Donnerstag, 8. Februar 2024
Anlässlich des heutigen Gedenktages (8. Februar) des Seligen Philipp Jeningen und der Heiligen Josephine Bakhita findet in der Basilika in Ellwangen um 19 Uhr ein Festgottesdienst statt. Festprediger ist der Stuttgarter Stadtdekan, Msgr. Dr. Christian Hermes. Pater Markus Körber sprach mit Pavel Jerabek von der Diözese Rottenburg-Stuttgart über die besondere Verbindung dieser beiden Glaubenszeugen. [Im Bild, Bakhita vom Sklavenmädchen zur Ordensschwester]

Hoffnung, Vergebung und die innere Freiheit – Philipp Jeningen und Josefine Bakhita haben mehr gemeinsam als ihren Gedenktag am 8. Februar.

Unter dem Thema „Brennend auf Mission bedacht“ stehen Gebetszeiten und Impulse rund
um den Todestag des seligen Pater Philipp Jeningen. In einem Vortrag beleuchtet Pater Markus Körber
die geistlichen Verbindungen der heiligen Josefine Bakhita zu Pater Philipp. Die Glaubenszeugen teilen sich den Gedenktag.

Foto: drs/Jerabek

Josefine Bakhita, die noch wenig bekannte Heilige aus dem Sudan, ist die Patronin für alle versklavten Menschen – und damit ist nicht nur Sklaverei im engen Sinne gemeint: Wenn Christen am 8. Februar für alle Opfer von Menschenhandel beten, denken sie auch an andere Formen der Ausbeutung vor allem von Frauen, etwa durch Prostitution oder Organhandel, die in verschiedener Form auch hierzulande verbreitet sind, oder auch „Leihmutterschaft“ und Kinderhandel, die manche gerade erst hoffähig machen wollen. „Neben dieser äußeren Sklaverei gibt es heute bei uns vor allem die innere Versklavung – Anhänglichkeiten und Abhängigkeiten jeglicher Art“, sagt Pater Markus Körber, Missionsprokurator der Comboni-Missionare der deutschsprachigen Provinz. Glücksspiel, Pornografie, aber auch das Internet könne Menschen gefangen nehmen.

Als Comboni-Missionar mit langjährigem Einsatz im Südsudan ist Pater Markus ein profunder Kenner von Kirche und Gesellschaft in der von Konflikten gebeutelten Region – und auch von Josefine Bakhita, die zentrale Heilige des Landes. Die Ordensgemeinschaft und ihr Gründer Daniel Comboni zählen zu den bedeutendsten Wegbereitern der Kirche in Afrika, ganz besonders im Sudan. Combonis Erfahrungen mit dem Sklavenhandel prägten seine Überzeugungen und trieben ihn zum Handeln an.

Zwei Vorbilder, die für heute viel zu sagen haben

In diesem Jahr sind die Combonis Gastgeber für das Abendgebet und den thematischen Impuls, den die „action spurensuche“, die geistliche Bewegung in den Fußstapfen des seligen Pater Philipp Jeningen, alljährlich am Sonntag vor seinem Todestag in oder um Ellwangen veranstaltet. In diesem Jahr spüren sie den geistlichen Verbindungen Philipp Jeningens zu Josefine Bakhita nach, die beide an einem 8. Februar gestorben sind.

Was haben die beiden Glaubenszeugen außer ihrem Gedenktag gemein – hier der deutsche Jesuit, Mystiker und Volksmissionar, dort das dunkelhäutige sudanesische Sklavenmädchen, das nach seiner Befreiung den katholischen Glauben entdeckte? „Wir haben hier zwei Vorbilder, die für unsere heutige Zeit viel zu sagen haben“, findet Pater Markus. „Gemeinsame Themen“ sind ihnen Vergebung und Versöhnung – „und was damit einhergeht, ist die innere Freiheit“. Bakhita fiel als junges Mädchen zusammen mit ihrer Freundin Sklavenjägern in die Hände, wurde mehrmals weiterverkauft und schwer misshandelt. Schließlich landete sie in Italien, wurde in Venedig in die Kirche aufgenommen und trat später den Canossa-Schwestern bei.

Durch Vergebung zum inneren Frieden

„Das Beeindruckendste in ihrem Leben ist, dass Bakhita in der Lage ist zu vergeben“, sagt Pater Markus. „Indem sie Jesus Christus, den Gekreuzigten, kennengelernt hat, konnte sie ihren Peinigern, den Sklavenhändlern vergeben, zutiefst vergeben – das hat sie in innerem Frieden leben lassen.“ Der innere Friede strahle auch nach außen aus, „auch in einer Welt von Kriegen und Konflikten heute. Verzeihung, Vergebung ist ja einer der größten Wege, Liebe auszudrücken. Bakhita hat viel miterlebt, hat dem aber Sinn geben können von ihrem Glauben an einen Gott der Liebe, der am Kreuz stirbt, auch für sie.“ - „Die Liebe gibt den Dingen ihren Wert“ – mit diesem von Franz von Sales geprägten Satz hat Pater Markus seinen Vortrag am 4. Februar über die heilige Josefine Bakhita überschrieben.

„Das schwierigste Missionsland ist unser Herz“

Anderen Menschen verzeihen zu können, ist eine Gnade, weiß der Seelsorger. „Aber wir können darum bitten: Herr schenk mir die Gnade der Verzeihung.“ Umgekehrt bedarf der Mensch auch immer wieder der Versöhnung mit Gott. Dafür zu werben und dies den Menschen nahe zu bringen, wurde der selige Pater Philipp Jeningen nicht müde. Viele Stunden verbrachte er auf seinen Missionsreisen im Beichtstuhl. Der Glaubenszeuge wusste, dass Mission zwei Aspekte hat: „Es gibt die Mission nach innen – ad intra, das heißt: das schwierigste Missionsland ist unser Herz, da müssen wir immer dran arbeiten“, sagt Pater Markus. „Und dann kommt die missio ad extra: hinausgehen zu den Menschen, ihr Leben kennenlernen und zu wissen, was sie bewegt.“

Wie Maria ein Mensch der Hoffnung

Als weiteres Bindeglied zwischen Josefine Bakhita und Philipp Jeningen sieht Pater Markus die Muttergottes. „Maria war für Bakhita ganz wichtig, so wie für Pater Philipp – Maria hat sie ihr ganzes Leben hindurch begleitet.“ Und wie Maria war auch Bakhita ein Mensch der Hoffnung. Nicht ohne Grund habe sie Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika „Spe salvi“ als Vorbild der christlichen Hoffnung bezeichnet, erinnert der Comboni-Missionar. Diese Hoffnung sei nicht mehr nur die „kleine Hoffnung innerweltlich“ gewesen, nämlich an einen weniger grausamen Sklavenbesitzer zu geraten. „Die große Hoffnung ist die christliche Hoffnung. Und das war für sie Jesus Christus, der Gekreuzigte, der auch gelitten hat, aber dann auferstanden ist und zu Rechten des Vaters sitzt – und vor allem: der sie erwartet, weil er sie liebt. Das macht die christliche Hoffnung aus.“

„... sondern sie hat mich gesucht“

Mit Blick auf einen Ausspruch Pater Philipps, der eigentlich Missionar in Indien werden wollte und seine Mission in Ellwangen und Umgebung erst finden musste, zieht Pater Markus eine Parallele zu seinem eigenen Wirken als Missionar: Wegen einer lebensbedrohlichen Erkrankung musste er den Südsudan, der ihm elf Jahre lang Heimat war, 2017 verlassen. „Der Pater Philipp hat ja gemeint: Mein Indien ist Ellwangen. Und ich sage: Mein Südsudan ist jetzt Ellwangen.“ Mit dem Herausgehen in die Gemeinden der Umgebung, „bei den Leuten da zu sein, wenn sie dich brauchen, gleichzeitig aber auch die Verbindung mit der Mission – da ist er mir Inspiration und Vorbild“, sagt Pater Markus Körber. Zugleich sieht er es auch als Aufgabe an, die heilige Bakhita, die ihren Gedenktag mit Pater Philipp teilt, in Ellwangen bekannt zu machen und das Interesse an Afrika, dem Sudan und Südsudan zu wecken, wo jenseits von medialer Aufmerksamkeit die einfache Bevölkerung leidet. Und er wünscht sich, dass es vielen Menschen ergeht wie denen, die sich mit Bakhita beschäftigt haben und berichten: „Es war nicht so, dass ich die Bakhita gesucht habe, sondern sie hat mich gesucht.“

Diözese Rottenburg / Stuttgart