiner Arbeit trifft er auf ganz andere Herausforderungen, als er aus Deutschland gewöhnt war. „Meine Aufgabe ist es, zusammen mit den Teamleitern der verschiedenen Gewerke die Arbeiten zu planen, organisieren, erforderliches Material zu bestellen und zu überwachen. Körperliche Arbeiten muss ich – verletzungsbedingt – nicht machen. Die Umstellung vom aktiven Handwerker zum Theoretiker war nicht einfach“, sagt Bruno.

Wir verbinden die Wunde, Gott heilt sie!
Das Eingangstor zur Klinik (Matany-Krankenhaus) in Uganda.

Fahrzeuge Instandhalten – ganz ohne TÜV
Aber ich bin wieder dabei, und nicht mehr übrig wie in Deutschland! Zuhause in Deutschland war ich mit 55 Jahren zu „alt“ und als Hand-werksmeister „überqualifiziert“!

Diese Aufgabe ist sehr umfangreich, abwechslungsreich und hoch interessant. Hier werden Sachen wieder repariert, was in Deutschland unvorstellbar ist. Fehlt ein bestimmtes Werkzeug, wird es selber hergestellt. So wird es auch bei einfachen Ersatzteilen gemacht, die nicht Sicherheitsrelevant sind. Ich würde sagen, für einen Handwerker/Tüftler ist das hier das reinste Paradies. Da gibt es jeden Tag Herausforderungen.

Man muss dennoch vorsichtig sein, wenn Fahrzeuge kamen und den Reifendruck zu korrigieren, da kamen kleine TOYOTA Busse (Ver-gleich VW-Bus) mit glatten Reifen, fehlenden Radmuttern und mit 20 Personen inkl. Kinder. Diese Kundschaft wurde nicht bedient und weggeschickt.

Im Großen und Ganzen habe ich es mir schon so „ähnlich“ vorgestellt, aber das Improvisieren und nach einer Lösung zu suchen / daran herum zu tüfteln, wo es aussichtslos erscheint, hatten wir fast immer eine Lösung gefunden. Dies haben wir in Deutschland irgendwie verlernt.

Für rüstige Rentner, die noch mobil sind, wäre das bestimmt eine interessante Sache, hier mal 1 – 2 Monate mitzuarbeiten und unsere Arbeiter zu schulen. Aber auch für jünger Menschen die noch im Berufsleben stehen. Dies nur als kleine Anmerkung.

Matany-Krankenhaus in Uganda. Ein „Wartezimmer“ im Freien.

Unterwegs mit dem Rettungsdienst
Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist der Ambulance-Service (Rettungsdienst). Das war für mich auch „Neuland“. Da geht es oft runter von der Hauptstraße in den Busch raus. Solche schlechten, verschlammten, löcherigen Straßen habe ich vorher nur von Bildern gekannt. Da kommen die Landcruiser und der UNIMOG sehr oft an die Grenzen. Wenn dann noch eine Schwangere Frau auf der Trage liegt, durchgeschüttelt wird und vor Schmerzen schreit da war ich nicht nur einmal geschockt. Das ging/geht in Mark und Bein!

Noch eine Info: Es gibt im Matany-Krankenhaus die folgenden Krankenwagen: 5 TOYOTA Landcruiser, 1 VW-Bus mit Allradausstattung und einen UNIMOG Allrad, der eingesetzt wird, wenn es kein Durch-kommen mehr für die Landcruiser gibt.

Unsere Patienten holen wir an so genannten Health Centers ab, nicht an den Privathäusern! Im Moment fahren wir 16 dieser Zentren an. Das nächste Health Center (Lokopo) ist ca. 12 km entfernt – bei Trockenheit. Bei Regen müssen wir einen Umweg fahren, dann sind es ca. 20 km. Aber auch diese Ausweichstrecke ist sehr rutschig und verschlammt.

Das am weitesten entfernte Health Center ist in Apeitolim. In der Trockenzeit sind es 80 km bis dorthin, bei Regen mit Umweg knapp über 100 km. Auch bei Nacht! Da dauert die Anfahrt schon mal bis zu 2 Stunden! Von den sechzehn Gesundheitszentren ist das Health Center in Poron auch in der Trockenzeit nur schwer zu erreichen. Bei Regen oder kurz danach brauchen wir den UNIMOG. Da wird auch dem extrem Geländegängigen UNIMOG seine Grenzen aufgezeigt.

Vier weitere Health Centers können wir überhaupt nicht anfahren, auch nicht mit dem UNIMOG und das ist bereits bei Trockenheit so. Von der Regenzeit wollen wir erst gar nicht reden. Da werden dann Patienten zum nächsten erreichbaren Ort für uns, oder zum nächst gelegene Health Center gebracht, das wir anfahren können.

Patienten der Geburtshilfe und der Kinderstation werden kostenfrei transportiert. Alle anderen müssen einen Pauschalbetrag bezahlen zwischen € 5,- und € 12,50. Die Fahrer sind normalerweise alleine unterwegs. Nur bei Nachtfahrten fährt immer einer der Wachmänner mit. Bei Fahrten zur Geburts-hilfe ist immer eine Hebamme dabei. Da kommt es schon mal vor, dass der Fahrer bei der Rückfahrt anhalten muss, um der Hebamme bei der Entbindung behilflich zu sein!

Opfer von Verkehrsunfällen und Gewaltdelikten
Bei Verkehrsunfällen fahren wir die Unfallstelle direkt an. Seit 2020 ist die komplette Hauptstraße von Soroti bis Moroto komplett geteert. Dazu auch die Seitenstraße, die von der Hauptstraße bis Matany Ortsende führt. Br. Günther Nährich, Comboni Missionar, hat lange vorher schon gesagt, „Wenn die Straße nach Matany mal geteert ist, wird auf die Chirurgie viel Arbeit zukommen“. Er sollte Recht behalten! Auf der kurzen Zubringerstrecke vom Highway nach Matany hat es in ersten sieben Monaten acht (8) tödliche Unfälle gegeben!

Wir haben ohnehin schon viele Patienten durch Gewalteinwirkung, Schussverletzungen (Kugeln, Pfeile und Speerspitzen) und jetzt noch vermehrt Verkehrsopfer. Die sehen zum Teil furchtbar aus. Das Schlimmste sind die Motorradunfälle. Die Fahrzeuge sind technisch unter aller Sau, die Fahrer/Beifahrer (bis zu 5 Personen/Kinder) ohne Helm, dann der raue Asphalt. Ich glaube, mehr muss ich nicht dazu sagen. Auch in einem solchen Fall ist der Fahrer des Krankenwagens alleine (!) unterwegs, ohne Notarzt oder Pflegekraft. Dieses möchte ich gerne ändern, zumal ich es als positiv von zu Hause kenne.
Bruno Frank