Comboni, an diesem Tag

In questo giorno (1871) da Vienna scrive a mons. di Canossa:
Ricevo anche da Lione e Parigi, e così i mezzi entrano nell’haec omnia adiicientur vobis, e noi possiamo consacrarci completamente al quaesite primum regnum Dei et iustitiam eius.

Schriften

Suche
Erweiterte Suche - Klicken Sie hier, um Ihre Suche zu verbessern
N° Schrift
Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
951
An Kard. Giovanni Simeoni
0
Verona
27. 07. 1880

N. 951; (1173) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. Austr., v. 6 (1875-1885), ff. 797-800
Verona, Istituto Africano, 27. Juli 1880

Durchlauchter Kirchenfürst,

[6039]

Ich möchte Ihnen ganz kurz meine innere Genugtuung über den Vorschlag ausdrücken, dem Seminar von Lyon eine Mission oder eine Apostolische Präfektur zuzuweisen.

Das Gebiet, das ich für die Belgier vorgeschlagen hatte, ist für das Seminar von Lyon in keiner Weise geeignet. Da ich von Eurer Eminenz erfahren hatte, dass es sich um die Belgier handelte, hatte ich den großen Kongo Fluss als Operationsbasis vorgesehen, wo seit zwei Jahren die belgische Expedition unter der Leitung von Stanley arbeitet. Wollte man Msgr. Planque jenes Gebiet anvertrauen, würde man den gleichen Fehler begehen wie damals als man ihm das Kap der Guten Hoffnung zugeteilt hatte, das von seinem Aktionszentrum viel zu weit entfernt war.


[6040]

Ich bin hingegen davon ausgegangen, dass Msgr. Planque zwei Niederlassungen in Ägypten hat und auch nach Oberägypten jenseits der Stützpunkte der reformierten Franziskaner vordringen möchte usw. (was sehr gut wäre). Nach meiner bescheidenen Meinung würde ich Msgr. Planque Shellal mit Unternubien und das alte Königreich Dongola anvertrauen und an ihn abtreten. Die beiden Gebiete haben ein gesundes Klima und könnten als Operationsbasis dienen, um mit der Evangelisierung im Reich Waday oder anderswo mit günstiger Verbindung zu Shellal und Dongola zu beginnen (wo ich eine Niederlassung geplant hatte und wo auch Kopten wohnen).


[6041]

Auf jeden Fall werde ich direkt mit Msgr. Planque verhandeln. Wir werden uns gemeinsam bemühen, positive Dinge und gediegene Fakten zu schaffen, damit er nicht immer mit Bündeln von geographischen Karten in der Hand herumlaufen muss, ohne etwas zu konkretisieren.

Das soll aber nicht heißen, dass ich mich nicht voll und ganz für meine Kongregation von Verona einsetzen will, um sie zu konsolidieren und vorwärts zu bringen. Ich will dafür alle meine Kräfte in die Waagschale werfen und sicher Erfolg haben, da ich hier ein großartiges Werk mit Kandidaten und Schwestern habe, die sich für das beschwerliche Apostolat in Zentralafrika vorbereiten, von dem selbst hochgestellte Persönlichkeiten in Europa kaum eine Ahnung haben.


[6042]

Bis zu meiner Abreise hoffe ich alles regeln zu können. Auch die Idee gebe ich nicht auf, einen kleinen Teil den guten Patres von Don Bosco anzuvertrauen und ihnen beizustehen, damit sie mit meiner Hilfe Erfolg haben.

In San Pietro in Vincoli hält sich gerade die allererste Säule von Zentralafrika auf, der sehr gelehrte und gute Mitterrutzner. Ich habe mich vergebens bemüht, dass er zum Berater von Propaganda ernannt wird. Er hat von meiner Absicht nie etwas erfahren. Da aber Eure Eminenz am 1. August in seiner Tiroler Heimat eine Messe feiern wird, bitte ich Sie, ihn wohlwollend zu empfangen, denn er ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit, hat sich viele Verdienste erworben und wäre eines Bischofssitzes würdig. Seit 29 Jahren unterstützt er Zentralafrika, hat zwei Wörterbücher und Grammatiken in der Dinka- und Barisprache verfasst und viele Tausende Franken für Afrika gesammelt. Indem ich den Heiligen Purpur küsse, verbleibe ich Ihr gehorsamer Sohn

+ Daniele Comboni, Bischof.


952
An Mons. Antonio Silva
0
Verona
28. 07. 1880

N. 952; (909) – AN MONSIGNORE ANTONIO SILVA
AFB, Piacenza
Verona, Istituto Africano, 28. Juli 1880

Lettera: C. schickt Dokumente.

953
An mutter Anna De Meeus
0
Aussee
02. 08. 1880

N. 953; (910) – AN MUTTER ANNA DE MEEUS
ACR, A. c. 15/153
Aussee, (Haute Styrie), 2. August 1880

 

Meine Ehrwürdigste Mutter,

[6043]

Ich bitte Sie um Verzeihung für meine verspätete Antwort. Es ist ganz meine Schuld, denn ich bin allein und habe viel Arbeit.

Ich habe mich bemüht, am 5. in Brüssel zu sein, aber da der Kaiser von Österreich immer auf der Jagd ist, hat er mich noch nicht empfangen, obwohl ich schon seit fünf Tagen hier in Aussee bin, zwei Stunden von Ischl entfernt, wo sich Seine Majestät aufhält.

Aber wenn ich nicht das Glück habe, sie in Brüssel zu sehen, werde ich sie in England treffen. Deswegen nehme ich das großzügige Angebot Ihrer ehrenvollen Gastfreundschaft an und werde in jene Gegend kommen, die Sie mir schriftlich beschrieben haben. Dort werde ich sicher Ihre Adresse finden, um Sie in England zu erreichen.


[6044]

In der Zwischenzeit beten Sie und bitten Sie um Gebete für mich, den am meisten geprüften Bischof der Welt. Meine Kraft liegt in der heiligen Eucharistie, der Sie, meine gute Mutter, dienen, und deren Verehrung Sie mit ganzem Herzen und viel Hingabe fördern. Ihr Werk ist das erhabenste Apostolat der Welt, die mächtigste Kraft, um den Kopf des Teufels zu zertreten. Ich bitte den Herrn, dass sich dieses wunderbare Werk auf der ganzen Erde ausbreitet. Ja, es wird sich ganz gewiss ausbreiten, trotz der kleinlichen Gehirne und Herzen, die ohne das Werk der Ewigen Anbetung auszukommen glauben.

Beten Sie für Ihren ergebenen + Daniele Comboni,

Bischof und Apostolischer Vikar von Zentralafrika.

Übersetzung aus dem Französischen.


954
An Don Francesco Giulianelli
0
Aussee
06. 08. 1880

N. 954; (911) – AN DON FRANCESCO GIULIANELLI
ACR, A, v. 15/13
Aussee in der Steiermark, 6. August 1880
Kurze Notiz.

955
An Rosina Marini Grigolini
0
Verona
21. 08. 1880

N. 955; (912) – AN ROSINA MARINI-GRIGOLINI
APMR, F/2/176
Verona, 21. August 1880


Empfangsbestätigung.

956
Predigt in S. Zeno
0
Verona
22. 08. 1880

N. 956; (913) – PREDIGT IN SAN ZENO
ACR, A, v. 18/12
Verona, 22. August 1880


P R E D I G T

Gehalten in San Zeno, Verona

PAX VOBIS

[6045]

Nie werden Völker wegen sich ändernden Zeiten und Gewohnheiten oder sozialen Umsturzes ihre Wohltäter vergessen. Aus Dankbarkeit ehren sie ihr Andenken, preisen ihre Taten und feiern ihren Ruhm. Denn das Gefühl der Dankbarkeit kann in den Herzen der Menschen nicht ausgelöscht werden, außer sie verkommen vorher zu Unmenschen. Auch schon ihr Widerschein auf die Heimat regt sie dazu an, denn dadurch werden ihre Größe und ihr Ruhm offenbar, die sie den Wohltätern verdanken.


[6046]

Größe und Ruhm eines Volkes sind moralischer oder materieller Natur. Jene sind die Frucht von guten Gesetzen und vornehmen Sitten und Tugenden, die hochgehalten werden. Diese hingegen sind die Frucht des Lebensstandards, einer blühenden Industrie und der Pflege von Kunst und Handwerk. Da jene von der Natur der Dinge her sehr viel höher geschätzt werden als diese, gehören sie ja zu einer viel erhabeneren Ordnung, so erwirbt sich der mutige Held, der sein Leben für den Ruhm und die moralische Größe eines Volkes eingesetzt hat, nicht nur ein Anrecht auf dessen Dankbarkeit, sondern um seine Stirn wird ein Kranz immerwährender Segnungen geflochten, den sein Name nie mehr verlieren wird, solange auch nur ein einziges Kind dieses Volkes auf Erden lebt. Wenn Rom, die Königin der Weltstädte, die Herrscherin über alle Nationen, die Ewige Stadt schlechthin, ihren Stammvätern und großen Persönlichkeiten zujubelt, die zu ihrem Glanz beigetragen und ihr so viel Ruhm verschafft haben, so dass keine andere Stadt ihr je gleichkommen kann, so gedenkt Rom mit noch größerer Anerkennung jenes armen Fischers von Galiläa, der eines Tages innerhalb ihrer Mauern erschienen ist und dort die größte Revolution in Gang gesetzt hat, von der die Annalen der Völker und Nationen berichten, ihre Lehren, Gesetze und Sitten auf den Kopf gestellt hat, so dass aus der Lehrerin von Lastern, Irrtum und Gottlosigkeit eine Lehrmeisterin der Wahrheit, Tugend und Heiligkeit geworden ist.


[6047]

Bereits 1900 Jahre sind seit jenem Tag vergangen, jedoch Rom verehrt den Namen des Petrus wie eh und je und hält ihn heilig. Auch heute noch spricht Rom den Namen des Petrus mit größter Dankbarkeit und Freude aus. Dank seines Namens steht Rom immer noch vor allen Völkern der Erde würdevoll und glorreich da.


[6048]

Meine Herren! Sollte jemand zufällig die Geschichte des Veroneser Volkes nicht gut kennen und deshalb von Euch erfahren wollen, warum heute Verona dem Apostel und Märtyrer Zeno zujubelt, ihn alljährlich an diesem Tag verehrt und mit so glänzvollen Feierlichkeiten sein Andenken begeht, ich kenne eure Antwort: "Zeno ist der größte und herausragende Wohltäter des Veroneser Volkes." Was Petrus für Rom gewesen ist, das ist Zeno für Verona. Rom hat von Petrus und Verona von Zeno den Glauben an Christus erhalten, jenen Glauben, dessen Herrlichkeit die Völker erleuchtet, die ihn annehmen, so dass sie von der Welt, den Engeln und Menschen bewundert werden.


[6049]

Wie die Herrlichkeit und Größe Roms sich ins Unermessliche steigerte, als Petrus innerhalb seiner Mauern die Wahrheit des Glaubens, den er dort verkündet hatte, mit seinem Blut besiegelte, so erreichten die Größe und der Ruhm von Verona ihren Höhepunkt als Zeno mit seinem Glaubenszeugnis das Erdreich mit seinem Schweiß und seinen Tränen durchnässte und den Namen der Stadt mit den schweren und außerordentlichen Leiden seines mühevollen Seelsorgeinsatzes und seinem Tod berühmt gemacht hat, so dass ihm die Kirche und die Jahrhunderte den hehren und glorreichen Titel eines Märtyrers Jesu Christi verliehen haben. Sollte ein Volk, das so große Wohltaten empfangen hat, seinen Wohltäter nicht ehren? Ja, ehrt ihn, o Veroneser; ehrt Euren Zeno so gut ihr könnt. Es ist wohl bekannt, dass ihr an diesem freudigen Tag von den Stadtbezirken und vom Land zu dieser geräumiger Basilika herbeiströmt und eine schöne Krone um das heilige Grab dieses verdienstvollen Stammvaters bildet, seinen Namen preist und um seinen Schutz bittet. In Zeno verehrt ihr jenen edlen Vater, der euch durch den Glauben für das ewige Leben und die Reinheit des Evangeliums wiedergeboren hat.  


[6050]

Mit dem Glanz und äußeren Prunk seiner Feste ehrt ihr seinen Tempel und verewigt ihn auf jenem glorreichen Thron, auf den ihn die Frömmigkeit eurer Vorfahren erhoben hat. Behaltet diesen großen Heiligen in ewiger Erinnerung und in euren Herzen und erfüllt mit euren Werken die heilige Pflicht der Dankbarkeit, die euch an ihn bindet. Der höflichen Einladung des verehrten Bischofs eurer lieben Stadt Verona und des Fürsten der heiligen Kirche Folge leistend, an diesem feierlichen Tag ein paar Worte zu euch zu sprechen, an dem die Auffindung seines Leibes gefeiert wird, werde ich euch kurz von den anderen Wohltaten berichten, die euch der hl. Zeno mit dem Glauben erwiesen hat, die euren Ruhm und wahre Größe ausmachen und euch zu ewiger Dankbarkeit verpflichten.

Eure Aufmerksamkeit ist bereits voll da, so dass ich euch gütig und höflich bitten kann, sie mir zu schenken. Ich beginne.

Erster Teil


[6051]

Jesus Christus allein, meine Damen und Herren, kann die wahre Größe der Völker gestalten. Nur er kann mit seiner Lehre Leben spenden, die im Evangelium zusammengefasst und der Katholischen Kirche anvertraut worden ist, und unter den Völkern alle sozialen und häuslichen Tugenden zum Blühen bringt, die Anfang und Grundlage der wahren Größe sind. Jesus Christus den Sohn Gottes zu kennen, ihn zu lieben und sein Evangelium zu leben, all das bedeutet für ein Volk das größte Glück. Was auch immer die Philosophie behaupten und der stolze Unglaube ausdenken mag, die Liebhaber des Verstandes und der Materie denken mögen, dem allem steht die Tatsache gegenüber, dass dieses Volk, das Jesus Christus kennt, ihn liebt und ihm gehorcht, jene Völker weit hinter sich lässt, die ohne die Wohltat des Glaubens sich nur mit den vulgären und niedrigen Interessen der Welt zu beschäftigen wissen und von denen sie nur Ängste, Demütigungen, schmachvolles Elend, bittere Enttäuschungen und schließlich den ewigen Tod ernten.


[6052]

Gott erkennen! Die Worte des Weisen treffen hier zu: es ist vollendete Gerechtigkeit dich zu verstehen und Deine Stärke zu kennen, ist die Wurzel der Unsterblichkeit (Weish 15,3). Das ist, meine Damen und Herrn, das Prinzip aus dem die großen Wohltaten fließen, die euch der heilige Bischof Zeno erwiesen hat, und das Fundament, auf dem die erhabene Größe ruht, zu der er die Stadt Verona erhoben hat, die ihn seit über fünfzehn Jahrhunderten als ihren wahren Vater und wichtigsten Beschützer verehrt.


[6053]

Um die Größe der Wohltaten zu ermessen, die ihr von Zeno erhalten habt, muss man wissen, wie Verona zu seiner Zeit ausgesehen hat.  Mit welchen Farben kann ich euch den elenden Zustand schildern, in dem sich diese Stadt in jener unglücklichen Epoche befunden hat! Hört zu, o Veroneser, ändert eure Ansichten, vergesst alles was es jetzt in dieser herrlichen Stadt an Religiosität, Frömmigkeit und Tugenden gibt; vergesst jene heilige Religion, die jetzt durch den Eifer des geweihten Klerus, die Führung von weisen Bischöfen und das bereite Mittun der Gläubigen in eurer Mitte blüht, von der Kirche und Gott geliebtes Volk. Vergesst jene erhabenen, vaterländischen Tugenden, nach denen man hier aus Nächstenliebe, Mitleid und dank christlicher Sitten lebt. Um eine blasse Ahnung von jenen schwierigen Zeiten zu haben, könnt ihr euch einmal vorstellen, es gäbe hier diese heiligen Gotteshäuser noch nicht, in denen der Herr in Geist und Wahrheit angebetet wird; schafft alle Denkmäler ihrer Frömmigkeit und christlichen Menschenfreundlichkeit weg; entblößt euren Geist von der Wahrheit des Glaubens und Eure Herzen von den Frömmigkeitsübungen, lasst den Leidenschaften freien Lauf und nehmt den Seelen die Sakramente der Kirche weg.


[6054]

Was für ein Schauspiel hat unser Volk dargeboten, bevor der Glaube an Christus mit seinem hellen Schein über ihm aufgeleuchtet hat!... Schon der Gedanke daran erfüllt eure Herzen mit Schaudern. Das Heidentum mit seinen unheilvollen Riten, den schändlichen Gesetzen, den brutalen Verirrungen, den Obszönitäten, den Exzessen und abscheulichen Verbrechen war noch mächtig unter unserem Volk. Ein beklagenswerter Zustand! Das waren die fatalen Folgen davon, dass sich die Menschen von ihrem Gott losgesagt und seine Gebote missachtet hatten, um sich dem Diktat der Leidenschaften zu beugen, denen alle Schranken geöffnet wurden. Betrachtet die Arena, den Zirkus, das Theater, die prächtigen Denkmäler, in denen die Menschen die römische Größe bewundert haben (und sie zum Teil noch heute bewundern) und zu denen Verona einen so schönen Beitrag geleistet hat. Betrachtet sie eher als Denkmäler der Niedertracht, der Barbarei und der Ausschweifungen unserer Vorfahren und als Zeugen unserer alten Schandtaten.


[6055]

Das düstere Bild, das ich euch mit Trauer zeichne, ist aber noch nicht zu Ende. Inmitten der liederlichen Schar der Heiden, die ihr zurecht verurteilt, lebten zu jener Zeit auch noch die Häretiker, die sich anschickten, die verehrungswürdige Braut Christi mit dem tödlichen Gift ihrer falschen Lehren zu bekämpfen und zu zerstören. Schaut sie an die Ebioniter, die Basilidianer, etc., und vor allem die Arianer, die der katholischen Kirche den erhabenen und wesentlichen Charakter des Christentums genommen hatten, nämlich, die Gottheit Jesu Christi. Diese Häresien bringen, wenn auch nicht namentlich, die ganze Missbildung und die Laster des Götzendienstes mit sich, zudem den sie zermürbenden Neid, den sie verzehrenden Hass, Betrug und Täuschung, die der Kirche meist mehr als der Krieg geschadet hat. Solche Giftschlangen setzten damals unserem unglücklichen Veroneser Volk zu. In jenen Tagen lebten unter uns auch einige Katholiken, die Jesus Christus anbeteten und seiner Wahrheit folgten und seit den Anfängen des Christentums sein Licht ausgestrahlt haben, vor allem dank des Schweißes und der Mühen von nicht weniger als sieben heiligen Bischöfen, die unserem heiligen Schutzpatron auf dem Veroneser Bischofsstuhl vorausgegangen sind, aber es sind nur wenige, schüchterne und zurückgezogene Männer gewesen. Sie waren bedeutungslos inmitten der Menschenenge, die der Irrtum wie ein schmutziger  Fluss überschwemmt hatte.  


[6056]

Das, meine Damen und Herren, war Verona in jenen Tagen, bis endlich der Allmächtige seinen barmherzigen Blick auf das Volk richtete, das Übel in seine Schranken wies und Zeno mit der großen Aufgabe seiner Bekehrung und endgültigen Wiedergeburt betraute. Und siehe da, schon zeigt sich der neue von der Vorsehung in wunderbarer Weise geführte Apostel zum ersten Mal. Sehnt ihr euch danach ihn kennen zu lernen? Welches ist seine Abstammung? Sein reichhaltiges und umfassendes, sakrales und profanes Wissen ist ein klarer Beweis für seine edle Abstammung. Sein Heimatland? Ernstzunehmende Dokumente bezeugen, dass er Afrikaner gewesen ist. Ich selbst bin zutiefst davon überzeugt. Obgleich einige Anzeichen dagegen sprechen, behaupte ich, dass mein geliebtes Afrika mit Recht genau so stolz auf ihn ist wie auf Zyprian, von dem er seinen kräftigen und feurigen Stil geerbt hat. Asien würde sich über ihn wie über seinen Chrysostomus freuen, da seine Redekunst nicht geringer ist. Italien rühmt sich seiner wie des Ambrosius, denn er erfasste mit nicht geringerer Schärfe die Geheimnisse der Theologie und erklärte sie mit nicht geringerer Gewandtheit.


[6057]

Seine Begleiter? Der ihn verzehrende Eifer und seine Tugenden, die aus ihm fast wie von einem Armleuchter strahlen. Die Beweise für seine Mission? Sie wurden bereits in Syrien sichtbar, wo ihm glorreiche Narben eines Märtyrers zugefügt wurden. Dazu kamen die Wunder, mit denen Gott sein erstaunliches Apostolat verherrlichte. Geh ihm entgegen, o Verona, und begrüße ihn als Engel des Friedens, den er dir mit dem Evangelium gebracht hat; begrüße freudig jene Schritte, mit denen er auf dich zukommt und küsse voll Ehrfurcht jene Füße, die deinen glücklichen Boden betreten: wie sind die Freudenboten willkommen, die Gutes verkündigen! Ja, freue dich, denn eure Nacht geht zu Ende. Legt die schmutzigen Trauerkleider ab und zieht die Freudenkleider an. Freue dich, denn deine Hügel werden fortan nicht mehr von den Namen der unreinen Venus und Adonis, von Mars, Jupiter, Minerva und von den anderen widerlichen und heidnischen Gottheiten widerhallen, sondern von den süßen Namen Jesus und Maria. Du wirst die Fesseln der alten Sklaverei zerreißen und die Stimme des mächtigen Zeno wird jene Dämonen vertreiben, unter deren herzloser Herrschaft ihr so viele Jahre geschmachtet habt. Du wirst den Hauch der Freiheit spüren, den die Kinder Gottes im Reiche Christi genießen, die in der Heiligen Taufe wiedergeboren worden sind.


[6058]

Erhebe nun dein Haupt und schau auf zu den Hügeln, o glückliche Stadt, und bereite dich vor, deinen Befreier würdevoll zu empfangen, der, in wunderbarerer Weise von Gott geführt, sich auf dem Weg zu dir befindet, sich am Ufer der Etsch entlang bewegt, um dir das Geschenk des Glaubens an Jesus Christus zu bringen und die Segnungen des Himmels auf dich herab zu rufen. Freue dich, o Verona, denke an die Größe und den Ruhm, zu denen du dich demnächst erheben wirst, und vergiss die Tage deiner Leiden und die langen Jahre deiner Entwürdigung. 


[6059]

Und siehe, Zeno, bewaffnet mit seinem Glauben und brennend vor Nächstenliebe, will nun mit dem anstrengenden und arbeitsreichen Unternehmen beginnen. Die Stadt Verona, die wieder in die Sklaverei des irrsinnigen, heidnischen Aberglaubens gefallen ist, obwohl vom Himmel begünstigt, wie wir gesagt haben, hat durch das Wirken der heiligen Bischöfe und ihrer glorreichen Märtyrer den göttlichen Namen vernommen, den sie beinahe vergessen hätte. In ihrer Mitte wurden abscheulichen Gottheiten gotteslästerliche Tempel gewidmet; frevelhafte Altäre errichtet, auf denen unreine Opfer dargebracht wurden; während abscheulicher Riten fanden die wildesten Orgien statt. Das Recht wurde verletzt, die Gerechtigkeit unterdrückt, die Prinzipien der natürlichen Ehrlichkeit herabgewürdigt. Was soll ich noch hinzufügen? Laster und Verbrechen wurden im Triumph herumgetragen, der Name der Tugend ging verloren. Also: Zeno will die Götzentempel zerstören, die Altäre umstürzen und die gottlosen Riten und die schändlichen Feste für immer unterbinden. Zeno will, dass Gesetz und Gerechtigkeit respektiert werden, Ehrlichkeit wieder honoriert wird und die Tugend an die Stelle des Verbrechens tritt. Mit einem Wort, wo der Teufel regiert hat, soll nach Zenos Willen von jetzt ab Jesus Christus herrschen, er allein und für immer, in den Köpfen und Herzen der Menschen.


[6060]

Er macht sich gleich an die Arbeit, ohne sich vom Zorn der Priester, der Wut der Mächtigen oder den Leidenschaften des Volkes beirren zu lassen. Er beginnt seine Arbeit. Kein Hindernis kann ihn einschüchtern, keine Gefahr seinen Arm festhalten, weder Anstrengungen noch Müdigkeit können seinen Eifer beeinträchtigen. Er macht sich an die Arbeit. Auch wenn die Herzenshärte, die Unbelehrbarkeit des Geistes und die vielen Vorurteile offenkundig sind: nichts kann ihn aus der Fassung bringen, er zweifelt nicht am Erfolg


[6061]

Schaut ihn an, meine Damen und Herren! Mit apostolischem Eifers betritt er die Paläste der Mächtigen, besucht die Hütten der Armen, durchwandert die Hauptstrassen der Stadt, zeigt sich auf den öffentlichen Plätzen und belebten Straßen und verkündet überall den Namen Jesu Christi. Während ihn manche verspotten, andere beschimpfen und wieder andere ihm mit Verachtung begegnen, verkündet Zeno, der unerschrockene Apostel, umso lauter Jesus Christus und lädt alle Söhne und Töchter ein, ihn als den einzigen und wahren Gott des Himmels anzubeten


[6062]

Damit Jesus Christus in diesem Land herrscht und über den Geist und die Herzen triumphiert, offenbart er die unendliche Herrlichkeit, enthüllt er die unaussprechlichen Eigenschaften, predigt von der Tugend, der Weisheit und Macht und offenbart gleichzeitig seine Lehre, seine Prinzipien, seine Gebote und Gesetze. Er weist auf die Schmach und Monstrosität der absurden Lehren hin, auf die gottlosen Maximen, die ungerechten Vorschriften und die barbarischen Gesetze des Heidentums. Mit Feuereifer richtet sich unser Apostel gegen die Häretiker seiner Zeit und bekämpft sie. Mit seinem prophetischen Wort lässt er die Wahrheit der ewigen Zeugung des Wortes im Schoß des göttlichen Vaters noch glänzender und erhabener erscheinen, die Gottheit Jesu Christi in noch hellerem Licht glänzen angesichts der wütenden Angriffe der Gottlosen, die diese grundlegenden Wahrheiten unserer heiligen Religion leugnen und die makellose Braut des göttlichen Lammes so grausam quälten, das am Kreuz für die Erlösung der Menschheit gestorben ist.


[6063]

Die Geschichte hat uns auf ihren Seiten nicht alle Einzelheiten aus dem Leben des hl. Zeno in unserer Stadt überliefert. Schuld daran sind jene traurigen und unheilvollen Zeiten gewesen. Mit seiner Verkündigung, seinem Beispiel, seiner Güte und Ausdauer, mit eifrigen Gebeten und strengem Fasten, mit Tränen und ständigen Leiden und zwar bei Tag und Nacht, sowohl in der Zurückgezogenheit als auch in der Öffentlichkeit hat er die Stadt zu neuem Leben erweckt und für Christus gewonnen. Wir können mit Nutzen auf alles eingehen, was er in unserer Stadt zur Verherrlichung Jesu Christi getan hat, da wir mit unfehlbarer Sicherheit wissen, dass Jesus Christus nur dank Zenos Verkündigung unter uns bekannt geworden ist. Er hat unter uns sein Reich wieder auf eine feste Grundlage gestellt, so dass es nie mehr zerfallen wird. Ja, o Veroneser, Jesus Christus hat mit seiner Lehre und seinen Gesetzen unter euch geherrscht; er hat unter euch geherrscht. Zu Füssen seines Thrones hat er eure gedemütigten Väter gesehen, die ihm den Tribut des Glaubens und der Liebe entrichtet haben; er hat unter euch geherrscht. Im Schatten seiner Tabernakel hat er große Scharen jeden Standes, Alters und Geschlechts aus allen Dörfern und Gegenden unserer Diözese erblickt, die ihm Treue geschworen haben.


[6064]

Das alles, o Veroneser, ich wiederhole es, verdanken wir Zeno. Er hat die abergläubischen Riten eines gotteslästerlichen Kultes durch die erhabenen Zeremonien des Christentums ersetzt. Er hat sich für die Rechte der Schwachen und Unterdrückten gegen die Tyrannei der Mächtigen stark gemacht; er hat die Frau, die der grausame Ehemann als seine Sklavin betrachtete, zur liebevollen und untrennbaren Gefährtin erhoben und ihre Kinder, die von ihren erbarmungslosen Eltern als Sachen angesehen wurden, zu Familienmitgliedern gemacht. Er hat auf den Altarruinen der Venus, des Mars, des Jupiter und der Minerva das Kreuz aufgerichtet, das noch kurz vorher als ein Ärgernis und eine Torheit angesehen wurde. Nach der Überwindung des Götzendienstes und der Zerstörung der profanen Tempel, nach Überwindung der höllischen Mächte, ist jenes erhabene Kreuz nicht nur der Altar eines einzigen Tempels, sondern nach dem Ausdruck eines Kirchenvaters der Altar der Welt geworden, das in die Tempel eingezogen und angebetet worden ist. Es ist in die Königspaläste eingedrungen, wo es respektiert worden ist; es ist auf den Fahnen erschienen und gefürchtet worden, auf die Masten gesetzt und angerufen worden; hat auf den Häuptern von Monarchen geglänzt und hat ihnen Ehre gebracht, auf der Brust der Helden und hat sie ermutigt, auf der Stirn der Priester und hat sie geweiht. 


[6065]

Mit einem Wort, Zeno hat das Veroneser Volk geheiligt und es ist ihm gelungen, in so vielen Heiligen heroische Tugenden zu erwecken, die der Stadt und Diözese Glanz verliehen und die Kirche mit Wundertaten erfüllt haben. Ja, Zeno, sagt die Tradition, die uns der anonyme Pippin überliefert hat, Zeno hat Verona bekehrt und getauft: Durch die Predigt hat er Verona zur Taufe geführt.

Das Evangelium also, das wir bereits fast sechzehn Jahrhunderte predigen und verehren, hat er als erster verkündet; den Glauben, den wir schon lange unversehrt bewahren, hat er in unsere Herzen eingepflanzt. Die heiligsten Sakramente, die wir empfangen, hat er als erster gespendet; die Frömmigkeit und Andachten, die wir immer gepflegt haben, hat er als erster unsrem Geist eingeflößt und in ihm eingemeißelt. Zeno, ja Zeno ist der wahre Apostel, der das heidnische und ketzerische Verona in ein christliches und katholisches Verona umgewandelt hat, und den Herzen der Menschen das unauslöschliche Merkmal des Glaubens an Jesus Christus eingeprägt hat. Deshalb hat Verona solchen Ruhm und solche Größe erlangt, die es sonst umsonst angestrebt hätte.


[6066]

Im Bewusstsein, dass nur Jesus Christus die Größe und Herrlichkeit eines Volkes ausmacht, sobald sich dieses Volk den Einflüssen seiner belebenden Wirkung öffnet, sollte sich unsere Stadt nicht als herrlich und groß betrachten, wenn sie in so hohem Maße an den Gnaden der Erlösungstat Jesu Christi teilgenommen hat? Oh! ist es nicht recht und billig, dass ihr Zeno verehrt und liebt, ihm heute Ehre erweist und eure Herzen zuwendet? Hat er doch so viel unter euch beigetragen, Jesus Christus zu ehren und unserer Heimat den wahren Ruhm, den wahren Glanz verliehen.


[6067]

Wenn ich an die Größe der Wohltat denke, die uns Zeno mit dem heiligen Glauben an Jesus Christus erwiesen hat, kann ich unter den vielen, hervorragenden Persönlichkeiten dieser berühmten Stadt keinen finden, dem wir ebenso viel Dankbarkeit schulden. Wer hätte dir, o Verona, eine größere Wohltat erweisen können? Vielleicht jemand, der dir auf neuen Wegen und unbekannten Meeren den Zugang zu Reichtümern durch blühende Handelsbeziehungen eröffnet hätte? Aber du schuldest Zeno noch viel mehr, denn er hat dir den Weg zu ganz anderen Reichtümern, zu den Schätzen des Himmels erschlossen, auf die du dank der Taufe hoffen kannst und ein Anrecht hast. Wir sind aber auch, o Veroneser, vielen berühmten Männern zu Dank verpflichtet, die durch Wissenschaft, Literatur und Kunst unserem Heimatland die Bewunderung der Welt eingebracht haben. Wir errichten ihrem Andenken herrliche Denkmäler, Statuen auf den Plätzen und geben auf diese Weise ihren Ruhm und unsere Dankbarkeit an unsere Nachkommen weiter. Aber hat Zeno nicht noch viel mehr beigetragen, diese Heimat zu veredeln? Verona besitzt in ihm einen beredten Literaten, einen Schriftsteller, dessen Werke jenen der alten Kirchenväter gleichkommen und selbst von den Protestanten gelobt werden. Die Veroneser Kirche kann sich rühmen, als Hauptgründer einen Heiligen zu haben. Ihm verdanken wir den Ruhm und die Tugenden unserer Religion heute wie gestern, die unserer Heimat so viel Ehre eingebracht haben.


[6068]

In der Tat, meine Herren, wenn man anhand der erlesenen Früchte eines Baumes an den fleißigen Bauern denkt und ihn preist, der ihn mit geübter Hand veredelt hat, und ohne den der Baum nur wilde und bittere Früchte hervorgebracht hätte; wer die vielen saftigen und guten Früchte der Tugend und des Glaubens sieht, die seit fast sechzehn Jahrhunderten Verona, der erlesene Baum im Garten der Kirche, getragen hat, dann müssen alle zu Zeno gehen, der als fleißiger Arbeiter zum ersten Mal diesen Baum veredelt hat. Wenn ich mir nicht bewusst wäre, eure Bescheidenheit zu beleidigen, o Veroneser, würde ich von diesem Glauben und dieser Tugend sprechen, die das Hauptmerkmal eures Volkes ist. Ich würde von der Schönheit des Glaubens sprechen, den ihr in der Reinheit der Dogmen unversehrt bewahrt habt, was den Veronesern den Titel Verona Fidelis eingebracht hat: den heiligen Glauben, dessen Fundament Zeno in eurem Herzen gelegt hat. Jene große Seele frohlockte, als sie ihre treuen und geliebten Söhne zum ersten Mal in einem Tempel versammelt sah, den er als erster in Verona auf den Ruinen des Heidentums errichtet hatte, froh und triumphierend den Blick zum Himmel gerichtet und den Sieg Christi verkündend.


[6069]

Jene öffentlichen Einrichtungen, Veroneser, werden immer von Eurer Nächstenliebe den Elenden und Armen gegenüber Zeugnis ablegen, in denen Alte, Kranke, Kinder, Verlassene, Waisen und auf Abwege Geratene Unterkunft finden. Diese Tugend der Nächstenliebe hat Euch Zeno vererbt und euch mit diesen herrlichen Worten sein glänzendes Lob ausgesprochen: "Eure Freigebigkeit ist in allen Provinzen offenkundig; eure Häuser stehen allen Pilgern offen; eure Armen brauchen nicht um Lebensmittel betteln; sogar eure Witwen und Armen verfügen testamentarisch über ihre Güter; noch mehr würde ich zu eurer Ehre sagen, wenn ich nicht einer von euch wäre.“ Ich möchte auch die engelgleiche Jungfräulichkeit   nicht unerwähnt lassen, deren glorreiche Fahne Maria, die große Mutter Gottes, als erste unter allen Töchtern Evas auf der Erde gehisst und in der Kirche reine Lilien gesät hat. Unser Heiliger hat sie als erster auf dieser heiligen Veroneser Erde zum Sprossen gebracht, sei es unter den Dornen der Welt, sei es in den Klöstern, sei es auf den blühenden Wiesen der Christenheit. Zeno hat vielen heiligen Jungfrauen in ihren Häusern Ratschläge erteilt, anderen in der Stille eines Klosters Ordnung und Gesetze gegeben. Er ist vielleicht der erste im Westen gewesen, der jene heiligen Seelen hinter Mauern eingeschlossen hat, die unter den Menschen ein engelgleiches Leben führen wollten.


[6070]

Nein, nein, Verona, nicht die Fruchtbarkeit deiner Erde, die Anmut deiner berühmten Hügeln, dein mildes Klima, die Großartigkeit deiner Denkmäler sind dein wahrer Ruhm, die dich zieren und ehren. Was würde dir all das nützen ohne den Glauben an Jesus Christus?  Oh! edler Glaube, du bist die Zierde der Nationen, der Frieden der Völker, die Ehre jener Stadt, in der du verkündet worden bist. Du lehrst die Großen ihre Macht auszuüben und die Begüterten ihre Reichtümer entsprechend zu verwenden. Du verbindest in der Gesellschaft die Menschen mit den Banden der Nächstenliebe. Ohne dich sind jedoch die Königreiche unglücklich, die Städte armselig, die Throne, die nur auf Furcht aufgebaut sind, schwanken, Gesetze werden nicht befolgt, Tugend wird mit Füssen getreten, das Laster triumphiert, der Reiche bereichert sich übermäßig und Tausende stürzen ins Elend. Der Stolz nährt sich von der Unterdrückung, die Ungerechtigkeit vom Verrat, die Gier vom Diebstahl, die Rache vom Blut des anderen, vom Spott und der barbarischen Neugierde. Erinnere dich daran, o Verona, dass du in deinem berühmten und großartigen Amphitheater zum Zeitvertreib die wilden Tiere gegen die Gladiatoren aufgehetzt hast, die aus natürlichem Instinkt ihren Bauch mit Menschenfleisch gefüllt und deine grausamen Augen sich mit einstudierter Barbarei am Menschenblut ergötzt haben.


[6071]

Blick nun auf dich selbst, wenn du kannst, auf diesen deinen Zustand; das Böse, ohne Glauben, überschwemmte deine Stadtteile; was nützten dir ohne Glauben die feinen Gebräuche? Wo wäre jetzt dein Frieden? Wo jene Ordnung, die dich schützt? Wo die Zierde der Tugenden, die dich auszeichnen? Oh! Preist tausendmal euren Zeno, o Veroneser, der euch mit seinem Eifer den Glauben gebracht und euch mit anderen Wohltaten und Gunsterweisen reichlich beschenkt hat. Preist diesen großen Apostel, der euch für Jesus Christus gewonnen hat; preist diesen liebevollen Vater, der euch für das unsterbliche Leben der Gnade wiedergeboren hat; preist diesen erhabenen Hirten, der Ängste, Mühen, Sorgen und Leiden auf sich genommen hat, um euch auf die erlesene Weide des Evangeliums zu führen. Er hat sein Leben in einem ständigen und schmerzvollen Martyrium aufgebraucht.


[6072]

In der Tat, meine Herren, Zeno ist ein wahrer Märtyrer Jesu Christi. Hier halte ich nun inne, denn ich habe seine Eigenschaften in meiner kurzen und hastigen Predigt aufgezeigt und werde einen Schleier über jene Vielzahl von Ängsten, Verfolgungen, Treubrüchen, Nachstellungen, Kreuze und Martyrium ausbreiten, die unser Heiliger wie alle Apostel und Gründer von Kirchen im Namen Jesu Christi durchstehen musste, um unser geliebtes Verona für ihn zu erobern und zu gewinnen. Ein wahrer Märtyrer Christi ist jener, sagt der heilige Johannes Chrysostomus, der auch ohne Blutvergießen einen starken Drang und den heißen Wunsch verspürt, Gott zu preisen und für Christus zu sterben, um Seelen zu retten. Der heilige Zyprian bezeichnet jene als Märtyrer, die viel für Christus gelitten haben. Aber noch mehr, ich verehre das Urteil der Väter und alten Autoren, die den heiligen Zeno als Märtyrer bezeichnen. Ich beuge in Ehrfurcht mein Haupt vor der Majestät des äußeren Kultes und der heiligen Riten und schätze die Praxis der Kirche, die in roten Messgewändern das Fest unseres heiligen Märtyrers feiert, das heutige Fest der Auffindung seines heiligen Leibes und das noch herrlichere seiner Geburt. Ich verbeuge mich vor dem Ruhm seines Namens und seines Kultes. Kaum befreit von seiner körperlichen Hülle und eingegangen in die Herrlichkeit Gottes, erhebt er sich glorreich auf den Flügeln seines Ruhmes und füllt mit seiner Verehrung nicht nur Verona, sondern Städte und Reiche, Ehrungen, die den heiligen Märtyrern vorbehalten sind.


[6073]

Ehre gebührt Zeno, dem wahren Apostel und Märtyrer Jesu Christi. Anhand dessen was ich euch bis jetzt gesagt habe, liebe Veroneser, beurteilt selbst, ob euch der heilige Zeno mit seinem glorreichen Apostolat und kostbaren Tod größeren Ruhm und größere Berühmtheit hätte verschaffen können als durch die Verkündigung des Glaubens an Jesus Christus in eurer Mitte, der für all Völker, die sich ihm zuwenden, zum einzigen Prinzip und zur einzigen Grundlage wahrer Größe und wahren Ruhmes wird.

Zweiter Teil


[6074]

Glaubt nicht, meine Herren, dass mit dem Tod von St. Zeno auch die Quelle seiner Wohltaten für Verona versiegt ist. Sein himmlischer Schutz ist im Verlauf der vielen Jahrhunderte bemerkenswert und großzügig gewesen.

Nach der Zerstörung des Götzendienstes in Verona und der Vertreibung der pestartigen Irrlehren aus unserer Stadt durch das Werk des unbesiegbaren und heiligen Bischofs Zeno, erhoben sich in anderen Teilen Italiens und der christlichen Welt Erneuerer und Häretiker aller Art gegen den katholischen Glauben und versuchten, die unberührte Lehre zu beeinträchtigen. Städte und Provinzen schlossen sich den Irrlehren an. Sie kehrten den Lebensquellen den Rücken und stillten ihren Durst in den schmutzigen Abwässern der Häresie. Aber nicht Verona! Oh nein! Hier ist der Glaube nicht verloren gegangen, ganz im Gegenteil, hier ist er aufgeblüht, denn damals hat er kostbare Früchte der Frömmigkeit und der Religion gebracht. Innerhalb ihrer Mauern entstanden herrliche Tempel, Kreuzgänge und Einsiedeleien und überall, in allen Lebensbereichen, in jeder Altersgruppe wurden die Tugenden in heroischer Weise praktiziert.


[6075]

Wer würde das verneinen? Hier in Verona hat der Glaube allen Prüfungen standgehalten, denn ihre Förderer, angetrieben vom Eifer, dem Schweiß, den Leiden, dem Tod und dem Schutz ihres Apostels Zeno, lebten unerschrocken nach ihrem Glauben und praktizierten ihn mit Ausdauer. Und als später Italien bald mit politischen, bald mit religiösen Umwälzungen zu kämpfen hatte, als das Land zwischen den Schrecken politischer Gruppierungen und der Anarchie von Meinungen einerseits viele seiner Söhne umkommen sah und sich andererseits viele andere vom Zentrum der Einheit entfernten und das päpstliche Rom verrieten, aber nicht Verona, hier ist der Frieden nicht gestört noch der Glauben geschwächt worden. Unter der Führung ihrer eigenen Fürsten und Führer, als Untertanen der Königin der Meere, die mit Verona den Ruhm ihrer Eroberungen teilte und immer die Einheit mit dem Römischen Stuhl bewahrte, hat Verona immer aus seinem Geist gelebt, dem Geist der Wahrheit und des Lebens. Der Glaube hat in Verona schöne Siege errungen, da es unter der eifrigen Schirmherrschaft seines Apostels und Stammvaters täglich neue Kraft geschöpft hat.


[6076]

Mit welcher Fürsorge hat sich doch unser edler Patron stets vom Himmel aus um unsere Kirche von Verona bemüht! In den achtundzwanzig heiligen Bischöfen hat er seine väterliche Sorge verewigt. Wie haben seine Nachfolger auf dem geheiligten Bischofssitz zu den Ehren der Altäre erhoben, denen er seinen Geist und seine Liebe übertragen hatte. Vom Himmel aus stärkte er den Glauben und den Mut und machte über hundert andere Bischöfe zu überaus würdigen Erben seines pastoralen Eifers, die bis in unsere Zeit der erhabenen Diözese Verona vorgestanden sind. Im Himmel hat er immer für den Veroneser Klerus jenen Eifer erfleht, jenen Glauben, jene Sittenstrenge und kirchliche Disziplin, die ihm zu so großer Ehre gereicht. Vom Himmel aus schaut er auf das Veroneser Volk als sein Eigen, liebt es wie ein Vater und schützt es wie ein himmlischer Hirte.


[6077]

Und in unseren Tagen, meine Herren? Ah! Wer heutzutage unsere Stadt Verona betrachtet, kann nicht umhin, sie zu bewundern. Während der Glaube von allen Seiten bedroht ist, während der Glaube, ahi! Welches Unglück! in vielen Teilen unseres italienischen Vaterlandes immer schwächer wird, denn man hat ihm einen schrecklichen Krieg erklärt, einen tödlichen Vernichtungskrieg. Wer sollte nicht voll Bewunderung sein angesichts eures Glaubens, der noch in voller Pracht erstrahlt? Wie viele Beweise der Hochachtung und des Gehorsams der katholischen Kirche gegenüber habt ihr nicht in diesen Jahren erbracht? Welch tiefe Verehrung habt ihr in den letzten Jahren dem unfehlbaren Lehramt und dem Stuhl Petri entgegengebracht, gestärkt durch euren Glauben und angeregt durch das erbauliche Beispiel unseres verehrungswürdigen Fürstbischofs und Vaters? Wie viele Zeichen kindlicher Anhänglichkeit habt ihr nicht dem engelgleichen Pius IX. entgegengebracht, dessen Größe gewachsen ist je mehr er verachtet, ihm widersprochen und von seinen Feinden zugesetzt worden ist? Welchen Tribut habt ihr seinem weisesten, verehrten und segensreich regierenden Nachfolger Leo XIII. entgegengebracht!


[6078]

Ich spreche es aus, meine Herren, und alle werden mir zustimmen: nein, hier in Verona kann der Glaube nicht schwach werden, weder seine Kraft noch seine Schönheit auch nur für einen Moment Schaden leiden. Zenos Mühen und Leiden, sein leuchtendes Apostolat, sein Martyrium sind eine unaufhörliche Fürsprache vor dem Angesicht des Ewigen Gottes, damit der Glaube hier lebendig bleibt und durch nichts zu Schaden kommt. Und es ist sicher nicht ohne besondere Vorsehung Gottes geschehen, dass uns Zenos heilige Reliquien erhalten geblieben und unter allgemeinem Jubel vor einigen Jahren in der alten und monumentalen Krypta dieser großen und wunderbaren Basilika aufgefunden worden sind, die für Verona und für uns alle immer eine unerschöpfliche Quelle von Gnaden und Segen gewesen ist.


[6079]

Sei gegrüßt denn, o verehrter Heiliger, erhabener Beschützer dieser berühmten Stadt; sei gegrüßt, o heiliger Vater Zeno. Ah! Wenn Dir mein Gebet wohlgefällig ist, wende ich mich Dir zu und bitte dich aus der Tiefe meines Herzens, an diesem Festtag ein größeres Maß an himmlischen Segnungen auf dieses Volk herabströmen zu lassen. Dieses Volk nimmt sich erneut vor, ganz Dir gehören zu wollen. Es liegt nun an Dir, seine Wünsche zu erhören, nachdem es seine Versprechen eingelöst hat.v


[6080]

Aber ich will noch ein anderes Gebet sprechen, o glorreicher Heiliger, vor jenem heiligen Grab, das seit mehr als fünfzehn Jahrhunderten eine fruchtbare Quelle von Gnaden und Erbarmen ist. Wende deinen mitleidsvollen Blick den Menschen von Zentralafrika zu, die seit vielen Jahrhunderten unter der Herrschaft Satans schmachten und auf denen noch der schreckliche Fluch Chams lastet. Von diesem geliebten Verona ist der mächtige Funken jenes heiligen Feuers übergesprungen, um jene Nationen zu erleuchten und jenem dornigen, ausgedehnten und verlassenen Weinberg Christi Leben und Wachstum zu verleihen, den Gott meiner Unwürdigkeit und meiner schwachen und untauglichen pastoralen Fürsorge anvertraut hat, aber für den das Heiligste Herz Jesu genauso geschlagen hat und am Kreuz gestorben ist.


[6081]

Von deinem glorreichen Grab aus, Schauplatz deiner großen Barmherzigkeit, strecke, o Zeno, deine mitleidige Hand aus über dieses bescheidene Zönakel von zukünftigen Glaubensboten und heiligen Jungfrauen, die sich auf das beschwerliche und mühsame afrikanische Apostolat vorbereiten. Dieses Werk hat erst kürzlich in dieser religiösen Stadt begonnen, unter der weisen Schirmherrschaft unseres sehr verehrten Fürstbischofs, Deines angesehenen Nachfolgers. Ah! Würdige dich, o glorreicher heiliger Zeno, aus diesem heiligen Veroneser Land erlesene Berufe für das mühsame und heilige Apostolat von Afrika zu erwecken. Bewirke, dass mit der mächtigen Hilfe von beharrlichen und inständigen Gebeten und durch heilige, großherzige und apostolische Berufe aus dieser religiösen Stadt und Diözese der kostbare Schatz des katholischen Glaubens nach Zentralafrika verpflanzt wird, den du von Afrika nach Verona gebracht hast, so dass dieser heilige Glauben, der die wahre Größe und den wahren Ruhm des Veroneser Volkes ausmacht, ins unglückliche Afrika und Nigrizia zurückkehren kann als unerschöpfliche Quelle der Erlösung und des Lebens. Im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

+ Daniele Comboni.


957
An Don Luigi Grigolini
0
Verona
22. 08. 1880

N. 957; (914) – AN DON LUIGI GRIGOLINI
APMR, F/R
22. August 1880

Widmung auf einem Stundenbuch.

958
An Msgr. Augustin Planque
0
Verona
22. 08. 1880

N. 958; (915) – AN MSGR. AUGUSTIN PLANQUE
ACR, A, c. 15/143
Verona, Istituto Africano, 22 August 1880

 

Mein liebster Superior,

[6082]

Seine Eminenz der Kardinalpräfekt von Propaganda hat mich wissen lassen, dass Sie bereit sind, eine Mission in meinem Vikariat zu übernehmen, da Ihnen ziemlich viel Personal zur Verfügung steht. Ich, im Gegenteil, habe nur sehr wenige Missionare. Ich lasse nichts unversucht, den vielen Menschen zu helfen, in den Schafstall Jesu Christi einzutreten. Dabei schaue ich nicht so sehr darauf, ob ich oder andere, ob mein Institut oder ein anderes diese Arbeit tut, solange nur Christus gepredigt wird.


[6083]

Kaum hatte Seine Eminenz dem Plan zugestimmt, hat er mich beauftragt, Ihnen einen Teil meines Vikariats abzutreten und nicht nur Knochen, sondern auch Fleisch anzubieten, nämlich gute klimatische Verhältnisse. Was die Aktionsbasis anbelangt, habe ich gleich meinen Missionaren geschrieben und ihnen mein Projekt vorgelegt. Aber da die Antwort erst nach ungefähr drei Monaten kommen wird und Seine Eminenz wünscht, dass diese Angelegenheit vor meiner Abreise abgeschlossen wird, und ich so schnell wie möglich dorthin aufbrechen muss (obwohl es mit meiner Gesundheit noch nicht zum Besten steht), das heißt innerhalb von ein paar Wochen, teile ich Ihnen kurz mit, was ich zum größeren Wohl zu tun beschlossen habe und…. uns in allem zu einigen. Sagen Sie mir: wären Sie bereit ..... [der ganze letzte Teil fehlt].

[+ Daniele Comboni]

 

Übersetzung aus dem Französischen.


959
An Kard. Giovanni Simeoni
0
Verona
27. 08 1880

N. 959; (916) – AN KARDINAL GIOVANNI SIMEONI
AP SC Afr. C., v. 8, ff. 1073-1079
Verona, 27. August 1880

 

Durchlauchter und Hochwürdigster Kirchenfürst,

[6084]

Vor etwa zwei Wochen habe ich in Ischl, wo ich dem Kaiser von Österreich, dem Beschützer der Mission, meine Aufwartung gemacht habe, ihr geschätztes Schreiben vom 3. August erhalten. Ich habe seine Tragweite und Bedeutung voll verstanden und mir ernstlich überlegt, ob ich angesichts meiner Nichtigkeit und Schwäche dem afrikanischen Apostolat noch wirklich nützlich sein kann, das zweifellos das schwierigste und dornigste der Welt ist, oder ob ich ihm schade. Zudem bin ich Widrigkeiten gegenüber sehr empfindlich geworden und habe nicht mehr die frühere Kraft, Kreuze zu tragen wegen der vielen Mühen, Entbehrungen, Krankheiten, Fieberanfällen, Herzeleid, Auseinandersetzungen und Widersprüchen, die ich jahrelang ertragen musste, besonders während der Hungersnot und der Epidemien.


[6085]

Aber da man ausschließlich nur auf Gott und seine Gnade vertrauen soll, wer auf sich vertraut (entschuldigen Sie), vertraut auf den größten Esel der Welt, da die Werke Gottes immer am Fuße des Kalvarienbergs entstehen und mit dem Siegel seines anbetungswürdigen Kreuzes gekennzeichnet sein müssen, habe ich beschlossen, mich ganz der göttlichen Vorsehung zu übergeben, der Quelle der Liebe zu den Armen und Beschützerin der Unschuld und Gerechtigkeit, und mich ganz meinen Vorgesetzten, den wahren Stellvertretern Jesu Christi, Eurer Hochwürdigsten Eminenz, dem Hochwürdigsten Kardinal di Canossa und Ihren verehrten Amtsvorgängern in der Leitung der Heiligen Kongregation, seligen Angedenkens, zu überlassen, die den Auftrag haben, mich im heiligen Unternehmen zu unterstützen.


[6086]

In erster Linie danke ich Eurer Eminenz, dass Sie Kardinal di Canossa aufgefordert haben, mir weiterhin bei der Wahl eines guten Vikars behilflich zu sein, sowie meine Institute von Verona zu beaufsichtigen. Gleichzeitig danke ich Eurer Eminenz mit bewegtem Herzen für Ihren wachsamen und weisen Eifer und ihre liebevolle Sorge für mein schwieriges und heikles Unternehmen, damit es sowohl in Verona als auch in Ägypten und im Vikariat sicher und unversehrt auf dem Weg zum heiligen Ziel vorankommt, um den verlassenen Teil des Weinberges so voller Dornen und meinen schwachen Kräften anvertraut zum Glauben und zur christlichen Zivilisation zu bekehren.


[6087]

Während der mir gewährten Audienz habe ich Kardinal di Canossa im Namen Eurer Eminenz beschworen, 1. mir weiterhin wie in den vergangenen 13 Jahren beizustehen, um die gute Entwicklung meiner Afrikanischen Institute von Verona zu gewährleisten; 2. mir einen guten und fähigen Priester von seinem Klerus als Seelenführer und Verwalter der zeitlichen Güter des Werkes und des Vikariats zur Verfügung zu stellen.


[6088]

Seine Antwort auf Nr. 1: "Ja, gerne, und sehr gerne, weil ich das Werk und die Mission liebe und möchte, dass jene armen afrikanischen Seelen gerettet werden; ja, gerne werde ich weiterhin das wenige tun, soweit ich kann, denn als Bischof von Verona kann ich nur das tun, was von mir abhängt. Darauf können Sie sich verlassen".


[6089]

Zu Nr. 2: "Ich verfüge über keinen und kann nichts tun, denn die guten Priester brauche ich selber und ihre Zahl wird immer geringer. Ich kann meine Diözese nicht berauben, um einer anderen zu helfen, etc.” Kurz gesagt, nach zweistündiger Diskussion, nach meinen Bitten und seiner Weigerung, meinem Drängen und seinen Wendungen usw. usw. (im Vorraum warteten mehrere Pfarrer), hat er schließlich zugestimmt, mir einen ausgezeichneten, tüchtigen und sehr eifrigen Priester zu geben, einen starken, klugen, weisen, etc., den Hochwürdigen Francesco Grego von der Diözese Verona, geboren 1833, 47 Jahre alt, 7 Jahre lang Kurat von San Massimo, 4 Jahre Priester von Prun, und 12 Jahre Erzpriester von Montorio Veronese, ein Mann mit praktischer Erfahrung in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten. Er fühlt sich seit 25 Jahren zum Missionsdienst in Zentralafrika berufen. Schon mein verstorbener, heiliger Superior D. Nicola Mazza hatte seinen Missionsberuf bestätigt, den er aber nie in die Tat umsetzen konnte, da er seine Mutter, die Schwester und den Onkel versorgen musste, dem er wie einem Vater zugetan ist, und Kardinal di Canossa ihm nie die Erlaubnis gegeben hatte, in die Mission zu gehen, weil er ihn in der wichtigen und ausgedehnten Pfarrei und Vikarie nicht entbehren wollte, etc.


[6090]

Der hl. Joseph hat mir die Gnade bewirkt, diesen Mann zu bekommen, den ich für den Posten als sehr geeignet ansehe. Ich habe auch um einen zweiten gebeten, aber ohne Erfolg. Dann bin ich sofort nach Montorio geeilt, um dem Erzpriester, er heißt Francesco Grego, die Entscheidung seiner Eminenz und die von mir angenommenen Bedingungen mitzuteilen, nämlich seine Angehörigen im Herrenhaus meines Landgutes unterzubringen, wo der Onkel als Aufseher oder Gutsverwalter (Direktor meines Besitzes) arbeiten und mit Mutter und Schwester dort wohnen kann. Der Erzpriester war außer sich vor Freude. In zwei oder drei Tagen würde er seiner Mutter seinen Entschluss mitgeteilt haben, die öfters beteuert hatte, dass sie sich nie dem Beruf ihres Sohnes entgegenstellen würde. Gleichzeitig bat ich ihn, mit der bischöflichen Kurie die Angelegenheit voranzutreiben, um für die Pfarrei und die Vikarie einen Nachfolger zu finden.


[6091]

Der Kardinal von Verona hat mich allerdings darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht ratsam ist, auf Anhieb einen Priester von Europa nach Zentralafrika zu schicken. Deshalb haben wir vereinbart, D. Franco Grego für ein Jahr zum Oberen meiner Niederlassungen von Kairo zu ernennen, damit er sich akklimatisieren und mit dem orientalischen Umfeld vertraut machen kann. Gleichzeitig kann ihm D. Francesco Giulianelli von Rom bei der privaten Generalverwaltung meiner Institute von Kairo helfen, der seine Aufgabe sehr gut macht.


[6092]

Dies scheint mir eine günstige Gelegenheit zu sein, D. Bartolomeo Rolleri loszuwerden, der die Ursache aller meiner Probleme gewesen ist und die Zwietracht unter meinen Missionaren im Vikariat gesät und geschürt hat. Von 1873 bis Mai ist er Oberer meiner Institute von Ägypten gewesen.


[6093]

Meine Meinung und mein Urteil habe ich Seiner Eminenz mit diesem Brief nach gründlicher Überlegung und voller Einsicht in die Sachlage mitgeteilt. Hätte ich auf die klugen und wiederholten Ratschläge wichtiger Persönlichkeiten gehört, hätte ich ihn schon 1877 entlassen sollen. Aber da er ein frommer, sittlich hoch stehender und pflichtbewusster Priester ist – das gute Verhalten ist die schönste Predigt für die Gläubigen - habe ich immer gehofft, dass er in sich gehen und seine schwerwiegenden Fehler und Mängel ablegen wird. Er ist ein seltener, sturer und dickköpfiger Mensch. Zudem ist er ein Gefühlsmensch, sieht nichts Gutes an seinen Widersachern aber nur Gutes an seinen Anhängern.


[6094]

Von 1868 bis 1875 war er einer meiner Stützen, klug, gehorsam, respektvoll, wenn auch sehr verschlossen. Er hat mich wie einen Vater geliebt und ich ihn wie einen Bruder. Im Oktober 1875, die Umstände kann ich mir immer noch nicht erklären, ist er von einem inimico homine hinters Licht geführt worden, der ihm ins Ohr geflüstert hat, was er hören wollte, nämlich meinen Posten zu übernehmen. Seit jenem Tag hat er Dutzende von Briefen an meine Missionare des Vikariats geschrieben und alle aufgefordert, sich ihm anzuschließen und gegen mich bei Propaganda Rekurs einzulegen. Mit mehr als dreißig Briefen von hier und Khartum kann ich das beweisen. Da sich aber der Großteil der Missionare aus Liebe zu Gerechtigkeit und Wahrheit weigerten, auf ihn zu hören, wurde er ihr Feind und Verleumder (aber immer in gutem Gewissen!?!). Schließlich hat er sich beruhigt, besonders nachdem ich den verstorbenen D. Antonio Squaranti als meinen Verwalter und Generalvikar ins Vikariat geholt hatte, wie mir die Heilige Kongregation angeordnet hatte. 


[6095]

Als aber der oben genannte gute und umsichtige Priester Squaranti nach Khartum kam und alles genau überprüfte, schrieb er Rolleri nach Kairo und sagte ihm klipp und klar, dass er, Rolleri, die Ursache aller Probleme im Vikariat gewesen sei, ganz mit Unrecht den Leiter der Mission vor allen Missionaren und Mitarbeitern in Verruf gebracht (fast alle waren Neapolitaner, die in einem oder einem anderen Punkt seine falschen Unterstellungen unterstützten) und ihn in tausendfacher Weise misshandelt hatte. Daraufhin begann er mit D. Squaranti ein Wortgefecht, das erst mit dem Tod von Squaranti aufhörte. Da aber Rolleri ein engstirniger und hartnäckiger Mensch ist, brachte er weiterhin jene guten Missionare in Misskredit, die die Dinge anders sahen als er. Da ich mir inzwischen an Ort und Stelle ein der Wahrheit entsprechendes Bild gemacht hatte und seinen Forderungen nicht nachgab, bat er mich um die Litterae Dimissoriae, um anderswohin zu gehen. Diese habe ich ihm sofort ausgestellt und sie ihm im Januar 1879 von Khartum aus zugeschickt. Ich bat ihn aber solange zu warten, bis ich einen anderen Oberen für Kairo ernannt hätte. Für dieses Amt hatte er mir den ehemaligen Kapuziner  D. Bellincampi vom Kolleg Mastai vorgeschlagen, der mit Erlaubnis der Heiligen Propaganda Kongregation nach Kairo gekommen war.


[6096]

Aber da ich nur ungute Nachrichten von diesem Mann aus Kairo erhalten hatte, bat ich Rolleri, bis zu meiner Ankunft an seinem Posten zu bleiben, was er auch getan hat. In Kairo angekommen, hatte ich in Rom durch Vermittlung von Professor Pennacchi Kardinal Consolini zu Rate gezogen, und habe Bellincampi aus dem Institut von Kairo entlassen, da er nicht für die Mission von Zentralafrika berufen war. Von da an hat Rolleri nicht mehr davon gesprochen, mein Werk verlassen zu wollen. Man beachte, dass sich Rolleri immer geweigert hatte, ins Vikariat zu gehen, trotz meiner wiederholten Einladungen seit 1875. Ich hatte ihn dazu eingeladen, einerseits um dort zu arbeiten und andererseits um mit seinen eigenen Augen die Wirklichkeit zu sehen und seine krummen und falschen Urteile zu revidieren.


[6097]

Obwohl er nie das Vikariat betreten hat und nie über Großkairo und Suez hinausgekommen ist, hat er sich doch angemaßt, die Gabe der Unfehlbarkeit zu besitzen, um die kleinsten Einzelheiten und das Personal des Vikariats anders zu beurteilen als der Bischof und Apostolische Vikar. Im vergangenen Mai ist er mit Erlaubnis nach Italien und Rom gekommen und hält sich jetzt in seiner Heimat auf, will aber im Oktober nach Ägypten zurückkehren. Er hat mir klargemacht, dass er nie nach Zentralafrika gehen wird, auch nicht in Verona bleiben will, sondern nur in meinem Institut von Kairo mitzuarbeiten bereit ist, als Oberer natürlich. All das habe ich vorgestern Kardinal di Canossa mitgeteilt. Wir haben dann zusammen beschlossen, Rolleri einzuladen, im Institut von Verona zu bleiben und meinem verehrten Rektor P. Giuseppe Sembianti zur Seite zu stehen. Der Hochwürdigste Bischof und der Rektor könnten ihn hier beobachten. Andernfalls soll er dort hingehen, wo er seine Talente einsetzen kann. 


[6098]

Mit kindlichem Vertrauen auf Eure Eminenz möchte ich noch hinzufügen (ich wäre sehr glücklich, wenn ich mich täuschen würde und alles widerrufen könnte), dass die unguten Nachrichten über den Zustand des Vikariats, die an diese Heilige Kongregation gelangt sind, und die Behauptung, dass dort niemand das Amt des Generalvikars übernehmen könnte, sowie die falschen Informationen über D. Bonomi, usw. usw. stammen alle direkt oder indirekt von Rolleri, der alle Fäden in der Hand hat. Aber egal, die Wahrheit wird ans Tageslicht kommen, denn Gott ist Gnade, Nächstenliebe und Gerechtigkeit. Gott wird auch aus diesen Wechselfällen das Beste für Afrika herausholen. Ein gutes Ergebnis liegt bereits auf der Hand, nämlich dass ich den guten Priester D. Grego gewonnen habe. Er wird sicher nie gut arabisch predigen können, da er dazu bereits zu alt ist, aber er wird uns sehr nützlich sein bei den geschäftlichen Angelegenheiten, bei der Einhaltung von Disziplin und beim guten Verlauf der Dinge, damit alles nach dem Geist Gottes vorangehen kann.


[6099]

Im Interesse der Wahrheit kann ich Ihnen sagen, dass es mit dem Vikariat nicht so schlecht steht, wie Eurer Eminenz berichtet wurde, (ich werde mich korrigieren, wenn ich bei meiner nächsten Pastoralvisite das Gegenteil feststellen muss). D. Luigi Bonomi – er ist 39 Jahre alt, war sieben Jahre Kurat und ist seit 1874 in Afrika, wo er viel Erfahrung gesammelt hat, und ein wahrer Missionar ist. Dies ist meine bescheidene Meinung über ihn. Ich behaupte nicht, dass er alle Eigenschaften für das Amt des Generalvikars hat. Es fehlen ihm die guten Umgangsformen und die notwendige Weitsicht beim Umgang mit den Behörden und den Untergebenen. Er ist zu hart, aber was Rechtschaffenheit, Fleiß, Selbstverleugnung, Aufrichtigkeit, Demut und Gehorsam anbelangt, ist er einer der besten, den sich ein Apostolischer Vikar wünschen kann, überdies ist er sehr pflichtbewusst. Aber da er 1875 auf die Machenschaften von Rolleri gegen mich zu rebellieren nicht eingegangen war, das heißt, sich ihm anzuschließen (Bonomi war weit weg in Ghebel Nuba und Rolleri in Kairo) und ihm keine Antwort gegeben hatte, sondern ihm nur sagen, das heißt, schreiben ließ, dass Bonomi nur jene Vorgesetzten anerkennt, die vom Heiligen Stuhl ernannt werden oder diesen vertreten, ist er sein Feind geworden. Er ist so weit gegangen, seit die schwere Verleumdung in Umlauf zu setzen und sie dreiundeinhalb Jahre aufrecht zu erhalten, unterstützt von zwei Neapolitanern usw., dass Bonomi viele Nächte mit einer Schwester verbringt. Die Sache wurde dann vom Hochwürdigen Squaranti 1878 mit der Beichte und dem formalen Widerruf des reumütigen Verleumders geklärt.


[6100]

Rolleri hat mich ebenfalls mit massiven Drohungen gezwungen, im Zusammenhang mit der Verleumdung eines neapolitanischen Priesters, den Carcereri auf Bitten des Erzbischofs von Trani nach Afrika gebracht hatte, einen Missionar aus Piemont von der Mission zu entfernen. Ich hatte diesen Missionar,  D. Gennaro Martini, bereits telegraphisch nach Khartum gerufen. Aber dann hatte der verleumderische, neapolitanische Priester, nach einem starken Fieberanfall und aus Furcht vor dem Tod, einen gewissenhaften, schriftlichen Widerruf gemacht und erklärt, dass alles, was er an Rolleri geschrieben hatte, reine Verleumdung und seine eigene Erfindung gewesen war, um das Wohlwollen von Rolleri zu gewinnen. Eine Kopie dieser Erklärung hat er Rolleri und mir übergeben (die ich nach Rom mitnehmen werde; der Erzbischof von Trani kann nach Prüfung der Unterschrift Eurer Eminenz die Wahrheit und Echtheit des Briefes bezeugen). Nachdem Rolleri diese Erklärung erhalten hatte, die, so kann man sagen, der verleumdende Priester am Sterbebett abgegeben hatte (er ist dann nach 4 Monaten gestorben), hätte Rolleri nicht vor mir die Verleumdung gegen einen unschuldigen Priester zurückziehen müssen? Er hat es aber nie getan. Er ließ die Verleumdung bewusst im Raume stehen… wie er immer zu sagen pflegt. Für mich ist alles ein Martyrium gewesen. Aber ich bin zufrieden damit, denn so hat es der Herr gefügt. Ich verzeihe allen. Don Martini ist dann erschöpft heimgefahren.


[6101]

Zudem steht es weder mit dem Vikariat noch mit meinem Werk so schlecht, wie Rolleri behauptet. Das Hauptheilmittel, das mein Werk benötigt hat, ist mein Institut von Verona wieder auf ein solides Fundament zu legen und einen guten und fähigen Superior zu ernennen. Das ist der Zweck meiner Reise nach Europa gewesen. Mit der Hilfe des ehrwürdigen Kardinals di Canossa ist es mir gelungen, wie sich Seine Eminenz hoffentlich selbst bald überzeugen kann. Dieses Institut wird mir gute Missionare geben.


[6102]

Es gibt noch andere Dinge zu tun. Das erste ist so schnell wie möglich ins Vikariat usw., zurückzukehren. Ebenso muss ich Ihre geschätzten Briefe beantworten. Morgen und übermorgen werde ich es tun.

Der Hochwürdigste Planque und ich haben uns schriftlich und telegraphisch geeinigt, uns in Turin zu treffen und alles zu regeln und zwar während der Novene zur Muttergottes des Volkes.

Verzeihen Sie mir, dass dieser Brief so lang geworden ist. Ich küsse den Heiligen Purpur und verbleibe Ihr gehorsamer und ergebener Sohn

+ Daniele Comboni, Bischof und Apostolischer Vikar.


960
An Don Francesco Giulianelli
0
Verona
28. 08. 1880

N. 960; (917) – AN DON FRANCESCO GIULIANELLI
ACR, A, c. 15/15
Verona, 28. August 1880

 

Mein lieber D. Francesco

[6103]

Wenn Ihr Lebensmittel oder anderes in Rom zu bezahlen habt (wie ich Eurem letzten Brief entnommen habe, dass Ihr nämlich einige hundert Franken in Rom von Ägypten aus bezahlt habt), schickt kein Geld, sondern teilt es mir mit und ich werde es durch meinen Bankier bezahlen. Wir haben endlich D. Grieff entlassen können. Er hat unserem Institut geschadet und ist die Ursache gewesen, dass einige Kandidaten wegen seines schlechten Beispiels und seiner perversen Unterstellungen in unguter Weise das Institut verlassen haben. Nachdem ich die Regeln in Kraft gesetzt und den guten Priester, P. Sembianti zum Rektor des Instituts ernannt hatte, ist Grieff, der keinen guten Geist gehabt hat, der erste gewesen, der sie nicht eingehalten und viele andere auf seine Seite gezogen hatte. Nachdem ich Kardinal di Canossa und den klugen General der Stigmatiner zu Rate gezogen hatte, habe ich Grieff den Entlassungsbrief überreicht. Am Mittwochmorgen ist er in seine Diözese Luxemburg abgereist.


[6104]

Dem Herrn sei gedankt. Sie, Fuchs, Bouchard, Moron und Dichtl haben richtig gesehen und mir zu Recht geschrieben, denn sie kannten ihn, da sie mit ihm zusammengelebt hatten. Jetzt läuft im Institut alles gut.

Die fünftausend Franken, die ich Ihnen geschickt habe, sollten für die dringendsten Bedürfnisse reichen. Von Köln werden die Spenden nur an mich geschickt werden, sobald ich in Ägypten bin. Tut was Ihr könnt. Ich beeile mich abzureisen. Ich segne euch und die Schwestern, etc.

+ Daniele, Bischof


[6105]

Schreibt mir nach Rom und schickt die Briefe an Eure Mutter, die sie mir persönlich übergibt. Grüßt mir D. Paolo Rosignoli und P. Pierto, die Jesuitenpatres und alle Bewohner unseres Instituts. Höchstwahrscheinlich schicke ich Euch einen Arabischlehrer, da der andere nach Syrien zurückgekehrt ist.