In Pace Christi

Mariani Giuseppe

Mariani Giuseppe
Geburtsdatum : 17/06/1930
Geburtsort : Seregno/Italia
Zeitliche Gelübde : 09/09/1948
Ewige Gelübde : 09/09/1954
Datum der Priesterweihe : 26/05/1956
Todesdatum : 08/08/2012
Todesort : Milano/Italia

P. Giuseppe stammte aus Seregno, Provinz Mailand, und kam am 17. Juni 1930 zur Welt. Er besuchte die Seminare Crema und Brescia, legte 1948 in Florenz die ersten Gelübde ab und wurde am 26. Mai 1956 in Mailand zum Priester geweiht.

Vor seiner Ausreise nach Ekuador arbeitete er für kurze Zeit in San Sebastián, Spanien. 1959 reiste er nach Esmeraldas in die Mission aus, wo er die ersten 22 Priesterjahre verbrachte.

Drei Jahre lang war er Rektor des „Colegio del Sagrado Corazón“. Dann wurde er zum Direktor der Bubenstadt ernannt, die er acht Jahre lang leitete. Gleichzeitig diente er dem Bischof als Generalvikar. Von 1978 bis 1981 wurde ihm die Verantwortung für die sozialen Kommunikationsmittel anvertraut. Als Generalvikar hatte er die seltene Fähigkeit, den Mitbrüdern und dem Diözesanklerus mit Liebe, Respekt und Würde zu begegnen.

Esmeraldas ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, die so groß wie die Lombardei ist. Die einzige damals asphaltierte Strasse führte in die Hauptstadt Quito. Für alle anderen Reisen musste man sich mit dem Pferd, mit Booten auf oft reißenden Flüssen und mit ganz unvermuteten Verkehrsmitteln begnügen. Damals lebten dort 120.000 Einwohner, von denen ein Großteil dunkler Hautfarbe war. Nur eine paar Stämme wie z. B. die Cayapas sind in der Region von Esmeraldas beheimatet und haben noch ihr ursprüngliches Aussehen und ihre alten Gebräuche bewahrt.

Allen in der Stadt lebenden Gruppen war nur eines gemeinsam:  die Armut, deren Tochter die Kriminalität war. Eine der ersten Aufgaben, die P. Giuseppe anvertraut wurde, war die Seelsorge in den Dörfern der Umgebung von Esmeraldas.

1961 beauftragte ihn Bischof Angelo Barbisotti, die Jugendlichen der Besserungsanstalt für Minderjährige von Esmeraldas zu betreuen. Dort waren dreißig vorbestrafte Jugendliche untergebracht. P. Giuseppe selbst beschrieb den desolaten Zustand: „Die Räumlichkeiten würden bei uns nicht einmal als Stall anerkannt werden. Die Jugendlichen tragen Kleiderfetzen. Ich musste gleich Küchengeräte, Stühle und Leintücher kaufen. Nach drei Tagen war alles wieder weg. Die Jugendlichen selbst hatten alle Gegenstände gestohlen und verkauft“.

Die Missionsarbeit von P. Giuseppe galt auch nach den Erfahrungen in der Besserungsanstalt der Jugend. Er versuchte Jugendliche auszubilden, ihnen einen Arbeitsplatz zu verschaffen, ihre Krankheiten zu heilen und sie auf eine gewisse Kulturstufe zu heben, damit sie inmitten der verlassenen Gesellschaft von Esmeraldas zu einem Hoffnungsschimmer werden könnten. Unter diesen Vorzeichen wurde im August 1962 die „Bubenstadt“ gegründet. Dort wollte man Jugendlichen, die auf den Strassen der Stadt herum lungernten und ganz auf sich selbst angewiesen waren, ein Haus und Familienwärme anbieten.

Die ursprüngliche Idee schaute so aus: Die Jugendlichen werden in Gruppen von nicht mehr als zehn aufgeteilt und leben in einem eigenen Heim mit einem Comboni-Bruder oder einem Laienhelfer, der die Vaterfunktion ausübt. Durch die täglichen Kontakte und das Leben nach einer geregelten Hausordnung wächst die Gruppe langsam zu einer wahren und eigenständigen Familie zusammen. Mit Studium und Arbeit versucht man, sie langsam zu erziehen und auszubilden. P. Giuseppe liebte dieses Werk ganz besonders. Vor seiner Rückkehr nach Esmeraldas nach einem kurzen Heimaturlaub in Seregno im Sommer 1967 sagte er beim Abschied zu seinen Freunden: „Ich kehre in meine Bubenstadt zurück, wo ich gelernt habe, so viele arme und unglückliche Kinder zu lieben, die nie etwas im Leben gehabt haben und zudem niemanden haben. Die Kinder, um die sich niemand kümmert, gehören uns allen. Deswegen sind diese Jugendlichen meine Kinder und auch die euren.“

Vor nicht allzu langer Zeit wurde die Bubenstadt den weltlichen und kirchlichen Behörden übergeben. P. Giuseppe fühlte sich deswegen aber nicht enttäuscht, denn er war überzeugt, dass seine Stadt weiter bestehen und sich entwickeln wird, auch wenn die Leitung andere übernommen haben.  

Er wandte sich dann einem neuen Projekt für Kleinkinder zu. Die Comboni-Missionare wollten nämlich ein Zentrum für Waisen und verlassene Kinder gründen. So entstand das „Kinderdorf“, das bis zu 110 Kinder aufnehmen konnte. Die vielen Kinder, die im Verlauf von dreißig Jahren zu selbständigen Menschen herangewachsen sind, sind der Stolz von P. Giuseppe geworden. Manche haben ein Diplom erworben und eine Gruppe von zwanzig, mehrheitlich Frauen, ein Universitätsstudium abgeschlossen, und können nun einen Beruf ausüben.

Aber der unermüdliche P. Giuseppe beteiligte sich gleichzeitig auch an einem anderen Projekt von italienischen und spanischen Missionaren, die das schwierige Problem der Behinderten angehen wollten, die in den Häusern eingesperrt leben mussten, da sie von ihren Familien als Fluch betrachtet wurden. So wurde 1978 ein großes Gebäude erstellt und eingeweiht, um diese Kinder aufzunehmen und zu behandeln: das „Instituto de Educación Especial Juan Pablo II para Niños“.

Die Beziehung zur Bevölkerung der Stadt und den Dörfern verbesserte sich zusehends und ihre Distanz zur Kirche nahm langsam ab, so dass P. Giuseppe in diesem schwierigen Umfeld mit großer Hoffnung arbeiten konnte. 1967 bemerkte er mit Genugtuung: „In der Osterzeit von 1955 teilten wir 68 registrierte Kommunionen aus, inzwischen sind es jeden Tag Hunderte. In Esmeraldas gibt es vier Pfarreien mit 18 Sonntagsmessen, die wegen des großen Andrangs aber nicht mehr genügen. Die Taufen können wir gar nicht mehr zählen“.

In jenen Jahren wurde der Ruf nach einem sozialen und karitativen Beziehungspunkt laut angesichts der großen Schwierigkeiten der Bevölkerung: „Die finanzielle und moralische Situation ist sehr schwierig geworden. Die Folgen sind immer die gleichen: Gewalt, Hungersnot, Krankheiten, die immer die schwächsten und wehrlosen treffen. Die Veröffentlichungen von UNICEF zeigen, dass 46% der Bevölkerung Ekuadors mit eineinhalb Dollar pro Tag auskommen muss. Die Inflation ist auf 60% angestiegen. Am schwersten trifft es immer die Kranken, die keine Medizinen erhalten oder sich keine kaufen können. Im Jubiläumsjahr wird es wenig zu feiern geben“.

P. Giuseppe aber war nicht ununterbrochen in Ekuador eingesetzt. 1984 wurde er nach Italien versetzt, um beim Missionsverlag der italienischen Missionskongregationen in Bologna mitzuarbeiten (E.M.I.). Er machte diese Arbeit bis 1992, um dann wieder nach Lateinamerika zurückzukehren.

Diesmal aber war sein Ziel nicht mehr Ekuador sondern die Stadt Cali in Kolumbien (die beiden Länder bildeten damals eine einzige Provinz). „Cali ist eine der großen Städte Kolumbiens und hat eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt. Hier entstand das berüchtigte „Kartell von Cali“ mit seinen mächtigen Drogenhändlern, wo sich das Gesetz kaum durchsetzen kann“.

Ende 1995 kehrte P. Giuseppe in sein nie vergessenes Esmeraldas zurück und musste sich gleich mit der schlimmen Finanzkrise des Landes auseinandersetzen. Ende 2000 zeigte er sich mit der geleisteten kirchlichen Arbeit und den Ergebnissen zufrieden. „Am 12. Januar 2000 haben wir ein großes Fest gefeiert, denn vier Theologiestudenten sind zu Diakonen geweiht worden, was in Esmeraldas noch nie vorgekommen ist“.

Mit seiner unerschöpflichen Energie hat P. Giuseppe ein weiteres Werk begonnen, um den Massen der Verzweifelten eine Stimme zu geben: Radio Esmeraldas. Diese Idee war die Frucht der journalistischen Erfahrung von Bischof Enrico Bartolucci. Die renommierte “Antena Libre” ist heute in Ekuador die meist gehörte Stimme.

In den darauf folgenden Jahren wurden die Reisen nach Seregno immer häufiger. So kam er zum Beispiel 1997 und 2006 in seine Heimat, um sein vierzigjähriges bzw. fünfzigjähriges Priesterjubiläum zu feiern. 2010 kehrte P. Giuseppe endgültig nach Italien zurück und zog sich ins Ambrosoli Krankenzentrum nach Mailand zurück, wo er am 8. August 2012 verschied.

P. Alberto Doneda bezeichnet P. Giuseppe Mariani “als einen wahren Gentleman, intelligent, verantwortungsbewusst und fähig, enge Freundschaften zu schließen und zu pflegen. Er hat sehr vielen Kindern und Jugendlichen zu einer Ausbildung verholfen und sich um zahlreiche mittellose Familien angenommen“.