Montag, 28. Juli 2025
Der selige Josef Ambrosoli (1923-1987) wiederholte hin und wieder einen Satz, der den Kern seines segensreichen Lebens und Wirkens zusammenfasst: Gott ist Liebe und ich bin sein Diener für die Leidtragenden. Im englischen Original findet er sich als Inschrift auf seinem Grab in Kalongo (Uganda) wieder: God is Love and I am his servant for the people who suffer.

Die Liebe Gottes war der Mittelpunkt im Leben von Pater Josef. In seiner Nähe wurde deutlich, dass die Liebe Christi die verborgene Quelle für sein Wirken war. Vor diesem Hintergrund nahm der Dienst, den er den Menschen in Demut und Entschlossenheit erwies, Gestalt und Form an. Als Ordensmann, Priester, Missionar und Arzt widmete sich Pater Ambrosoli verschiedenen Aufgaben, die er in harmonischer Weise in seinen Alltag zu integrieren wusste.

P. Markus Körber am Altar der Militärkapelle in Stetten am kalten Markt, in den die Reliquien des seligen Josef Ambrosoli
am 22. November 2024 bei einem feierlichen Gottesdienst eingelassen wurden.

Ausgangspunkt für die nachfolgenden Überlegungen war ein Erlebnis, das sich einige Tage vor dem Hinscheiden Pater Josefs während eines Aufenthalts in Kampala ereignete. Die Theologiestudenten des Comboni-Scholastikats luden ihn ein, für sie die Eucharistie zu feiern. Pater Maurizio Balducci, einer der anwesenden Theologiestudenten, sollte später schreiben: „Beim ‚Friedenszeichen‘ taumelte Pater Josef plötzlich und hielt sich am Altartisch fest, um nicht zu fallen. Der Tisch wackelte, wodurch der Kelch ins Wanken geriet und einige Tropfen des kostbaren Blutes auf das Altartuch fielen. Pater Josef war zutiefst erschüttert. Eine Woche später erreichte die schockierende Nachricht das Scholastikat, dass Pater Ambrosoli gestorben war. Wir alle brachten seinen Tod sofort mit den Tropfen des kostbaren Blutes in Verbindung, die auf dem Altar unserer Kapelle vergossen wurden. Sein Blut vermischte sich wahrhaftig mit dem von Christus.“

Nach alter Tradition ist der Monat Juli dem kostbaren Blut Jesu Christi geweiht. Jesus Christus hat uns nicht mit Silber oder Gold, sondern mit seinem kostbaren Blut erlöst (vgl. 1 Pt 1,18f). Der liturgische Gedenktag des seligen Josef Ambrosoli fällt auf den 28. Juli. Vor diesem Hintergrund möchte ich im Folgenden am Symbol des Kelches einige Gedanken seiner Spiritualität näher beleuchten.

Kelch und Eucharistie

Der Kelch hat als sakrales Gerät in der Kirche eine große Bedeutung. Im Kelch befindet sich der Wein, der in der Eucharistie durch die Konsekration des Priesters in das Blut Christi verwandelt wird. Im Evangelium heißt es: Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. (nach Lk 22, 19-20).

Der Kelch symbolisiert den neuen Bund, den Gott durch Jesus Christus mit uns Menschen geschlossen hat. Er enthält das Blut Christi, Zeichen der am Kreuz vergossenen Liebe, und steht somit für die Liebe Gottes. Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat (Joh 3,16). Gott will, dass wir das Leben haben und es in Fülle haben. Jesus, der die Liebe selbst ist, bezeugt dies ganz konkret in der Hinwendung zu den Kranken und Hilfsbedürftigen, zu den Armen und Ausgestoßenen, zu den Zöllnern und Sündern, indem er ihnen Heilung und Heil schenkt.

Der Priester und Arzt Josef Ambrosoli hat diese Liebe Jesu zu den Kranken und Leidtragenden in sein Herz einströmen lassen und durch seine Fürsorge und Nächstenliebe auf sie ausgestrahlt: Gott ist Liebe, und ich bin sein Diener für die Leidtragenden. Die Eucharistie war für den ersten seligen Comboni-Missionar Quelle und Hohepunkt seines Wirkens. Er schrieb: Für einen Priester ist die Eucharistie der Mittelpunkt seines ganzen Lebens. Jeden Morgen wird Jesus die Menschwerdung in meinen Händen wiederholen. Ich muss mein Leben auf eucharistische Weise gestalten: Jesus am Morgen in mein Herz legen und ihn den ganzen Tag nicht mehr allein lassen; und mein Leben in Beziehung zur Eucharistie leben, die ich empfangen habe oder empfangen werde. Wie das Brot sich in Jesus verwandeln lässt, so muss auch ich mich allmählich in Jesus verwandeln lassen.

Der junge Pater Ambrosoli beim Erheben des eucharistischen Kelches während der Wandlung
(Ausschnitt aus dem Film Padre Giuseppe Ambrosoli: martire della carità. Da Ronago a Kalongo;
https://www.youtube.com/watch?v=gmOhf_NT-S0)

Vom Kelch des Leidens zum Kelch des Heils

Der Kelch als Symbol in der Heiligen Schrift bedeutet auch, Anteil zu haben am Blut Christi und an seinem Leiden. Liebe zeigt sich auch im Leid. Gott kann den Kelch des Leids reichen und ihn wandeln zum Kelch des Heils. Jesus betet im Garten Getsemani: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen (Lk 22, 42). Hätte Jesus nicht zum Kelch des Leidens im Garten Getsemani ein Ja gefunden, würde es für uns nicht den Kelch des Heils und den Kelch des neuen Bundes geben. An Ostern feiern wir, dass die Liebe stärker ist als der Tod.

Dieses Motiv nimmt der inhaftierte NS-Gegner Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) kurz vor seiner Hinrichtung im April 1945 in seinem geistlichen Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ auf. In der dritten Strophe heißt es: „Und reichst du uns den Kelch, den bittern, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.“ Der evangelische Theologe hofft, dass der Kelch des Leids von einer guten Vaterhand kommt und deshalb angenommen werden kann. Im Prophet Jeremia sagt Gott: Mit ewiger Liebe habe ich dich, Mensch, geliebt (Jer 31,3). Gottes Liebe kennt keine Grenzen, nicht die Grenzen meiner Verzweiflung, meiner Krankheit, meiner Enttäuschung oder meines Todes.

In den Schriften des seligen Josef Ambrosoli – in den letzten Monaten seines Lebens verfasst – lesen wir: „In dieser Zeit der Krankheit hat mir der Herr so sehr geholfen. Ich beginne zu verstehen, dass das Wichtigste ist, seinen Willen zu tun. Der Rest ist unwichtig. Wie viel Zeit verschwenden wir im Leben für Dinge, die nutzlos sind. Ich habe meine Arbeit wiederaufgenommen, in einem ruhigeren Rhythmus. Ich bin jetzt seit sechs Monaten wieder hier. Ich war wieder dreimal krank, jedes Mal für eine Woche. Auch über Weihnachten lag ich im Bett, aber jetzt geht es mir besser, und ich vertraue auf Jesus, dass ich weitermachen kann, wenn er es will… Auf jeden Fall wird es so sein, wie Gott es will, und das ist immer eine sehr gute Sache.“

Kurz vor seinem Tod in Lira (Uganda) hörten die Anwesenden, wie Pater Josef sagte: „Herr, dein Wille geschehe“, und damit entschwand er sanft, ohne Unruhe und ohne lautes Atmen, im Alter von nur 63 Jahren. Es war am Freitag, den 27. März 1987, um 13:50 Uhr. In seinem Lieblingsgebet hatte er geschrieben: „Herr, lehre mich, Dir zu dienen, so wie Du es verdienst: Geben, ohne zu zählen, alles mir Mögliche zu tun, ohne einen anderen Lohn zu erwarten als die Gewissheit, Deinen Willen zu erfüllen.“

Fazit

Zusammenfassend können wir sagen, dass der Kelch und das darin enthaltene Blut Christi das ganze Ostergeheimnis und damit den Kern der Frohen Botschaft zum Ausdruck bringen. Sie stehen gleichzeitig für Tod und Auferstehung, für Schmerz und für Freude sowie für Hingabe und für Erlösung in Jesus Christus. Möge auf die Fürsprache des Seligen Josef Ambrosoli die Sendung der Kirche, sich der Ärmsten und Bedürftigsten anzunehmen, in uns Comboni-Missionaren weiterhin zum Leuchten gebracht und so das Evangelium des Heils verkündet und bezeugt werden.

Pater Markus Körber, mccj
Comboni-Missionare