Paul Joseph Ewers wurde am 14. Februar 1937 in Cincinnati, Ohio, geboren und wuchs in einer katholischen Familie auf. Er hatte eine sehr friedliche Kindheit und hat gerne und oft davon erzählt.
In der Mittelschule fragte ein Lehrer die Klasse: „Was wollt ihr werden, wenn ihr groß seid?“ Paul hob die Hand und sagte: „ch möchte Bordschütze bei der Luftwaffe werden“. Später erklärte er: „Das waren die Jahre unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, und die jungen Soldaten waren unsere Helden“. Es waren aber zwei seiner Klassenkameraden, die Paul beeindruckten. Sie sagten nämlich, dass sie Priester werden wollten. Paul begann zu überlegen und sagte sich: „Das ist doch sicher eine nützlichere Aufgabe für die Welt als die eines Bordschützen der Luftwaffe“. Von da an beschäftigte ihn die Idee, Priester zu werden. Kurz darauf las Paul in einer Missionszeitschrift über Afrika, so dass er seinen Entschluss nochmals änderte: „Ich will Missionspriester werden“.
Als Oberschüler trat er in das Sacred Heart Seminary ein, das die Comboni-Missionare in Cincinnati leiteten. Im Juli 1956 begann er sein Noviziat in Monroe, Michigan. Am 9. September 1958 legte er seine ersten Ordensgelübde ab und begann das Philosophiestudium.
Im September 1961 begann er in Venegono Superiore das Stdium der Theologie. Am 9. September 1964 legte er die ewigen Gelübde ab und wurde am 26. Juni 1965 von Kardinal Giovanni Colombo in Mailand zum Priester geweiht.
Er hatte immer gehofft, gleich nach Afrika auszureisen. Jedoch sein erster Einsatzort waren die USA, wo er in der Berufungspastoral eingesetzt wurde. Nach einigen Monaten wurde er in die Indianermission Santa Ysabel, Kalifornien, versetzt, um Pater Ugo Riva zu unterstützen. Im September 1968 konnte er schließlich in die Mission ausreisen, aber nicht nach Afrika, sondern nach Ecuador, ins Apostolische Vikariat Esmeraldas. Er begann seine Arbeit als Hilfspriester der Quasi-Pfarrei Atacames.
Er blieb bis Juni 1978 in Ecuador und arbeitete nacheinander in den Pfarreien San José Obrero in Esmeraldas, Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel in Rocafuerte und Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel in Borbon. Von Rocafuerte aus (1970-73) organisierte er mit Freunden und Bekannten aus Cincinnati eine Spendenaktion für den Bau einer Oberschule, in der er anschließend Englisch und Religion unterrichtete.
Im Juli 1979 kehrte Pater Paul in seine Heimat zurück und wurde in der Gemeinschaft von Montclair, New Jersey, zum Verantwortlichen der Missionarischen Bewusstseinsbildung ernannt. Drei Jahre später wechselte er als Lehrer und Verwalter in das Scholastikat von Monroe.
Im Juli 1988 konnte er nach Ecuador zurückkehren und begann seine Seelsorgearbeit in der Pfarrei Quinind, wo er bis Juni 1996 blieb. Dann wurde er nach Montclair zurückgerufen, arbeitete dort in der Missionarischen Bewusstseinsbildung und im Bereich von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
Im Januar 2008 kam er in die Gemeinde Blue Island, Illinois, wo er in der St. Donatus-Pfarrei, Diözese Chicago, bis Juni 2011 tätig war. Im gleichen Jahr übernahm er wieder die Bereiche Missionarische Bewusstseinsbildung und Berufungspastoral in La Grange Park und nahm sich der afroamerikanischen Jugend an. Später übernahm er die Nachbargemeinde St. Martin de Porres. Im Januar 2013 wurde er zum Verantwortlichen des Zentrums für Missionarische Bewusstseinsbildung und des Zentrums für ältere Mitbrüder in Covina, Kalifornien ernannt.
Am 1. Januar 2019 zog er sich in den „Ruhestand“ zurück und lebte bis zu seinem Tod am 14. Mai 2023 im Provinzhaus in Cincinnati.
Von Pater Paul erinnern sich die Mitbrüder vor allem an seinen Wunsch, von vergangenen Erlebnissen zu erzählen. Dazu gehörte eine Erfahrung in einem kleinen Fischerdorf in Ecuador, wo die katholische Gemeinde, die er eingeladen hatte, beschloss, eine Mittel- und Oberschule zu bauen. Pater Paul war auch Religionslehrer an beiden Schulen. Die Schüler nannten ihn in Anspielung auf seine nordamerikanische Herkunft gutmütig ‚Father Gringo‘.
Eines Tages hielt ein Mann aus dem kleinen Dorf Pater Paul an und sagte zu ihm: „Ich bin Vater von zwölf Kindern. Wie jeder andere in diesem Ort hatte ich bereits geplant, meinen Söhnen und Töchtern jeweils 800 Dollar zu vermachen, die sie zu meinem Gedenken für ein paar Drinks mit Freunden verwenden könnten. Dank der beiden Schulen, die Sie gebaut haben, habe ich heute jedoch kein Geld mehr, das ich meinen Kindern hinterlassen könnte, denn ich habe alles für ihre Schulbildung ausgegeben. Aber ich bin stolz darauf, ihnen etwas zu hinterlassen, das ihnen niemand wegnehmen kann“.
Lindsay Braud, und F.R.