Heute feiern wir das Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Während der Fastenzeit und der Osterzeit haben wir das heilbringende Wirken des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes erfahren. An diesem Sonntag nach Pfingsten lädt uns die Kirche ein, dieses liebevolle Wirken der drei göttlichen Personen in ihrer Einheit und Synergie zu betrachten. (...)
In allem, was existiert, ist der Name der Dreifaltigkeit eingeprägt!
„Der Geist der Wahrheit wird euch in die ganze Wahrheit führen.“
Johannes 16,12–15
Heute feiern wir das Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Während der Fastenzeit und der Osterzeit haben wir das heilbringende Wirken des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes erfahren. An diesem Sonntag nach Pfingsten lädt uns die Kirche ein, dieses liebevolle Wirken der drei göttlichen Personen in ihrer Einheit und Synergie zu betrachten.
Das Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ist eine relativ junge Feier. Es wurde im 14. Jahrhundert in den liturgischen Kalender aufgenommen und auf den Sonntag nach Pfingsten gelegt – ein geeigneter Zeitpunkt, da die Dreifaltigkeit mit dem Kommen des Heiligen Geistes vollständig offenbart wurde.
Wir feiern keine katechetische Wahrheit, die in einer dogmatischen Formel eingeschlossen ist, und auch kein rätselhaftes Mysterium. Es geht um eine lebendige, schöne, überraschende Realität, die im Zentrum der Frohen Botschaft des Evangeliums steht und die der heilige Johannes mit den Worten zusammenfasst: „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8).
Der Weg zum Glauben an die Dreifaltigkeit
Alle Christen bekennen ihren Glauben an die Dreifaltigkeit: „Gott ist einer in drei Personen.“ Diese Definition findet sich so nicht in der Bibel, und die ersten christlichen Generationen benutzten das Wort „Dreifaltigkeit“ noch nicht. Der erste, der den Begriff „Trinitas“ verwendete, war Tertullian, ein Kirchenvater (+240). Es war selbstverständlich keine Erfindung, sondern das Ergebnis seiner Meditation über die Heilige Schrift.
Das Neue Testament enthält zahlreiche Hinweise auf diese Glaubenswahrheit. Am deutlichsten ist die trinitarische Formel am Ende des Matthäusevangeliums: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19).
Vor dem Hintergrund des tief verwurzelten Monotheismus Israels war es verständlicherweise ein Skandal, dass Jesus sich als Sohn Gottes bezeichnete und vom Heiligen Geist als Person sprach. Die ersten Christen waren sehr mutig, als sie den Glauben an die Dreifaltigkeit begründeten – eine Lehre, die erst im 4. Jahrhundert auf den Konzilien von Nicäa (325) und Konstantinopel (381) klar formuliert wurde. Nur eine tiefe Überzeugung, genährt durch Jesu Lehre und Zeugnis, konnte sie zu solch einer Kühnheit führen: „Niemand hat Gott je gesehen; der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“ (Joh 1,18).
Die Dreifaltigkeit – Notwendigkeit der Liebe
Wenn das Geheimnis der Dreifaltigkeit einerseits schwer zu verstehen ist, weil es unserer Logik widerspricht, ist es andererseits einfach, weil es aus der Liebe selbst hervorgeht. Ein Gott in einer einzigen Person wäre in sich abgeschlossen: Wie könnte er Liebe sein? Eine Liebe zwischen zweien könnte sich zu einer spiegelhaften, reziproken Liebe entwickeln – das wäre immer noch eine unvollkommene Liebe. Es braucht einen Dritten, der das Andere verkörpert und die Liebe dazu zwingt, über die Reziprozität hinauszugehen und das Verschiedene zu integrieren.
Gott schuf den Menschen „als sein Bild und ihm ähnlich“ (Gen 1,26–27), aber das Bild der Dreifaltigkeit ist nicht das Paar, sondern die Familie: das fruchtbare Paar, das das „Andere“ annimmt und die Spiegellogik überwindet. Gott ist Familie. Die Menschheit trägt das trinitarische Gepräge in sich. In der Dreifaltigkeit liegt die Offenbarung unserer tiefsten Identität und Berufung.
Nicht nur die menschliche Familie, sondern die gesamte Schöpfung trägt dieses trinitarische Zeichen in sich. Papst Benedikt XVI. sagte dazu:
„In allem, was existiert, ist gewissermaßen der Name der Allerheiligsten Dreifaltigkeit eingeprägt, denn alles Sein, bis in die letzten Teilchen, ist Sein in Beziehung; und so wird der Gott als Beziehung sichtbar, sichtbar wird letztlich die schöpferische Liebe. Alles kommt aus der Liebe, strebt zur Liebe und wird von der Liebe bewegt – natürlich mit verschiedenen Graden an Bewusstsein und Freiheit.“ (Angelus, 7. Juni 2009)
Zwei Gedanken zum heutigen Evangelium
1. Jesus spricht von der innigen Beziehung zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Die Allerheiligste Dreifaltigkeit kann nur in diesem Beziehungsgeflecht verstanden werden. Gott ist reine Beziehung. Dies wird besonders schön in der berühmten Ikone von Andrei Rubljow dargestellt, die – inspiriert vom Besuch Gottes bei Abraham – drei Engel zeigt, die um einen Tisch sitzen und sich mit unendlicher Zärtlichkeit anschauen.
Auch wir sind eingeladen, an diesem himmlischen Mahl teilzunehmen. Man könnte sagen: Wer sich bemüht, Verbindungen zu schaffen, Gemeinschaft zu stiften und brüderliche Beziehungen zu fördern, lebt bereits im Herzen der Dreifaltigkeit. „Wenn du die Liebe siehst, siehst du die Dreifaltigkeit“, sagte der heilige Augustinus.
2. Über die besondere Rolle des Heiligen Geistes sagt Jesus, dass er noch vieles zu sagen habe, aber die Jünger seien im Moment nicht fähig, es zu tragen. Denken wir zum Beispiel an das Gewicht des Wortes vom Kreuz, das so absurd und skandalös erscheint (vgl. 1 Kor 1,18–30). Es wird der Geist sein, der sie zur ganzen Wahrheit führt.
Kurz zuvor hatte Jesus zu Petrus gesagt: „Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; aber später wirst du es begreifen“ (Joh 13,7). Auch wir befinden uns noch zwischen diesem „jetzt“ und dem „später“. Die Wahrheit ist ein Weg, den man gehen muss. Sie liegt immer vor uns, „jenseits“ jeder Etappe. Wir werden sie erst „später“, am Ende, ganz erreichen. Und jeder muss diesen Weg persönlich gehen. Deshalb darf die Wahrheit nur vorgeschlagen, nie aufgezwungen werden – mit Geduld und Respekt. Nur der Heilige Geist kann den Verstand erleuchten, das Herz erwärmen und den Willen stärken, um uns „in die ganze Wahrheit zu führen“.
„Der Geist ist der Ausguck an der Spitze meines Schiffes. Er kündigt Länder an, die ich noch nicht sehe. Ich höre auf ihn und richte das Steuer in diese Richtung, und ich kann handeln, im Vertrauen, dass das, was sich verzögert, kommen wird – mich so verhalten, als hätte die Rose schon geblüht, als sei das Reich bereits gekommen.“ (Ermes Ronchi)
Gebetsübung:
Mache das Kreuzzeichen zu Beginn des Tages mit einem besonderen Bewusstsein, ihn im Namen der Dreifaltigkeit zu leben.
Wiederhole häufig im Laufe des Tages – wie ein Atemzug des Herzens – die Doxologie:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Beten wir mit der heiligen Katharina von Siena:
„Ewige Dreifaltigkeit, du bist wie ein tiefes Meer, je mehr ich suche, desto mehr finde ich; und je mehr ich finde, desto mehr wächst meine Sehnsucht, dich zu suchen. Du bist unersättlich; und die Seele, gesättigt in deinem Abgrund, wird nicht satt, weil sie im Hunger nach dir bleibt, immer mehr nach dir verlangt, o ewige Dreifaltigkeit, und dich sehen will im Licht deines Lichtes.“