Bruder Bernardino da Silva Ferreira (10.10.1939 - 31.01.2025)
Bruder Bernardino da Silva Ferreira wurde am 10. Oktober 1939 in Rio Caldo (Terras do Bouro, Gerês) geboren und vier Tage später getauft. Als Erstgeborener von neun Geschwistern besuchte er die Grundschule im Dorf, kam aber nicht über die dritte Klasse hinaus, denn er musste seinem Vater bei der Feldarbeit helfen. Erst 1956, im Alter von 17 Jahren, besuchte er die vierte Klasse und ging dann wieder arbeiten, um die Familie zu unterstützen.
In Mosambik tat er seinen Militärdienst. Nach seiner Rückkehr fand er einige Jahre lang Arbeit an der Militärakademie, zunächst als Hausangestellter, dann als Schriftsetzer. Im Jahr 1972 begann er neben seiner Arbeit ein Fernstudium als Industriedesigner. Am 16. Februar 1973 erwarb er ein entsprechendes Diplom.
Bald darauf trat er in das Postulat in Coimbra ein. Im September 1974 begann er sein zweijähriges Noviziat in Santarém. Er genoss das Leben in der Gemeinschaft und war bald davon überzeugt, dass die Brüderlichkeit immer im Mittelpunkt seines missionarischen Lebens stehen würde. In seinem Brief, in dem er um die Ablegung der Gelübde bat, schrieb er: „Ich glaube, dass es kein wahres Wachstum gibt, ohne sich selbst zu vergessen, ohne für Gott und für die Brüder zu leben. Die Berufung führt mich in die Gemeinschaft ein, nicht um ein ‚Zentrum‘ zu sein, um das sich alles dreht, sondern um ein Mitglied der Gemeinschaft zu sein, das den anderen viel zu verdanken hat“. Am 19. Juni 1976 legte er seine ersten Ordensgelübde ab.
Nach einem kurzen Familienurlaub wurde er nach Pordenone (Italien) ins Internationale Brüderscholastikat versetzt. Im März 1977 erhielt er vom Generaloberen, Pater Tarcisio Agostoni, den Versetzungsbrief. Ab dem 1. Juli 1977 gehörte er zur Region Nordbrasilien. Aus verschiedenen Gründen verzögerte sich seine Ausreise. Am 18. April 1978 kam er in Brasilien an und wurde gleich nach Balsas versetzt, in die Bischofsstadt von Mons. Rino Carlesi. Bruder Bernardino wurde sofort mit der Leitung der Bauarbeiten betraut. Im Juni 1982 kehrte er nach Portugal zurück und übernahm die Verwaltung der Hausgemeinschaft von Aveiro. Im Juli 1986 wurde er zum Verwalter der Noviziatsgemeinschaft in Santarém ernannt.
1988 kehrte er nach Balsas zurück und übernahm wiederum die Bauarbeiten in der Provinz. Weitere Einsatzorte waren Maracacumé (1994) und Pastor Bons (Oktober 1994-Juni 1997). Im Juli 1997 kehrte er wieder nach Portugal zurück und wurde zum Verwalter der Noviziatsgemeinschaft von Santarém ernannt. Im Jahr 2001 kehrte er nach Balsas zurück, wurde aber dem Seelsorgeraum Potosi zugeteilt. 2005 nahm er an einem Weiterbildungskurs in Rom teil. Im Juli kehrte er wieder nach Brasilien zurück. Diesmal wurde er der Pfarrei Teresina zugeteilt, dem Zentrum für ältere und kranke Mitbrüder. Er war für die Hauswirtschaft zuständig.
2008 war er wieder in Balas. 2011 wurde er nach Vila Nova de Famalicão versetzt. Dort arbeitete er mit den christlichen Gemeinden zusammen und belebte die Wortgottesfeiern. Im Jahr 2013 kehrte er endgültig nach Portugal zurück, zunächst nach Santarém, dann nach Viseu.
Sowohl in Portugal als auch in Brasilien hat sich Bruder Bernadino stets sehr sensibel für soziale Probleme gezeigt: Er kannte das harte Leben der Leute. In einem Brief aus Balsas an einen Mitbruder lesen wir: „Die sozialen Probleme - vor allem die Armut - haben zugenommen, nicht nur in Balsas, sondern im ganzen riesigen Brasilien“. Er half den Menschen, im Glauben und in der Hoffnung auf den Gott der Geschichte zu wachsen.
Im Alter beschäftigte er sich ausführlich mit seinem Missionsleben und hielt seine Überlegungen in einem Band mit dem Titel Trajetória de uma vida („Der Weg eines Lebens“) fest. Hier einige Passagen: „Ich erinnere mich an alle Menschen, die ich in der Mission getroffen habe. Ich habe keine Angst zu sagen, dass ich viel von den Menschen in Balsas gelernt habe. [...] Das ist Mission: Wenn du gibst, erhältst du zurück, und zwar viel. Denn es gilt der Grundsatz, dass jeder Mensch den anderen ‚ähnlich‘ ist: Er lebt, indem er empfängt und gibt, innerhalb des großen Ganzen der sich immer weiter ausdehnenden Kreise, die schließlich die ganze Menschheit umfassen“. Und weiter: „Wenn wir uns der Reife nähern und über unser vergangenes Leben nachdenken, erkennen wir, dass es in uns und um uns herum immer aktive Kräfte der Zerstörung gibt. Wir sehen, dass Egoismus über Altruismus siegt, dass der Stolz auf Macht und Erfolg aus ist und die menschliche Schwäche selbst unüberwindbar ist. Deshalb erkennen wir durch die Selbsterkenntnis die absolute Notwendigkeit einer Erlösung, die nur von oben kommen kann. [...] ‚Gerechtfertigt‘ sein - um es religiös auszudrücken - bedeutet, sich mit dem zu versöhnen, was Gott getan hat, und damit mit der Geschichte und mit der eigenen Vergangenheit, mit dem eigenen Leben und dem eigenen Tod, so dass es wieder möglich ist, vertrauensvoll in die Zukunft zu schauen. Indem wir in unserer Vergangenheit die ‚Spuren‘ des heilbringenden Wirkens Gottes in unserer Geschichte entdecken, sind wir in der Lage, aus eigener Erfahrung über Gottes erlösendes Handeln in der Geschichte zu sprechen“.
Bruder Bernardino verbrachte die letzten Jahre seines langen Lebens in der Gemeinschaft von Viseu, mit der Gelassenheit eines Menschen, der auch im hohen Alter noch missionarisch tätig ist. Er starb am 31. Januar 2025, umgeben von den Gebeten und der Liebe seiner Mitbrüder. Sein Leichnam ruht heute auf dem Friedhof von Rio Caldo.
Pater Fernando Domingues, mccj