Pater Victor Manuel Tavares Dias (18.04.1960 - 21.03.2025)
Victor Manuel Tavares Dias wurde am 18. April 1960 in Arcozelo das Maias, Diözese Viseu (Portugal), als zweites von drei Geschwistern geboren, Söhne von Abel Jorge Dias und Ester Tavares de Jesus. Die Eltern betrieben einen Lebensmittelladen, in dem sich auch die Post und das öffentliche Telefon befanden. Die Comboni-Missionare, die 1947 nach Portugal kamen und in Viseu ein Seminar eröffneten, kamen öfters in den Laden. Sie hatten auch ein Haus in Arcozelo, am Ufer des Vouga-Flusses, in dem die Seminaristen ihre Sommerferien verbrachten. Victor besuchte sie oft und fühlte sich bei ihnen wohl, so dass er 1970 um Aufnahme im kleinen Seminar von Viseu bat. Dort besuchte er die Mittelschule, dann das dreijährige Gymnasium in Maia und schloss mit dem Abitur die Grundausbildung ab. Während der Postulatszeit in Coimbra studierte er Philosophie.
Im September 1979 begann Victor in Santarém sein zweijähriges Noviziat. Die Bewertung des Novizenmeisters fiel durchwegs positiv aus: „Victor identifiziert sich immer mehr mit seiner Berufung zum Comboni Missionar und lebt sie mit Freude und Gelassenheit. Es fällt ihm leicht, persönliche und freundschaftliche Beziehungen zu anderen zu knüpfen, was ihm die Teilnahme am Gemeinschaftsleben erleichtert“. Am 6. Juni 1981 legte er die ersten zeitlichen Gelübde ab.
Zum Studium der Theologie wurde Victor nach England, ins Scholastikat Elstree, geschickt. Nach einem Englischkurs, den er im Juni 1982 mit einen Certificate in English an der Universität Cambridge abschloss, begann er am Mission Institute of London das Theologiestudium und beendete es im Juni 1985 mit dem Baccalaureat in Theologie und mit einem Master in Geisteswissenschaften an der Universität Löwen.
Laut den Scholastikatsleitern und seinen Mitschülern „haben sich seine Persönlichkeitsmerkmale weiterentwickelt: Victor ist kommunikativ, offen für Gespräche, aufmerksam gegenüber Menschen, ruhig und gelassen, treu gegenüber seinen Überzeugungen, mit einem starken Sinn für Kreativität und Humor“. Sie erkannten in ihm „eine akzentuierte Tendenz zur Emotionalität, sehr sensibel gegenüber Menschen und Ereignissen“ und rieten ihm daher, „sich nicht von Emotionen hinreißen zu lassen“.
Victor legte am 8. Dezember 1984 seine ewigen Gelübde ab. Am 13. Februar 1985 wurde er in der Kirche St. Paul the Apostle in Wood Green, einem Stadtteil im Norden Londons, von Mons. Patrick Augustine Kalilombe (M. Afr.), Bischof von Lilongwe (Malawi), zum Diakon geweiht. Die Priesterweihe empfing er am 14. Juli 1985 in der Pfarrkirche von Arcozelo das Maias durch den Bischof von Viseu, Mons. José Pedro da Silva.
Nach Portugal zurückgekehrt, wurde er der Gemeinschaft von Santarém als Verantwortlicher für die missionarische Bewusstseinsbildung zugeteilt. Es gelang Pater Victor sofort, durch seine Initiativen die Freundschaft und die gegenseitige Wertschätzung des Bischofs und der Pfarrer zu gewinnen. Die Novizen und ein Team von Laien begleiteten ihn bei seinen Besuchen in den Pfarreien, und gemeinsam legten sie ein klares evangelisches und missionarisches Zeugnis ab, sowohl an Sonntagen als auch während missionarischer Triduen und Missionswochen.
Nachdem Pater Victor zum Hausoberen von Santarém ernannt worden war, begann er sich auch für die Ausbildung der Kandidaten zu interessieren und mit den Verantwortlichen engen Kontakt zu pflegen. Er diskutierte und überlegte mit ihnen, prüfte, hinterfragte, immer mit Respekt vor denjenigen, die mit der Ausbildung der Novizen betraut waren. Auf diese Weise sammelte er wertvolle Erfahrungen, die ihm später sehr hilfreich sein sollten.
Im Juli 1992 wurde Pater Victor auf die Philippinen versetzt, wo sich bereits seit Januar 1988 eine kleine Gruppe von Mitbrüdern befand, die vom Stadtteil Quezon City, Metro Manila, aus mit missionarischer Bewusstseinsbildung und Berufungspastoral begonnen hatten. Ihm wurde der Bereich der missionarischen Bewusstseinsbildung übertragen. Diese Etappe sollte sein gesamtes missionarisches Leben kennzeichnen, denn in Zukunft sollte er entweder in der missionarischen Bewusstseinsbildung oder in der Begleitung von Novizen oder Postulanten arbeiten, sowohl auf den Philippinen als auch in Portugal.
In seinem ganzen Leben begleitete ihn eine tiefe Sehnsucht nach Afrika und nach direkter Evangelisierungsarbeit. Dies war auch seine erste Option am Vorabend seiner ewigen Gelübde, als er darum bat, im Sudan oder in Äthiopien eingesetzt zu werden. Diese Sehnsucht nach Afrika hinderte ihn jedoch nicht, mit vollem Einsatz seine jeweiligen Aufgaben zu erfüllen. Mit Schwung und Begeisterung erfüllte er seine Missionsarbeit auf den Philippinen, begegnete den Menschen - Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen - mit aufrichtiger Freundlichkeit und Wertschätzung. Seine Erfahrungen in Santarém kamen ihm dabei sehr zugute. Er suchte und fand Gelegenheiten, Priester, Pfarrer, Ordensleute und Laien kennen zu lernen und sich mit ihnen anzufreunden. Er besuchte Pfarreien und nahm immer Seminaristen des Seminars Saint Daniel Comboni mit. An die Freunde und Wohltäter schickte er regelmäßig das Informationsblatt Friends of the Mission, das er - immer zusammen mit der in der Delegation herausgegebenen Zeitschrift World Mission - als einfaches, aber wirksames Instrument der missionarischen Bewusstseinsbildung verbreitete. Er organisierte regelmäßig das Fest der Missionsfreunde, um deren Missionsgeist wachzuhalten.
1997 bat Pater Victor um eine Auszeit, um sich um seine persönliche Weiterbildung zu kümmern. Er nahm vom Oktober 1996 bis Juni 1997 in Mexiko-Stadt am Comboni-Jahr der Weiterbildung (ACFP) teil. Diese Erfahrung half ihm, die lateinamerikanische Kultur und insbesondere die mexikanische kennenzulernen und besser zu verstehen. Gestärkt durch diese Erfahrung kehrte Pater Victor nach Manila zurück, wo er bis Ende 2000 weiterhin in der missionarischen Bewusstseinsbildung tätig war.
Im Januar 2001 war die Generalleitung auf der Suche nach möglichen Leitern für Ausbildungshäuser in der Kongregation. Beim Durchstöbern von Dokumenten über junge Comboni Missionare mit Missionserfahrung stießen sie auch auf Pater Victor. Unter seinen Dokumenten fanden sie den Bericht der Formatoren des Scholastikats Elstree, in dem es hieß: „Wir empfehlen ihn sehr für weitere Studien und zukünftige Verpflichtungen im Bereich der Grundausbildung“. Sofort wurde Pater Victor gebeten, nach Rom zu kommen, um an der Päpstlichen Universität Gregoriana entsprechende Kurse zu besuchen. Ende August 2002 beendete er eine erste Serie von Kursen und wurde zum Hausoberen der Noviziatsgemeinschaft von Santarém ernannt. Ende Juni 2003 kehrte er nach Rom zurück, um weitere Kurse zu besuchen. Ende Juni 2004 schloss er sein Weiterbildungsstudium mit einem Diplom als Seminarleiter (2003) und in Spiritualität (2004) ab, beide mit der Note „summa cum laude“.
Nach einem dreimonatigen Urlaub in der Familie flog er Anfang September auf die Philippinen und nahm im Postulat/Noviziat von Quezon City, zunächst als Formator der Postulanten und dann als Novizenmeister, seine Arbeit auf. Am 1. Juni 2005 wurde er zum stellvertretenden Oberen der Asien-Delegation gewählt und gleichzeitig zum Delegationssekretär für Ausbildung und Berufungspastoral ernannt. Sein letztes Jahr (2009) stand jedoch unter dem Zeichen des Kreuzes. Er erlitt einen schweren Nervenzusammenbruch, der ihn zwang, zur medizinischen Behandlung nach Portugal zurückzukehren.
In einem neuen Bestimmungsbrief vom 16. Dezember 2009 versetzte ihn der Generalobere, Pater Enrique Sánchez González, in die Provinz Portugal. Nachdem er die Krise überwunden hatte, wurde er im Januar 2011 wieder der Gemeinschaft von Santarém als Hausoberer zugeteilt. Im August 2012 wurde er zum Sozius des Novizenmeisters ernannt. Im Januar 2014 wurde er zum Provinzrat gewählt und zum stellvertretenden Provinzoberen und im Juli zum Provinzkoordinator der Weiterbildung ernannt. Bald war er wieder voll im Einsatz im Noviziat und in der missionarischen Bewusstseinsbildung.
Jedoch das Alter und seine Erschöpfungserscheinungen hatten ihren Tribut gefordert. Dennoch wollte er unbedingt auf die Philippinen zurückkehren. Im Juni 2019 konnte er wieder das Amt des Novizenmeisters in Quezon City übernehmen. Im März 2022 verfiel er jedoch in eine neue Phase von Depression und musste nach Portugal zurückkehren, um sich zu erholen.
Pater Victor wird nie wieder in sein geliebtes Manila zurückkehren. Vielmehr begann für ihn eine besonders schwierige und schmerzhafte Zeit, die er in der Gemeinschaft von Viseu verbrachte, umgeben von der Liebe seiner Mitbrüder und in bester ärztlicher Betreuung. Er verlor nie sein gewohntes Lächeln und seine gute Laune, auch wenn man in seinem Gesicht ablesen konnte, dass er unter den Einschränkungen litt und auf viele Beziehungen verzichten musste.
Bruder Tod holte ihn auf überraschende Weise. Am Samstag, den 15. März 2025, begab sich Pater Victor ins Krankenhaus von Viseu, um seine kranke 93-jährige Mutter Ester zu besuchen. Auf dem Heimweg vertraute er dem ihn begleitenden Bruder an, dass er sich sehr müde fühle und starke Kopfschmerzen habe. Es gelang ihm jedoch, die Nacht in aller Ruhe zu verbringen. Am Morgen, während der Laudes, fühlte er sich unwohl. Beim Mittagessen war er der übliche Victor, die Mitbrüder unterhielten sich mit ihm wie gewöhnlich. Dann zog er sich in sein Zimmer zurück, um sich auszuruhen. Er ging ins Bad, um sich die Hände zu waschen und die Zähne zu putzen, und erlitt dabei einen Herzinfarkt. Er fiel zu Boden und verletzte sich schwer am Kopf (Hirnhämatom). Durch Wiederbelebungsmaßnahmen kam Pater Victor wieder zu sich, begann zu atmen und sein Herz wieder zu schlagen. Kurz darauf fiel er in ein tiefes Koma. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er 72 Stunden lang gepflegt wurde. Die Untersuchungen gaben keinen Anlass zur Hoffnung: Pater Victor reagierte nicht mehr. Am 20. stellte sich der Hirntod ein. Sein Leichnam wurde zur Organentnahme in das Zentralkrankenhaus von Coimbra gebracht. Die Übergabe des Leichnams fand am Samstag, den 22. März, statt. Auf Wunsch seiner Brüder George und Abel fand die Beerdigung am Sonntag, den 23. März, statt. Der Provinzobere Pater Fernando Domingues stand in der Hauskapelle von Viseu einer Eucharistie vor. Um 15.30 Uhr fand in der Pfarrkirche von Arcozelo das Maias die Beerdigung statt, in Anwesenheit von vielen Freunden, insbesondere aus Santarém, Mitbrüdern und Priestern. Pater Victor hat mit seinem Lächeln und seiner Freundschaft die Freude des Evangeliums im Leben vieler Menschen neu entfacht.
Pater Manuel Augusto Lopes Ferreira, mccj