Sonntag, 19. November 2023
Am 20. November wird der erste Jahrestag der Seligsprechung von Pater Ambrosoli gefeiert, die am 20. November 2022 in Kalongo stattgefunden hat. Ein nicht unbedeutender Jahrestag, wenn man bedenkt, dass der selige Giuseppe Ambrosoli die vorweggenommene Verkörperung dessen gewesen ist, was man als einen Sprung nach vorne bezeichnen kann, was den einheitlichen Inhalt der Evangelisierung betrifft, d.h. ihre konstitutive Dimension (ratio constitutiva) (Verkündigung Christi und ganzheitliche Befreiung) und die Art von Mission (zwei Realitäten, die, selbst in ihrem Unterschied, einander nicht ausschließen können).

Denn was für eine Art von Evangelisierung wäre es, wenn sie Christus nicht als absolute Priorität ansähe und gleichzeitig Gerechtigkeit und menschliche Entwicklung zu rein fakultativen Konsequenzen degradierte? Tatsache ist, dass unsere Unterscheidung zwischen den beiden Realitäten oft eine Trennung in der Praxis bedeutet hat.

Pater Giuseppe Ambrosoli im Krankenhaus von Kalongo in Uganda.

Doch die Bischofssynode von 1971 stellt in ihrem Schlussdokument mit dem Titel Gerechtigkeit in der Welt fest, dass „das Eintreten für Gerechtigkeit und die Teilnahme an der Umgestaltung der Welt uns eindeutig als eine konstitutive Dimension (ratio constitutiva) der Verkündigung des Evangeliums erscheinen, d.h. der Sendung der Kirche zur Erlösung des Menschengeschlechts und zur Befreiung von allen unterdrückenden Zuständen“ (Schlussdokument, 6). Und weiter: „Die Sendung, das Evangelium in unserer Zeit zu verkünden, verlangt, dass wir uns für die vollständige Befreiung des Menschen schon in seiner irdischen Existenz einsetzen“ (ebd. 37).

Auch das Apostolische Schreiben Evangelii Nuntiandi (1975) von Paul VI. bekräftigt diesen engen Zusammenhang: „Wie könnte man in der Tat das neue Gebot verkünden, ohne in der Gerechtigkeit und im wahren Frieden das echte Wachstum des Menschen zu fördern? Wir haben es für nützlich erachtet, das selbst hervorzuheben, indem wir daran erinnert haben, dass es unmöglich hinzunehmen ist, ‚dass das Werk der Evangelisierung die äußerst schwierigen und heute so stark erörterten Fragen vernachlässigen kann und darf, die die Gerechtigkeit, die Befreiung, die Entwicklung und den Frieden in der Welt betreffen. Wenn das eintreten würde, so hieße das, die Lehre des Evangeliums von der Liebe zum leidenden und bedürftigen Nächsten vergessen‘“ (EN, 31).

Ambrosoli hat als Priester und Arzt die beiden Wirklichkeiten eng miteinander verbunden, ohne dass er entweder den Arzt oder den Priester opfern musste, sondern er hat es verstanden, die Beziehung der innigen Verbundenheit und gegenseitigen Abhängigkeit zwischen ihnen in die Praxis umzusetzen. Es war das erste Beispiel für eine gelungene Symbiose unter uns. Der Arzt erreichte die Seele des Patienten und der Priester wurde zu einem konkreteren Menschen, der Nähe, Respekt vor dem anderen, den Wunsch nach Veränderung und Verantwortung ausstrahlte.

Indem wir uns kurz mit der Biographie des seligen Ambrosoli beschäftigen, werden wir versuchen, einige qualifizierende Elemente seiner Person und die aktuellen Momente zu erfassen, die ihn zu ausschlaggebenden Entscheidungen zwangen. Wir werden daher auf einige wesentliche Daten achten, die, auch wenn sie spärlich sind, die menschliche und geistliche Qualität seines Zeugnisses hervorheben. Generell ist zu sagen, dass bei Ambrosoli sofort auffällt, dass der Gott, an den er glaubt, nur die Liebe ist, die den Menschen in seinem Menschsein in den Mittelpunkt stellt, seine Leiden lindert und sich um seine Bedürfnisse kümmert und ihm seine volle Würde zurückgibt. Für den seligen Ambrosoli gibt es nur Gott und den bedürftigen Menschen vor ihm. Diese Priorität zeigt, dass er nicht nur aus einer gewissen natürlichen Neigung heraus immer einen Schritt zurücktritt, um dem anderen Raum zu geben. Der Priester-Arzt als Verkünder ist also nicht mehr darauf bedacht, sein Image und seine Arbeit zu schützen. Er wird auch nicht dadurch gestört, dass er sich selbst verteidigen will. Diese konstante menschliche strukturelle Diskretion hat er in den Dienst der göttlichen und er menschlichen Liebe gestellt, was bereits in seiner Jugend erkennbar ist und für sein ganzes Leben gilt.

Biographische Notizen

a) Vom Eintritt in das Institut der Comboni-Missionare bis zur Priesterwehe (1951-1955)

Giuseppe Ambrosoli schloss sich den Comboni-Missionaren nach einer soliden Ausbildungsphase an, die ihn formte und gleichzeitig befähigte, weiter zu wachsen. Ohne zu vergessen, was er erhalten hatte, und ohne Arroganz gegenüber seiner beruflichen Ausbildung, ohne Starrheit und ohne Verschlossenheit, öffnete er sich den Ausbildungsinhalten der Comboni-Missionare, die es ihm ermöglichten, seine menschlichen und geistigen Qualitäten zu verfeinern und seinen Arztberuf mit Kreativität und Autonomie auszuüben.

Als Giuseppe Ambrosoli am 18. Oktober 1951 in das Noviziat in Gozzano eintrat, war er 28 Jahre alt. Er hatte bereits eine Bildungs- und Berufserfahrung hinter sich, die ihn für sein ganzes Leben prägen sollte: zuerst im „Cenacolo“ in Como (1945-1950), dann an der Medizinischen Fakultät der Staatlichen Universität Mailand (1946-1951), d.h. eine geistliche, akademische und kirchliche Erfahrung. Der geistige Horizont, den das „Cenacolo“ vorschlug, war das Heldentum. Mario Mascetti, sein Weggefährte im Cenacolo, schreibt: „Er hat nie den Stecker aus dem Gnadenkreislauf herausgezogen, als hätte er die Gewohnheit entwickelt, jeden Augenblick (heute würden wir sagen: in Echtzeit) die Übereinstimmung seines Handelns mit dem, was Gott gefällt, zu überprüfen“. Eine solche Spiritualität wird jedoch ständig von der Realität herausgefordert. In der Hitze des Wahlkampfes 1948 schrieb Giuseppe: „Es genügt nicht, dass andere mich einen Democristiano nennen; sie müssen Jesu Einfluss in mir spüren, dass es in mir ein übernatürliches Leben gibt, das von Natur aus expansiv ist und ausstrahlt“.

Sogar das Universitätsstudium, mit all dem Einsatz und der Anstrengung, war im Lichte dieser inkarnierten Spiritualität frei von zukünftigen persönlichen und materiellen Vorteilen: „Mit Demut unter den Armen wirken, mich auf ihre Ebene begeben, sie lieben, mich für sie interessieren“. Das ist nicht nur eine klare Option für die Ärmsten, sondern auch eine Option innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft, die sich in der Fähigkeit zur Teamarbeit ausdrückt. In einem Brief an seinen Freund Virginio Somaini, der wie er Mitglied der Katholischen Aktion in der Pfarrei von Cagno (Varese) war, erkannte er eine einheitliche Grundlage: „Wir beide sind berufen, dem Herrn in der Katholischen Aktion Ehre zu erweisen. Wir wollen zusammenarbeiten, indem wir gemeinsam im Gebet und in der Gnade leben, indem wir unsere Talente einsetzen, um diese offensichtliche Vorliebe Gottes fruchtbar zu machen. Wir wollen, lieber Virgilio, in der Katholischen Aktion zusammenarbeiten! Am Sonntagmorgen werde ich mit Freude daran denken, dass ein anderer junger Mann wie ich, mit dem ich in der Liebe zu Christus verbunden bin, die gleiche Arbeit für das gleiche Ideal verrichtet!“

Ambrosoli war im Grunde genommen ein „Diesel“. Am 18. Juli 1949 verteidigt er seine medizinische Doktorarbeit, und anfangs August besucht er die Comboni-Missionare in Rebbio (Como), um sich zu informieren. In der Gewissheit, seinen Beruf als Missionsarzt ausüben zu können, fährt er nach London, um dort bis August 1951 den Kurs für Tropenmedizin zu besuchen. Am 5. September schreibt er an den Generaloberen Pater Todesco, und bittet ihn um Aufnahme in die Kongregartion. Am 18. Oktober ist er bereits im Noviziat von Gozzano.

Die Aussicht auf die Mission half ihm, sich in einem begrenzten Umfeld wie dem des Noviziats und unter 51 jungen Männern zurechtzufinden, von denen die meisten zwischen 17 und 19 Jahre alt waren und nur das begrenzte klerikale Umfeld kannten. Giuseppe, der aus einer gut organisierten Diözese kam und an das laizistische Umfeld der Universität gewöhnt war, wuchs geistig und bewahrte sich seinen scharfen und autonomen Geist, der ganz auf die Mission ausgerichtet war. Innerlichkeit, Mission, Professionalität und Gemeinschaft sind die Säulen. Giuseppe spielt nie den Emporkömmling, den „Außenseiter“, fühlt sich nie - oder tarnt sich nie - als verschieden von den Anderen, der besser vorbereitet und den anderen überlegen ist aufgrund seiner familiären Abstammung oder der in verschiedenen Bereichen erworbenen Erfahrung. Er versteht es, sich trotz der anfänglichen Schwierigkeiten in die Gemeinschaft des Noviziats und dann des Scholastikats (1953) einzubringen. Er studierte Theologie in Venegono, setzte seine ärztliche Tätigkeit im nahe gelegenen Krankenhaus von Tradate fort und auch in der großen Noviatsgemeinschaft. Dr. Aldo Marchesini, der sich 1970 nach Kalongo begab, um sich in der Chirurgie zu üben, vertraute er an, dass ihm der Chirurg Angelo Zanaboni in einem Jahr das Wesentliche beigebracht hatte, fügte aber gleich hinzu: „Aber Gelegenheiten zum Lernen gibt es das ganze Leben lang. Man kann von jedem lernen, auch von nicht-ärztlichem Personal“.

Da er sich mit der Gemeinschaft eng verbunden fühlte – als Bruder unter Brüdern – bat er den eher knauserigen Oberen des Scholastikats, Pater Giuseppe Baj, um die Erlaubnis, eine Heizungsanlage im alten Eisschrank des Schlosses von Venegono zu installieren, mit der Begründung: „Wir müssen uns um die Gesundheit der künftigen Missionare kümmern, auch wenn es in Afrika keine Heizkörper geben wird!“ Dr. Tettamanzi Folliero, der Giuseppe bei seiner Tätigkeit im Krankenhaus von Tradate kennenlernte, erinnert sich, dass er sich vorbildlich um seine Mitbrüder kümmerte, denen er die Aufnahme im Krankenhaus empfohlen hatte, insbesondere um einen afrikanischen Bischof, der ziemlich exzentrisch und maßlos in seinen Forderungen war.

Auf die Einwände seiner Kollegen antwortete Pater Ambrosoli mit einem Lächeln und einem einfachen Satz: „Unser Motto ist die Nächstenliebe“. Unter den vielen Eigenschaften von Pater Ambrosoli, die ihn auf seinen künftigen Missionsdienst vorbereiten und die auch heute noch unverzichtbar sind, stechen einige deutlich hervor: sein Gemeinschaftssinn, sich „im Hintergrund“ zu halten, seine große Bereitschaft, jedem professionelle Dienste anzubieten und immer das Beste zu suchen. Ambrosoli nimmt in der Praxis vorweg, was er später zu Schwester Enrica Galimberti, seiner Assistentin im Krankenhaus von Kalongo, sagen wird: „Versuche, die Dinge vollkommen zu machen. Wenn es dir gelingt, dann mach sie nicht wieder rückgängig, um sie perfekt zu machen: Du würdest sie ruinieren. Begnüge dich damit, sie gut zu machen. Strebe aber immer nach Vollkommenheit“. Ein Konzept, das weder pietistisch, noch moralistisch, noch oberflächlich ist, sondern rein altruistisch: Um das Beste geben zu können, muss man sich ständig vorbereiten.

b) Sein Leben in der Mission - Kalongo (1956-1987)

Der Priester und Arzt Ambrosoli kam im Alter von 33 Jahren in die Mission und verfügte über ein ausgezeichnetes menschliches, geistliches und berufliches Bildungsgut. Er hatte sich bereits im Noviziat und im Scholastikat bewährt, aber erst in der Mission konnte er sich voll entfalten. 31 Jahre lang, immer am selben Ort, vom 19. Februar 1956, als er zum ersten Mal das Krankenhaus von Kalongo betrat, für das er alles gegeben hatte, bis zu dessen tragischer Räumung am 13. Februar 1987.

In Kalongo fand er einen sehr fähigen Mitbruder und eine Schwester: Pater Alfredo Malandra und Schwester Eletta Mantiero. Ihnen ist es zu verdanken, dass sich die Krankenstation bereits zu einem echten Entbindungskrankenhaus entwickelt hatte. Mit der Ankunft eines Arztes erfüllte sich der Traum, eine Hebammenschule aufzubauen. Ambrosoli konnte also auf eine bereits bestehende Struktur zurückgreifen und entwickelte sie personell und betrieblich. Die Hebammenschule St. Mary's wird zum Aushängeschild des gesamten Krankenhauses von Kalongo, auch wenn er dafür sein eigenes Leben aufs Spiel setzte.

Die Anfänge sind alles andere als einfach: Seine erste Aufgabe besteht darin, alle medizinischen Einrichtung in Norduganda (Aber, Padibe, Nyapea, Moyo und Angal) auf den neuesten Stand zu bringen und einen auf Geburtshilfe und Gynäkologie spezialisierten Arzt in England zu suchen, um von der britischen Regierung - die nur in Worten wohlwollend ist - die Genehmigung für die Hebammenschule zu erhalten. Mit vielen Ärzten wurden hoffnungsvolle Kontakte aufgenommen, denen oft bittere Enttäuschungen folgten: mit der polnischen Ärztin Lydia Wlosczyk; mit dem Ärztepaar Remotti vom Cuamm (Collegio Universitario Aspiranti Medici Missionari, heute Ärzte mit Afrika) in Padua; mit der schottischen Ärztin Jane Mac Shane; mit Dr. Pietro Tozzi und Dr. Morelli; mit dem holländischen Arzt Bonnar; mit einem Arzt vom Persischen Golf, Dr. Doyle, usw.).

Auch das Krankenhaus nimmt allmählich Gestalt an und verfügt bald über 200 Betten. In der Zwischenzeit wächst der Ruf von Aiwaka Madit („großer Arzt“) oder Doktor Ladit („großer Arzt“) und verbreitet sich in ganz Uganda und darüber hinaus, bis nach Kenia, Tansania, Zaire, Äthiopien, Sudan und sogar Indien.

Die politischen Ereignisse, die mit der Unabhängigkeit Ugandas im Jahr 1962 eine Zeit des Friedens und der Entwicklung einläuten sollten, versprechen aber keine gute Zukunft. Im Jahr 1963 werden alle Grundschulen verstaatlicht und 1967 zehn Missionare ausgewiesen. Sie werden beschuldigt, Kontakte zu den südsudanesischen Befreiungsbewegungen unterhalten und falsche Nachrichten über die Regierung in Kampala verbreitet zu haben, der sie geheime Absprachen mit der Regierung in Khartum zur Beseitigung der Rebellen vorwerfen. Im Jahr 1972 werden sechs weitere Missionare wegen fehlender Papiere ausgewiesen. Im Juli desselben Jahres wird neuen Missionaren, Ärzten, Krankenschwestern und Lehrern die Einreiseerlaubnis verweigert. Am Ende des Jahres müssen weitere 50 Missionare und Missionarinnen das Land verlassen. im Juni 1975 werden noch einmal 16 Missionare ausgewiesen, die wichtige Ämter bekleideten.

In der Zwischenzeit setzte Ambrosoli trotz der Unsicherheiten den Ausbau des Krankenhauses fort. Ende 1972 begann er mit dem Bau der neuen chirurgischen Abteilung, die die alte ersetzte. Im Mai 1973 konnte er die Arbeiten abschließen. Die chirurgische Abteilung verfügt nun über 67 neue Betten. Gleichzeitig werden weitere Gebäude errichtet: ein großer Raum für praktische Vorführungen, ein geräumiger, 13 Meter langer Lagerraum, eine schöne Mensa für 25 unqualifizierte im Krankenhaus angestellte Frauen, sechs kleine Lagerräume, die zentrale Krankenstation und andere. Auf dem Felsen oberhalb von Kalongo wird außerdem ein großer Wasserspeicher gebaut.

Pater Ambrosoli beginnt sich zu fragen, ob diese Bautätigkeit angesichts der schwierigen Lage im Lande überhaupt vernünftig ist. Jedoch das Tempo etwas zu drosseln, ist für ihn keine Option, weil er nur zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen arbeitet. Er weiß genau wie alle anderen, dass das Krankenhaus in Kalongo die einzige Gesundheitseinrichtung im Umkreis von 70 Kilometern ist. Die Comboni-Schwester Dr. Donata Pacini weist darauf hin, dass diese Expansion zwangsläufig zu einem Übermaß an Arbeit führt. Seine einfache Antwort lautet: „Die Kranken brauchen es“.

Die Statistiken aus dem Jahr 1973 zeigen, wie sehr die Kranken Pater Ambrosoli in Anspruch nahmen: 44.946 ambulante Besuche, 5.488 Einweisungen, 885 Entbindungen, 1.810 vorgeburtliche Besuche, 632 Operationen, 1.128 Röntgenaufnahmen, 37.421 Laboruntersuchungen. Meistens war es Pater Giuseppe selbst, der die Operationen durchführte oder die anderen Ärzte beaufsichtigte, indem er ihnen seine Techniken beibrachte, oder die Neuankömmlinge überwachte, damit alles gut lief.

Die geheime Quelle

Woher nimmt er die Kraft für alle diese Tätigkeiten und den Mut, in so schwierigen Zeiten weiterzumachen? Pater Ambrosoli fehlt es sicherlich nicht an ungewöhnlichen Führungsqualitäten. Die Quelle seiner vielfältigen und unermüdlichen Tätigkeit liegt jedoch ganz woanders. Im April 1973 schrieb er an seine Freunde der Caritas in Bologna: „Es scheint mir, dass dies genau der richtige Zeitpunkt ist, um zu zeigen, dass wir nicht für unsere eigenen Interessen arbeiten. Mir scheint, dass dies für uns nicht der Moment ist, um wirtschaftliche, sondern um geistliche Hilfe zu bitten, damit der liebe Gott das ugandische Christentum retten kann“. Ambrogio Okulu, ein Acholi-Parlamentsabgeordneter, schrieb in einer posthumen Schilderung jener dramatischen Zeiten: „Als er 1956 ankam, erlebte [Pater Ambrosoli] die sechsjährigen politischen Auseinandersetzungen, die Uganda die Unabhängigkeit von den Briten brachten. Danach erlebte er die erste Diktatur von Obote und die Militärdiktatur von Amin. [...] All diese widrigen Umstände veranlassten Dr. Ambrosoli zu noch härterer Arbeit und brachten ihm die Wertschätzung derjenigen ein, die die Missionare hassten. [...] In den Umwälzungen Ugandas zu jener Zeit trat Dr. Ambrosoli religiösen Zeloten, rachsüchtigen Politikern und undisziplinierten Armeeoffizieren gleichermaßen mutig entgegen. Er wich keinen Schritt aus Angst vor ihnen zurück“.

Pater Giuseppe hat nicht nachgegeben und gibt auch weiterhin nicht nach, weil eine Reihe von festen Überzeugungen sein Handeln bestimmt. In einem Brief an Professor Canova vom C.U.A.M.M. zählt er drei auf, die er für grundlegend hält: „Die erste und wichtigste ist der Geist Christi, der ihn antreibt, für die Ausbreitung des Reiches Gottes zu arbeiten; die zweite ist der Opfergeist und die dritte eine gute berufliche Vorbereitung“. Er gibt zu, dass die Chirurgie „auch einen deutlichen psychologischen Einfluss auf die Menschen hat, im Vergleich zur Unwirksamkeit der örtlichen Heiler“. Die Basis, von der alles ausgehen und auf die sich alles beziehen muss, ist jedoch eine Aussage, die er im September 1957, etwas mehr als ein Jahr nach seiner Ankunft in Kalongo, niederschrieb: „Ich muss versuchen, den Meister zu ‚verkörpern‘, als er die Kranken heilte, die zu ihm kamen“. Ein christologischer Glaube, der bereits sein Leben als Universitätsstudent geprägt hatte, bei der Betreuung der Jugend der Katholischen Aktion in Uggiate. Schon damals schrieb er an einen Freund: „Unsere kostbare Zeit, die wir der Katholischen Aktion widmen, hat stets einen übernatürlichen Zweck, und es besteht keine Gefahr, dass sie in unnützen Dingen vergeudet wird, denn diese Arbeit bringt uns immer näher zu Christus!“ Der Polarstern ist also Christus, der in den schwierigsten Momenten gegenwärtig ist, was ihn zu der zentralen Formulierung seines evangelisierenden Handelns führt: „Gott ist Liebe. Es gibt einen Nächsten, der leidet, ich bin sein Diener“. Es ist kein Schlagwort, sondern eine Konkretisierung dessen, was er in seinem „Buch der Seele“ (Tagebuch) geschrieben hat: „Ich muss Dich allein und im Kreuz suchen“; „wir müssen in den Kreis der Dreifaltigkeit eintreten [...] und Jesus auf seinem Weg zum Kreuz ein wenig näherkommen“; „[Ich] will akzeptieren, gestört zu werden“, das heißt, wie Jesus mit anderen, unter anderen und für andere zu leben. Ambrosoli macht von Anfang an klar, dass er nicht beabsichtigt, die vielen Werke um jeden Preis zur Schau zu stellen, ein Orkan zu werden, der ihn am Ende zum Sklaven seiner selbst und seines Rufes macht.

Krankheit (1982) und Evakuierung von Kalongo (1987)

Es ist erstaunlich, wie selbstverständlich es Pater Ambrosoli gelingt, sein geistliches Leben unter dem Banner der Wesentlichkeit und Einfachheit mit seinem chirurgischen Dienst zu verbinden, der immer höhere Anforderungen an Leistung und Kompetenz stellt. In diesem Sinne hat die Begegnung mit der Spiritualität von Charles de Foucauld seinen Weg erleuchtet. So hat sich der Weg, den er als junger Mann eingeschlagen hatte, vertieft und ihn dem historischen Jesus immer nähergebracht, indem er sich dem „Gebet der Hingabe“ und der Annahme des „geliebten Scheiterns“ von de Foucauld geöffnet hat. Im Notizbuch der Exerzitien notierte er: „Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich weiterhin zu bemühen, in der Gegenwart Jesu zu leben, und mich oft zu fragen, was er an meiner Stelle tun würde“. Seinem Freund Piergiorgio Trevisan vertraut er an: „Meine einzige Enttäuschung ist, dass jemand meine Frage, ob ich mich zum Besseren verändert habe, mit nein beantwortet! Auf jeden Fall lebe ich viel glücklicher als früher, auch wenn ich mehr Opfer bringen muss. [...] Ich danke dem Herrn immer, dass es so viel Arbeit gibt, denn dafür sind wir ja da, und durch die medizinische Arbeit können wir die Seelen so vieler kranker Menschen erreichen. In diesen Ländern geht die Seelsorge immer über den Körper. Das hört sich seltsam an, aber so ist es“.

Unantastbare Aussagen, die ihm im Dezember 1982 wieder in den Sinn kamen, als er erkrankte (eine Niere verkümmert und die andere ist stark beeinträchtigt, mit einer auf 30 % reduzierten Funktion), und während der katastrophalen Jahre nach Amin, die die Geschichte Ugandas dramatisch prägen sollten: die Zeit der zweiten Regierung Obotes (vom 17. Dezember 1980 bis zum 27. Juli 1985), das kurze Interregnum von Bazilio Olara Okello (27. Juli 1985) und General Tito Okello (29. Juli 1985 - 26. Januar 1986), gefolgt von ihrer Absetzung, die Einnahme von Kampala durch Yoweri Kaguta Museveni (26. Januar 1986) und die schrittweise „Befreiung“ Ugandas. Die Reste der Okello-Armee fliehen entweder in den Norden oder in den Südsudan. Andere verstecken noch ihre Waffen und bleiben in ihren Häusern, um die Entwicklung der Ereignisse abzuwarten. Nach dem Rückzug und der Niederlage plündern und morden die Besiegten natürlich weiter im Süden. In den nördlichen Regionen wächst der Stammeshass. Nicht einmal die Missionen werden verschont. In der Pfarrchronik von Kitgum heißt es: „Am meisten betrübt uns und das Volk, dass die Räuber zu unserem Stamm gehören: ‚Es sind unsere Kinder‘, bemerken sie untröstlich“. Es herrscht ein Klima großer Verwirrung und Angst, da die Menschen auf die Ankunft von Regierungstruppen warten, die ein Mindestmaß an Ordnung wiederherstellen und Frieden bringen sollen. Die Lage in Kalongo ist ebenfalls dramatisch, so dass Pater Ambrosoli schreibt: „1986 war das schwierigste Jahr meiner dreißigjährigen Tätigkeit in Kalongo“.

Das befürchtete Nachspiel - die Mitteilung über die Evakuierung des Krankenhauses von Kalongo - erfolgte am 30. Januar 1987. Am 7. Februar erhielten wir den Befehl, die Abreise vorzubereiten. Am 13. fahren 16 Lastwagen vor. Es bildet sich ein langer Konvoi: 34 Autos und Lastwagen mit 1.500 Soldaten und Zivilisten. Hinter ihnen stehen die Lagerhäuser in Flammen, Lebensmittel und Medikamente werden zu Asche. Von der gesamten Krankenhausausstattung konnten nur 20 % mitgenommen werden.

Der Generalobere, Pater Francesco Pierli, schrieb einen bewegenden Brief an Pater Ambrosoli. Darin steht unter anderem: „Für uns alle war das Krankenhaus in Kalongo viel mehr als ein einfaches Krankenhaus. Es war das Zeichen dieser leidenschaftlichen Liebe zu den Menschen, dieser Sorge um die Leiden der Menschen, das den schönsten Kern unserer Berufung ausmacht. [...] Ich mache mir Ihre Worte zu Eigen: ‚Das Herz leidet, aber Glaube und Hoffnung mildern alles‘“.

Die erlebte Katastrophe tötet aber die Hoffnung nicht: Dieser Exodus von Menschen - Missionaren, Missionsschwestern, Ärzten, Kranken und Hebammen, die kurz vor ihrer Abschlussprüfung stehen - ist der heroische Akt der Liebe und der Identifikation mit einem Volk und einem Werk. Dies erklärt die Entscheidung von Pater Ambrosoli, sich in Afrika neben seinem Krankenhaus begraben zu lassen. Das erklärt auch, warum er unter Einsatz seines Lebens die Hebammenschule retten wollte, um den Frauen, die sich so lange vorbereitet hatten, die offiziellen Prüfungen zu garantieren. Dies hilft uns zu verstehen, dass die Worte, die er bei seinem Tod in Lira flüsterte, als Schlusspunkt und unmissverständliche Offenbarung dessen zu betrachten sind, was sein ganzes Leben innerlich bewegt und angetrieben hat: „Herr, dein Wille geschehe, und sei es hundertmal...!“ Am Freitag, dem 27. März 1987, verstarb er um 13.50 Uhr im Alter von 64 Jahren an vorderster Linie.

Es ist der Abschluss eines spirituellen Weges, der seinen Höhepunkt erreicht hat, weil er Ambrosolis volle Einheit mit dem liebevollen Plan Gottes offenbart. Man sieht darin ein klares Gespür für die „Stunde Gottes“, im Bewusstsein, dass dort jeder Gedanke, jede Anstrengung, jedes menschliche Projekt seinen rechtmäßigen Platz und seine Lösung findet. Es ist der Augenblick der vollen Vereinigung mit Gott und der klarste Ausdruck der Liebe zu den Brüdern und Schwestern, die nun der Freiheit und Autonomie übergeben werden. Pater Ambrosoli besiegelte im Tod endgültig, was er im Leben immer gewesen war: „ein Mensch unter Menschen“.

Sein ganzes Leben in Uganda war geprägt von dieser doppelten Bewegung des einfühlsamen Glaubens an den Menschen neben ihm und des medizinischen Dienstes, den er voll unentgeltlich leistete. Laut Missionar Ambrosoli kann man keinen professionellen Dienst leisten, der erhebt, heilt und rettet, ohne tiefe Liebe für den Menschen; ebenso wenig kann man echte Empathie zeigen, ohne professionell das Beste von sich selbst zu geben.

In seinem Leben sehen wir den grundlegenden Aspekt der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils verwirklicht: „Die Kirche ist in Christus gewissermaßen das Sakrament, das heißt, das Zeichen und das Werkzeug der innigsten Vereinigung mit Gott und der Einheit des ganzen Menschengeschlechts“ (Lumen gentium, 1). Diese Ekklesiologie ist heute aktueller denn je: Die Kirche erfüllt ihre Sendung in erster Linie nicht durch die Einführung oder die Verbesserung von Strukturen, als vielmehr durch den Vorrang, den sie den menschlichen Beziehungen im konkreten Leben einräumt. Diese Beziehungen wiederum werden der Kirche die richtigen Kontakte zur Welt und zur Gesellschaft aufzeigen und ihr helfen, mutig und kreativ auf die Anforderungen und Veränderungen der heutigen, sich wandelnden Situationen zu reagieren.

Hinweise zur Evangelisierung in der heutigen Zeit

Wir betrachten nun einige Werte, die das Leben von Pater Ambrosoli zu einem missionarischen Zeugnis gemacht haben. Wir finden dabei eine erstaunliche Übereinstimmung mit den Worten von Papst Franziskus in seinem apostolischen Schreiben Evangelii gaudium - Über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute. Im fünften Kapitel zeigt Franziskus eine Reihe von Werten auf, die ebenso viele operative Linien für eine heutige Mission darstellen (EG 250-274). In der Praxis kann man keine Mission betreiben, ohne ein Gemeinschaftsprojekt auszuarbeiten oder in ein solches eingebunden zu sein und ohne eine Reihe von Werten, die der Person und der Gruppe Kohärenz verleihen.

a) „Kirche in Aufbruch“ – Offenheit für die Vielfalt

In Evangelii gaudium betont Franziskus nachdrücklich, dass die Kirche „lernen muss, die anderen in ihrem Anderssein, Andersdenken und in ihrer anderen Art sich auszudrücken, anzunehmen. Von hier aus können wir gemeinsam die Verpflichtung übernehmen, der Gerechtigkeit und dem Frieden zu dienen, was zu einem grundlegenden Maßstab eines jeden Austauschs werden muss.“ (EG 250). Nachdem Franziskus diese Grundhaltung bekräftigt hat, die in der Fähigkeit besteht, aus vorgefertigten Schemata auszusteigen, und in der Dringlichkeit, sich mit einem Geist der Offenheit auszustatten, um „die Größe Gottes“ (EG 259) zu erzählen, ruft er den Heiligen Geist an: „Ich bitte ihn, zu kommen und die Kirche zu erneuern, aufzurütteln, anzutreiben, dass sie kühn aus sich herausgeht, um allen Völkern das Evangelium zu verkünden.“ (EG 261). Dieses „Aus-sich-herausgehen“, das aufmerksame Hinhören auf die Situationen, ist eine Gabe und ein Merkmal, das es ermöglicht, eine Handlung als eine Handlung des Geistes zu erkennen.

Für diese Offenheit des Geistes gegenüber der Vielfalt ist Ambrosoli ein Zeuge par excellence, ein besonders überzeugendes Beispiel.

Während seiner Ausbildung in Deutschland 1944 traf der junge Giuseppe Medizinstudenten, die in der berüchtigten Sozialen Republik von Salò eingesetzt werden sollten. In einer ideologisch feindlichen Umgebung könnte er sich in seine eigene kleine Welt zurückziehen. Stattdessen zeichnet er sich aus durch die rein dienstliche Auffassung seiner ärztlichen Tätigkeit, durch seinen großen Respekt vor den gegenteiligen Meinungen seiner Mitsoldaten, durch die maßvolle Überzeugung, mit der er seinen Glauben lebt, durch seine Fähigkeit, in einem demotivierten und bisweilen gewalttätigen Lebensraum für Gelassenheit und Ermutigung zu sorgen. Sein Kasernenkamerad Camillo Terzaghi schreibt: „Der Soldat Giuseppe Ambrosoli zeigte von Anfang an ein tiefes theologisches Wissen, so dass sich die Kameraden fragten, welchem politischen Glauben er angehöre. Doch selbst in Diskussionen mit den glühendsten Atheisten zeigte er sich versöhnlich, trug seinen eigenen Beitrag zum Wissen bei, ließ sich von Widersprüchen nicht schockieren und trat für die Prinzipien von Liebe und Brüderlichkeit ein. Wegen dieser engelsgleichen Gelassenheit wurde er natürlich respektiert und geachtet, während andere wegen ihrer Unnachgiebigkeit scharf angegriffen und sogar beleidigt wurden.

Dr. Luciano Giornazzi, ebenfalls ein Kriegskamerad von Giuseppe, und von einer politischen Gesinnung, die der Kirche alles andere als wohlgesonnen war, kann nicht umhin, mit Bewunderung die Einheit zwischen Wort und Tat in ihm zu bemerken, die immer über das rein Existenzielle hinausgeht. Giornazzi schreibt: „Hier ist er, während er sich nach dem Verzehr unserer mageren Ration auf sein Strohlager zurückzieht und lautstark einige Gebete rezitiert. Hier ist er, wenn er einige von uns ‚zurechtweist‘, die das Schicksal verfluchen, das uns, ob freiwillig oder unfreiwillig, an diesen verfluchten Ort gebracht hat. Er hat für jeden ein gutes Wort und schafft es schließlich, die Wut, den Schmerz und die Angst zu mindern. Während eines Trainingsmarsches (15 km!) trug er nicht nur seinen, sondern auch meinen Rucksack, als ich wegen plötzlicher Knieschmerzen nicht mehr laufen konnte. Als ich mit hohem Fieber und unfähig, mich zu bewegen, in der ‚Krankenstation‘ (so nannten sie es) lag, brachte er mir zweimal am Tag das Essen, immer mit einem Lächeln im Gesicht und ein paar aufmunternden Worten (und das alles etwa einen Monat lang). Kurzum, in dieser Zeit war Ambrosoli immer für alle da und ging mit gutem Beispiel voran. Er war anders als der Rest von uns. Er hatte einen moralischen und materiellen Vorteil, sicherlich Frucht seiner permanenten Gelassenheit“.

1946, in einer Zeit großer Polarisierung von Ideen und Parteien - also einer Zeit großer Gegensätze und Ausgrenzungen - verließ
Giuseppe, ein überzeugtes und aktives Mitglied der Katholischen Aktion, die rein konfessionellen Abgrenzungen, um eine Plattform für Dialog, Verständigung, Zeugnis für gelebte Werte ohne Proselytismus, aber auch ohne Verstellung zu bilden. Was er ist, lebt er, indem er sich immer weiter der Verständigung und der Zusammenarbeit öffnet. In seinem Notizbuch von 1947 lesen wir: „Das Apostolat in der Familie ist so wichtig, dass ich mich ihm entschlossen widmen und dabei die menschliche Rücksicht überwinden muss. Das Apostolat in der Umwelt: in der Schule, im Krankenhaus. Es genügt nicht, dass die anderen mich einen Christdemokraten nennen; sie müssen den Einfluss Jesu, den ich in mir trage, spüren; sie müssen spüren, dass es in mir ein übernatürliches Leben gibt, das von Natur aus ansteckend ist und ausstrahlt... Ich muss die Armen lieben und keine Angst haben, bei ihnen zu sein. Ich muss mich auf ihre Ebene begeben und ihnen ein gutes Wort sagen. Für mich darf das Apostolat nicht nur in der Umgebung stattfinden, sondern muss auch die niedrigsten sozialen Schichten erreichen, die Armen, ob sie nun Arbeiter oder Studenten sind. Ich muss mit Demut unter den Armen apostolisch tätig sein, mich ihnen gleichstellen, mich auf ihre Ebene begeben, sie lieben, mich für sie interessieren“.

In der Mission entdeckt Ambrosoli die Vielfalt, die ihm hilft, von der Einsicht zur Akzeptanz und zur Veränderung überzugehen. Ambrosoli ist jemand, der zwar das Bestehende annimmt, sich aber nicht damit zufrieden gibt. Als er sich mit zwei starken Persönlichkeiten wie Pater Alfredo Malandra und Schwester Eletta Mantiero, den beiden Säulen der Kalongo-Mission und ihrer Strukturen, konfrontiert sah, muss sein Handlungsspielraum, einem Neuling in afrikanischen Angelegenheiten, sehr begrenzt, wenn nicht gar enttäuschend gewesen sein. Um zu überleben, hätte er sich auf seine weitaus bessere medizinische Ausbildung berufen und damit unüberbrückbare Spannungen hervorrufen können. Stattdessen trägt er dazu bei, das zur vollen Entfaltung zu bringen, was unbewusst der tiefe Wunsch der beiden älteren Missionare war. In Kalongo werden nicht die eigenen Vorstellungen in Frage gestellt, weil man dem Vergleich mit einem Größeren nicht standhalten kann, sondern man wird allmählich verwandelt. So werden Träume Wirklichkeit: Schwester Mantieros bescheidenes Entbindungsheim in der Savanne entwickelt sich zu einem Krankenhaus mit 350 Betten, und eine unterwürfige Frauenwelt wird in einer landesweit bekannten Hebammenschule emanzipiert, die von Pater Malandra großzügig unterstützt wird. Um es absurd auszudrücken: Ambrosoli war ein Elefant, der es verstand, sich durch den „Porzelanladen“ durchzuschlängeln. In der Mission müssen oft große Projekte und Schwächen nebeneinander existieren.

Das „kleine Krankenhaus im Wald“ - wie Ambrosoli es nannte -, das im Laufe der Jahre gewaltig gewachsen war, scheute nicht einmal den Vergleich mit dem Lachor-Krankenhaus in Gulu, dem Krankenhaus der Provinzhauptstadt, und daher zentraler gelegen und von der Regierung subventioniert. Der Jahresbericht der Diözese Gulu aus dem Jahr 1979 erlaubt einen nützlichen Vergleich: In Kalongo arbeiten fünf Ärzte, von denen sich einer ganz den Leprakranken widmet, während es in Lachor sieben Ärzte gibt, von denen einer Ugander ist; es gibt 14 Krankenschwestern in Kalongo und 13 im Krankenhaus von Lachor; es gibt 62 Hebammen in Ausbildung in Kalongo, 63 in Lachor; es gibt 323 Krankenhausbetten in Kalongo, 220 im Lachor; 75 Entbindungsbetten, 34 in Lachor; in Kalongo gab es 113 ambulante Einsätze. In Kalongo gab es 1.012 größere Operationen, im Lachor-Krankenhaus 732; in Kalongo 1.379 Entbindungen, im Lachor-Krankenhaus 701.

Die Hebammenschule war das Aushängeschild, das von Pater Ambrosoli so sehr gewünscht und gefördert wurde. Von 1961 bis 1978 bildete das Krankenhaus 245 eingeschriebene Hebammen aus, davon 65 in den Jahren 1961 bis 1967 und 180 in den Jahren 1968 bis 1978. In Anbetracht der hervorragenden Ergebnisse genehmigte das Gesundheitsministerium 1979 einen neuen Kurs für Hebammen auf höherem Niveau, der jedoch wegen des Krieges erst 1980 beginnen konnte. Dennoch hat die Hebammenschule in den 30 Jahren ihres Bestehens 400 berufstätige Hebammen ausgebildet, von denen 40 den Rang einer staatlich anerkannten Hebamme erreicht haben.

Ambrosoli stellt uns bereits auf dieser ersten Ebene „des kühnen Aufbruchs aus sich selbst“ die Frage, ob wir als Missionare entsprechend geistig offen sind, das Bestehende mit dem Beitrag derer, die vor uns waren und nach uns kommen werden, wachsen zu lassen. Er ermutigt uns herauszufinden, in welchen Bereichen Veränderungen heute am dringendsten sind. Genau das Gegenteil von denen, die nicht weiterdenken, sich selbst verteidigen, sich gegenseitig Schuld zuweisen, nicht mehr sehen und hören wollen und sich nicht mehr hinterfragen. Damit stellt uns Ambrosoli unausweichliche Fragen, die bei unseren Überlegungen und unserem Handeln in der Mission anstehen: Welches sind derzeit unsere bedeutenden Missionserfahrungen? Welches sind unsere Erfahrungen, wenn wir die Geschichte eines Projektes mit seinen Optionen und Titeln verfolgen, die durch periodische Überlegungen und Bilanzen geprüft werden? Die Optionen sind immer noch da, für alle sichtbar.

b.) Weder realitätsfremde Spiritualität noch seelenlose Aktionen

Der zweite Aspekt einer „Evangelisierung nach dem Geist“ besteht darin, sie als totalen Einsatz zu leben und zu empfehlen, wobei Kontemplation und Aktion eng miteinander verbunden sind, d.h. Kontemplation in Aktion und umgekehrt. „Vom Gesichtspunkt der Evangelisierung aus nützen weder mystische Angebote ohne ein starkes soziales und missionarisches Engagement noch soziales oder pastorales Reden und Handeln ohne eine Spiritualität, die das Herz verwandelt“ (EG 262), schreibt Papst Franziskus. Und mit einem Zitat aus Novo millennio ineunte von Johannes Paul II. fügt er hinzu: „Es gilt, die Versuchung einer intimistischen und individualistischen Spiritualität zurückzuweisen, die sich nicht nur mit den Forderungen der Liebe, sondern auch mit der Logik der Inkarnation […] schwer in Einklang bringen ließe“ (ebd.). Beides zu trennen, würde bedeuten, in die Sinnentleerung des Handelns, in den Intimismus und Individualismus zu verfallen.

In der Zeit, in der er seinen Missionsdienst ausübte, trug Ambrosoli zweifellos dazu bei, den ärztlichen Dienst voll in die Praxis der Evangelisierung einzubeziehen, die damals fast ausschließlich als Verkündigung des Wortes und praktische Feier der Sakramente im Hinblick auf die Gründung einer Ortskirche verstanden wurde. Ohne diese grundlegende Option in Frage zu stellen, trug Ambrosoli mit seiner medizinischen Professionalität dazu bei, den Begriff und die Wirklichkeit der Verkündigung zu erweitern. Der Dienst an den Kranken, wie er ihn praktiziert hat, wurde zu einer Form der Verkündigung des Evangeliums, die ebenso edel und notwendig war wie die Predigt. Dies zeigt sich in seiner strengen Berufungsentscheidung, bei der er seine medizinische Praxis und sein pastorales Engagement beibehielt; in seiner Entscheidung für die Comboni-Missionare wegen der vorrangigen missio ad gentes, im Gegensatz zu seiner ersten Wahl der Jesuiten; in der inneren Klarheit seiner Erklärung; in der Entscheidung für die Schritte, die er unternahm; in den konkreten Fristen, die in einen Prozess oder einen globalen Rahmen eingebettet waren, über den gebetet, nachgedacht und der dann umgesetzt wurde. Ambrosoli war nicht der Typ der überstürzten Entscheidungen und flüchtigen Schwärmereien, auch nicht des Handelns ohne nachzudenken oder des Nachdenkens ohne zu handeln. Überzeugung und Praxis bildeten den doppelten Aspekt seiner Entscheidungen. Die Aktion spiegelte sich in gepflegten, geprüften und lang überlegten inneren Werten wider (Frucht innerer Disziplin und anspruchsvoller Gebetszeiten, von Räumen und Zeiten im Zeichen der Wirksamkeit und Effizienz, ständiger Vertiefung spezifischer Tugenden wie Dienst, Hilfsbereitschaft, Verständnis, Demut usw.), und die andererseits in einer gemeinsam erarbeiteten Praxis, die mit Beständigkeit, Methode und Strenge verfolgt wurde, realisiert wurden.

In seinen Exerzitienaufzeichnungen von 1974 schrieb er: „Mögen sie Jesus in mir sehen! Es geht nicht darum, verschiedene Dinge zu tun, sondern darum, wie wir die Kranken behandeln. Sie müssen spüren, dass der Kontakt brüderlich ist, weil es die Liebe Christi ist“. Und in der Tat kann der brüderliche Kontakt nur dann die Fürsorge Christi vermitteln, wenn es sich um einen spezifischen Dienst handelt - in unserem Fall um einen medizinischen Dienst -, der den Beitrag aller nutzt, nach sorgfältiger Vorbereitung und mit Kompetenz ausgeführt und in einfühlsamer Beziehung mit dem Kranken verwirklicht wird, also Respekt, Aufmerksamkeit für die Person und strenges fachliches Können untereinander verbunden.

Dr. Augusto Cosulich aus Pordenone, der von 1983 bis 1985 in Kalongo war, schrieb: „Von Giuseppe habe ich besonders Effizienz im Operationssaal gelernt. Er hat der Eleganz des chirurgischen Eingriffes keine Bedeutung beigemessen, dass z. B. das Licht auf dem Operationstisch vielleicht nicht optimal war oder seine Helfer nicht ihr Bestes gaben. Er war es gewohnt weiterzumachen, auch wenn es blutete oder der Patient nicht ganz entspannt war. Er versuchte mit einem Minimum an Ressourcen (die in Kalongo immer relativ knapp sind) das beste Ergebnis für den Patienten zu erzielen. Dies gelang ihm dank seiner enormen Erfahrung, die es ihm in Verbindung mit seinem fachlichen Können ermöglichte, das Problem sofort zu erkennen, sobald er den Bauch des Patienten öffnete (man darf nicht vergessen, dass in Gegenden wie Kalongo die Diagnose immer noch zum Zeitpunkt der Operation gestellt wird, das berühmte „open and see“, und das wird auch noch lange so bleiben), und zu entscheiden, was zu tun war, und es so schnell wie möglich zu vollenden, um nicht mehr chirurgisches Material oder Narkosemittel als nötig zu verschwenden. In dieser Hinsicht hat er es manchmal sogar übertrieben: Er konnte blutgetränkten Mull mehrmals wiederverwenden, nachdem er ihn in einer Schüssel ausgedrückt hatte; er ging mit Nähfaden so sparsam um, dass er ein großes Vorbild für all die italienischen Chirurgen gewesen wäre, die so verschwenderisch mit dem Material der öffentlichen Krankenhäuser umgehen. Sie erzählen mir, dass er sogar in früheren Jahren, als es niemanden gab, der sich um die Anästhesie kümmerte, selbst eine Spinal- oder Epiduralanästhesie durchführte (für letztere hatte er sogar eine neue Art der Nadeleinstichtechnik entwickelt), kurz bevor er sterile Kleidung holte, um mit der eigentlichen Operation zu beginnen. Er zeigte auch einen bemerkenswerten praktischen Sinn und Scharfsinn, immer mit dem Ziel, dem Patienten zu helfen und die Krankenhauskosten zu minimieren [...]. Er war ein geduldiger und mutiger Lehrer, der sein ganzes Können weitergab, einschließlich der ‚Tricks‘ und all der kleinen Tipps, die den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Chirurgen und einem großartigen Chirurgen ausmachen, wie er einer war“.

Die enge Verbindung zwischen menschlicher Beziehung und Professionalität, sei es im medizinischen oder im seelsorglichen Bereich, verlangt vom Missionar ein besonderes Gleichgewicht zwischen Kontemplation und Aktion und deren notwendige Korrelation. Echte Kontemplation betrachtet ein zu lösendes Problem oder die Notwendigkeit einer Antwort immer als ein Bedürfnis der Person. Der persönliche Aspekt, der bei Pater Ambrosoli so offensichtlich ist, führt ihn dann noch weiter zu einem äußerst kompetenten und gründlichen ärztlichen Dienst. Mit seiner Praxis wirft er das Problem der spezifischen Vorbereitung auf: Welche Art von Vorbereitung und Planung bieten wir derzeit angesichts der dringenden Bedürfnisse der Mission? Es geht um die Art der Ausbildung, um eine gezielte und nicht nur allgemeine Vorbereitung, und um die Fähigkeit, sich in einen gemeinsamen Plan einzufügen und mitzuarbeiten, bei dem jede versteckte persönliche Kompensation ausgeschlossen ist. Ambrosoli macht uns klar, dass ein gemeinsamer Plan eine entsprechende Innerlichkeit erfordert, die wiederum spezifische Fähigkeiten voraussetzt. Vielleicht sollten wir das Verhältnis zwischen Vorläufigkeit, Vorbereitung und Kontinuität neu überdenken und den Seligen demütig bitten, uns zu erleuchten!

Zu den Quellen der frohen und begeisterten Nachfolge

Der glaubwürdige Verkünder unserer Zeit kann nur „ein überzeugter, begeisterter, zuversichtlicher, liebender Mensch“ sein (EG 266). Laut Papst Franziskus ist es derjenige, der die Ehre Gottes sucht (der beste Schutz für das Wohl der Person und die Verteidigung bis zum bitteren Ende der Wehrlosen und Kleinen) und ein Mann oder eine Frau des Gebetes ist (der notwendige Weg, um für die ganzheitliche Befreiung zu kämpfen und sie zu erlangen). Franziskus schreibt: „Es geht um die Herrlichkeit des Vaters, die Jesus während seines ganzen Lebens suchte“ (EG 267), und es ist notwendig, „fest im Gebet verankert zu sein, ohne das alles Tun ins Leere zu laufen droht und die Verkündigung letztlich keine Seele hat.“ (EG 259).

Es genügt, an das äußerst wertvolle zweifache Vermächtnis Ambrosolis zu erinnern, das wir nicht außer Acht lassen dürfen und das sich wie ein roter Faden durch sein ganzes Leben zog: der Atem des Gebets und das Seufzen angesichts des Todes durch die Hingabe an den Willen Gottes. Angesichts der Evakuierung eines Krankenhauses, der prekären Lage einer Schule und der Ungewissheit, Uganda verlassen zu müssen, flüstert er vor seinem Tod: „Herr, dein Wille geschehe, auch wenn es hundertmal sein sollte“. Der Gott, der angerufen wird, ist der Gott, der als Protagonist von allem, von Gegenwart und Zukunft, anerkannt wird. Das scheinbare Scheitern kann also durchaus als „das geliebte Scheitern“ bezeichnet werden. Und das kann nur einer sein, der schon in seiner Jugend schrieb: „Der Wert des Apostels liegt im Gebet“. Und als erfahrener Chirurg wiederholte er: „Gott ist es, der handelt. Ich bin unwissend!“, und auf dem Sterbebett bat er: „Hilf mir zu beten! Ich möchte beten“. Genau das tat er oft mit den Kranken, wenn er sie nicht mehr behandeln konnte, indem er sie bat, mit ihm zu beten und das im Operationssaal anwesende Personal in das Gebet einbezog. Dr. Luciano Tacconi, der von 1978 bis 1987 in Kalongo tätig war, schrieb: „In den dramatischsten Momenten einer Krankheit wollten wir Mitarbeiter schnell machen, da wir der Ansicht waren, dem Patienten Zeit wegzunehmen, die Pater Ambrosoli stattdessen dazu nutzte, ihn auf den letzten Gang vorzubereiten. Es ging uns auf, dass die Vorbereitung eines Mannes oder einer Frau auf den Tod auch zu den Aufgaben eines Arztes gehört und den Respekt widerspiegelt, den man für die ganze Person haben muss: Leib und Seele.“

In völliger Hingabe an den Willen Gottes und mit dem Gebet ist sein Dienst heilbringende Verkündigung geworden. Er hat buchstabengetreu verwirklicht, was Papst Franziskus über den wahren Missionar schreibt: „Jesus sucht Verkünder des Evangeliums, welche die Frohe Botschaft nicht nur mit Worten verkünden, sondern vor allem mit einem Leben, das in der Gegenwart Gottes verwandelt wurde.“ (EG 259). Der durch die Mission gestählte Pater Giuseppe fasste all dies in seinem unvergesslichen Motto zusammen: „Gott ist Liebe. Ich bin der Diener des Nächsten, der leidet“.

Die Frage, die wir uns sowohl als Einzelne als auch als missionarische Gemeinschaft stellen müssen, ist unausweichlich: Es geht nicht so sehr darum, ob wir beten oder für wen wir beten, sondern um die Qualität unseres Gebetes.

Die Erfahrung, ein Volk zu sein

Es gibt noch eine weitere unabdingbare Voraussetzung, um „Evangelisierende mit Geist zu sein, die sich ohne Furcht dem Handeln des Heiligen Geistes öffnen“ (EG 259): „Die geistliche Freude, Volk zu sein“ (vgl. EG 268-274). Diese Bedingung lässt sich wie folgt zusammenfassen: Nähe lieben, sich den Menschen geistig nahe fühlen. Das sind Worte, die eine ungeheure konkrete Bedeutung haben. Nähe umfasst verschiedene Nuancen: bei den anderen „bleiben“, wenn sie fliehen; mit Leidenschaft lieben und leiden; in die Augen schauen; Kontakt spüren; den Raum ohne Selbstverteidigung erleben; da sein, wo etwas geschieht; über den Schein hinausgehen; usw. Nur so „kommen wir mit dem konkreten Leben der anderen ernsthaft in Berührung und lernen die Kraft der Zartheit kennen“ (EG 270), denn „wir erreichen die Fülle nur, wenn wir die Wände einreißen und sich unser Herz mit Gesichtern und Namen füllt!“

Papst Franziskus bringt hier ein bedeutungsvolles Beispiel für diese Nähe: „Um aus tiefster Seele Verkünder des Evangeliums zu sein, ist es auch nötig, ein geistliches Wohlgefallen daran zu finden, nahe am Leben der Menschen zu sein, bis zu dem Punkt, dass man entdeckt, dass dies eine Quelle höherer Freude ist. Die Mission ist eine Leidenschaft für Jesus, zugleich aber eine Leidenschaft für sein Volk“ (EG 268). Wenn wir wie Jesus mit jemandem sprechen, „müssen wir ihm mit einer tiefen Aufmerksamkeit voller Liebe in die Augen schauen ... uns mit denen freuen, die sich freuen, mit denen weinen, die trauern, und uns für den Aufbau einer neuen Welt mit den anderen einsetzen“ (EG 269); „Jesus aber will, dass wir mit dem menschlichen Elend in Berührung kommen, dass wir mit dem leidenden Leib der anderen in Berührung kommen… dass wir darauf verzichten, unsere persönlichen oder gemeinschaftlichen Zuflüchte zu suchen, die uns erlauben, gegenüber dem Kern des menschlichen Leids auf Distanz zu bleiben“ (EG 270).

Ambrosoli zeigte eine einzigartige Fähigkeit, bei den Menschen zu sein, da er mit jedem gute Beziehungen aufbauen konnte, mit den unterschiedlichsten Menschen auf natürliche Weise zusammenlebte und für jede Bitte ein offenes Ohr hatte. Geduld, Dienstbereitschaft und Selbstvergessenheit, gewürzt mit seinem ständigen Lächeln, zeigten nicht nur, wie verbunden er mit den Menschen im Umfeld des Krankenhauses war, sondern dass es der Weg der Freude und Gelassenheit ist, der für das Wohlbefinden und das Zusammenwachsen unerlässlich ist.

In seiner sprichwörtlichen „Geduld“ berühren wir die äußerste Grenze der Nächstenliebe des Missionsarztes Ambrosoli: Der andere wurde in seiner ganzen Verschiedenheit angenommen, sei es der kranke Afrikaner, sei es der Arzt, der nach Kalongo gekommen war, um sich als Chirurg auszubilden. Schwester Silveria Pezzali, die 14 Jahre mit ihm in Kalongo verbrachte und sich oft über seine unendliche Geduld beklagte, antwortete er unermüdlich: „Annehmen, tolerieren, verzeihen und lieben“.

Viele, die ihn kannten, sagten von ihm: „Er schien nichts anderes zu tun zu haben, als seinem Gegenüber zuzuhören“. Es war vielmehr die tägliche Anwendung eines inneren Kriteriums, das er seit langem vertrat: „Um lieben zu können, muss ich mir ein Urteil über die Liebenswürdigkeit meines Gegenübers bilden“. Das „Urteil der Liebenswürdigkeit“ war sein Markenzeichen, privat und öffentlich, bei Europäern und Afrikanern, bei Gebildeten und Analphabeten. In den Augen der einfachen Leute ist dies ein heikles Thema, bei dem man nicht mogeln kann. Lino Labeja, ein Katechist aus Kalongo, sagte: „Ich habe noch nie einen Menschen gefunden, der so bereitwillig zuhört wie Pater Ambrosoli“. Und Martino Omach, ebenfalls ein Katechist: „Er kümmerte sich in ganz besonderer Weise um die Armen, Witwen und Waisen“. Kein Wunder also, dass ein anderer Katechist, John Ogaba, in seiner Aussage folgende bewundernde Worte fand: „Durch seine Art, die Menschen zu empfangen und mit ihnen zu sprechen, sie zu beraten und zu ermutigen, hatte man den Eindruck, vor Jesus zu stehen. Er hatte großen Respekt vor allen Menschen, vor allem aber vor den Armen und Verlassenen“. Kurzum: Wer in Schwierigkeiten war, wusste, dass er auf Pater Ambrosoli zählen konnte. Wenn er sich nicht scheute, zur gegebenen Zeit einen arroganten und gewalttätigen Mitbruder auch in der Öffentlichkeit zurechtzuweisen, ohne seine Ruhe und Gelassenheit zu verlieren, so konnte er ihn später öffentlich verteidigen, wenn er seinerseits von einem Arzt geohrfeigt wurde.

Die unvergleichliche Bewunderung, die ihm entgegengebracht wurde, hing mit seiner sprichwörtlichen Sanftmut, Festigkeit, Einfachheit und Zugänglichkeit zusammen. Er hat sich nicht aufgedrängt - das hatte er nicht nötig -, er hat vielmehr alle angezogen.

Pater Ambrosoli drückte seine „Freude, zum Volk zu gehören“ aus, indem er in Kalongo bleiben wollte, um seinen medizinischen Dienst zu leisten, unter seinen Acholi zu sterben und als armer Mann unter seinem Volk begraben zu werden.

Gott hat ihn zu sich geholt, die Kirche hat ihn uns „zurückgegeben“, indem sie sein Vorbild und seine Verehrungswürdigkeit dekretiert hat. Ein Jahr nach seiner Seligsprechung sind wir eingeladen, das Lebensbeispiel und die missionarische Haltung des seligen Giuseppe Ambrosoli wieder aufzugreifen, sie kennenzulernen, zu verstehen, auszukosten und in unserem Leben zum Wohl der Mission und der Kirche neu Ausdruck zu verleihen.

P. Arnaldo Baritussio, mccj
Postulatore generale