“Die Erinnerungen aus meiner Kindheit sind noch sehr frisch – schreibt P. Galli in seinen autobiographischen Aufzeichnungen –. Ich stamme aus einem lombardischen Dorf, das von biederen Bauern bewohnt war, von denen viele in der Textilindustrie Arbeit fanden. Ich wuchs in einer idealen Familie und in einer idealen Pfarrei auf. Meine Familie war arm, aber eins im Glauben und eifrig bei der Arbeit. Die Pfarrei wurde von zwei frommen und eifrigen Priestern betreut, aus der viele Berufe hervorgegangen waren. Im Alter von sieben Jahren spürte ich bereits ganz klar die Berufung zum Priestertum. Als Elfjähriger trat ich 1931 ins Seminar von Seveso ein. Nach dem Gymnasium besuchte ich das Lyzeum des erzbischöflichen Seminars von Venegono Inferiore. Ich war glücklich und zufrieden mit der geradlinigen, strengen und seriösen Erziehung. Wir hatten ausgezeichnete Vorgesetzte und erfahrene geistliche Begleiter. Es waren glückliche Jahre. Im Alter von 25 Jahren wurde ich am 29. Juni 1945 in Como zum Priester geweiht. Die ersten drei Priesterjahre (1945-1948) verbrachte ich als Verwalter des Seminars von Crema, das 120 Studenten beherbergte. Im Herbst 1947 versetzte mich der Generalobere P. Antonio Todesco in die Vereinigten Staaten. Im Frühjahr 1948 erhielt ich jedoch vom gleichen General einen Brief mit der Frage, ob ich bereit wäre, nach Khartum zu gehen und Arabisch zu studieren. Sein Vorschlag gefiel mir und ich sagte gern zu. Es gab damals nur zwei Missionen in Khartum: die Dompfarrei und Omdurman. In Nord-Khartum befand sich nur die Prokura. Am 2. Oktober 1948 reiste ich mit P. Antonio Calaveso, der auch für Khartum bestimmt war, von Genua ab. Nach meiner Ankunft in Alexandria wurde mir gleich bewusst, dass ich mich in einer neuen Welt befand und mich mit der undurchdringlichen arabischen Sprache abgeben musste“.
Er wurde aber zum Studium der Sprache nach Zahle (Libanon) geschickt. 1951 kam er nach Khartum mit dem Auftrag, eine Berufsschule zu errichten. Sie wurde am 12. Januar 1952 eingeweiht. P. Galli widmete der Schule seine ganze Kraft bis zum Sommer 1955, das heißt, bis zum Ende des anglo-ägyptischen Kondominiums im Sudan.
Im Juli 1955, nach sieben Jahren Missionsarbeit reiste er auf Urlaub nach Italien. Im gleichen Monat begann der Aufstand im Lande gegen die Zentralregierung.
Nach seiner Rückkehr wurde er zum Kaplan der staatlichen Oberschule von Rumbek ernannt, die wegen der Aufstände nach Khartum verlegt worden war. Den katholischen Studenten erteilte er Religionsunterricht.
Von 1958 - 1968 war er Sekretär von Bischof Agostino Baroni. P. Galli bezeichnete ihn “als wahren Propheten, der den Dialog pflegte und die Muslime respektierte und hochschätzte”.
von 1970 - 1978 war P. Galli Pfarrer von Wad Medani. Von dort wurde er als Diözesanprokurator nach Kobar/Nord-Khartum versetzt.
Dort begann er mit dem Bau eines Begegnungs- und Dialogzentrums. Kaum war es bezugsbereit, wurden dort die Seminaristen von Juba untergebracht. P. Galli nahm sich weiterhin der Finanzen der Erzdiözese an und stand bis 2000 Kardinal Gabriel Zubeir Wako zur Seite.
Nach mehr als 50 Jahren Missionstätigkeit kehrte er 2003 wegen gesundheitlichen Problemen nach Italien zurück. 9 Jahre lang gehörte er zur Hausgemeinschaft von Rebbio. 2012 kam er ins Krankenzentrum P. Giuseppe Ambrosoli von Mailand, wo er am 13. Januar 2017 im Alter von 96 Jahren verstorben ist. R.I.P.