P. Stelvio wurde in Saonara, in der Provinz Padua, als ältester Sohn einer kinderreichen Familie geboren. Er ging gern zur Kirche, besuchte das Pfarroratorium und wuchs in einem gläubigen Umfeld auf, in dem sich sein Missionsberuf entwickelte.
In der Nacht vom 11. auf den 12. Mai 1941 – schreibt P. Stelvio in seinen Aufzeichnungen – hatten heftige und lang anhaltende Regenfälle weite Teile des Veneto überschwemmt. Wie immer begab er sich auch an jenem Morgen mit dem Fahrrad nach Brusegna zur Schule. Er besuchte damals die dritte Volksschulklasse. Der Straße entlang verlief ein breiter und tiefer Wassergraben. Ein heftiger Windstoß warf ihn plötzlich in den Wassergraben und das Fahrrad verschwand im Wasser. Er begann um Hilfe zu rufen und versuchte mit den Händen einen Halt zu finden. Aus seinem Herzen kam ein innständiges Gebet: „Herr, rette mich und ich werde immer dir gehören“. Kurze Zeit danach kam ihm ein Bub aus der Nachbarschaft, der seine Schreie gehört hatte, zu Hilfe und brachte ihn in Sicherheit. Er war dreizehn Jahre alt. Jenes Erlebnis war der Anfang seiner Berufung
Im September 1942 kam ein Comboni-Missionar in seine Heimatpfarrei, um eine Missionspredigt zu halten. Stelvio war tief beeindruckt und abonnierte die Missionszeitschrift Nigrizia. Am 25. September 1947 verließ er mit Zustimmung seiner Eltern das Heimathaus und trat ins Noviziat von Florenz ein. Am 9. September 1949 legte er die ersten Gelübde ab und begab sich gleich nach Rebbio. Am 9. September 1953 weihte er sich mit den ewigen Gelübden Gott und der Mission. Am 12. Juni 1954 wurde er in der Krypta des Mailänder Doms zum Priester geweiht. Am Fronleichnamsfest feierte er in der Heimatpfarrei seine erste heilige Messe.
Es wurde gleich nach Uganda versetzt. Vor seiner Ausreise begab er sich nach England, um die Sprache zu lernen. Sechs Monate war er in Stillington und weitere sechs Monate in London. Ende August 1955 kehrte er nach Italien zurück, um seine Familie zu besuchen und sich auf die Ausreise nach Afrika vorzubereiten.
Unter dem Labworstamm in Morulem, Karamoja begann er seine Missionstätigkeit. Diese Mission war erst vor fünf Jahren gegründet worden und zählte nur zweitausend Christen. Es gab also noch sehr viel zu tun. Seine erste Sorge galt dem Studium der Sprache. Auch wenn er wenig Zeit zum Lernen hatte, boten ihm die Begegnungen mit den Taufbewerbern und den Arbeitern die Möglichkeit, sich in der Sprache zu üben.
Ende Dezember 1957 verließ er Morulem und zog nach Aduku, wo er aber nur fünf Monate blieb, da ihm das Klima zu schaffen machte. So wurde er nach Kalongo versetzt. Am 1. Mai kam P. Giuseppe Ambrosoli auf der Mission an und untersuchte P. Stelvio gründlich. Er diagnostizierte eine beginnende Tuberkulose, die schnell geheilt werden konnte.
Am 7. Oktober kehrte er als Hausoberer und Pfarrer nach Morulem zurück.1963 gründete er zusammen mit Sr. Lucia Vinco und mit viel Gottvertrauen in der Nähe eines Ambulatoriums eine provisorische Leprastation. Im Verlauf von einigen Jahren entwickelte sie sich zu einem vorbildlichen Leprakrankenhaus, das bis zu dreihundert Kranke aufnehmen konnte. In der Nähe entstand auch ein Entbindungsheim. Mit Hilfe der Regierung wurde ein Tiefbrunnen gegraben, der die Mission, die Schulen und die Leprastation mit gutem und ausreichendem Wasser versorgte. 1975 machte P. Stelvio seinen Heimaturlaub in Italien und nahm am Erneuerungskurs in Rom teil.
Nach seiner Rückkehr 1977 wurde P. Stelvio nach Gulu versetzt, um in der Holy Rosary Pfarrei zu arbeiten. Hier musste er sich in einer neuen Umwelt zurechtfinden und sich an einen neuen Menschenschlag, an eine andere Arbeitsweise und einen anderen Lebensstil gewöhnen. Er fand sich bald gut zurecht und konnte sich voll und ganz der Seelsorge widmen. Er übernahm den Religionsunterricht in der erst kürzlich errichteten Berufsschule für Mädchen. Jeden Abend besuchte er Kranke im Spital. Zweimal in der Woche begab er sich ins Gefängnis. Sonntags feierte er dort eine heilige Messe und mittwochs gab er Religionsunterricht. Jeden Monat besuchte er die kranken und alten Leute in den Dörfern und spendete ihnen Sakramente. Nebenbei wurde er oft zu Sterbenden gerufen, deren Zahl wegen der AIDS Krankheit ständig zunahm, besonders unter den Jugendlichen.
Ende 1999 wurde P. Stelvio in den Kuriendistrikt versetzt. Propaganda Fide hatte ihn zum Spiritual am Kolleg "Mater Ecclesiae" in Castelgandolfo ernannt. Sein Bruder Luciano leitete als Direktor das Kolleg. Es wurde von Propaganda Fide gegründet, um Katechisten beiderlei Geschlechtes, Laien und Ordensleute aus Asien, Afrika, Lateinamerika, Ozeanien auszubilden. Der Kurs dauerte drei Jahre. P. Stelvio kam am 2. Mai 2000 in Castelgandolfo an. Die Studenten betrachteten ihn als Heiligen und er seinerseits schenkte ihnen seine ganze Liebe und Aufmerksamkeit: er empfing sie freundlichst, gab ihnen Ratschläge und half ihnen in vielen Angelegenheiten.
2005 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen in das Br. Giuseppe Ambrosoli Krankenzentrum von Mailand zurück, wo er am 31. Oktober 2016 gestorben ist.