Comboni, an diesem Tag

In questo giorno (1880) va a Torino e celebra la festa della Propagazione della fede.
A des Garets, 1877
L’Opera della Propagazione della Fede è regolata dalla saggezza dello Spirito Santo, come lo è la Chiesa Cattolica

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Datum
241
Card. Alessandro Barnabò
0
Cairo
12. 3.1868

Nr. 241 (226) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SC Ägypten, v. 20. ff. 1225–1226v

Kairo, 12. März 1868

Erhabenster Kirchenfürst,

[1576]

mir scheint, dass Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit seinen Segen über das Werk, das auf Grund meines Planes zur Wiedergeburt Afrikas begonnen wurde, ausgießt. Deshalb halte ich es für angebracht, Eurer Hochwürdigsten Eminenz eine kurze Zusammenfassung zu geben über den Fortgang des Werkes und über die Hoffnung, die aus den ersten Anfängen erwächst.


[1577]

Ende November verließ ich Marseille mit drei Schwestern des Heiligen Josef und sechzehn Afrikanerinnen. Insgesamt waren wir 23 Personen. Die Fahrt mit der ägyptischen Eisenbahn von Alexandria nach Kairo bezahlte uns der Pascha von Alexandria. Am Vortag von Maria Himmelfahrt kamen wir glücklich in Kairo an. Weil wir eine große Reisegruppe waren, hatten wir 46 Gepäckstücke bei uns. Die französische Regierung gewährte mir einen Nachlass von 2.168 Scudi und die ägyptische Regierung 324. Insgesamt waren das 2.492 Scudi.


[1578]

Ich habe den Konvent der Maroniten in Kairo für 336 Scudi im Jahr gemietet. Er liegt ganz in der Nähe eines alten Hauses, etwa hundert Meter von der Grotte zu Ehren der Gottesmutter entfernt, wo nach der Tradition die Heilige Familie während ihres Exils in Ägypten gewohnt haben soll. In den beiden Gebäuden, die durch eine Kirche getrennt sind, habe ich zwei kleine Institute begonnen und eingerichtet. Dank der Hilfe Gottes funktionieren sie recht gut. Die Missionare haben die Leitung der beiden Einrichtungen übernommen, vor allem aber die geistliche Leitung. Sie kümmern sich um das Studium der afrikanischen Sprachen, um das Kennenlernen der Gebräuche des Orients, und sorgen dafür, dass die Kranken liebevoll betreut werden. Angesichts der Unstimmigkeiten zwischen einigen Institutionen, die vielleicht unser kluger Apostolischer Delegat zu schlichten vermag, habe ich beschlossen, mit unseren Aktivitäten im Rahmen unserer Ziele zu bleiben.


[1579]

Unser Ziel ist klar umrissen: Das Apostolat der afrikanischen Rasse. Das Mädcheninstitut entwickelt sich großartig. Durch die Arbeit einiger Afrikanerinnen, die wahre Töchter der Nächstenliebe sind, ist schon die eine oder andere Eroberung für den Himmel gemacht worden. Seiner Hochwürdigsten Eminenz ist bekannt, dass wir uns mit unseren Instituten zum Ziel gesetzt haben, afrikanische Mädchen und Burschen im Glauben und im Handwerk zu unterrichten, so dass sie nach ihrer Ausbildung in die Länder im Inneren Afrikas gehen können, um dort Apostel des Glaubens und der Zivilisation für ihre Mitbrüder zu sein. Diesem vorrangigen Ziel scheint die Vorsehung noch ein zusätzliches Ziel von geringerer Bedeutung hinzufügen zu wollen, nämlich die Bekehrung einer ziemlichen Zahl guter Seelen. Das Vorhandensein zweier Gruppen von Afrikanern in Kairo, die im Glauben erzogen und mit der christlichen Zivilisation [civiltà] vertraut sind, ist ein ganz wesentliches Element für das Apostolat unter den nicht-katholischen Bewohnern Ägyptens. Allein der Anblick unserer guten Afrikanerinnen, allein das Gespräch mit ihnen oder sie singen zu hören, ist für viele Ungläubige Beweggrund genug, auch katholisch werden zu wollen.


[1580]

Deshalb müssen wir mit großer Vorsicht und Klugheit vorgehen. Die fanatischen Muslime sind sehr empfindlich. Die Freimaurer, geleitet von drei Logen, haben ein wachsames Auge. Ihnen ist es gelungen, in dieser Hauptstadt ihr abscheuliches Gift unter allen Schichten von Personen und Rassen als Hass gegen unsere heilige Religion auszustreuen. Deshalb müssen wir uns kundig machen und in diesem günstigen Moment Aspiranten aufnehmen, die sich unserer katholischen Gemeinschaft anschließen wollen.


[1581]

Im Moment scheint es keine großen Schwierigkeiten zu geben, viele dieser Afrikaner für Jesus Christus zu gewinnen, die als Sklaven oder Hausangestellte bei guten katholischen Familien arbeiten. Wenn sie einmal bekehrt sind, wird es für sie dort leichter sein, im Glauben treu zu bleiben. Ich habe mich an diese wichtige Arbeit gemacht, weil ich gesehen habe, dass es hier noch Brauch ist, dass die Hausangestellten in den christlichsten Familien noch sehr sich selber überlassen bleiben. Sich ihrer anzunehmen wird als Erniedrigung angesehen. Mit Ausnahme einiger hervorragender Familien unter den wenigen herrscht immer noch der beklagenswerte Missbrauch, die christliche Unterweisung der Afrikaner zu vernachlässigen. Und gerade weil sie so wenig von der Religion wissen, sind sie die Geeignetsten, die den Glauben annehmen würden.


[1582]

Es kommt oft vor, dass sie unglücklicherweise unter die Fuchtel einer alten fanatischen muslimischen Hausangestellten geraten. Diese bringt ihnen dann leicht ihre eigenen abergläubischen Vorstellungen bei, ohne dass die Hausherren das überhaupt merken. Wir kennen einige dieser Sklaven, die auf diese Weise Muslime geworden sind im Hause ihrer eminent katholischen Hausherren. Auf Grund dieser Beobachtungen lächelt uns die Hoffnung, dass sich uns ein gutes Feld für eine Nebentätigkeit des Instituts für die Afrikaner eröffnen wird. Als Bestätigung dafür erlaube ich mir, Ihrer Eminenz von der Bekehrung einer 18-jährigen Afrikanerin zu berichten, die als eine der ersten Blumen gilt, welche unsere Einrichtung glücklicherweise der Kirche und dem Paradies zugeführt hat.


[1583]

Vor fünf Jahren traf hier in Kairo eine robuste junge Afrikanerin ein. Sie heißt Mahbuba. Zusammen mit vielen anderen wurde sie von der unmenschlichen Begehrlichkeit der Giallabi aus dem Stamm der Dinka geraubt. Der, der das Geheimnis besitzt, aus dem Übel auch noch etwas Gutes zu holen, rechnete scheinbar von da an mit unserem Institut für die afrikanischen Mädchen, um die arme Mahbuba für ein ewiges Glück zu bestimmen, und zwar gerade in dem Augenblick, als sie nach menschlichem Ermessen eine der beklagenswertesten Kreaturen werden sollte. Nachdem sie einige Male an muslimische Herren verkauft und wieder verkauft worden war, fügte es Gott, dass sie von einer frommen, griechischen katholischen Frau in Kairo gekauft wurde. Von ihr lernte sie zum ersten Mal, die Namen Jesus und Maria auszusprechen, in deren Namen uns die einzige Möglichkeit geschenkt ist, auf Erlösung zu hoffen.


[1584]

Der Heilige Geist begann von da an in ihr zu wirken, während sie in groben Zügen das Christentum kennenlernte, das ihr fast nur zufällig von ihrer Herrin vermittelt wurde. Aber das reichte noch nicht aus, um ihr genügend Stärke zu verleihen, die sie bald im Kampf gegen die Versuchungen des fanatischen Islam brauchen würde. Es verging eine gewisse Zeit, da wurde Mahbuba von einer Krankheit befallen, die sich allmählich in eine Lungentuberkulose verschlechterte. Das führte dazu, dass sie umgehend als Beute in die Hände der Muslime fiel, die alles daran setzten, ihr falsche Dogmen beizubringen und diese zu praktizieren. Gott aber wachte über dieser Seele. Von ihrer Herrin kannte sie nur einige Namen unseres Glaubens. Sie begriff aber sofort, dass diese heiligen Namen nichts mit dem zu tun hatten, was ihr die Muslime aus der Dienerschaft beibrachten. Deshalb konnte sie nie diese Lehren annehmen und sich mit ihnen zufrieden geben. Niemand aber bot ihr etwas Besseres an. Mahbuba war traurig und untröstlich. Ihre Lehrer begannen sich zu ärgern, sie begannen, sie grob zu behandeln, ihr zu drohen und sie zu schlagen. Und als es darum ging, Vorschriften des Korans zu beachten, zwangen sie sie, es zusammen mit ihnen zu tun. Obwohl die Krankheit ihr schon die letzten Kräfte geraubt hatte, musste sie, als der Ramadan begann, bis zum Sonnenuntergang fasten. Die arme Mahbuba fühlte sich wie vom Gott der Wahrheit verlassen. Ihre Seele, ohne es zu ahnen, seufzte zu Ihm ununterbrochen. Und als die Worte, die sie von ihrer Herrin gelernt hatte, Jesus, Maria, Christin, Taufe, Paradies, immer wieder über ihre Lippen kamen, fühlte sie, auch wenn sie die Bedeutung der heiligen Namen nicht kannte, einen großen Trost. Wie Sie sich vorstellen können, waren solche Ausdrücke echte Dornen in den Augen derjenigen, die sie unter allen Umständen zu einer Muslimin gemacht hätten. Sie dachten deshalb, wenn wir sie total isolieren, würden sie sie für sich gewinnen. Sie zu isolieren, war nicht schwierig, da die Lungentuberkulose, von der sie befallen war, eine Krankheit ist, die im Orient wie die Pest gefürchtet wird. Unter diesen Umständen überredeten sie die Herrin, sie in einem ihrer Häuser unterzubringen. Dort allerdings geriet sie von neuem in die Hände von Peinigern, die von den ersteren informiert waren, was sie zu tun hätten.


[1585]

Unter dem Vorwand, sie mit den Muslimen bekannten Mitteln zu heilen – im Grunde aber wollten sie ihr Sterben beschleunigen, noch ehe sie Christin würde – zündeten sie große Feuer an und zwangen sie, sich stundenlang ganz nahe am Feuer aufzuhalten. Und dann bedeckten sie das Mädchen immer wieder für längere Zeit des Tages mit glühend heißem Sand. So wurde in kurzer Zeit Mahbuba an den Rand des Grabes gebracht. Ihre Feinde konnten dann unter dem Vorwand der Lungentuberkulose die Erlaubnis ihrer Herrin bekommen, sie in das türkische Krankenhaus zu bringen. Sie jubelten über diesen höllischen Sieg. Aber Gott durchkreuzte ihre Pläne. Er fügte es, dass ihre griechische Herrin in diesen Tagen von unserem vor kurzem gegründeten Institut für afrikanische Mädchen erfuhr. Ihr Gewissen, das ihr keine Ruhe ließ, drängte sie, mich umgehend zu bitten, sie aufzunehmen. Noch am gleichen Tag besuchte ich das kranke Mädchen im türkischen Krankenhaus. Anschließend schickte sie die Herrin zu mir. Mahbuba gehörte zu uns. Ihre Seele schien zu erkennen, welches Glück Gott ihr schenkte, bei uns sein zu dürfen. Als sie die afrikanischen Mädchen sah, die ich ihr zur Seite gegeben hatte, um sie zu unterrichten und ihr beizustehen, sie das Kreuzzeichen zu lehren und die Medaille zu tragen, die ich von Hl. Vater bekommen hatte, sagte sie: „Auch ich möchte wie ihr Christin werden.“

Da sie vom Stamm der Dinka war, gab ich ihr ein Dinka-Mädchen zur Seite. In wenigen Tagen konnte sie auf Arabisch und in der Dinka-Sprache die wichtigsten Glaubenswahrheiten und die Sakramente aufsagen. Mahbuba nahm begierig das Wissen um ihr ewiges Heil in sich auf. Sie hatte nicht die geringste Schwierigkeit zu glauben. Zusammen mit ihren Gefährtinnen wiederholte sie immer wieder die Glaubenswahrheiten unserer Religion.


[1586]

Nachdem sie die wohltuende Bedeutung erkannte hatte, die in den heiligen Namen von Jesus, Maria und Josef eingeschlossen ist, hörte sie nicht auf, die verehrten Heiligenbilder zu küssen und sie und uns um die heilige Taufe zu bitten. Nachdem ich ihre Gefährtinnen befragt hatte, entschied ich, die Gnade der Taufe nicht über den 11. Februar hinaus zu schieben. Es war am Abend gegen 21.00 Uhr. Das Zimmer von Mahbuba war erleuchtet von den Fackeln, die auf dem kleinen Altar standen, den die afrikanischen Mädchen improvisiert hatten. Als ich die priesterlichen Gewänder anlegte, knieten sich alle zu innigem Gebet nieder. Das junge Mädchen wurde sich bewusst, dass der ersehnte Moment gekommen war und begrüßte ihn mit einem außergewöhnlich freudigen Lächeln. Das sahen wir in ihrem Angesicht, in ihren Augen und auf ihren Lippen. Es war ergreifend und bewegend zu sehen, wie sie konzentriert und gesammelt unseren Gebeten folgte. Als sie spürte, wie das Wasser der Wiedergeburt über ihr Haupt rann, war ihr Angesicht von einer außerordentlichen Freude erfüllt. In großer Freude rief sie: „Ana Maryam; ich bin Maria.“ Und tatsächlich wollten wir ihr den Namen Maria als Taufnamen geben, um sie der göttlichen Mutter unseres Werkes zu weihen, sie, die erste Blume der Muttergottes. Kurz zusammen gefasst: Das junge Mädchen hat Schmerzen wie eine Märtyrerin ertragen; aber wie mächtig ist doch die Kraft der Gnade! Sie war bereit, noch mehr zu leiden. Sie fand eine unglaubliche Stärkung, indem sie das Kruzifix küsste. Am 14. Februar ging sie in das himmlische Paradies, um für die Bekehrung Afrikas zu beten.


[1587]

Seine Exzellenz, der Apostolische Delegat, schenkt uns sein besonderes Wohlwollen. Er hat uns die Ehre gegeben, uns zu besuchen. Er wird auch nach dem Fest des hl. Josef zu uns kommen, um in der Pfarrei Alt-Kairo einige Firmungen zu spenden. Hier ist ein frommer und guter Franziskaner Pfarrer. Mit ihm habe ich mich bezüglich der Taufe der glücklichen Mahbuba abgesprochen. Ich finde keine Worte, um Eurer Hochwürdigsten Eminenz zu danken für Ihre väterliche Hilfe, die Sie mir in dem furchtbaren Streit gewährt haben, den ich in Rom mit dem Generalvikar auszutragen hatte. Nach Gott schulde ich Eurer Eminenz Dank für den guten Ausgang dieser bedauerlichen Angelegenheit. Ich hoffe, dass mir ähnliche Auseinandersetzungen nicht wieder begegnen.

Indem ich Ihren heiligen Purpur küsse, bin ich

Ihr ergebener und gehorsamster

D. Daniel Comboni


242
Card. Alessandro Barnabò
0
Cairo
13. 3.1868

Nr. 242 (227) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SC Ägypten, v. 20. f. 1227

Alt-Kairo, 13. März 1868

Erhabenster Kirchenfürst,

[1588]

da wir in den beiden vor kurzem in Alt-Kairo gegründeten Instituten weder irgendwelche liturgischen Geräte noch sonstige Kultgegenstände haben, wendet sich der Unterzeichnete in aller Demut an Eure hochwürdigste Eminenz mit der Bitte, ihm entsprechende liturgische Geräte, heilige Gefäße und Gegenstände für die Gestaltung des Kultes zukommen zu lassen, wie sie das Apostolische Werk in Rom produziert und wie sie in diesem Monat März noch verteilt werden.

In der Hoffnung, dass mir diese Gnade gewährt wird, habe ich die Ehre den heiligen Purpur küssen zu dürfen.

Eurer Eminenz ergebener und demütiger Diener

Daniel Comboni

Superior der Institute für die Afrikaner


243
Mons. Luigi di Canossa
1
Cairo
29. 3.1868

Nr. 243 (228) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/542

Kairo, 29. März 1868

[Zusammenfassung eines Briefes von Daniel Comboni.]

244
Don Alessandro Dalbosco
0
Cairo
2. 4.1868
[1589]

... Unsere Missionare sind mit Herrn Girard überhaupt nicht zufrieden. Und das deshalb, weil er das Werk und den Plan zu seinem macht. Überlassen wir die Dinge dem Herrn. Ich werde Girard schreiben und ihn ermutigen, großes Interesse für das Werk der Afrikaner zu hegen. Ich werde mich aber mit Lob zurückhalten. 1. weil er ein wenig angibt, oder besser gesagt, den Namen eines Angebers hat. 2. weil er in seiner Zeitung etwas gegen die Franziskaner gesagt hat in dem Sinn, dass sie mit ihrer Aufgabe im Heiligen Land und in Ägypten nicht fertig werden (und darin hat Girard nicht Unrecht). Hier aber sind wir mitten unter den Franziskanern, und ich verstehe mich gut mit ihnen, wir leben im besten Frieden und in gegenseitigem Einverständnis, ja sie verteidigen mich sogar. Außerdem spricht der Apostolische Delegat nicht besonders gut von Girard. Aus all diesen Gründen halte ich es für klug, mit meinem Lob Girard gegenüber zurückhaltend zu sein. Im Übrigen ziehen wir großen Nutzen von ihm, da er uns Wege für große Vorteile aus Frankreich eröffnen kann.
 


245
Don Alessandro Dalbosco
1
Cairo
10. 4.1868

Nr. 245 (230) AN DON ALESSANDRO DAL BOSCO

ACR, A, c. 14/133

Kairo, 10. April 1868

[Zusammenfassung eines Briefes von D. Comboni.]

246
Don Alessandro Dalbosco
1
Cairo
18. 4.1868

Nr. 246 (231) AN DON ALESSANDRO DAL BOSCO

ACR, A, c. 38/24 n. 5

Kairo, 18. April 1868

[Zusammenfassung eines Briefes von D. Comboni.]

247
Mons. Luigi di Canossa
0
Cairo
1. 5.1868

Nr. 247 (232) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/55

Kairo, 1. Mai 1868

Gelobt sei Jesus Christus, in Ewigkeit. Amen.

Hochwürdigste Exzellenz,

[1590]

in meinem letzten Brief hatte ich vergessen zu erwähnen, dass unser Afrikaner [moretto] Girolamo Rihhan, den ich seit Beginn aufgenommen habe, am 2. April verstorben ist. Vorher empfing er noch alle Sakramente und konnte sicher ins Paradies einziehen. Er ist eine jener Seelen, die vor dem Untergang gerettet wurden, weil er einer der elf Afrikaner war, die in Neapel ihre Erziehung erhalten hatten. Von dort aber waren sie ausgewiesen worden. Als sie nach Ägypten kamen, führten sie ein liederliches Leben; die einen lebten mit türkischen Frauen zusammen, andere mit Häretikerinnen, und manche lebten vom Stehlen etc. Da dieser Afrikaner schwindsüchtig war, habe ich ihn aufgenommen in der Hoffnung, dass er sich bekehren würde. Wir brauchten zwei Monate, um ihn zu bewegen, zu beichten. Die Gnade hat in ihm gesiegt. Jetzt ist er ganz sicher gerettet.


[1591]

Am vergangenen Sonntag, dem Sonntag des Guten Hirten, hat unsere Niederlassung ein paradiesisches Fest gefeiert. Wir haben ein 18-jähriges afrikanisches Mädchen feierlich getauft, die wir zuvor gut unterrichtet hatten. Wir haben ihr den Namen der Gräfin, Ihrer Schwägerin Maria Clelia, als Taufnamen gegeben. Da dies die wahren Freuden eines Missionars sind, habe ich beschlossen, dass wir so, wie wir die Sorgen miteinander teilen, auch gemeinsam an den Freuden teilnehmen. Es ist eine große Freude, taufen zu können. Dieses Mal traf es den Pater Zanoni. Sobald P. Carcereri den Bericht über das Vorbild ‚Primo Fiore‘ [die erste Blume] fertiggestellt hat, werde ich Ihnen diesen sofort schicken, denn ich bin sicher, dass Gott verherrlicht und Ihr väterliches Herz Freude daran haben wird. Es scheint, dass die Brüder des Hl. Franziskus [Frati] vom Heiligen Land aus einen geheimen Krieg anzetteln wollen. Vermutlich wollen sie aus Neid das wenige Gute nicht sehen, das wir hier zuwege bringen. Hier in Alt-Kairo gibt es eine Pfarrei des Heiligen Landes; der Pfarrer (ein Frate), ist ein echter Missionar.


[1592]

Ich verstehe mich nicht nur gut mit ihm, sondern er selbst hat der letzten Taufe beigewohnt, die wir mit seiner vollen Zustimmung vollzogen haben. Nach der Taufe habe ich den Apostolischen Delegaten von Alexandria kurz darüber informiert. Ich stehe also voll im Einklang mit dem Ortspfarrer wie mit dem Delegaten. Nachdem ich den Rat des Pfarrers und unserer Missionare eingeholt hatte, habe ich angeordnet, trotz des Protestes aus dem Konvent in Kairo die Taufe vorzunehmen. Die Ordensbrüder [frati] möchten nämlich, dass unsere Bekehrten nur in ihrer Kirche in Kairo getauft werden, und zwar erst, nachdem sie die Täuflinge beurteilt haben. Jetzt aber genug davon. Es gäbe noch viel davon zu erzählen. Ich will aber nicht zu lang werden.


[1593]

Wir werden unter Beachtung aller Umstände mit größtmöglicher Klugheit vorgehen. Mit der Zeit wird uns Gott schon die Gnade schenken, eines der größten Hindernisse zu überwinden, das sich der Entwicklung unseres Apostolates in Ägypten zu Gunsten der Afrikaner entgegenstellt, nämlich die Intrigen der Ordensbrüder [frati] des Heiligen Landes. Inzwischen vertraue ich darauf, zwei weitere 16-jährige afrikanische Mädchen, die sich bekehrt haben, in diesem Marienmonat der Muttergottes weihen zu können. Wir haben gestern Abend mit dem Taufunterricht begonnen, den wir jeden Tag am Abend halten. Wir müssen diesen Unterricht geheim erteilen. Denn wenn jemand davon erfahren würde, könnte er den Hausherren dieser Mädchen nahelegen, uns davon abzuhalten, mit Afrikanerinnen über den katholischen Glauben zu sprechen, und sie dazu bewegen, sich uns nicht anzuvertrauen. Nur Mut, Monsignore, die Werke Gottes müssen auf den Widerstand des Teufels stoßen. In der Kraft der Kreuze verdient man die Siegespalme und den Triumph.


[1594]

Ich bin so mit Kreuzen überladen, dass ich momentan keine Lust habe, noch mehr zu berichten. Die Oberin ist immer noch in Aufregung, und ich weiß nicht, wann sie sich beruhigt haben wird. Zudem haben wir noch vier Schwerkranke. Ich bin auch erst seit gestern wieder auf den Beinen. Mich hatte am Weißen Sonntag das Fieber befallen. Deshalb habe ich an drei Tagen keine Messe zelebriert. Jesus sei immer gepriesen.


[1595]

Erlauben Sie mir, dass ich noch ein Wort zu einer Angelegenheit sage, worüber mir jene fromme Seele eines D. Dal Bosco schreibt. Er will nämlich unser Urteil über Monsieur Girard nicht einsehen. Er behauptet, dass er und der Bischof von Verona wüssten, dass wir die Beziehungen zu Monsieur Girard abbrechen wollen, und dass ich und Sie beleidigt seien, weil der Gentleman Monsieur Girard den Plan Combonis als den seinen betrachte. Ich erkläre jetzt Eurer Eminenz, dass beide Behauptungen nicht wahr sind. Das sage ich Ihnen wahrheitsgemäß und mit der Ehrlichkeit, mit der ich zum Beichten gehe. Und ich sage, dass es nicht nur falsch ist, sondern dass ich nicht einmal in Gedanken auf diese Idee gekommen wäre. Ja, im Hinblick auf meine Sicht der Zukunft habe ich sogar Gefallen daran, dass Monsieur Girard in bester Beziehung mit dem Oberhaupt des Werkes zur Wiedergeburt Afrika steht, und dass er unseren Plan als seinen betrachtet, so wie es die Mitglieder des Kölner Vereins gemacht haben. Denn daraus bekamen wir und werden wir die Mittel bekommen, ohne die die besten Pläne nichts nützen.


[1596]

Wer kann leugnen, dass hundert andere meinen Plan ausgedacht haben? Was wir bei Monsieur Girard als Übertreibung empfunden haben, ist der Umstand, dass er für sich beansprucht, das Haus der Maroniten in Alt-Kairo gefunden zu haben, wie mir die Brüder sagten. Darüber haben wir zusammen mit den Ordensbrüdern herzlich gelacht, denn es war ein reiner Zufall, dass ich den Konvent für neunzig Napoleondor im Jahr mieten konnte. Als Folge daraus und aus dem dunklen Bild, das uns die Franziskaner über Girard gemalt haben, haben wir keinen besonders günstigen Eindruck von diesem Mann gewonnen, der große Sprüche klopft. Aber wir sind nicht im Geringsten beleidigt, weil er unseren Plan als den seinen ansieht und in bester Beziehung mit Eurer Eminenz steht.


[1597]

Das sage ich Ihnen mit reinem Gewissen. Und so denken, wie ich weiß, auch meine Gefährten. Und falls jemand etwas anderes nach Verona berichtet als ich es behaupte, dann ist das ein anderes Paar Schuhe. Ich weiß nichts davon. Meine ehrliche Meinung dazu kennen Sie jetzt. Und diese müssen Sie in meinen Briefen erkannt haben. Als Ergänzung sage ich Ihnen, dass wir uns in Kontakt mit Monsieur Girard gesetzt haben. Ich habe ihm in aller Freundlichkeit und Dankbarkeit geschrieben, und vielleicht wird Seine Eminenz meinen Brief über das Heilige Land gedruckt gelesen haben. Nach meiner bescheidenen Meinung scheint mir, es wäre klug, weder eine Erklärung Monsieur Girard gegenüber abzugeben noch ihm zu sagen, er möge uns nicht in Fragen verwickeln, die nichts mit unserem Werk zu tun haben. Denn für die Franziskaner, die im Orient grundsätzlich gegen jede anders geartete Institution sind, macht das keinen Unterschied. Auf der anderen Seite könnte es Monsieur Girards Eifer bremsen, der ja Franzose ist und der sich immer noch mehr begeistern lässt, für die Sache Gottes zu arbeiten, seitdem er Freundschaft geschlossen hat mit allen Bischöfen und Patriarchen des Orients. Hinzu kam noch die Freundschaft mit einem Bischof aus der Familie Canossa.


[1598]

Wir sind verantwortlich nur für das, was wir schreiben. Auch wenn mir die Franziskaner sagen würden, Monsieur Girard habe drucken lassen, dass der Bischof von Verona und seine Missionare sich seinen Meinungen angeschlossen hätten, würde ich die Franziskaner und jeden einladen, das an Hand unseres Briefes und unserer Korrespondenz zu beweisen. Sie würden nur von dem überzeugt sein, was wir geschrieben haben. Das ist der Grund, warum ich in meinem letzten Brief an Eure Eminenz Ihnen nahelegte, unsere Aussagen im Briefverkehr mit Monsieur Girard genau zu beachten. Er könnte uns sehr nützlich sein, ist aber sehr eifersüchtig.


[1599]

Ich möchte an Graf Ottavio schreiben, um ihn wegen des Namens Clelia zu informieren, den ich der glücklichen Fedelkarim gegeben habe. Sie ist eine Seele, der die Gnade zuvorgekommen ist. Sie ist von einer bewundernswerten Reinheit. Grüßen Sie ihn mir in meinem Namen. Wir erwarten P. Tezza. Wir warten auf ihn, weil er schon längst mit den anderen hätte ankommen sollen. Wir rechnen mit ihm, weil D. Dal Bosco mir vor über einem Monat geschrieben hat, dass er uns zur Verfügung stehe. Deshalb haben wir ihn in der Überzeugung angefordert, dass dies auch die Meinung unseres verehrten Vaters ist, der sich immer auf diese Weise geäußert hat.

Schicken Sie mir einen kräftigen Segen, denn ich bin niedergeschlagen. Empfangen Sie die Grüße von uns allen. Wir warten auf Bachit. Sagen sie dem alten Grafen Luigi, dass ich mein Versprechen halten werde. Allen alles Gute. Ich küsse ihre Hände.

D. Daniel Comboni


248
Card. Alessandro Barnabò
0
Cairo
15. 5.1868

Nr. 248 (233) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SC, Afr. v. 7, ff. 1268–1269

[W.J.M.J.]

Kairo, 15. Mai 1868

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[1600]

große Freude habe ich empfunden, als ich Ihren wertvollen Brief erhalten habe. Es ist mir eine Genugtuung, Ihnen dafür meinen herzlichsten Dank zum Ausdruck zu bringen. Es ist mir ebenso ein Anliegen, Ihnen zu versichern, dass ich nie etwas von Bedeutung unternehmen werde, ohne mich voll und ganz dem einzigen, rechtmäßigen Vertreter des Heiligen Stuhles in Ägypten und Zentralafrika unterzuordnen, unserem verehrten Apostolischen Vikar. Ich bin überzeugt, dass ich nur so den Segen des Himmels für das heilige Werk der Bekehrung der Afrikaner erlangen werde, wenn ich in dieser Einstellung handle. Vom Apostolischen Vikar habe ich die Erlaubnis erhalten, mich auf die Suche nach Seelen beim afrikanischen Volk zu machen, um sie für Jesus Christus zu gewinnen. Allerdings setzt er voraus, dass wir mit größtmöglicher Klugheit vorgehen, ohne uns auf Kompromisse einzulassen, und wenn die moralische Gewissheit besteht, dass sie in den Verhältnissen, in denen sie leben, dem Glauben treu bleiben können. Ich kann Eurer Eminenz mitteilen, dass ich bei verschiedenen in Ägypten ansässigen katholischen Familien viele Menschen dieser Art gefunden habe. Es handelt sich um Menschen, die entweder noch Heiden sind oder den Islam als Religion angenommen haben.


[1601]

Der Grund für diesen bedauernswerten Zustand, der das unglückliche afrikanische Volk betrifft, ist die traditionelle Nachlässigkeit der katholischen Hausherren. Sie kümmern sich entweder gar nicht um das Heil ihrer äthiopischen Hausangestellten, oder wollen überhaupt nicht, dass sie katholisch werden. Sie fürchten nämlich, dass ihre Sklaven, wenn sie unseren Glauben annehmen, aufhören würden, ihre Sklaven zu sein, und dass sie dann nicht mehr über sie bestimmen könnten. Dabei bedenken diese törichten Leute nicht, dass Sklaven, die den Glauben an Jesus Christus annehmen, dann ihren Herren treuer und gehorsamer dienen. Das lehrt nämlich allgemein die Erfahrung. Auch wenn ich mich in einem bedauernswerten Zustand befinde, suche ich nichts anderes als die Ehre Gottes und das Heil der Seelen. Ich fühle mich verpflichtet, Eurer Eminenz als Beauftragtem aller Missionen der Erde das Folgende zu wiederholen, was ich mir aus Liebe zu Jesus Christus erlaubt habe unserem hochwürdigsten Apostolischen Vikar voll Vertrauen zu bekräftigen: Der Grund nämlich, warum so viele Tausende von afrikanischen Seelen verloren gehen, liegt darin, dass die Missionare oder Priester der verschiedenen katholischen Riten in Ägypten den Vätern und Müttern der katholischen Familien nicht mit Nachdruck die heilige Verpflichtung eingeschärft haben – oder nicht einschärfen – das vierte Gebot aus den Zehn Geboten zu halten. Darin ist unter anderem auch die absolute Pflicht enthalten, für das wahre Wohl der Sklaven zu sorgen, nämlich für die Rettung der Seele.


[1602]

Es ist die leichteste Sache der Welt für einen katholischen Familienvater, die von ihm gekauften Sklaven und Sklavinnen für den wahren Glauben zu gewinnen. Denn auf diese Verpflichtung des Familienoberhauptes haben die Sklaven ein Recht. Selbst die muslimische Regierung anerkennt dieses Recht, dem sie in gegebenen Umständen, vorausgesetzt, dass sie davon erfährt, kein Hindernis in den Weg legt.


[1603]

Ich hätte noch vieles über die Art zu sagen, wie diese wichtige Aufgabe des Apostolates in Ägypten zu erfüllen wäre. Es könnte zur zweiten Zielsetzung der Institute für die Afrikaner werden. Ich könnte auch berichten über die überwindbaren Schwierigkeiten, die sich von allen möglichen Seiten her ergeben, einschließlich aus gewissen Aufgaben des priesterlichen Dienstes. Aber ich möchte jetzt nicht zu weit abschweifen, sondern wollte Ihnen nur sagen, dass ich all diese Bemerkungen, die ich zu diesem Aspekt machen könnte, so wie alles, was ich für unsere heilige Religion für nützlich und zu ihrem Segen halte, (exceptis excipiendis, weil es die Meinung des Apostolischen Vikars ist), für äußerst delikat halte, weil er auch dem seraphischen Orden [Franziskaner] angehört. Deshalb werde ich im Gehorsam dem geliebten Apostolischen Vikar alles vortragen.


[1604]

Ich komme jetzt kurz auf die Früchte unseres Werkes zu sprechen. Ich freue mich, Eurer Eminenz mitteilen zu können, dass am vergangenen 2. April Girolamo Rihhan, ein 20-jähriger Afrikaner, in den Himmel ging. Im Dezember hatte ich ihn mit Schwindsucht ins Institut aufgenommen. Ich hatte das feste Vertrauen, dass er im Schoße der heiligen Kirche sterben und dadurch seine Seele retten werde. Das ist in der Tat eingetreten. Am 26. April, dem Sonntag des Guten Hirten, haben wir nach vorausgegangener Zustimmung des franziskanischen Pfarrers von Alt-Kairo einer anderen 18-jährigen Afrikanerin aus dem Stamm der Dinka in unserer Kapelle die hl. Taufe gespendet. Der Pfarrer hat der Zeremonie beigewohnt. Die Afrikanerin verstand ihre Muttersprache viel besser als die arabische und wurde zuvor unter meiner Anweisung von einem Mädchen aus dem gleichen Stamm gut unterrichtet. Ich gab ihr als Taufnamen Maria Clelia. Sie lebt nun bei ihrer guten Herrin. Wir aber bewundern voller Glück in dieser Seele die Wunder der Gnade.


[1605]

Gleichzeitig unterrichten wir ein 16-jähriges afrikanisches Mädchen im Glauben. Sie wurde vor einem Monat in einer Stadt im Orient Monat getauft, nachdem sie nur das Vater unser, das Ave Maria und das Glaubensbekenntnis in einer ihr gänzlich unbekannten Sprache mechanisch auswendig gelernt hatte. Sie wusste noch nichts über die Heiligste Dreifaltigkeit und Christus. Nachdem ich alles erfragt hatte und vor allem den Grund, warum das afrikanische Mädchen mit Schlägen aus dem katholischen Institut hinausgeworfen worden war, das sie wenige Monate zuvor zur Taufe zugelassen hatte, und nachdem ich sie auf die Gefahr hingewiesen habe, in die Hände der Muslime zu geraten, werde ich den zuständigen Oberen der Mission schriftlich über diesen Vorfall informieren. Bis jetzt ist es mir nicht gelungen, einen 17-jährigen Abessinier zum katholischen Glauben zu führen, den mir der belgische Konsul in Kairo anvertraute. Ich selber hatte ihn darum gebeten, ihn mir zu überlassen, um seine Krankheit zu behandeln, aber im Hinterkopf hatte ich die Absicht, ihn zum katholischen Glauben zu führen. Diesen jungen Afrikaner besuchte ich am Krankenbett. Obwohl er sehr krank war, fastete er im Ramadan der Muslime. Der Konsul überließ ihn mir gern. Er sagte mir, ich möge ihn heilen, da er zu unserem heiligen katholischen Glauben gehöre. Tatsache aber ist, dass er weder das Kreuzzeichen noch den Namen Christus kennt, noch etwas über die Heiligste Dreifaltigkeit weiß.


[1606]

Ich habe Folgendes festgestellt: Nachdem er von einem katholischen Griechen gekauft worden war, wurde er in die griechisch-katholische Kirche geführt und feierlich getauft. Und dann wurde er, wie das bei den armen Sklaven so ist, als Beute den despotischen muslimischen Sklaven überlassen. Dieser Fall steht im Gegensatz zu dem jetzt Folgenden. In einer guten katholischen griechischen Familie habe ich zwei afrikanische Mädchen, die noch Heidinnen waren, getroffen. Nachdem sie unsere Mädchen gesehen hatten, warfen sie sich mir weinend zu Füßen und baten mich, sie zu taufen. Sie sagten, das sei ihr Wunsch, den sie schon lange hätten. Die fromme Herrin kannte die beiden Mädchen recht gut und überließ sie mir eine nach der anderen für die notwendige Zeit, um sie entsprechend zu unterrichten. Aber ich musste diese Angelegenheit auf später verschieben, weil der zuständige griechische Pfarrer meinte, es sei viel zu früh, die Mädchen seien viel zu jung (beide waren sechzehn Jahre alt). Ich vertraue darauf, dass es mir gelingen wird, den Pfarrer (er ist bei seinen Landsleuten sehr geschätzt) zu überzeugen, dass ich sie in der Zwischenzeit entsprechend vorbereiten kann und dass sie nicht zu jung sind, und dass es nach entsprechender Vorbereitung nicht zu früh sei, sie zu taufen. Die Mädchen könnten sich unter den Augen der frommen Herrin und der guten Familie, die sie wie Töchter betrachtet, im Glauben bewähren. Außerdem habe ich durch engen Kontakt mit dem eifrigen Apostolischen Vikar der Kopten einen exzellenten jungen Mann von neunzehn Jahren aus dem Amarischen Königreich in unser Institut aufgenommen, der allerdings zu den Häretikern in Abessinien gehört. Er ist seit einem Monat bei uns und lässt sich mit großem Verlangen in unserem Glauben unterrichten. Er gibt zu großen Hoffnungen Anlass, in naher Zukunft ein eifriger Katholik und ein fähiger Katechist zu werden.


[1607]

Schließlich haben wir mit der besonderen Hilfe unserer lieben Muttergottes Maria am 8. dieses ihres Monats verhindern können, dass ein katholischer Angestellter eines orientalischen Ritus aus Verlangen nach einer dicken Summe Geldes eine große 18-jährige Frau aus dem Stamm der Dinka an die Gauner von Türken verkaufen konnte. Wegen ihrer außergewöhnlichen Körperformen sind solche Frauen sehr gesucht. Nachdem diese Afrikanerin ihre Freundin Maria Clelia sah (wir hatten sie am Sonntag des Guten Hirten getauft), die bei uns Glaubensunterricht bekam, bat sie mich, auch sie zu taufen. Und seit diesen Tagen hält sie ein strenges Fasten und ist ein Beispiel für alle anderen. Durch eine Reihe von Umständen der Vorsehung, die ich nicht erklären kann, überließ mir dieser Herr die Afrikanerin und war zufrieden, dass unser Institut auch eine andere Abessinierin aufnehmen wird, die er kaufen werde, und sie das zu lehren, was unsere Afrikanerinnen bereits gelernt haben, denn sie solle eine Hilfe und Gefährtin seiner Frau werden. Ich vertraute diese Afrikanerin einer frommen maronitischen Frau an. Am kommenden Himmelfahrtsfest wird sie in unser Institut eintreten, um durch Glaubensunterricht auf die Taufe vorbereitet zu werden. Und dann wird sie zu der erwähnten Frau zurückkehren, um die Beobachtung der Gebote Gottes zu praktizieren, so wie es ihre Herrin tut.


[1608]

Das sind die ersten bescheidenen Früchte, die wir durch das Werk der beiden jungen Institute für die Afrikaner in Ägypten sammeln konnten. Ich vertraue darauf, dass sie trotz aller Schwierigkeiten in diesem Tempo voranschreiten werden und dass wir eine ganze Reihe aus diesen Hunderten von Afrikanerinnen, die ich gesehen, besucht und ermutigt habe, und die im Dienste katholischer Familien der verschiedenen Riten stehen, in den Schafstall Christi führen können. Aus all diesen Informationen kann Eure Eminenz die Weisheit unseres Apostolischen Vikars erkennen, der uns Klugheit empfiehlt.

Bis jetzt habe ich über freudige Ereignisse informiert. Bei einer anderen Gelegenheit werde ich über die Dornen berichten. Ich küsse Ihren heiligen Purpur und bin Eurer Eminenz in Dankbarkeit und Respekt verbunden.

Ihr ergebener

Daniel Comboni


249
Mons. Luigi di Canossa
1
Cairo
18. 5.1868

Nr. 249 (234) AN BISCHOF LUIGI DI CANOSSA

ACR, A, c. 14/56

Alt-Kairo, 18. Mai 1868

[Zusammenfassung eines Briefes von Comboni, bearbeitet von D. Dal Bosco.]

250
Card. Alessandro Barnabò
0
Cairo
25. 5.1868

Nr. 250 (235) AN KARDINAL ALESSANDRO BARNABÒ

AP SC, C., v.7 ff. 1274–1276

[W.J.M.J.]

Kairo, 25. Mai 1868

Hochwürdigster Kirchenfürst,

[1609]

mit Datum vom 15. des Monats schrieb ich Eurer Eminenz einen Brief, in dem ich die kleinen Freuden meines armen Apostolates darlegte. Ich deutete darin an, dass ich etwas später über meine Kreuze berichten werde. Ja, Eminenz, ich habe schwere Kreuze, die von der Güte Gottes kommen. Aber eines wurde mir vom Teufel zugedacht. Und das ist jenes unerwartete Kreuz, das mich veranlasste, Eurer Eminenz eher zu schreiben als ich dachte. Erlauben Sie mir, dass ich beginne, von einem Vorfall ganz seltsamer Prägung zu sprechen. Später werde ich Sie über die anderen informieren: Seit einigen Tagen kommen mir Gerüchte zu Ohren, dass ich zum ‚Cavaliere della Corona d’Italia‘ ernannt worden sei, und dieses Gerücht fand sich auch in einigen italienischen Zeitungen und solchen, die hier in Ägypten erschienen sind. Es gab Leute, die entweder aus Leichtsinn oder zum Scherz mir dazu gratulierten. Ich schenkte dem Gerücht keinen großen Glauben, denn ich weiß, dass die periodische Presse in Italien sich seit einiger Zeit zu einem Organ der Lüge und nicht der Wahrheit entwickelt hat. Gestern wurde mir in einigen Briefen aus Verona und anderen Teilen der unglücklichen Halbinsel mitgeteilt, dass das Gerücht wahr sei, da es in der ‚Gazzetta Ufficiale del Regno d’Italia‘ veröffentlicht worden sei. Es sei ihm sogar ein ‚Decreto Ministeriale‘ vorausgegangen, in dem Begriffe verwendet wurden, die Religion und Katholizismus atmen, so als ob es ein ‚Breve Pontificio‘ [eine päpstliche Verlautbarung] wäre. In meiner starken Neugier wollte ich dieses neue und äußerst interessante ‚Breve Fiorentino‘ selber kennen lernen. Nachdem ich viel gesucht und geblättert hatte, fand ich in der ‚Gazzetta: La Nazione‘ den folgenden Text:


[1610]

„In der Absicht, öffentlich Zeugnis von ihrem besonderen Wohlwollen für die hohen Verdienste einiger Missionare … in der Religion zu geben und an sie zu erinnern, die immer im Gedenken des Vaterlandes und des Königs präsent sind, hat Seine Majestät zu Commendatori Valerga … und Cavalieri della Corona d’Italia ernannt … den Missionar Comboni Sacerdote Daniel etc. ...“ Ich möchte keine Zeit verschwenden, um diesen feierlichen Blödsinn der Regierung [Governo Menabrea] Wort für Wort zu kommentieren, der den Tatsachen total widerspricht. Ich bekenne, Eminenz: Wenn die Ernennung zum Cavaliere della Corona d'Italia nur mich betroffen hätte, hätte mich das untröstlich niedergeschlagen, weil eine solche Ernennung ein Angriff auf meinen Ruf wäre, eine feierliche Beleidigung gegenüber einem Priester der apostolischen, katholischen und römischen Kirche. Da ich aber in dem gleichen Schreiben die Namen von verehrten Patriarchen, Erzbischöfen und Bischöfen und Missionaren lese, die ich persönlich wegen ihrer treuen Verbundenheit mit dem Heiligen Stuhl und in omnibus dem Papst-König [Papa-re] ergeben kenne, lasse ich Frieden in mein Herz einkehren. Ich betrachte dieses Ereignis wie ein einfaches Kreuz, das mich drückt und von dem ich mich mit dem wirksamen Gebet befreie: sed libera nos a malo [sondern erlöse uns von dem Bösen].


[1611]

La Corona d’Italia!!! Eine solche Aussage, ausgesprochen in dieser Epoche, genügt mir, um die Hinterlistigkeit und die intrigenhaften Gedanken der Feinde des Papsttums zu erkennen. Die ziehen den Heiligen Vater bis aufs Hemd aus (verzeihen Sie mir diesen Ausdruck, den ich nur ganz im Vertrauen mit Ihnen benutze). Und dann besitzen sie noch die Frechheit, einigen seiner Söhne ein goldenes Kreuz anzubieten, die ihn anbeten und verehren! ... Sie provozieren einen Stillstand der katholischen Missionen mit dem Ausschalten jener heiligen Institutionen, die Pflanzstätten und die Hoffnungen des Apostolates sind, indem sie ihnen die finanziellen Mittel entziehen. Und ist es nicht eine Unverschämtheit, den vergoldeten Staub einer Dekoration auf die Augen des Missionars zu streuen, der über das Schicksal weint, das seinem geliebten Weinberg beschieden ist? Nachdem die Regierung seiner Majestät des Königs von Sardinien die Religion auf gemeine Weise gepeinigt, ihre Bischöfe und Priester verfolgt und ihre großherzigen Vorbilder zerstreut hat, wagt sie es, mit scheinheiligen Ehrungen einige zu verhöhnen, die sich um diese Religion verdient gemacht haben. Das ist eine unverschämte Verhöhnung. Es ist die Logik der verlogenen Söhne der Finsternis. Das ist die Politik des Teufels. Das ist ein Kreuz, das auch mir von Seiten des Teufels auferlegt wird. Wenn mir also in diesen Tagen ‚La croce della Corona d’Italia‘ übergeben wird (es wurde vom Generalkonsul in Florenz selbst gebracht), was diese Räuberbande, die in Italien regiert, unüberlegt beschlossen hat, mir zu verleihen, werde ich deshalb mit großer Freude und einer ausdrücklichen Erklärung diese Ehrung zurückweisen, so wie es sich für einen katholischen Priester und Missionar gehört, der bereit ist, hundert Mal sein Leben zu opfern, um die geringste Wahrheit und Erklärung, die der Stellvertreter Christi verkündet, zu verteidigen. Ihn – den Stellvertreter Christi – verehrt er als obersten Pontifex und König. Ich bin sicher, dass ich, wenn ich mich so verhalte, die Ehre habe, dem Beispiel der anderen acht verehrten Bischöfe und Missionare zu folgen, die mit mir durch die so genannte Corona d’Italia „gekreuzigt“ wurden.


[1612]

Nun komme ich aber zu den Kreuzen, die von Gott kommen. Ich will sie nur kurz erwähnen, auch wenn sie noch viel interessanter und ein Geschenk der unendlichen Barmherzigkeit Gottes sind. Außer den neun Krankheitsfällen, die ich im Hause der Mädchen hatte und die mir hohe Ausgaben verursachten, ist auch seit zwei Monaten die Oberin sehr schwer erkrankt. Sie wird wohl noch weitere zwei Monate krank sein. Die Pockenkrankheit hat die Häuser der Maroniten befallen, in denen wir wohnen. Vier Afrikanerinnen und ein Ordensmann wurden davon befallen. Innerhalb von zwei Wochen mussten wir zwei 20-jährige Afrikanerinnen begraben, die in Bayern ihre Schulausbildung erhalten hatten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Konvent der Maroniten, der von Gräbern umgeben ist, nicht gesund ist. Viele haben mir geraten, uns von hier zurückzuziehen. Das werde ich aber erst tun, wenn der Apostolische Vikar, Bischof Ciurcia, aus Jerusalem zurückkehrt.


[1613]

Ein anderes Kreuz (das von Gott kommt und – so fürchte ich – auch von mir) ist Msgr. Vicegerente. Nach vier Monaten des Schweigens, in denen ich ihn Hunderte Male aufgefordert hatte, zu reden, schrieb er an den Bischof von Verona und ließ meinem Prokurator Herrn Nuvoli sagen, dass er bereit sei, die Überweisung der 1.500 Scudi zurückzuzahlen, sobald er seine Rechnungen mit mir beglichen habe. Warum hat er sie mir nicht zurückgezahlt, als ich in Rom war, obwohl ich ihn mehrfach dazu aufgefordert hatte? Das ist gar nichts. Vor einem Monat ließ er meinem Prokurator sagen, dass er auf keinen Fall das handgeschriebene Dokument [chirografo] herausgeben würde, da er ja nicht mehr der Obere der Viperesche sei. Er sagte, er habe die 1.500 Scudi ausgegeben. Wo sie letztlich gelandet sind, wisse er nicht, noch wolle er es wissen, noch sei er verpflichtet, es zu wissen. Er sagte, dass er sich darum kümmern werde, sie wieder zurückzuzahlen. Ich verzeihe ihm, aber dieser Mann ist ein unmoralischer Mensch.


[1614]

Die Kirche weiß, was sie tut. Sie ist sehr klug. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu leiden, denn in Rom gibt es weder einen Laien noch einen Kleriker, der es wagt, sich für einen Priester gegen einen Bischof einzusetzen. Man schreibt, man lädt ein, zu antworten, man verlangt Gerechtigkeit, aber die Gerechtigkeit schweigt und man antwortet mit einem tiefen Schweigen. Fiat! Jener Gott, der mich in Rom unter Ihrer Eingebung beschützt hat, wird sich auch Gedanken machen, wie er mich in Zukunft bis zum Ende dieser lästigen Angelegenheit beschützen wird. Es scheint, als ob in diesem Konvent der Viperesche die Wut herrscht. Ihre Oberin getraute sich, den drei letzten afrikanischen Mädchen zu sagen, dass der Papst ein Gauner sei, dass Pius IX. kein Recht habe, ihnen den Vicegerente wegzunehmen, und dass die Schwestern vom Heiligen Josef Straßenkehrerinnen seien. Das zitiere ich Eurer Eminenz, um mein Gewissen zu entlasten. Ich erkläre unter Eid, nur das gesagt zu haben, was die Afrikanerinnen mir und einem Pater von uns mitgeteilt haben. Aber ich glaube, dass man in Rom derartige Dinge zur Genüge kennt. Entschuldigen Sie, wenn ich mich hinreißen lasse, meinen Schmerz auf diese Weise loszuwerden.


[1615]

Schließlich gibt mir Gott in seiner Güte das Kreuz in Form von Sorgen, die mich wegen der finanziellen Situation bedrücken. Köln, das sich mir verpflichtet hat, 50.000 Franken beizusteuern, hat mir bis jetzt erst 8.300 Franken gegeben. Abgesehen von einer bescheidenen Summe Geldes, die dem Bischof von Verona für sein kleines Seminar belassen wurde, und den Verlusten, die mir der Generalvikar durch den einmonatigen Aufenthalt mit einem Teil meiner Karawane in Frankreich verursacht hat, kamen schließlich 7.000 Franken in meine Hände, die aus den Spenden besonderer Wohltäter in Frankreich, Italien und Deutschland stammen. Die Ausgaben, die ich bis jetzt zu bestreiten hatte, belaufen sich auf 17.600 Franken. Ich weiß noch nicht, wie ich über die Runden komme. Ich habe bereits die Zahl der Personen in den beiden Instituten verringert und werde keine weiteren mehr aufnehmen, die ich nicht wirklich unterhalten kann. Dabei lasse ich mich von dem Gedanken leiten, dass wir in diesen beiden kleinen Instituten genügend Personen haben, um in bescheidener Weise katholische Aktivitäten zu Gunsten der in Ägypten wohnenden Afrikaner durchführen zu können.


[1616]

Inmitten dieser Sorgen bin ich guten Mutes und habe volles Vertrauen auf Gott. Diese beiden Institute sind von wesentlicher Bedeutung für das Werk der Bekehrung der Schwarzafrikaner. Die besonderen und außergewöhnlichen Gnadenerweise, die ich erkenne, geben mir die Sicherheit, dass Gott diesem seinem Werk zu Hilfe kommen wird. Aber Eure Eminenz sieht ja, dass mein armes Herz Ermutigung braucht. Und eine große Ermutigung wäre für mich, wenn Eure Eminenz die liebenswürdige Güte hätte, vom Heiligen Vater den heilbringenden Apostolischen Segen für mich und meine zwei Institute in Ägypten zu erlangen. O ja, dieser Segen wird mich sehr wirksam trösten und stärken.


[1617]

Gestern starb im Krankenhaus Schwester Xaveria Jobstreibizer. Sie war erst vor zwanzig Tagen aus der Toskana in Kairo eingetroffen. Die fromme armenische Schwester Magdalena, die Eure Eminenz [ins Noviziat] aufgenommen und deren Gelübde Eure Eminenz entgegengenommen hat, verhält sich wie eine würdige Tochter des heiligen Josef. Sie macht gute Fortschritte in der Vollkommenheit. Meine lieben Gefährten lernen gerade Arabisch. von Bischof Massaia schrieb aus dem Reich der Choa an Herrn Madrus in Kairo. Was den Geist betrifft, funktionieren meine Häuser wie jedes andere religiöse Institut in Europa.

Entschuldigen Sie bitte, wenn mein Brief sehr lang geworden ist. Es ist mir aber eine Ehre, Eurer Eminenz meine tiefe Verehrung zu bezeugen und den heiligen Purpur zu küssen.

Ihr demütiger Diener

Daniel Comboni