Graziadio (besser bekannt als Graziano) wurde am 4. Mai 1942 in Caselle di Sommacampagna (Verona) als Sohn von Angelo und Assunta Bonesini geboren. Er besuchte die Volksschule des Dorfes. Im Jahr 1953 trat er in das bischöfliche Knabenseminar in Roverè Veronese ein. Das war keine Überraschung, denn sein Bruder Cesare studierte bereits in einem Seminar der Comboni-Missionare, denn er wollte Missionar werden.
Graziano besuchte die 1. und 2. Klasse mit guten Ergebnissen, aber die plötzliche Krankheit seines Vaters zwang ihn, das Seminar zu verlassen und nach Hause zurückzukehren, um bei der Feldarbeit zu helfen und so die Familie zu unterstützen. Er schaffte es dennoch, die Mittelschule abzuschließen.
Im Jahr 1958 starb sein Vater. Das ganze Gewicht der Familie lastete nun auf Grazianos Schultern. Da die Arbeit auf dem Feld nicht ausreichte, um die Familie zu ernähren, suchte er sich 1960 eine zusätzliche Arbeit.
1962 nahm er in einem Krankenhaus von Verona an einem Einführungskurs für Krankenpfleger teil. Im folgenden Jahr begann er in einem Altenheim von Verona zu arbeiten. Die Pflege kranker und älterer Menschen sagte ihm zu, denn es war ein wichtiger Dienst an der Gesellschaft. Diese Option wird eine Konstante in seinem Leben sein. In der Zwischenzeit wurde sein Bruder Cesare zum Priester geweiht (1965) und reiste in die Uganda Mission aus.
Am 10. Oktober 1968 schloss sich auch Graziano als Bruderpostulant den Comboni-Missionaren in Pordenone an. Im März 1969 war er bereits Novize in Florenz. Am 9. September 1970 legte er seine ersten Gelübde ab. In der Zwischenzeit jedoch spürte er immer stärker den Wunsch, Priester zu werden. Seinem Wunsch wurde stattgegeben.
Er besuchte nun das Lyzeum in Carraia und studierte anschließend Philosophie in Crema. Zum Studium der Theologie wurde er nach Rom geschickt, schloss es jedoch 1974 im internationalen Scholastikat von Granada ab. Am 9. September 1975 legte er in Verona die ewigen Gelübde ab. Am 14. Oktober 1978 wurde er in der Pfarrkirche von Rebbio durch Bischof Teresio Ferraroni zum Priester geweiht.
Am 12. Dezember 1979 reiste Pater Graziano nach Peru aus. Von 1980 bis 1984 war er Pfarrer von San Pedro in Huánuco, auf 2.000 Meter Meereshöhe. Die Pfarrei hatte 75.000 Einwohner und erstreckte sich über ein ausgedehntes Berggebiet mit vielen „Pueblos“ (Dörfern), von denen einige auf 4.000 Meter liegen. Die sechs Comboni-Missionare deckten das ganze Gebiet ab und betreuten alle Dörfer.
Um diese zu erreichen, benutzen sie einen VW-„Käfer“. Aber da das Straßennetz nicht voll ausgebaut war, mussten sie oft das Pferd besteigen. Pater Graziano litt oft unter der sehr dünnen Luft und dem Sauerstoffmangel.
Der Sendero Luminoso machte die Gegend sehr unsicher. Öfters wurden die Missionare bedroht, auch Pater Graziano. Aber er hatte vor nichts und vor niemandem Angst.
Von 1984 bis 1994 war er Provinzverwalter mit Sitz in Lima und Verantwortlicher für die Missionarische Bewusstseinsbildung (1994-1996).
Um Weihnachten 1988 zog er in einem langen Brief an Pater General Francesco Pierli Bilanz über seine ersten zehn Jahre missionarischer Tätigkeit. „Ich habe diese Jahre wie der ‚geduldige Sämann‘ verbracht, der den Samen in die Erde sät... Samen, der dann aufgeht, wächst und Früchte trägt. Genau aus diesem Grund habe ich mich entschieden, Missionar zu werden: um den Menschen das Wort Gottes zu verkünden, die es noch nicht kennen. Ich bin zutiefst glücklich über meine ‚Wahl‘. Wenn es nötig wäre, würde ich noch einmal so anfangen. Ich fühle mich voll und ganz in meinem Element... Wie in einem Film sehe ich diese zehn Jahre an mir vorbeiziehen: die geleistete Arbeit, die vielen durchgeführten Initiativen; die Menschen, denen ich auf meinem Weg begegnet bin; die Kinder und die Gruppen von Jugendlichen; die Ehepaare, die meine Reisebegleiter gewesen sind... So viele Menschen!“
1992 nahm er am Erneuerungskurs in Rom teil und kehrte dann wieder nach Lima zurück.
Von 1996 bis 2000 leitete er in Verona das Zentrum für kranke und ältere Mitbrüder, um 2001 wieder nach Peru zurückzukehren. Von 2002 bis 2007 war er Pfarrer der neu gegründeten Pfarrei/Mission „Señor de los Milagros“ in Trujillo (Nord-Zentral-Peru). 1993 ernannte ihn Bischof Héctor Miguel Cabrejos Vidarte zum Generalvikar der Erzdiözese, die 1.400.000 Einwohner zählt.
Von 2007 bis 2010 leitete er das Zentrum für Missionarische Bewusstseinsbildung in Lima; seit 2011 war er stellvertretender Oberer der Gemeinschaft des Provinzialats und später Hausoberer, bis zu seinem Tod am 17. Juli 2023.
Pater Gianni Gaiga, mccj, und FM