Anastasio wurde am 23. Juni 1936 in Troia in einer sehr religiösen Familie geboren. Vater Michelangelo und Mutter Thecla wurden mit nicht weniger als neun Kindern gesegnet: fünf Knaben und vier Mädchen.
Im September 1946 trat er ins Seminar der Comboni-Missionare in Troia ein und führte drei Jahre später im Seminar von Sulmona das Studium weiter. Am 20. August 1951 schrieb er einen offiziellen Brief an den Generalvikar, „um die begehrte Gnade zu erbitten, in das Noviziat der Söhne des Heiligsten Herzens Jesu aufgenommen zu werden“. Am 1. November war er bereits in Florenz im Noviziat. Am 6. September 1953 legte er seine ersten und am 9. September 1959 die ewigen Gelübde ab. Am 10. April 1960 wurde er in der Kathedrale von Troia von Bischof Antonio Pirotto zum Priester geweiht.
Wie jeder andere frisch geweihte Comboni-Missionar träumte auch Pater Anastasio von Afrika. Doch einen Monat nach seiner Weihe wurde er als Französischlehrer nach Sulmona versetzt. Zwei Jahre lang biss er in den sauren Apfel. Am 7. Juli 1962 erhielt er einen neuen Auftrag, aber immer noch nicht in Afrika, sondern in der Redaktion der Missionszeitschrift Nigrizia in Verona. Hier entpuppte er sich als geschickter und überzeugender Schriftsteller. Aber er blieb nur ein Jahr lang dort.
Die Ausweisung der Comboni-Missionare aus dem Südsudan in den 1960er Jahren und die häufigen Kontakte der Generalleitung mit den beim Zweiten Vatikanischen Konzil anwesenden afrikanischen Bischöfen trugen dazu bei, die Übernahme neuer Missionsgebiete in Afrika von Seiten des Instituts zu beschleunigen. Im Juni 1963 wurde Pater Anastasio nach Burundi entsandt. Er gehörte zu einer Gruppe von acht Mitbrüdern, die unsere Präsenz in diesem afrikanischen Land aufzubauen begannen.
Am 8. Dezember flogen die acht Mitbrüder von Rom nach Bujumbura und wurden dort von den Weißen Vätern, die schon seit langem in Burundi waren, triumphal empfangen. Den Neuankömmlingen wurden vier Pfarreien übertragen, die Jahre lang von Missionaren oder einheimischen Geistlichen geleitet worden waren.
Pater Anastasio verbrachte die ersten fünf Monate in Bukeye, um Ki-Rundi zu lernen, eine sehr schwierige Lokalsprache. Dann wurde er der Mission Mabayi zugeteilt, einer der abgelegensten im äußersten Nordwesten des Landes. Zwei Jahre später wurde er gebeten, die Mission Butara zu gründen, die am 2. September 1966 eingeweiht wurde. Im Juni 1967 wurde er als Oberer und Pfarrer nach Cibitoke versetzt.
Im April 1972 wurden in Burundi die Dämonen des Hasses und der Gewalt entfesselt. In dem Land fand ein selektiver Völkermord statt: Die „starken“ Tutsi (obwohl eine Minderheit von 14 % der Bevölkerung) massakrierten 200.000, vielleicht 300.000 Hutu (84 % der Bevölkerung). Pater Anastasios schrie auf, flehte sie an aufzuhören Er sagte später: „Ich konnte nicht zulassen, dass unschuldige Menschen abgeschlachtet wurden, ohne vor Empörung aufzuschreien“.
Da die Bischöfe nicht eingriffen, bereiteten Vertreter einiger kirchlicher Institute einen „Bericht“ vor, der den Bischöfen mit dem Hinweis „vertrauliches Dokument“ zugestellt wurde. Der Text landete aber in den Händen der Regierung und des Gouverneurs. Die Behörden waren überzeugt, dass die Comboni-Missionare hinter dem Dokument standen. Der Bischof hielt Pater Anastasio für den Drahtzieher. Er untersagte den Mitbrüdern, das Gebiet ihrer jeweiligen Missionen zu verlassen. Mehrmals wurde Pater Anastasio von der Polizei verhört und zu einem mehrtägigen Hausarrest verurteilt, aber er hörte nicht auf, Hutus beizustehen. Am 12. September wurde er zum x-ten Mal von den Behörden vorgeladen, die ihm zum dritten Mal einen Hausarrest auferlegten. Er blieb 42 Tage lang in seinem Haus eingesperrt. Die Behörden hofften, er würde einlenken und freiwillig um seine Ausreise bitten. Doch er gab nicht nach. Am 25. Oktober wurde er abgeschoben und flog am 28. Oktober nach Rom.
Am 3. März 1973 wurde er zum Oberen der Gemeinschaft in Bari ernannt. Er war ein Vulkan von Ideen, von missionarischen und berufsfördernden Initiativen. Er verstand sich bestens mit den Jugendlichen und besuchte eifrig die Pfarrgruppen.
Im Januar 1977 wurde er in die Gemeinschaft San Pancrazio in Rom versetzt, um in den römischen Pfarreien auszuhelfen und im Team der ACSE mitzuarbeiten.
Die vier Jahre von 1977 bis 1980 waren für Pater Anastasio eine Zeit intensiver Tätigkeit: Er war Mitglied des Generalsekretariats für Missionarische Bwusstseinsbildung; Mitglied des Generalkomitees für die Comboni-Hundertjahrfeier; Mitglied des Missionssekretariats der italienischen Provinz; stellvertretendes Mitglied des Missionsamtes der Diözese Rom; von Mai 1977 bis September 1980 nahm er als Vertreter der Caritas Nationalis an den Sitzungen des Missionsrates der italienischen Bischofskonferenz teil.
Mit großer Begeisterung und Freude nahm er die Berufung durch den Generalrat im Juli 1980 an, mit Pater Pietro Chiocchetta und Pater Aldo Gilli bei der Vorbereitung des Seligsprechungsprozesses von Daniel Comboni mitzuarbeiten.
Ende Oktober 1981 zog er nach London, um Englisch zu lernen, da er für Malawi-Sambia bestimmt worden war. Im Juli 1982 begann er in Sambia die Landessprache Chichewa zu lernen.
Im März 1983 war er bereits Pfarrer von Phalombe, Diözese Blantyre (Malawi). Von 1987 bis 1989 war er Vizeprovinzial. 1993 wechselte er in die Mission von Chipini, Diözese Zomba. 1997 wurde er Pfarrer von Chipata (Sambia) und Oberer der dortigen Gemeinschaft. 2011 zog er für ein Jahr nach Lisungwi in der Diözese Blantyre. Im Juli 2012 wurde er der Lirangwe-Gemeinschaft zugeteilt, bis er im April 2013 nach Lisungwi zurückkehrte. 1916 übernahm er die Verwaltung.
In 35 langen Jahren ist Pater Anastasio zu einer treibenden Kraft der Mission und Provinz geworden; er hat auch das Projekt „Mary's Food“ ins Leben gerufen, eine konkrete Initiative für Volkschulkinder: jedes von ihnen soll eine Mahlzeit pro Tag erhalten.
Am 1. Februar 2016 wurde Pater Anastasio nach Italien versetzt und übernahm den Bereich Missionarische Bewusstseinsbildung in Troia. Im Laufe der Jahre wurde er in der Diözese als große „Persönlichkeit“, als der große Missionar bekannt, der in seiner Arbeit in Afrika auf tausendfache Weise unterstützt worden war.
Wenn es darum ging, über Afrika zu sprechen, war er immer noch brillant. Wenn es jedoch um neue Visionen von Mission, um neue Paradigmen der Evangelisierung, der Seelsorge, um neue Prioritäten des Instituts ging, wirkte er etwas starr, traditionalistisch, misstrauisch gegenüber jeglicher Offenheit... Mit ihm in Gemeinschaft zu leben ist nicht immer einfach gewesen.
2017 begann seine Gesundheit nachzulassen. Am 1. April 2022 wurde er in einem „Pflegeheim“ von Troia aufgenommen. Mitte Mai musste er nach der Verschlechterung seines Zustands ins Krankenhaus gebracht werden. Dort ist er am Abend des 28. Mai gestorben. Die Beerdigung fand am 30. Mai in der Comboni-Pfarrei Maria Mediatrice in Troia statt.
Pater Franco Moretti, mccj