In Pace Christi

Polati Andrea

Polati Andrea
Geburtsdatum : 24/12/1923
Geburtsort : Fumane/I
Zeitliche Gelübde : 07/10/1942
Ewige Gelübde : 07/10/1947
Datum der Priesterweihe : 06/06/1948
Todesdatum : 27/10/2016
Todesort : Castel d'Azzano/I

P. Andrea gehört zu jener Gruppe von Menschen, die man nicht mehr vergisst, wenn man ihnen einmal begegnet ist.

Er stammte aus Fumane, Provinz Verona, und kam vor 92 Jah-ren zur Welt. Seine Lebensdaten: zehn Jahre im Süd Sudan; drei Jahre in der Provinz Kenia; siebzehn Jahre in Sizilien (Messina und Palermo); siebzehn Jahre Pfarrer in Brescia; siebzehn Jahre in Li-mone und 212 Tage in Castel d’Azzano.

Ich begegnete ihm das erste Mal, als er 1998 nach Limone kam. Ich begrüßte ihn und wollte ihm das Haus zeigen. Er aber ging seinen Weg und schaute sich das an, was ihn interessierte. „Dieser braucht keine Ratschläge“, war mein erster Eindruck. Wenn wir manchmal gemeinsam Leute besuchten, stellte er mich mit den Worten vor: „Das ist mein Rektor“. Ich gab zur Antwort: “Vorausgesetzt, dass P. Andrea einen braucht“. Als er einmal ei-ner Gruppe Exerzitien gab und merkte, dass sie es mit Stillschwei-gen nicht ernstnahmen, stellte er bei der ersten Betrachtung sein Reiseköfferchen auf den Tisch und sagte: „Wenn das Stillschwei-gen nicht eingehalten wird, gehe ich fort“. Das Ergebnis könnt ihr euch vorstellen.

Obwohl selbstbewusst und charakterfest, konnte er auch ängstlich sein und die Einsamkeit nicht vertragen. Das Wort Got-tes war seine Lieblingsbeschäftigung, seine Leidenschaft, seine Mission. Seine Predigten kamen gut an und zeigten Wirkung. Markus sagte von Jesus: “Er lehrte wie einer der Macht hat und nicht wie die Schriftgelehrten”. Das Gleiche kann von P. Andrea gesagt werden. Er bereitete sich gut vor, las, studierte und zitierte gerne seine Lieblingsautoren Paul VI. und Kardinal Martini. Er be-saß einen starken Charakter und liebte Gott mit seinem Charak-ter. Oft betonte er: “Gott vermag nur eines: zu lieben”.

Viele Leute suchten ihn auf, denn er verstand es, ein Problem in einen weiteren Horizont zu stellen. Er konnte zuhören und antwortete dann mit wenigen Worten. Seine Worte gingen zu Herzen. Er zog die Leute an, da sie in ihm nicht nur einem Men-schen begegneten, der Antworten gab, sondern auch weil er sie zu einem intensiveren, geistlichen Leben anregte.

Die Leute liebten ihn, denn er vermochte, tiefe und dauernde Bande zu knüpfen. Kardinal Francesco Montenegro, Erzbischof von Agrigento, besuchte ihn einige Wochen vor seinem Tod. Zwanzig Minuten lang war er an seinem Krankenbett. Er ging mit leuchtenden Augen weg und bezeugte, dass ihm P. Andrea sehr geholfen hatte, als er in Messina als Diakon eingesetzt war, und ihm den Sinn für die Mission erschloss. Er behalte P. Andrea in dankbarer Erinnerung.

P. Andrea sprach nicht nur über Comboni. Er dachte auch an die Pfarrei, die Diözese und die Kirche. Ich bewahre einer seiner Katechesen auf, die er den Katechisten von Quinto Valpantena gehalten hatte. Das Thema war: “Ich glaube an die Kirche“. Es sind 10 Seiten von inhaltsreichen und anregenden Überlegungen. Ein-mal meinte ein Zuhörer: Die Kirche ist heilig, aber auch sündhaft. „Nein – gab er zur Antwort – die Kirche ist heilig. Die Kinder der Kirche sind Sünder!”.

Er begann gewöhnlich seine Vorträge mit einem Hinweis auf Comboni und seine Heiligkeit. “Willkommen in diesem Haus, in dem der selige Daniel Comboni, einer der größten Apostel Afrikas und Gründer unserer Comboni-Familie zur Welt kam. Unsere klei-ne Gemeinschaft nimmt euch gerne und brüderlich auf, aber be-sonders heißt euch der selige Comboni willkommen. Dieser Ort ist gleichsam ein andauerndes Sakrament seiner unsichtbaren Anwe-senheit. Ihm und seiner Fürsprache vertrauen wir diese zwei Tage an, die wir zusammen verbringen wollen. Dieses Haus verfolgt den Zweck, unseren Missionaren, die aus allen Weltteilen kom-men, die Möglichkeit zu bieten, zu den Wurzeln zurückzukehren, neuen Lebenssaft in sich aufzunehmen und festzustellen, ob die Früchte des Missionslebens hier ihren Ursprung haben“.

Gehorsam war nicht seine Stärke. Das merkte man, als ihm na-he gelegt wurde, ins Krankenzentrum von Castel d’Azzano umzu-ziehen. Eines Abends hatte er einige Mitbrüder von Brescia gebe-ten, den Rektor umzustimmen und ihn nicht zu versetzen. Es hat aber nichts genützt. Wahrscheinlich war das der Grund, warum er sich mit dem Umzug eine Zeitlang schwer getan hat.
(P. Renzo Piazza, mccj).