P. Luigi Penzo kam am 28. September 1925 in Adria, Provinz Rovigo zur Welt. Er besuchte das Seminar der Comboni-Missionare von Brescia. Das Noviziat machte er in Venegono, legte 1943 die ersten Gelübde ab und wurde am 16. April 1949 in Rom zum Priester geweiht. Seine umfangreiche Doktorarbeit “L’Eucaristia: il mistero dell’altare nel pensiero e nella vita della Chiesa” schrieb er auf Lateinisch und verteidigte sie in der gleichen Sprache bei Professor Antonio Piolanti. Er erhielt dafür die höchste Punktezahl mit „Laude“.
Nach dem Studienabschluss unterrichtete er zwei Jahre lang die Novizen von Sunningdale in England. Nach weiteren zwei Jahren Unterricht in Venegono und gleichzeitigem Einsatz in der MBB, wurde er in den Südsudan versetzt. Dort wirkte er im Diözesanseminar von Tore von 1955 – 1964 als Professor, Erzieher und Spiritual.
1964 wurde er nach Rom ins Generalat berufen, wo er bis 1969 für die Weiterbildung zuständig war. Von 1969-1975 war er Generalassistent. Er veröffentlichte viele Artikel im MCCJ Bulletin und im Combonianum (Zeitschrift der Scholastiker von Venegono) über Ausbildung und das Herz Jesu.
1976 kehrte er wieder nach Afrika zurück und unterrichtete bei der Kongregation der „Apostles of Jesus“ in Kenia. Damals schrieb er an den Generalobern P. Tarcisio Agostoni: “Gemeinsam (P. Cefalo und ich) besuchten wir alle unsere Gemeinschaften, um sie in die Kapitelsdokumente von 1975 einzuführen und das Direktorium vorzustellen, das bei dem nächsten Regionaltreffen besprochen und approbiert werden soll“.
Das Abkommen von Addis Ababa zwischen der Regierung und den Aufständischen von Südsudan (1972) erleichterte eine wenn auch langsame Rückkehr von Missionaren. P. Penzo zog wiederum in den Südsudan, um im Seminar von Bussere (Wau) zu unterrichten. Das wechselnde militärische Glück und die Spaltungen innerhalb der SPLA verursachten die Verschiebung ganzer Volksgruppen von einem Gebiet in ein anderes, um der Kriegkatastrophe zu entfliehen. Viele Missionen mussten geschlossen und verlassen werden. Mit Scharfsinn und Klarheit schrieb P. Penzo damals an den Generalobern P. Salvatore Calvia: „Während meines kurzen Aufenthalts im Süden konnte ich feststellen, dass die sudanesische Kirche sehr dringend ausländische Missionare braucht, auch wenn mancher Bischof oder Priester diese Dringlichkeit und Notwendigkeit nicht sieht. Hier muss fast alles neu aufgebaut werden: von den Seminaren bis zum Ordensleben, von den Pfarreien bis zu den christlichen Gemeinden“.
Zehn Jahre lang leitete P. Penzo das Katechistenzentrum von Wau, um ganzzeitliche Mitarbeiter für die Seelsorge auszubilden. Er schrieb regelmäßig nach Rom an die Oberen, informierte sie über die Arbeit der Missionare, über die Gefahren, denen sie ausgesetzt waren, über Projekte, Prioritäten, Stammeskämpfe, über die entkräfteten und hungrigen Flüchtlinge, die Verwundeten und die Todesfälle, und über die Angst vor neuen militärischen Angriffen auf die Stadt Wau. So schrieb er 1986: „In dieser katastrophalen Lage spüren die Leute ein großes Bedürfnis nach Gott und kommen zu uns um Hilfe und Trost. Wie nie zuvor danke ich Gott, dass ich Missionar im Südsudan bin, und für das Gute, das ich tun kann“.
1995 wurde P. Luigi in die Provinz Khartum versetzt, wo er bis 2007 hauptsächlich als Professor arbeitete. 2007 kehrte er krankheitshalber nach Italien zurück, wurde 2008 in diese Provinz versetzt und hielt sich abwechselnd in Mailand und in Gozzano auf. P. Luigi Penzo verschied am 29. Jänner 2011 in Mailand.
Salvatore Pacifico, bis voriges Jahr Provinzial von Khartum, schreibt: „Über P. Luigi sollten sich nicht nur die Mitbrüder äußern, sondern vor allem die Leute, vom Kardinal von Khartum und den anderen sudanesischen Bischöfen bis zu den Armen, die ihn um Hilfe anflehten. Er war für die Menschen in erste Linie Priester und Missionar.
Drei Tätigkeitsbereiche kennzeichnen nach meinem Dafürhalten seine Arbeiten als Priester und Missionar: die Ausbildung, die Seelsorge oder der apostolische Eifer im engen Sinn und die Sorge um die Armen. Stets hat er diese drei Dimensionen im Auge behalten, gleichgültig welche Arbeit er gerade zu tun hatte.
Ausbildung. P. Penzo hat seinen Priesterdienst in Rebbio als Erzieher von Scholastikern begonnen und ihn dann als Professor, Vize-Rektor und Spiritual der Seminaristen im Priesterseminar von Tore im Sudan weitergeführt. Diese erste Erfahrung als Priester hat ihn für sein ganzes weiteres Leben geprägt und nicht nur wenn er im engen Sinn als Erzieher tätig war wie im Seminar, in der Weiterbildung in Rom und im Pastoralzentrum von Wau. Alle seine Beziehungen zu den Leuten hatten das Ziel vor Augen, ihnen die christlichen Werte zu vermitteln.
Er war Generalassistent zurzeit als die Wiedervereinigung der beiden Kongregationen beschlossen wurde. Er leistete einen wesentlichen Beitrag bei der Ausarbeitung der Lebensform und sorgte sich besondern um ihre charismatische Dimension. Er nahm jede Gelegenheit wahr, um gewisse Aspekte der Lebensform zu verdeutlichen, die ihm besonders am Herzen lagen, wie etwa die Zentralität des Herzens Jesu. Das MCCJ Bulletin legt Zeugnis davon ab. Er war immer bereit, Exerzitien und Besinnungstage zu gestalten. Er war ein gesuchter Seelenführer. Verschiedene afrikanische Kongregationen ersuchten ihn um seine Mitarbeit bei der Ausarbeitung oder Erneuerung ihrer Lebensform.
Seelsorge und apostolischer Eifer. Bei seinen verschiedenen Aufgaben – Seminarprofessor, Generalassistent, Verantwortlicher für die Weiterbildung in der Kongregation - verband er immer seine Büroarbeit mit der direkten Seelsorge: in Bussere und im Gebiet von Baggari, in Rom (hier leistete er Aushilfe in mehreren Pfarreien und pflegte die Verbindung mit der Neukatechumenalen Bewegung), in Khartum (die christliche Gemeinde von Izba). Sogar an seinem Lebensabend in Gozzano half er in den Pfarreien der Umgebung aus. Er konnte ohne Seelsorge nicht leben.
Schließlich seine Sorge um die Armen. Er konnte ihnen nur mit kleinen Spenden helfen. Es war ein Zeichen der Liebe, nicht die Lösung eines Problems, aber er hörte ihnen zu, tröstete sie und betete für sie. Er sagte mir im Vertrauen, dass ihm die Sorge um die Armen von seiner Familie eingepflanzt worden sei. Er konnte den Ausdruck „Berufsbettler“ nicht hören, den mancher Mitbruder für gewisse Arme gebrauchte.
Gegen Ende der neunziger Jahre zeigten sich die ersten Symptome des Prostatakrebses. Er war froh, dass es zu keiner Operation kam. Er unterrichtete weiterhin im Seminar, als ob ihm nichts fehlte. 2008 bereitete ihm der Tumor immer größere Probleme, so dass ihn der Provinzial überzeugen musste, nach Italien zurückzukehren. Er war über diese Lösung nicht recht glücklich, aber er nahm sie im Glauben an. Sein großer Wunsch war es, im Sudan zu sterben und neben P. Vittorino Dellagiacoma, seinem Seminarkollegen und großen Freund, begraben zu werden. Noch vor einigen Monaten bat er einen Mitbruder von Khartum, der ihn besuchte: „Nimm mich in den Sudan mit“.
P. Luigi hat kein großes Projekt verwirklicht, war aber in viele Projekte verwickelt, in große Projekte, würde ich sagen, die mit der Ausbildung und der Seelsorge zu tun hatten. Überall hat er Spuren hinterlassen, die nicht so leicht verwischt werden können. Er pflegte zu sagen: „Ich bin nicht geschaffen, ein Primus zu sein, ich bin nur ein guter Zweiter“. Aber er gab den Ton an: mehr durch sein Ansehen, das er genoss, als durch offizielle Autorität.