Comboni, an diesem Tag

Dalla stazione di S. Croce (1858) scrive a suo padre:
Non dubitate, caro padre, io sono venuto missionario per faticare alla gloria di Dio, e consumare la vita per il bene delle anime.

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Empfänger
Asteriskus (*)
Absender
Datum
101
Don Pietro Grana
0
Verona
12. 6.1863

Nr. 101 (98) AN DON PIETRO GRANA

ACR, A, c. 15 /48

Verona, 12. Juni 1863

Mein lieber Don Pietro,

[733]

gestern hat mir der Erzbischof geschrieben, dass er das besagte Dokumentenpäckchen empfangen habe. Es hat so viele, vor allem mich, halb verrückt werden lassen. Ich habe herausbekommen, wie es zu dieser Verzögerung gekommen ist. Ich habe auch schon mein Auge auf den geworfen, der das Päckchen nach Turin geschickt hat. Und da zum Teil Bosheit mit im Spiel war und zum Teil Einfältigkeit, und da ich auf Ehrlichkeit gestoßen bin, habe ich alles verziehen. Damit ist für mich der Fall erledigt. Nur muss ich der Wahrheit halber sagen, dass die Verteilerfirma Mazzoldi sehr treu gewesen ist, wie immer, bei dem normalen Versand. Deshalb, falls Ihr schon reklamiert habt, wie ich Euch geschrieben hatte, könnt Ihr die Reklamation rückgängig machen, da inzwischen alles an seinen Bestimmungsort gelangt ist. Es stimmt, dass der Erzbischof das erste Mal die Annahme verweigert hat. Es spielen eigenartige Umstände mit. Ich zitiere hier seine Worte: „Da ich nicht wusste, dass ich von irgendwoher ein Päckchen empfangen sollte, noch wusste, was es enthielt, hielt ich das nicht für wahr, was auf dem Einlieferungsschein stand. Es hätten ja Agnus Dei sein können. Ich vermutete, jemand würde sich einen Scherz erlauben, und deshalb habe ich es nicht angenommen.“ Den Fehler habe also ich begangen. Anstatt vorher dem Erzbischof einen Brief zu schreiben mit dem Hinweis, er würde ein Dokumentenpäckchen erhalten, habe ich an einen Freund in Florenz geschrieben, er möge dem Erzbischof Bescheid geben. Und dieser gute Mann hat es unterlassen. Ich hatte dann alles dem Erzbischof im Päckchen geschrieben. Fiat. Alles ist jetzt vorbei.


[734]

Sagt Don Bortolo, dass sich alles regeln wird. Bis März einschließlich habe ich seiner Schutzempfohlenen einen Fiorino geschickt, dann zwei Svanzike jeden Monat. Ich würde ihm ja schreiben, aber im Moment habe ich keine Zeit. Ihr seid ihm doch näher als die Post. Übergebt ihm dieses Heiligenbildchen und sagt ihm, er möge für mich beten.

Sagt Frau Elisa tausend Dank für ihre bewundernswerte Freundlichkeit, dass sie mir die gewünschten Informationen gegeben hat. Wenn alle meine Brieffreunde so wären, könnte ich mich in das Tesöler Tal zurückziehen, wo ich meine ersten Atemzüge machte, und dort könnte ich als Einsiedler und Anachoret leben, denn ich hätte mit der Welt nichts mehr zu tun.

Behalten Sie in Ihrer Erinnerung Ihren ehrlichen Freund

D. Daniel


102
Don Turrini Agostino
1
Verona
13. 6.1863

Nr. 102 (1193) AN DON AGOSTINO TURRINI

ACL

13. Juni 1863

[Unterschrift auf einem Bild.]

103
Conte Guido di Carpegna
0
Verona
11. 7.1863
[735]

wie glücklich fühle ich mich beim Lesen Deines lieben Briefes, den ich aus Carpegna erhalten habe. Mein lieber Guido, werde ich Dich bald umarmen können? Ist es tatsächlich wahr? O welch goldene Träume! Werden sie wahr werden? Werden sie freudige Wirklichkeit werden? Enttäusche mich nicht, Guido! Ich glaube, Du wirst kommen. Nein, es ist kein Traum. Ich sage Dir auch gleich, wie Du von Bologna nach Verona kommst. Wenn Du die Route Ferrara - Rovigo und Padua und Verona nimmst, ist dies die kürzeste Strecke und auch preislich ein wenig günstiger. Der Weg über Mailand ist ein wenig teurer, aber bequemer und etwas länger. Mit kurz und lang meine ich die Entfernung, denn von der Zeit her ist es gleich. Also mach es, wie Du meinst. Ich meinerseits würde Dir die Route über Mailand empfehlen, weil man das alles mit der Eisenbahn fährt. Von Po - Rovigo - Padua dagegen geht es in Kutschen. Mein lieber Guido, komm, komm! Und wenn du meine Mitteilung aus Rom erhalten hast, zerreiße sie, denn ich war der Meinung, so wie Du mir geschrieben hattest, Du würdest nach Deiner Rückkehr aus Belgien nach Verona kommen.


[736]

Ich erwarte Dich also. Und sobald Du weißt, wann Du ankommst, würde ich auf den Bahnhof kommen, um Dich zu empfangen - Porta Nova, wenn Du über Mailand kommst, und Porta Vescovo, wenn Du von Padua kommst. Ich werde Dir wegen des langen Schweigens keinen Vorwurf machen. Dein Erscheinen in Verona wird alle Wunden heilen und alles Klagen verstummen lassen. Also mach Dich auf, mein lieber Freund und komm.

Grüß mir Gabriello, den Pfarrer Don Antonio, Ducci und omnes etc. und bewahre mich als tuissimus in Deinem Herzen.

D. Daniel


104
Contessa Ludmilla di Carpegna
0
?
8.1863

Nr. 104 (100) AN GRÄFIN LUDMILLA DI CARPEGNA

AFVG

August 1863

Meine gute und verehrte Gräfin,

[737]

auch wenn Guido zu dieser Stunde Ihnen schon geschrieben haben dürfte, denn ich gab ihm in meinem Zimmer Feder, Papier und Tintenfass (außer dem Pulver zum Trocknen), ich bereits Ihren lieben Brief vom 7. dieses Monats erhalten, und da ich meine umfangreiche Predigertätigkeit heute Abend beendet habe, beeile ich mich, Ihnen Nachrichten über Guido zu geben. Ich beiße mir jetzt in die Finger, weil ich Ihnen nicht geschrieben habe, wie ich es eigentlich wollte, gleich nach der Rückkehr vom Bahnhof, wohin ich einige gute Freunde begleitet habe. Ich sage Ihnen, dass ich Guido in meinem Leben noch nie so dick, so rot und gesund gesehen habe, weder in Rom noch in Carpegna, noch in Ägypten, noch in Triest. Und da ich meine Verwunderung zum Ausdruck brachte, sagte mir der Schlingel: „Hast Du gesehen, mein Lieber, dass ich ohne Deine Medizinen wohlauf bin und dick geworden bin?" Ich antwortete ihm: „Gut, ich wünsche Dir, dass alle meine negativen Voraussagen über Dich so ausgehen." Und tatsächlich, dem Schlingel geht es bestens, er ist von einem liebenswerten Humor. Er hat unter uns einen bewundernswerten, unauslöschlichen Eindruck hinterlassen und wird in Ewigkeit nicht aus den Herzen meiner Kollegen weichen. Ich habe ihn meinem Superior Don Mazza vorgestellt. Dieser ist ein heiliger und gelehrter Mann. Er besitzt eine bewundernswerte intuitive Fähigkeit. Er durchschaut bei der ersten Begegnung einen Menschen. Er hat ihn (den Guido) als einen Menschen mit einem ganz soliden und klaren Glaubensfundament erkannt, mit einem außerordentlichen Intellekt, einer Fähigkeit, die Dinge der Welt zu erkennen, die in seinem Alter außergewöhnlich ist. Er ist klug und reif und bringt beste Hoffnungen für die Gesellschaft mit.


[738]

Don Mazza hat sich nie in seinen Urteilen getäuscht. Und das nicht nur in meiner Anwesenheit, sondern auch vor allen anderen Priestern hat er so gesprochen. Don Mazza ist einer von den außergewöhnlichsten Heiligen, was die Nächstenliebe und die Buße angeht. Er ist ein wackerer Verteidiger der zeitlichen Gewalt; deshalb kann ich es nicht verstehen, warum Guido von einigen verdammten Römern so schlecht beurteilt wird. Ich wünschte, diese Typen gerieten mir in die Hände. Ich würde ihnen beibringen, ordentlicher zu urteilen. Ich würde ihnen einige kräftige Lektionen aus dem Evangelium geben über christliche Nächstenliebe und Demut. Ich habe ihn dann auch meinen Begleitern [Gefährten] vorgestellt. Ihnen die Schuhriemen zu öffnen, fühle ich mich nicht würdig. Es sind profunde Kenner der Literatur und der göttlichen Wissenschaften und Professoren im Seminar und in den Lyzeen. Sie haben nur so gestaunt, welch umfangreiche Kenntnisse ein so junger Mann vor allem in klassischer Literatur haben kann. Einigen von ihnen bin ich vielleicht schon ein wenig auf den Wecker gegangen, weil ich ihnen Guido beschrieben habe als einen versierten Kenner der Literatur und mit noch vielen anderen guten Fähigkeiten. Nachdem sie einige Stunden mit ihm verbracht hatten, sagten sie mir: „Er kennt nicht nur die Literatur, sondern ist selber ein versierter Autor; Du hast ihn uns als einen großen Menschen beschrieben, aber wir stellen fest, dass er noch weit größer ist, als Deine Lobeshymnen es ausdrücken konnten; du hast die Wirklichkeit noch unterschätzt." Sie sind begeistert und fasziniert von Guido. Jetzt sprechen sie nur noch von ihm. Einige bekannte Männer wie z.B. Martinati, Angeloni und andere haben mir Vorwürfe gemacht, weil ich ihnen nichts von der Ankunft Guidos gesagt hatte. Unter dem Vorwand, mich zu besuchen, hätten sie die Gelegenheit genützt, den noblen und bewundernswerten Römer kennenzulernen, der gekommen war, um mich zu ehren. Mit seiner Anwesenheit hat er uns viel Gutes getan. Sie haben auch seine einmalige Einstellung bewundert, sich mit uns einfachem Volk abzugeben, während er doch der Erstgeborene der illustren Familie der Grafen von Carpegna und der Grafen von Scavolino ist. Als ich von Guido einen Brief erhielt, den er mir aus Carpegna schrieb, stellte ich ihm mein Zimmer zur Verfügung. Es ist noch das Beste meines armen Platzes. Dazu erhielt ich von Don Mazza sehr bereitwillig die Erlaubnis. Als Don Beltrame, der Direktor der Priester, der in Rom im Haus der Carpegna zu Gast war, davon erfuhr, sprach er mit den anderen und sagte: „Hier handelt es sich um eine hochgestellte Persönlichkeit, um einen römischen Patrizier." Deshalb begriffen sie, dass es eine Schande wäre, ihn in einem so armen Haus unterzubringen.


[739]

Ich, der ich Guido kenne, seine Güte, seine Bescheidenheit, stellte mich der Meinung aller entgegen und sagte, dass er schon im Orient gewesen und auch schon bei den Mönchen unter gekommen sei (obwohl wir im Vergleich zu ihnen reich sind). Aber das nützte alles nichts. Sie kamen zu der Überzeugung, dass es für eine solche Persönlichkeit eine Beleidigung wäre, sie in solcher Armut und in einer so armseligen Unterkunft einzuquartieren, wie es der Komplex unserer armseligen Häuser ist, der durch Umbauarbeiten in ein Institut mit Gängen und Korridoren umgewandelt wurde. Sie können sich, liebe Gräfin, gut vorstellen, welche Scham ich erlitt, als ich ihn in eine Unterkunft der Oberschicht von Verona brachte, wo er von den Mücken halb aufgefressen wurde. Dort ist er jedoch, Gott sei Dank, nur zwei Nächte gewesen. Sie können sich vorstellen, wie leid mir das tat, nachdem ich die Gastfreundschaft im Hause Carpegna von allen und vom Grafen Luigi erfahren hatte. Ihre Namen werden unauslöschlich in meinem Herzen eingraviert bleiben. Außer der sehr kurzen Nacht und den eineinhalb Stunden am Abend, in denen ich zum Predigen weggehen musste, habe ich mich der Anwesenheit von Guido sehr erfreut. Ich bin immer bei ihm gewesen und habe ihm das, was es in Verona an Schönem gibt, gezeigt, einschließlich aller meiner Institute.


[740]

Meine liebe Gräfin, die Abreise von Guido hat in meinem Herzen eine echte Wunde hinterlassen, fast wie voriges Jahr, als ich von Carpegna abreisen musste. Die Wunde schmerzt noch. Ich litt mehr als damals, als ich die heiligen Stätten meiner Heimat verließ und mich ins tiefste Afrika begab. Aber lassen wir das, denn ich fürchte, dass das kleine Wesen, das in ihnen verborgen ist, sich beschweren könnte. Sagen Sie inzwischen dem lieben und verehrten Grafen Luigi, dass er sich freuen und sich rühmen möge, einen Sohn zu haben, der ihm Ehre macht und der der Ruhm seines Hauses ist und der, wenn Gott, wie ich hoffe, ihm die Gesundheit gibt, der Ruhm Roms und Italiens werden wird. Sagen Sie ihm viele Dinge von mir und dass ich seinen Brief übergeben habe und dass es mir sehr leid tut, dass er sich nicht recht wohl fühlt. Grüßen Sie ihn ganz herzlich von mir. Mit diesem Brief möchte ich ihn ansprechen. Sagen Sie ihm, dass ich ihn wie meinen Vater liebe, und sobald ich ein wenig mehr Zeit habe, werde ich auch ihm schreiben. Der Himmel möge Sie beide segnen. Ich bitte Sie, Frau Gräfin, mir nicht mehr vor der Geburt ihres Kindes zu schreiben. Aber nach der Geburt, wenn Sie sich wieder erholt haben, dann bitte schreiben Sie mir, wenn es Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet. Inzwischen bin ich mehr als zufrieden, wenn ich anderweitig Nachrichten über Sie erfahre. Im Moment kann ich Ihnen nur mit meinem Gebet helfen. Ich versichere Ihnen, auch wenn ich ein großer Sünder bin, ich werde für sie beten. Ich werde auch eine schöne Anzahl von Messen zelebrieren bis zur Nachricht von der glücklichen Geburt.


[741]

So, das möge für Sie genügen. Ich möchte noch an den Herrn Grafen schreiben. Herzliche Grüße an Mazzoni und Mannucci. Haben Sie Vertrauen während der Abwesenheit von Guido. Der Schutzengel begleitet ihn voller Liebe. In dem Glück, mich Ihnen zu Füßen werfen zu dürfen und Sie aus ganzem Herzen zu grüßen bin ich

Ihr ergebener

D. Daniel

PS: Mein Superior lässt Ihnen ergebene Grüße übermitteln, auch meine missionarischen Gefährten.


105
Presidente Società di Colonia
0
Verona
4.10.1863
[742]

In der Hoffnung, dass Sie meinen Brief vom 29. September erhalten haben, in welchem ich versprach, Ihnen von den Fortschritten unserer jungen Afrikaner und von unseren Bemühungen um ihre Erziehung Mitteilung zu machen, beeile ich mich jetzt, meinen Dankgefühlen gegenüber den Mitgliedern des Vereins zur Unterstützung der armen schwarzen Kinder Ausdruck zu geben. Ich berichte Ihnen zuerst über das Institut für die afrikanischen Jungen [Anmerkung: Comboni benutzt hier den Begriff Negerknaben und Negermädchen.] und dann über die afrikanischen Mädchen (Negermädchen).


[743]

Das Institut für afrikanische Knaben besteht jetzt aus 11 Kindern, nämlich:

  1. Giovanni Faragiallah, ungefähr 13 Jahre alt, geboren zu Mallamoh unter den wilden Galla-Völkern.
  2. Salvator Badassa, 12 Jahre alt, geboren zu Oromoh unter den Galla.
  3. Pietro Bulloh, 11 Jahre alt, geboren zu Goraghi unter den Galla.
  4. Battista Olmbar, 13 Jahre alt, geboren zu Kafa (Galla).
  5. Antonio Dobale, 11 Jahre alt, geboren zu Marago (Galla).
  6. Gaetano Baratola, 13 Jahre alt, geboren zu Maggia (Galla).
  7. Francesco Amano, 12 Jahre alt, geboren zu Kafa (Galla).
  8. Giuseppe Ejamza, 9 Jahre alt, geboren zu Maggia (Galla).
  9. Michele Ladoh, 16 Jahre alt, geboren zu Gondokoro unter den Bari (4 Grad und 40 Minuten nördlicher Breite) am Weißen Fluss.
  10. Ferdinando Said, 17 Jahre alt, geboren zu Teghali (11 Grad nördlicher Breite) im Westen des weißen Flusses.
  11. Francesco Schubbe, 14 Jahre alt, geboren zu Gondokoro unter den Bari.

[744]

Die acht Galla-Kinder habe ich im Jahre 1861 aus Ostindien nach Verona gebracht. Michele Ladoh ist im vergangenen Jahr mit Don Giovanni Beltrame gekommen. Ferdinando Said kam im Jahre 1853 mit Pater Jeremia von Livorno, Franziskaner-Missionar in Ägypten. Francesco Schubbe ist erst im vorigen Monat mit dem Herrn Franz Morlang, apostolischer Missionar von Zentralafrika, angekommen. Ich kann über ihn noch nichts berichten, weil wir seine Erziehung noch nicht begonnen haben; er ist nämlich noch in Brixen bei Herrn Morlang, der ihn gegen Ende des Monats nach Verona bringen wird.


[745]

Ebenfalls berichte ich Ihnen über Ferdinando Said nur, dass dieser, nachdem er in der Religion, Kirchengeschichte, Arithmetik und in der italienischen und arabischen Sprache gehörig unterrichtet worden ist, jetzt im Ackerbau und als Schuster eingesetzt wird und mit der nächsten Expedition nach Afrika gehen wird. Leider kann ich Ihnen auch nicht viel über einen anderen afrikanischen Knaben berichten, nämlich über Louis Maraghi, zwölf Jahre alt, aus Marago, Sohn eines der furchtbarsten Häuptlinge der Galla, der bei ausgezeichneten Talenten und einem überaus reinen Herzen eine wunderbare Schönheit und eine heroische Selbstverleugnung besaß. Ich hatte ihn von Aden mitgenommen, wo er Sklave bei einem Kaufmann aus Goa war. In einem Jahr hatte er gut Arabisch und Indisch und ziemlich gut Italienisch gelernt. Er war der Erste in der Schule. Da starb er nach viermonatiger Krankheit im vergangenen Juli. Ich habe niemals eine Seele gefunden, die so begierig nach Leiden war und so sehr verlangte, die Schmerzen unseres Heilandes zu erdulden. Er starb wie ein Engel, nachdem er seine Brüder dringend aufgefordert hatte, die Bekehrung Afrikas von Gott zu erflehen.


[746]

Der Stifter unserer Institute, Don Nicola Mazza, errichtete im Jahre 1837 zu Verona eine Anstalt für Knaben, in welche er solche armen Kinder aufnahm, die aus Mangel an Hilfsmitteln keine vollständige Erziehung erhalten konnten. Dieselben mussten absolut arm sein, ein ausgezeichnetes Talent, ein festes Urteil, ein gutes Herz und gute Sitten haben. Solchen Kindern erteilte er vollständigen Unterricht je nach dem Beruf, den sie sich frei und selbständig wählen konnten; er ernährte und erzog sie bis zu dem Augenblick, wo sie in die Gesellschaft eintraten, um als Geistliche oder als Ärzte, Advokaten, Ingenieure, Maler, Bildhauer etc. zu arbeiten. Wir haben so schon mehrere hundert Priester, Professoren, Rechtsgelehrte, Ingenieure etc. herangebildet, die für sich selbst und ihre Familien, für Staat und Kirche wirken. Es sind sogar einige ihrem Wunsch gemäß als Missionare nach Zentralafrika gesandt worden.


[747]

Etwas später wurde das Institut für junge Mädchen gegründet, die ganz arm und in Gefahr sind, ihre Unschuld zu verlieren. Dieselben werden hier zu tüchtigen Hausfrauen herangebildet. Solche unter ihnen, die dazu Anlagen verraten, werden auch zu allen weiblichen Kunsthandwerken angeleitet, wie zum Anfertigen künstlicher Blumen und zum Sticken; selbst in Malerei, Mathematik und in fremden Sprachen werden sie unterrichtet. Unsere Arbeiten in Seide und unsere Stickereien haben im Jahre 1855 auf der Pariser Weltausstellung die Medaille erster Klasse erhalten. Die Messgewänder, welche im vorigen Jahr die Kaiserin und der Kaiser Ferdinand von Österreich dem Heiligen Vater zum Geschenk gemacht haben, sind im Auftrag der Kaiserin in unserem Institut angefertigt worden. Sie sind verziert mit vierzehn Bildern nach Raphael und nach anderen klassischen Meistern, die aufs Vollkommenste mit der Nadel in Seide nachgeahmt sind. Die ‚Civiltá Cattolica' und die ‚Armonia' schätzen diese Gewänder auf 36.000 Taler. Auch afrikanische Mädchen haben an diesem Prachtwerk ihre Kunstfertigkeit bewiesen. Das Institut für Knaben besteht jetzt aus 184 Knaben und 32 Klerikern. Kleriker sind solche, die schon eine kirchliche Weihe haben. Das Institut für Mädchen zählt 412 junge Mädchen. All diese Kinder werden von der barmherzigen Liebe der Gläubigen erhalten, die unser hochwürdiger Stifter Tag für Tag in Anspruch nahm. Wir besitzen sonst nichts, weder Land noch Kapital, um die Institute lebensfähig zu erhalten.


[748]

Aus diesen beiden Anstalten des Don Mazza ist dann die dritte hervorgegangen: die für die Mission in Zentralafrika. Da er aber bald erkannte, dass die Missionare, die das Klima dort kaum aushalten können, bei ihren Arbeiten durch Eingeborene unterstützt werden müssten, kam er auf den Gedanken, zu diesem Zweck zwei Institute in Europa zu errichten, eines zur Erziehung von afrikanischen Jungen und ein anderes für afrikanische Mädchen. Er führte nun diesen Plan aus und übergab die Leitung der Knaben der Direktion des Männerinstituts und die der Mädchen der Direktion des Fraueninstituts. Diese afrikanischen Kinder sollen unterrichtet werden in der Religion, in den Künsten, im Ackerbau, überhaupt in allem, was für das Leben nötig ist. Wenn diese Kinder vollständig erzogen sind, werden sie nach Zentralafrika geschickt, wo sie die Missionare in der Ausbreitung des Glaubens unterstützen sollen.


[749]

Was solche afrikanische Jungen betrifft, die Berufung zum geistlichen Stande zeigen, so werden sie in allem unterrichtet, was sie zu guten Priestern machen kann; aber die Priesterweihe selbst erhalten sie erst, nachdem sie sieben oder neuerdings acht Jahre in Afrika zugebracht haben. Nach diesen Vorbemerkungen gehe ich jetzt dazu über, Ihnen die Fortschritte der afrikanischen Kinder zu zeigen.


[750]

Die acht Galla-Kinder, die ihre Sprache und die abessinische kannten und auch während ihres Aufenthaltes in Ostindien und in Aden die indische Sprache gelernt hatten, mussten noch in einer weiteren Sprache unterrichtet werden, die man in unserem Institut kannte. Und deshalb musste ich, sobald sie mit mir nach Verona kamen, versuchen, ihnen das Arabische beizubringen. So brachten wir das vorige Jahr mit Unterricht in der christlichen Religion zu, den wir in der Galla-Sprache oder in der abessinischen oder indischen Sprache erteilten, je nachdem, wie die Kinder es verstehen und wir uns ihnen verständlich machen konnten; zu gleicher Zeit aber unterrichteten wir sie in der arabischen Schrift und in der auf der Straße gesprochenen arabischen Sprache, wie man sie in Nubien und in den Gegenden des Nil spricht, und in den Grundlagen der arabischen Schriftsprache. Fünf Stunden am Tag hatten sie Schule, und fünf Stunden brachten sie mit Privatstudium zu; aber nur an fünf Tagen in der Woche waren sie diese zehn Stunden beschäftigt. An den Donnerstagen hatten sie bloß Studium und ebenso an den Sonntagen drei Stunden lang.


[751]

In diesem Jahr konnte der Unterricht schon regelmäßiger erteilt werden. Die Lehrbereiche desselben waren folgende:

Religion: Die christliche Lehre von Kardinal Bellarmin wird zu Grunde gelegt (auf Arabisch gedruckt in der Propaganda Fide zu Rom). Erklärt wurden in arabischer Sprache die vorzüglichsten Geheimnisse, das Zeichen des heiligen Kreuzes und das apostolische Glaubensbekenntnis.

Arabische Sprache: Schrift, Leseübungen, die grammatikalischen Regeln über die Bildung der regelmäßigen Verben von drei Buchstaben, Tafeln über die sechs Klassen und Ableitungen vom regelmäßigen triliseralischen Verbum.

Italienische Sprache: Schrift, die kleine Grammatik von Soave, fortgesetzte Übungen im Analysieren, Komposition von Fabeln und kleineren Erzählungen.

Rechnen: Die Hauptübungen mit ganzen Zahlen, aber in größerem Umfang Ausdehnung, gewöhnliche und Dezimalbrüche.

Geschichte des Alten Testamentes: Von der Schöpfung bis zur Babylonischen Gefangenschaft.

All diese Dinge wurden den afrikanischen Jungen auf Arabisch vorgetragen. In den Erholungsstunden und in den Herbstferien werden Übungen im Ackerbau gemacht.


[752]

Michele Ladoh, der im vorigen Jahr vom Stamm der Bari kam und von den Dongolen, den Kaufleuten am Weißen Fluss, das Arabisch gelernt hatte, wurde vier Monate lang allein unterrichtet und dann auf gleiche Linie mit den Galla gestellt. Besonders ausgezeichnet im Jahr 1862/63: Giovanni Faragialla hat den ersten Preis erhalten, Michele Ladoh den zweiten und Salvatore Badassa den dritten Preis.


[753]

Die ersten fünf Kinder, Michele Ladoh mit inbegriffen, haben ein mehr als gewöhnliches Talent und ganz besondere Anlagen zur Malerei und zu den spekulativen Wissenschaften. Wir erwarten viel von ihnen. Alle neun besitzen eine außerordentliche Selbstüberwindung, sind sehr gelehrig und gehorsam. Die beiden Vorsteher [Präfekten], die bestimmt waren, über sie zu wachen, und die vordem bei den jungen Italienern meines Institutes Vorsteher gewesen waren, versicherten mir, dass sie viel lieber hundert afrikanische Jungen als zehn Italiener erziehen wollten. Deshalb hoffe ich auch, dass sie zu recht brauchbaren Werkzeugen werden, um der unglücklichen Mission in Zentralafrika aufzuhelfen, deren Klima fast alle Missionare hinweg rafft und deren einzige Hoffnung auf den Afrikanern [Negern] ruht, die in Europa erzogen werden.


[754]

Unser Institut für afrikanische Mädchen besteht aus folgenden 13 Mädchen:

  1. Rosa Fedelkarim, 15 Jahre alt, geboren im Stamm der Humus, östlich vom Weißen Fluss.
  2. Anetta Scibacca, 16 Jahre alt, geboren zu Teghali, westlich vom Stamm der Schilluk (11 Grad nördlicher Breite).
  3. Domitilla Bakhita, 15 Jahre alt, geboren zu Mady unter den Dinka, oder A-hien im Osten des Weißen Flusses zwischen dem 10. und 11. Grad nördlicher Breite.
  4. Fortuna Quasseh, 18 Jahre alt, geboren zu Tongojo bei Gebel Nouba, unter dem 10. Grad nördlicher Breite.
  5. Elisabetta Haua, 19 Jahre alt, geboren im Stamm der Fertiten, westlich vom Weißen Fluss.
  6. Giustina Bahar-el-Nil, 13 Jahre alt, geboren zu Libi bei Gebel Nouba.
  7. Louisa Mitherah, 14 Jahre alt, geboren im Königreich Darfur im Westen.
  8. Elisabetta Kalthumach, 16 Jahre alt, geboren zu Darfur.
  9. Maria Zareah, 17 Jahre alt, geboren zu Tekem im Westen des Weißen Flusses.
  10. Regina Zarifa, 15 Jahre alt, geboren unter den Giangseh, 9. Grad nördlicher Breite im Westen des Weißen Flusses, wo derselbe den Ghazal in sich aufnimmt.
  11. Francesca Bakhita, 14 Jahre alt, geboren zu Colongo bei Gebel Nouba.
  12. Caterina Zenab, 12 Jahre alt, geboren zu Ajel im Stamm der Hogh im Westen des Weißen Flusses, 7. Grad nördlicher Breite.
  13. Magdalena Zenab, 16 Jahre alt, geboren zu Bellagroß im Stamm der Barta, 10. Grad nördlicher Breite im Osten des weißen Flusses.

[755]

Die ersten elf Mädchen sowie die Letzte wurden im Jahre 1853 von Pater Jeremia, der sie zu Kairo kaufte, von Livorno nach Verona gebracht. Catherina Zenab, die ich als sehr kleines Kind im Stamm der Kich, 7. Grad nördlicher Breite kennen lernte, wurde nach meiner Rückkehr nach Europa von meinen Mitbrüdern nach Kairo gebracht und dann von mir nach Verona mitgenommen, als ich auf meiner Rückreise von Ostindien in Kairo Station machte. Sie besitzt sehr viel Talent, kennt die arabische und die Dinka-Sprache sehr gut und hat uns auf dem Weißen Fluss viel bei der Anfertigung eines Lexikons, einer Grammatik und eines Katechismus in der Dinka-Sprache geholfen, die von allen Sprachen des östlichen Zentralafrikas am meisten gesprochen wird. Im Mädcheninstitut wird der Unterricht den Afrikanerinnen ebenfalls in arabischer Sprache erteilt, die den achtzehn Italienerinnen meines Instituts hinlänglich bekannt ist. Der Unterricht der Afrikanerinnen umfasst Studium und weibliche Handarbeit. Fürs erste haben wir in diesem Jahr die Kinder in drei Klassen eingeteilt, die den europäischen Elementarklassen entsprechen. Magdalena Zenab geht in die erste Klasse, Catherina Zenab, die den ersten Preis erhalten hat, in die zweite, zusammen mit Francesca Bakhita und Regina Zarifa.


[756]

Zur dritten Klasse gehören alle anderen, von denen folgende Mädchen Preise erhalten haben: den ersten Rosa Fedelkarim, den zweiten Anetta Scibacca, den dritten Domitilla Bakhita. Die erste Klasse beschäftigt sich mit folgenden Gegenständen: Lesen und Schreiben der arabischen und italienischen Sprache, Abriss des Katechismus von Bellarmin; Rechnen: Übungen in vier Rechenarten.


[757]

Die Gegenstände der zweiten Klasse: Lesen und Schreiben der arabischen und italienischen Sprache, kleine Grammatik dieser beiden Sprachen; Rechnen: die vier Rechenarten in größerem Umfang. Katechismus von Bellarmin, in erweitertem Umfang. Kleine Erzählungen und Fabeln in beiden Sprachen; Geschichte des Alten Testamentes.

Die dritte Klasse beschäftigt sich mit den Grundlagen der arabischen Literatur, Geschichte des Neuen Testamentes, Kirchengeschichte, besonders die von Afrika.

Geografie: allgemeine Begriffe, besondere Geografie von Afrika.

Rechnen: Regel der Tri, gerade und ungerade Zahlen, einfache und zusammengesetzte, gewöhnliche und Dezimalbrüche.

Religion: Das Glaubensbekenntnis, das Gebet im Allgemeinen, das Vater unser und Ave Maria, erklärt in arabischer Sprache nach Bellarmin.

Allgemeine Begriffe der Pharmazeutik und Medizin.


[758]

Die weiblichen Arbeiten sind auf vier Klassen verteilt. Die erste umfasst die Anfertigung von Strümpfen, Kleidern und Hemden, Flicken und die gewöhnlichen Arbeiten. Die zweite: Weißstickereien in Seide und Gold. Der ersten Klasse gehört augenblicklich nur Magdalena Zenab an, der zweiten Caterina Zenab, Regina Zarifa und Giustina Bahar-el-Nil; der dritten Francesca Bakhita, Elisabeta Kalthumach, Maria Zarea; der vierten alle übrigen. Rosa Fedelkarim versteht außerdem noch Figuren zu sticken, so dass sie sogar einzelne Portraits mit der Nadel zeichnen kann. Preise haben in diesem Jahr erhalten: in der ersten Klasse Magdalena Zenab, in der zweiten Caterina Zenab, in der dritten Elisabetta Kalthumach, in der vierten Rosa Fedelkarim, Anetta Scibacca und Domitilla Bakhita. Die ersten sechs afrikanischen Mädchen [Negerinnen] haben schon eine solche Gewandtheit erlangt, dass sie, jede für sich, eine Schule in Zentralafrika leiten könnten. Sie alle sind von ihrer Religion durchdrungen und verlangen sehnlichst, nach Afrika zurückzugehen, um ihre Landsleute zum katholischen Glauben zu bekehren. Bei denjenigen aber, die den Wunsch äußern, Ordensfrauen zu werden, bedarf es großer Vorsicht und einer langen Prüfung: Sie müssen ein Noviziat von wenigstens zehn Jahren bestehen.


[759]

Unsere erwachsenen Afrikanerinnen, obwohl sie sehr brav und fromm sind, besitzen doch nicht mehr die Gelehrigkeit, wie die Kinder sie zeigen; man muss sie mit großer Klugheit leiten und ihnen schon einige kleine Fehler durchgehen lassen. Indessen sind wir doch mit ihren Fortschritten zufrieden. Das ist einstweilen alles, was ich Ihnen von meinen Afrikanern und Afrikanerinnen zu sagen vermag. Ich will Ihnen noch einiges erzählen von der Bekehrung einer muslimischen Afrikanerin, die ich in Verona unterrichtete und die vor einem Jahr getauft wurde, sowie von der Taufe des Michele Ladoh, die der Bischof von Verona demselben gespendet hat; und von dem Festtag, an dem unsere Afrikaner die hl. Firmung empfangen haben. Die Afrikanerin, von der ich spreche und der wir den Namen Maria gegeben haben, war nach meiner Ansicht (sie selbst wusste nichts davon) aus der Gegend zwischen den Königreichen Darfur und Kordofan, wo sie einem nubischen Sklavenhändler gehörte, der sie als ganz kleines Kind nach Alexandria brachte. Hier lebte sie sieben Jahre als Sklavin eines Moslems und nahm infolgedessen auch die Religion Mohammeds an. Sie wechselte dann zu verschiedenen Herren, bis sie nach Konstantinopel und zuletzt nach Saloniki kam, wo sie im Hause eines spanischen Konsuls in Dienst trat. Dieser übergab sie seiner Tochter, die mit dem edlen Grafen Conti von Vicenza, Kaufmann zu Saloniki, verheiratet war. Die fromme Dame, welche der armen Afrikanerin, die damals schon 28 Jahre alt war, das größte Gut zu verschaffen wünschte, und die sie deshalb den barmherzigen Schwestern zu Saloniki zum Unterricht in der christlichen Religion anvertraute, fand dieselbe zu ihrem großen Leidwesen ganz abgeneigt, katholisch zu werden. Sie war außerdem entschlossen, ihrer falschen Religion treu ergeben zu bleiben.


[760]

Sie behandelte Maria mit aller Milde, und diese entsprach auch der Fürsorge ihrer jungen Herrin. Da rief die Vorsehung den Grafen Conti nach Italien, der geschäftehalber mit seiner Gemahlin nach Verona kam. Er wurde von der Schwarzen begleitet. In Venedig hörte die Gräfin, dass es in Verona ein afrikanisches Institut und Missionare gebe, welche die orientalischen Sprachen verständen. Und so kam sie denn nach Verona und bat mich, die arme Schwarze aufzunehmen. Maria besuchte die Afrikanerinnen des Instituts, sprach mit ihnen, sah ihre Stickereien und ihre Fortschritte im Lernen. Auch sie wollte all dies lernen. Aber wie sollte sie das fertigbringen, wenn Talent und natürliche Geschicklichkeit fehlten? Kurz und gut, die Gräfin wünschte, dass ich sie unterrichte. Ich verwandte zweieinhalb Monate dazu, um ihr die Geheimnisse des Glaubens zu vermitteln. Dann bat sie selbst um die Taufe. Aber ich prüfte sie noch weitere zwei Monate, und erst dann verfügte ich, dass man ihr die hl. Taufe spende. Und so wurde sie im August vorigen Jahres in der hiesigen Salvatorkirche vom Pfarrer von St. Euphemia, Herrn Carlo Ferrari, getauft, und dann vom Hochwürdigsten Bischof gefirmt. Jetzt ist sie ganz zufrieden und glücklich. Ich erhalte von Saloniki, wo sie wieder im Hause des spanischen Konsuls wohnt, immer gute Nachrichten über sie.


[761]

Merkwürdiger ist die Bekehrung des Michele Ladoh, deren Verlauf ich Ihnen jetzt erzählen will. An ihm hat die Gnade Christi Wunder gewirkt. Mit zehn Jahren verlor Ladoh seine Eltern. Er hat noch einen Bruder und zwei Schwestern. Er besitzt ein äußerst sanftes Temperament und ist nicht zum Zorn zu reizen. Jetzt schon ist er sechs Finger größer als ein gewöhnlicher Mensch. Er ist schwarz wie Kohle, von schönem Wuchs und wohl proportioniert, stark und imponierend. Er hatte bei den Bari den Pater Angelo Vinco aus meinem Institut kennen gelernt. Auch hat er die Predigt des Evangeliums aus dem Munde der katholischen Missionare und den Unterricht der mohammedanischen Kaufleute aus Nubien gehört, die den Weißen Fluss besuchen, um Tauschhandel mit Elfenbein und dergleichen zu treiben. „Warum bist du denn nicht dem Islam gefolgt?", fragte ich ihn eines Tages. Er antwortete: „Weil es mir unmöglich war, andere Worte aufzunehmen, sobald in meine Ohren und in mein Herz die Worte eines katholischen Missionars drangen. Die Predigt des Katholizismus ist stärker und mächtiger als alle Sprachen der Sterblichen, und bei der Predigt eines katholischen Priesters kann man nicht anders, als sich von der Wahrheit des Glaubens an Jesus Christus zu überzeugen."


[762]

Sie erinnern sich, dass im vergangenen Jahr die Mission beim Stamm der Bari aufgegeben wurde, weil es unmöglich schien, dort die Religion zu verbreiten, außerdem fehlten die Missionare. Aber, um viele vorauszusehende Übel zu verhüten, haben die Herren Beltrame und Morlang - ohne Wissen der Schwarzen - die Station verlassen. Deshalb bemerkte Ladoh erst nach einem Monat, dass die Missionare nicht mehr in sein Vaterland zurückkehrten. Da beschloss er, ihnen nachzureisen und sie zu suchen. Als er nun erfahren hatte, dass der Berber Soliman, Agent des Herrn Lafarque, am Weißen Fluss mit seinen Schiffen voll mit Elefantenzähnen nach Khartum fahren wollte, bat er, als Schiffsjunge mitfahren zu dürfen. Soliman machte keine Schwierigkeiten. Da er ihm ein starker und gewandter Schiffer zu sein schien, nahm er ihn an. Nach einer zweimonatigen Fahrt auf dem Weißen Fluss kam er nach Khartum, wo wir die Zentralstation für Afrika haben. Als er dort nirgendwo die Missionare fand, die er in seinem Vaterland kennen gelernt hatte, ging er nach Berber und bat Herrn Lafarque, mit seiner Expedition bis nach Kairo fahren zu dürfen. Lafarque lehnte ihn ab. Da ging er allein von Berber nach Abu Vammed und bat dort Lafarques Agenten, ihn in seine Mannschaft aufzunehmen. Der Agent hatte einen seiner Köche verloren und nahm ihn als Gehilfen des Kochs an, und so kam er nach Kairo, wo er ohne irgendwelchen Lohn gefordert zu haben sofort zur katholischen Kirche ging. Hier fand er Don Beltrame und Don Dal Bosco und bat sie um die Aufnahme in die Kirche. Don Beltrame glaubte seinem Wunsch nicht nachkommen zu können, da er nach Europa zurückreiste. Aber er konnte den Bitten des Schwarzen nicht widerstehen. Er nahm ihn mit sich, und so kam Ladoh am 8. Mai, dem Fest der Erscheinung des hl. Michael, dessen Namen er später in der Taufe erhalten hat, über Jerusalem und Konstantinopel nach Verona.


[763]

Die Missionare Beltrame und Dal Bosco hatten ihn schon auf der Reise unterrichtet. Obgleich ich ihn so vollkommen vorbereitet fand, nahm ich doch den Unterricht von neuem auf, um zu sehen, ob er in seiner Gesinnung standhaft geblieben ist. So war er denn am 27. Juni, dem Fest des hl. Herzen Jesu, ganz vorbereitet, um die hl. Taufe empfangen zu können und auch die hl. Firmung, die auch noch den acht Galla-Kindern und der Caterina Zenab gespendet werden sollte. Ich kann Ihnen die Freude nicht schildern, die uns dieser festliche Tag bereitet hat. Die ersten Patrizier der Stadt waren zu Paten für die schwarzen Kinder bestimmt worden. Graf Anton Pompe war der Pate von Michele Ladoh und Gräfin Adelheid, seine Gemahlin, die Patin von Caterina Zenab. In Scharen eilte man zur Kirche der hl. Euphemia. Der Bischof von Verona, Ludwig Marquis di Canossa, nahm die Taufhandlung vor. Die Kirche war mit dem kostbarsten Zierrat von Seide und Gold geschmückt, und die lieblichen Melodien eines großen Orchesters entsprachen den heiligen und sinnigen Zeremonien der Erwachsenentaufe. Ladoh, anfangs in Schwarz, dann in Weiß gekleidet, mit seinen auffallenden Zügen und seinem kohlrabenschwarzen Gesicht, war das Objekt allgemeiner Bewunderung.


[764]

Der Bischof und das Volk, und besonders der fromme, der Religion sehr zugewandte Graf, weinten beim Anblick der Andacht, Bescheidenheit und gesammelten Haltung der Schwarzen. Nachdem die Zeremonien der hl. Taufe und der hl. Firmung vollendet waren und alle zehn schwarzen Kinder die hl. Kommunion empfangen hatten, hielt der Bischof eine begeisterte Predigt über die Berufung zum katholischen Glauben und setzte dem Fest durch Erteilung des apostolischen Segens die Krone auf. Michele Ladoh ist jetzt noch derselbe, der er im Augenblicke seiner Taufe war. Die besondere Hinneigung zur Tugend, sein sanftes Temperament und seine außergewöhnliche Selbstverleugnung werden von allen bewundert, die ihn kennen. Er ist ein Muster für unsere Zöglinge. Er ist nicht eigenwillig und zu allem bereit. Er sagt mir immer wieder, dass es für ihn, nachdem er die Gnade der hl. Taufe erlangt habe, auf Erden kein Verlangen mehr gebe. Er ist jeden Augenblick bereit zu sterben, um sich mit seinem geliebten Heiland zu vereinigen.


[765]

So viel über unser Institut zu Verona. Was Pater Ludovico da Casoria in Neapel betrifft, so ist dieser in der Tat ein Wunder der Liebe. Ich habe schon mehrere Male seine afrikanischen Institute besucht und ich glaube Ihnen versichern zu können, dass diese nicht besser geleitet werden könnten. Er hat die Notwendigkeit erkannt, ein solches Institut in Europa zu gründen, er hat es gegründet, er hat für gute Lehrer und Lehrerinnen gesorgt und erreicht in bewunderungswürdiger Weise seine Absichten und Pläne.


[766]

Das Werk des Pater Olivieri hat der Religion schon großen Nutzen gebracht und wird es noch weiterhin tun. Jeder Katholik muss ihn bewundern, wenn er auf die große Zahl der Seelen blickt, die dieser heilige Mann schon gerettet hat. Sein Werk hat seit dem Pariser Vertrag von 1856, als nach dem orientalischen Krieg der Handel mit Schwarzen unterdrückt worden war, eine große Einbuße erlitten. Nach diesem Gesetz gestattet die ägyptische Regierung den Transport afrikanischer Sklaven von Alexandria nach Europa nicht mehr. Doch wurden im Jahr 1859 während meines Aufenthalts in Ägypten noch mehrere Kinder nach Europa gebracht. In diesem Jahre hat Don Olivieri durch Herrn Biagio Verri, den würdigen Erben seines Geistes, und mit Unterstützung der Schwestern des hl. Joseph von der Erscheinung, über Jaffa einige junge Afrikanerinnen nach Europa führen können. Und so wird er fortfahren, Seelen zu retten und das Werk des Pater Ludovico kräftig zu unterstützen, indem er dessen Institute in Neapel mit Zöglingen versieht.

Don Daniel Comboni

 


106
Card. Alessandro Barnabò
0
Verona
2. 2.1864

Nr. 106 (102) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SC Afr. C., v. 7, ff. 454-455 v

Verona, 2. Februar 1864

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[767]

ich wende mich voll Vertrauen an den wirklichen Vater der Missionare um Hilfe in einer kleinen, aber schwierigen Mission, die ich unternommen habe, um eine Seele aus den Händen der Protestanten von Sachsen zu befreien. Ich habe auch den Rat und Auftrag von Seiner Eminenz, dem Kardinal von Reisach, von Don Mazza und dem Bischof von Verona eingeholt.


[768]

Im vergangenen Jahr hat mir die Generaloberin vom Hl. Josef in Verona Maria Kessler, die vor drei Jahren in Albano von der Augustanischen [Anmerkung: Lutherischen] Konfession zu unserem Glauben konvertiert ist, geschickt, damit ich sie unterbringe. Ich ließ sie in mein Fraueninstitut aufnehmen, wo sie, obwohl zufrieden mit der Einrichtung, doch sehr betrübt war, denn sie hatte nicht die Mittel, um nach Sachsen zu reisen und dort ihren Sohn, den sie vor zehn Jahren hatte, als sie noch der falschen Religion Luthers angehörte, aus den Händen der Protestanten zu holen, wie Seine Eminenz ihr empfohlen hatte. Da Kardinal Reisach viele Male in Gegenwart der Generaloberin Emilie Julien versprochen hatte, ihr zu helfen und alles zu bezahlen, schrieb Maria Kessler drei Briefe an ihn mit der Bitte um Hilfe. Weitere drei Briefe schrieb sie an den Herrn Baron Carbonelli, Minister des Königs von Neapel, der ihr schon einige Male geholfen hatte. Aber weder der Kardinal noch der Minister haben auf ihre Briefe geantwortet. Ich bin aber sicher, dass alle beide die Briefe erhalten und gelesen haben.


[769]

Da Kardinal Reisach, als ich noch in Trient war, mich mit Nachdruck gedrängt hatte, die Neubekehrte gleich nach Sachsen zu schicken, um den Jungen zu holen, da es unmöglich wäre ihn zu befreien, sobald er zehn Jahre alt ist, bin ich auf Rat meines Superiors Don Mazza im vergangenen Oktober nach Dresden gefahren. Dort erfuhr ich zu meiner großen Überraschung, dass der Apostolische Bischofsvikar im Auftrag des Kardinals sich bereits sechs Monate lang bemüht und große Anstrengungen unternommen hatte, um das Kind frei zu bekommen. Aber es ist ihm nicht gelungen. Der Grund dafür lag in dem Umstand, dass ein gewisser Will, der vom Bischof beauftragt war, das Kind in Meißen von der Familie, in der es lebte, zu reklamieren, die Familie dazu bringen sollte, es herzugeben, ohne den Unterhalt zu zahlen. Er habe einfach gesagt, dass der Papst und Rom unbedingt das Kind haben wollen. Das hat mir die Person mitgeteilt, bei der das Kind lebte. Das war der Grund aller Widerwärtigkeiten, die ich erlebte.


[770]

Da dieses Werk auch von Interesse für die Mission ist, bitte ich Eure Eminenz, den beigefügten Brief, der an Kardinal Reisach gerichtet ist, aufmerksam zu lesen. Darin werden Sie von den gravierenden Schwierigkeiten erfahren, die ich bei meinen Bemühungen vorfand, den Jungen zu retten. Dreimal ist er mir von den protestantischen Pastoren geraubt worden. Sie vermuteten natürlich, ich sei nach Sachsen gekommen, um Proselyten zu machen. Sie werden aber sehen, dass es mir durch die Gnade Gottes und die Jungfrau Maria gelungen ist, den Jungen zu retten. Jetzt ist er bei mir in Verona. Nachdem Sie den Brief gelesen haben, bitte ich Sie, ihn zu versiegeln und bei nächster Gelegenheit in die Hände Seiner Eminenz zu übergeben.


[771]

Die Kosten habe ich zunächst selber übernommen, indem ich einen Kredit aufgenommen habe in der Hoffnung, dass der Kardinal zusammen mit anderen meiner Wohltäter dabei helfen würde. Als ich am 25. Januar nach Verona zurückkehrte, fand ich einen Brief von Mère Emilie. Darin schreibt sie folgendermaßen: „Ich habe den Brief von Frau Kessler an Seine Eminenz, den Kardinal Reisach, übergeben. Aber ich glaube, dass er nichts tun wird, denn er hat mir schon mehrere Male versprochen, für ihre Ausstattung und den Unterhalt zu zahlen, aber er hat sein Versprechen nie gehalten." Das hat mir auch Frau Kessler gesagt, ohne dass ich es ihr geglaubt habe. Jetzt fange ich an zu zweifeln. Da man aber die Hoffnung nie verlieren darf, habe ich die Kessler gebeten, einen netten Brief auf Deutsch an den Kardinal zu schreiben. Ich werde ihm auch einen schreiben. Damit wollen wir sein gutes Herz bitten, ihr Hilfe zu leisten. Ich kann natürlich nicht wiederholte Male etwas vom Kardinal verlangen. Als mir aber Mère Emelie in seinem Namen die Kessler empfahl, stand ich vor der Wahl, mich entweder der ganzen Sache zu entledigen, indem ich sie nach Rom zurückschickte, oder selber zu übernehmen, ihr zu helfen. Aus dem Verlangen, eine Seele zu retten, und ermutigt durch den Bischof von Verona und Don Mazza, griff ich zum Letzteren und reiste nach Sachsen. Aber ich hatte immer die Hoffnung, dass der Kardinal in diesem Unternehmen helfen würde. Über den ganzen Fall wissen Kardinal Reisach und Mutter Emilie Bescheid.


[772]

Verzeihen Sie mir bitte, Eminenz, wenn ich mich mit kindlichem Vertrauen an Sie wende und Sie bitte, den beigefügten Brief zu lesen und ihn dann mit Ihrem Siegel versehen an Kardinal Reisach weiterzuleiten. Wenn sich Ihnen die Gelegenheit bietet, legen Sie ein gutes Wort für mich ein, damit er mir von den 500 Talern, die ich ausgegeben habe, einen guten Teil erstatte. Ich hoffe, dass das wirklich heilige und hilfsbereite Herz des eminenten Purpurträgers einem armen Priester zu Hilfe kommen wird, der auf dieser Reise seinen priesterlichen Dienst, wenn auch unwürdig, geleistet hat. Ich bin sicher, dass Gott inmitten so vieler Hindernisse von Seiten der äußerst listigen Protestanten mein Unternehmen gesegnet hat, weil ich außer der Rettung dieser Seele hoffe, noch weitere fünf Laien in die Netze Christi zu bekommen; zwei von ihnen erwarte ich in Verona, und drei werde ich dem Eifer des Hochwürdigsten Apostolischen Vikars von Sachsen anvertrauen.

Jetzt möchte ich noch nicht von dem sprechen, was wir für Afrika vorhaben und was wir dann Seiner Eminenz vorlegen werden. Aber ich erlaube mir, Ihnen die Grüße von D. Mazza und Kirchner, den ich in Bamberg getroffen habe, zu überbringen.

Ihr ergebenster Sohn

Daniel Comboni

Ehemaliger Apostolischer Missionar von Zentralafrika


107
Don Nicola Olivieri
0
Verona
20. 5.1864
[773]

Msgr. Ortalda, Kanonikus an der Kathedrale von Turin, bittet mich, Ihnen, geliebter Vater, mitzuteilen, dass Msgr. Massaia, Bischof der Galla, größtes Interesse hätte, sich mit Ihnen über Dinge, die die Mission betreffen, zu besprechen. Im Moment befindet sich der Bischof in Rom. Aber er wird sich in Bälde nach Turin begeben. Ein ähnlich großes Interesse hat auch Msgr. Ortalda, der große Freund und Förderer der Mission. Deshalb bitte ich Sie, uns wissen zu lassen, entweder mich oder Msgr. Ortalda, wann Sie die Möglichkeit hätten, nach Turin zu kommen. Wenn Sie mit Kanonikus Msgr. Giuseppe Ortalda Verbindung aufnehmen möchten, genügt es, einfach einen Brief nach Turin, Via Seminario, zu adressieren. Falls Sie sich aber in Rom aufhalten, dann seien Sie so gut und gehen Sie zu Concezione bei Bischof Massaia.


[774]

Als ich nach Deutschland geschickt wurde, um den Händen der Protestanten einen Jungen und zwei Mädchen zu entreißen, bin ich auch in Köln gewesen, um unseren Freund Dr. Sticker und die Mitglieder des Vereins zu treffen. Ich bin überrascht gewesen, dass Euer Hochwürden diesen Verein noch nie besucht hat. Ich bin sicher, es würde diese Leute in ihrem heiligen Eifer, das Wohl Afrikas zu fördern, noch mehr anspornen. Sie würden dort mit größter Hochachtung und Ehrerbietung aufgenommen werden. Auch P. Lodovico ist in Köln gewesen.


[775]

Ich weiß, dass Eure Paternität mit meinem lieben D. Biagio in Verona gewesen ist und einige Häuser besucht hat. Zu uns sind Sie aber nicht gekommen. Warum, mein lieber Vater, erinnern Sie sich nicht der armen Missionare Zentralafrikas? Wir arbeiten alle für das gleiche Ziel, für das Heil unserer lieben Schwarzen. Und warum sollte es zwischen uns nicht einen freundschaftlichen Austausch geben? In der Tat, es war schwer für mich zu ertragen, dass Sie und D. Biagio nicht gekommen sind, um mich zu treffen. Wenigstens hätten Sie uns wissen lassen können, wo Sie sich aufhielten. Halten Sie es etwa für schwierig, dass das Werk der Afrikanischen Mission, das wir begonnen haben, mit Ihrem eng zusammen gehen könnte? Es tut nichts zur Sache, wenn in den vergangenen Jahren die Ideen meines P. D. Mazza in zweitrangigen Dingen mit den Ihren nicht konform gingen. Aber ich glaube, dass das Werk Gottes nahe bevorsteht. Nun, lassen wir das. Ich hoffe, dass Sie mich ein anderes Mal besuchen werden, denn ich möchte mit Ihnen auch über so viele Dinge sprechen und mich auch von Ihnen beraten lassen. Inzwischen aber flehe ich zu Gott, dem Herrn der Heere, und zur Königin Afrikas, dass Sie recht viele Seelen retten mögen und dass Gott Ihnen und dem D. Biagio Verri ein langes Leben in Gesundheit verleihe. Meinerseits viele Grüße an Don Verri. Ich wünsche Ihnen, dass Sie viele Seelen retten mögen. Viele Grüße auch von meinem Superior [gemeint ist Don Mazza].


[776]

In der Hoffnung, bald von Ihnen Nachrichten über Ihr großes Unternehmen zu erhalten, empfehle ich mich Ihren frommen Gebeten und jenen des D. Biagio, der ein echter Erbe Ihres Geistes ist.

In den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens küsse ich ehrfurchtsvoll ihre Hände und bitte um Ihren Segen.

Ihr ergebenster

D. Daniel Comboni

Apostolischer Missionar


108
Don Felice Perlato
1
Montebello
4. 7.1864

Nr. 108 (104) AN DON FELICE PERLATO

BCV, sez. Carteggi, b. 131 (Netti-Perlato)

Montebello, 4. Juli 1864

[Kurze Notiz.]
 

109
Contessa Ludmilla di Carpegna
0
Torino
25. 7.1864

Nr. 109 (105) AN GRÄFIN LUDMILLA DI CARPEGNA

AFC, Pesaro

Turin, 25. Juli 1864

Meine liebe, verehrte Gräfin,

[777]

ich hätte Ihnen gern gestern Abend um 23 Uhr gleich nach meiner Ankunft geschrieben, aber ich war zu aufgewühlt und freudetrunken, weil ich einen wunderbaren Tag mit unserem lieben und liebenswürdigsten Pippo verbringen durfte. Heute nun setze ich mich an den Schreibtisch, um meiner verehrten Lulu einige Zeilen zu schreiben, um ihr von unserem Pippo zu erzählen. Schon aus Venedig hatte ich einen Brief von einem Freund aus Turin erhalten, in dem er mir sagte, dass Pippo sich ein wenig unwohl gefühlt habe. Nach meiner Rückkehr aus Wien erledigte ich meine Angelegenheiten und beeilte mich, nach Turin zu kommen. Gestern stieg ich mit klopfendem Herzen in Pinerolo ab. Was wollen Sie [hören]? Ich war voller Bewunderung über seine kräftige Gesundheit.


[778]

Er hatte einige Tage in der Krankenabteilung verbracht. Er durfte nicht aus dem Haus gehen. Ich fand ihn aber sehr lebendig, recht kräftig, robust, fröhlich, zufrieden, so dass ich über die Maßen zufrieden war. Es reicht, wenn ich Ihnen sage, dass wir vom Morgen bis zum Abend unter der Sonne waren. Wir sind auf dem Landgut, auf den Hügeln auf und ab bis zur Reitschule und zum Marsfeld gegangen. Eine Viertelstunde verbrachten wir beim Kaffeetrinken und zwei Stunden beim Mittagessen. Der unermüdliche Pippo war bis um 21 Uhr am Abend mit mir zusammen. Ich war müde und entkräftet, er dagegen war nicht kleinzukriegen. Es muss sich nur um eine belanglose Unpässlichkeit gehandelt haben. Der Hauptmann Sapelli, der Leutnant De Carlini und der Oberst haben mir dann sehr erfreuliche Informationen gegeben über seine Lernbereitschaft, seine Güte, seinen Gehorsam, seine gute Disziplin. Sie können sich vorstellen, wie sehr ich mich bemüht habe, ihn ihrer Aufmerksamkeit zu empfehlen und ein Auge auf ihn zu werfen, und ihnen empfahl, daran zu denken, dass er gewohnt war, sich in einer erlesenen Familie zu bewegen und es doch verstanden habe, sich der militärischen Disziplin unterzuordnen. Ich habe gemerkt, dass er sehr geliebt wird, dass sie ihn besonders schätzen und dass sie bisweilen ein Auge zudrücken, wenn ihm das Studieren etwas schwerfällt. Der Kapitän, der direkt für Pippo zuständig ist, versicherte mir und versprach mir, dass er sich um ihn in allem kümmern und ihn wie einen Sohn behandeln werde. Pippo ist zufrieden, fröhlich bei dem Gedanken, dass in der zweiten Septemberhälfte das Studium des Jahres vorbei sein wird, und er in der Umgebung von Rom seine Maria und Mama, Papa wiedersehen wird und auch Guido. Das alles macht ihn überaus glücklich. Was möchten Sie [mehr], Gräfin? Ich habe einen Tag wie im Paradies verbracht. In der nächsten Woche, die ich noch hier sein werde, möchte ich ihn noch einmal besuchen. In entsprechender Weise habe ich ihn dann ausgefragt, geprüft. Man kann sagen, dass er mir eine Generalbeichte abgelegt hat. Es tut ihm leid, dass sein Vater nicht ganz mit ihm zufrieden ist.


[779]

Ich gab ihm als guter Vater, Bruder, Freund alle guten Ratschläge. Er hat gut zugehört. Ohne zu diskutieren, ob der Schritt, den er von Belgien nach Pinerolo gemacht hat, angebracht war oder nicht, eines ist sicher, Pippo ist zufrieden und froh. Ich bitte Sie aber, unterlassen Sie es nie, ihm als wahre Mutter Briefe zu schreiben, und werden Sie darin nie müde. Denn das wird ihm guttun. Er selbst ist zu träge im Schreiben, aber Pippo liebt seine liebe Mama. Das Gleiche würde ich Guido sagen, das heißt er möge ihm oft schreiben und ihm immer Empfehlungen auf den Weg geben und ihm immer sagen, dass er Pippo sehr mag, denn dieser liebt und respektiert seinen Bruder. Das ist ganz natürlich, denn so gelehrig das Temperament Pippos ist, so ist doch sicher, dass der Militärdienst und die Militärschule, so geordnet sie auch sein mögen, nicht immer eine Schule für Moral und Religion sind, und er das, was er nicht getan hat, tun könnte. Ich war sehr getröstet zu sehen, dass er von seinen Vorgesetzten sehr geschätzt wird. Unter ihnen war einer, der mir sagte, dass das Taschengeld, das ihm die Familie zukommen lässt, sehr bescheiden sei. Pippo beklage sich zwar nicht darüber, sagt aber das Gleiche. Ich möchte Millionen haben, um sie meinem Pippo zu geben. Aber wenn ich daran denke, unter welchen Opfern der Vater und Sie ihn zusammen mit der Gräfin Baldini (wirklich eine zweite Mutter für Pippo) ihn unterstützen, halte ich es für ausreichend, was er erhält, so dass er durchkommt und nicht Gefahr läuft, dem Laster zu verfallen. Sie wissen ja, wie Pippo ist. Man muss ihn immer gut zügeln, denn sonst würde er es wie die anderen machen. Er ist nun einmal so. Selbst wenn man ihm 2.000 Franken im Jahr schicken würde, würde er die bald durchgebracht haben.


[780]

Das soll allein zwischen mir und Lulu bleiben. Ich rede mit dem Herzen, aber auch mit dem Verstand. Ich habe nämlich ein feines Gespür, um die kleinsten inneren Gefühle meines Pippo zu erkennen. Also, auch wenn es im Moment gut mit ihm geht, und er wegen seiner Güte und Gelehrigkeit von seinen Vorgesetzten geschätzt wird, müssen wir ihn doch immer im Auge behalten, denn sicher ist, dass er jetzt ein weniger gezügeltes Leben führt als zu der Zeit, als er in Rom war. Also, Sie, Guido, ich, Don Luigi, denen Pippo zugetan ist, die Gräfin Adelaide Baldini müssen immer, natürlich in angemessener Form, jeder auf Grund seiner Stellung und der Art der Beziehung zu ihm - wir müssen, sagte ich - hinter ihm her sein und ihn nie aus den Augen verlieren und ihm Gutes tun. Ich sage Ihnen, dass er gut genährt ist, eine gute Gesichtsfarbe hat, ehrlich, offen für jeden, der ihn zu nehmen weiß, kräftig, agil und zufrieden ist. Sicherlich wird er nie ein großer Reiter werden, aber er lernt das, was für seine zukünftige Karriere notwendig ist. Der Hauptmann versicherte mir, dass er die Prüfungen gut bestehen werde. Ich, der ich Pippo und die Vielfalt der Materien kenne und weiß, dass er vier Monate des Studiums verloren hat, weil er kam, als das Jahr schon begonnen hatte, und sich auch etwas unwohl fühlte, habe doch ein wenig Zweifel, ob er es schaffen wird. Aber wir wollen hoffen. Beten wir für ihn und vertrauen wir auf Gott, der unsere Bitten immer hören muss. Er hat dann auch einen guten Freund in der Person des Herrn Da Vico Maggiore von der Nationalgarde. Das ist ein exzellenter Mann, ein Edelmann und sehr gut. Er schenkt Pippo große Aufmerksamkeit.


[781]

Es ist eigenartig: Ich habe Pippo versprochen, um Erhöhung des Taschengeldes zu schreiben. Aber wenn ich mir das alles richtig überlege, glaube ich, dass es nicht gut wäre, wie ich oben schon schrieb. Letztlich und endlich bin ich zufriedener als wenn ich im Lotto gewonnen hätte, weil ich Pippo gesehen und umarmt habe. Am Donnerstag werde ich es erneut tun. Dann werde ich am Sonntag nach Verona zurückkehren und für Ihren Polen arbeiten. Schließlich vergeht, so sagte ich, kein Augenblick, in dem ich nicht in meinem Herzen an meine liebe Familie Carpegna denke. Ich möchte diese Frau Gräfin Baldini kennen lernen. Morgen werde ich sie besuchen. Mir scheint, ich habe in Rom schon einmal mit Gräfin Baldini gesprochen. Mir kommt immer wieder der Gedanke, dem Grafen zu schreiben; aber ich glaube, es ist nicht ratsam, ihm von Pippo zu erzählen. Geben Sie mir auf alle Fälle einen guten Rat. Ich meine, es könnte nur alles verschlechtern. Ich bin offen für Ihre Meinung. Pippo hat mir versprochen, dass er dem Grafen zu seinem Namenstag geschrieben habe. Auch wenn ich meine leichten Zweifel habe, ist es durchaus möglich, dass der Brief verloren gegangen ist. Wenn die Person, die ihn zur Post bringen sollte, das Geld für das Porto für sich selbst nahm (alles ist möglich), dann würde der Brief natürlich nie ankommen, denn Briefe nach Rom müssen bis an die Grenze hin frankiert sein, sonst werden sie nicht befördert. So will es das neue Gesetz. Auch dabei habe ich Pippo mit meinem Rat beigestanden.


[782]

Grüßen Sie den Grafen von ganzem Herzen. Schreiben Sie mir ausführlich nach Verona. Geben sie Guido hundert Küsse von mir und auch der kleinen Maria, die ich von ganzem Herzen liebe, und erzählen Sie mir von Annetta, die vielleicht in Rom ist. Morgen - mir ist es, wie wenn ich sie sehe - wird es für mich wie im Paradies sein, am Fest der heiligen Mutter Mariens. Beten Sie für mich, wie ich es auch immer für Sie getan habe und auch immer tue, liebe Gräfin Ludmilla. In den heiligsten Herzen Jesu und Mariens bin ich in Ergebenheit und Verbundenheit

Ihr

Daniel


110
Contessa Ludmilla di Carpegna
0
Genova
9.8.1864
[783]

wenn ich Ihnen und Ihrer Familie Carpegna weniger verbunden wäre, würde ich einfach schweigen und würde mich nicht in das Heiligtum Ihrer innersten Angelegenheiten drängen und würde so vielleicht später noch größeren Schmerz verursachen, weil ich nicht beizeiten dem Übel entgegengewirkt habe, das geschehen konnte. Meine liebe Ludmilla, wenn man richtig darüber nachdenkt, scheinen gewisse Sachen zunächst einmal sehr bedeutend zu sein, aber dann werden sie im Weltgeschehen ganz klein, wie mathematische Punkte. Die Jugend ist unausweichlich einer gewissen Krise ausgesetzt, wir dürfen uns darüber nicht wundern. Es kommt die Zeit der Reife, und die Dinge werden ruhiger. Vielleicht ist dies nicht die Sprache eines Dieners der Kirche, aber es ist sicherlich die eines Menschen, der diese Welt ein bisschen kennt. Andererseits könnte das Schweigen zu größerem Schaden führen und es dann unmöglich machen, Schaden zu verhindern, während es jetzt noch möglich ist. Meine liebe Ludmilla, Gott weiß, mit welcher Schwierigkeit und nach welchen inneren Kämpfen ich dazu komme, Ihnen zu schreiben, aber ich fürchte, ich wäre kein richtiger und wahrer Freund, wenn ich vor Ludmilla ein Geheimnis hätte. Nach dieser Einleitung glauben Sie vielleicht, ich hätte Ihnen etwas ganz Wichtiges zu enthüllen. Jedoch, wenn wir es richtig betrachten, ist es nur eine kleine Sache, wenn wir unsere Zeit bedenken, und auch die Natur des Menschen. Aber aus Liebe und auch aus Pflicht sind wir gehalten, auch die kleinen Dinge zu vermeiden. Wenn ich in dem, was ich jetzt sage, nicht die richtige Art und Weise finde, oder wenn es überhaupt falsch ist, davon zu sprechen, so lesen Sie mir bitte ruhig die Leviten, ich nehme es gerne an, wenn es von Ihnen kommt.


[784]

Als ich von Pinerolo zurückkam, beschrieb ich Ihnen den physischen Teil unseres lieben Pippo, das heißt, seine vollständige Gesundheit und die Zuneigung, die seine Vorgesetzten ihm entgegenbringen. Ich sagte dies gemäß der Wahrheit, denn so ist es. In dem damaligen Brief versprach ich Ihnen, aus Verona zu schreiben. Aber verschiedene Geschäfte, die Fahrt und Rückfahrt und auch das natürliche Widerstreben, unangenehme Dinge zu sagen, haben es mich bis heute aufschieben lassen, den Brief zu schreiben. Aus Verona wollte ich Ihnen über die moralische Seite von Pippo schreiben, die für unser Empfinden leider nicht sehr zufriedenstellend ist. Sicherlich, seit Pippo mit dem Sohn des Markgrafen ... und den Präfekten ... einige Zeit in Genua verbrachte, ist er etwas zügellos, und lässt in religiösen Dingen etwas nach: Ich war mit seinen Einstellungen nicht allzu sehr zufrieden, obwohl sie unauslöschlich sind, und er sich an die grundlegenden religiösen Prinzipien hält. Auch seine Moral ist etwas zügellos. Sie sind hellsichtig genug und sehen die Dinge sicher klar genug, um nicht zu denken, dass Pippos physische Indisposition Folge eines Seitensprungs war. Ich habe ihn eingehend befragt, und es hat mich gefreut, dass er wirklich aufrichtig war, und er beteuerte mir auf Leben und Tod, dass er die drei- oder viermal, die er sich in Turin und Pinerolo verfehlte, wirklich bereut; sie tun ihm von Herzen leid. Er weiß, dass es schlecht ist, und dass es der Mutter großen Schmerz bereitet. Er wäre bereit, Ihnen ein Geständnis abzulegen, aber in solchen Angelegenheiten hält man es doch lieber geheim, wenn es irgendwie geht. Ich kenne den Militärdienst, und weiß, dass man in der Militärakademie von Pinerolo diese Dinge sehr ernst nimmt und jeden jungen Mann jede Woche eingehend untersucht; so beruhigt mich der Gedanke, dass es höchstens drei oder vier Fälle waren, bei denen er sich angesteckt hat; jetzt ist er seit langem vollständig geheilt. Das ist alles.


[785]

Meine liebe Gräfin, ich sage Ihnen das alles ganz im Vertrauen. Ich möchte nicht, dass irgendjemand, weder Pippo, noch Guido, noch der Graf wissen, dass ich geschrieben habe. Wehe mir, wenn das herauskommt. Durch einen Prälaten, gebürtig aus Pinerolo, habe ich die sichersten Informationen über Pippo. Auf meinen Auftrag hin erhält er alle ein oder zwei Wochen von einem Kirchenmann in Pinerolo Nachrichten, und der weiß alles. Ich hoffe, dass auch das alles zum Besten für Pippo hinausläuft. Aber auch Sie müssen das alles wissen, und um das wieder zurechtzurücken und größere Fehltritte zu vermeiden, können Sie mit größtem Feingefühl alle Mittel anwenden, um Pippo vor jedem Übel zu bewahren. Wenn ich dafür zu tadeln bin, bitte, tun Sie es. Aber der Graf darf nichts davon wissen, um ihm nicht noch mehr Anlass zur Abneigung gegen seinen Sohn zu geben. Nach meinem Dafürhalten müssen Sie weiterhin viele Briefe schreiben und Ratschläge geben. Diese verfehlen ihren Eindruck auf das Gemüt von Pippo nicht, und ich weiß, was ich da sage. Und dann würde ich eine größere Kontrolle über das Geld verlangen, das er nicht gut verwendet. Wenn Sie Pippo tausend Scudi geben, so hat er in einem Jahr tausend Scudi Schulden. Auch hier sage ich leider nur die Wahrheit. Deshalb wird es gut sein, von ihm über Heller und Pfennig Abrechnung zu verlangen, und ihm nicht einfach zu trauen, sondern nur Belege und Rechnungen, das heißt von anderen die Quittungen zu verlangen.


[786]

Ich weiß es nicht, aber ich nehme an, Sie denken, dass auf der Akademie alles bezahlt ist, aber ich glaube, 450 Franken sind noch ausständig. Und noch ein Drittes: Da Guido einen großen Einfluss auf das Herz seines Bruders hat, sollte er für ihn Vater, Vormund, Meister und alles sein. Ich möchte mit Guido darüber sprechen, bevor er nach Pinerolo geht. Ich werde zwei Tage in Genua sein, und dann gehe ich für ungefähr zwei Wochen nach Turin. Wie würde es mich freuen, ihn über all dies auf dem Laufenden zu halten. Aber ich werde mich auch mit der Gräfin Adelaide Baldini aussprechen, und dann werden wir sehen. Guido wird über alles informiert werden. Denken Sie nun nicht, dass man all dem so viel Bedeutung beimessen sollte, als es zunächst scheint. Es ist unausweichlich, liebe Gräfin. Die Jugend ist in diesem Punkt anfällig. Deshalb müssen wir noch zufrieden sein, wenn es nur wenige Ausrutscher gibt. Wenn es unter uns bleibt, werden Sie sehen, dass wir eben ein Auge zudrücken müssen, aber wir müssen darauf achten, dass es sich nicht wiederholt, oder dass etwas Schlimmeres geschieht. Wir wissen, dass die Welt deswegen nicht einstürzt, und es hieße, Wunder vom Sohn eines Römers zu erwarten, dass er sich ganz rein hält. Nachdem er den Fehler begangen hat, müssen wir es im Hinblick auf Pippo ernst nehmen und ihm beistehen, damit er dieses Laster ablegt, nachdem er die Entscheidung getroffen hat, von Belgien nach Italien zu gehen.


[787]

Ich bitte Sie, sich darüber nicht allzu sehr Sorgen zu machen. Alles, was es an Schlechtem gibt, habe ich jetzt gesagt, und wenn es mehr gäbe, würde ich es Ihnen sagen, denn von Pippo weiß ich alles. Ich habe gute Beziehungen, um alles zu erfahren und um so meine Pflichten der Liebe, meiner Freundschaft und meines Dienstes zu erfüllen. So ist es, meine liebenswürdige Ludmilla, wie ich es Ihnen schreibe. Um Gottes Willen, niemand darf wissen, dass ich Ihnen über Pippo schreibe, am wenigsten Pippo selbst. Denn ich wäre dann gezwungen, in Zukunft zu schweigen und nicht das zu tun, was mir meine große Liebe zu Ihnen, zu Pippo und zu den Carpegnas zu tun vorschreibt. Mit Pippo sollte man nicht übertrieben streng umgehen oder ihm mit überzogenen Drohungen kommen. Man kann ihn leichter über das Herz lenken. Über mich und über seine Freunde mag er lachen, aber glauben Sie mir, die Mutter und Guido vermögen alles über das Herz Pippos. Ich bin beinahe sicher, dass ich im Herbst nach Rom kommen werde. Dann können wir lange darüber sprechen und ernsthaft über diese Dinge nachdenken. Seien sie beruhigt: Wenn Pippo sich in Zukunft auf weitere Eskapaden einlassen sollte, werde ich Sie davon unterrichten, solange ich davon sichere Nachricht habe.


[788]

In Pinerolo sind solche Seitensprünge beinahe unmöglich. Anders ist es, wenn er nach Turin kommt, und ein junger jüdischer Mann ihn ins Kasino bringt. Deswegen sollte er in Turin immer mit vertrauenswürdigen Personen zusammen sein, wie z.B. mit der Familie Baldini, etc. Verzeihung, liebe Gräfin. Schreiben Sie mir bald nach Turin in die Herberge zum „Roten Ochsen", wo ich gewöhnlich absteige. Ich werde dort für zwei Wochen sein. Sonntag oder Montag werde ich nach Pinerolo gehen. Ich weiß nicht, ob Pippo Ihnen darüber geschrieben hat. Wahr ist, dass er vor zwei Wochen sehr ausgeglichen war, denn seine Zuneigung und sein Vertrauen in Sie hat er absolut nicht verloren.

Ihr aufrichtiger und getreuer Freund

D. Daniel