Samstag, 16. August 2025
Bei seinem Besuch in Ellwangen berichtete Bischof Jesus Ruiz Molina von der Diözese M’baïki (Zentralafrikanische Republik) im Gespräch mit Pater Anton Schneider über die vielen Herausforderungen, mit denen er sich konfrontiert sieht. (
Sehen Teil 1)

Ein wunder Punkt ist die Bildung: 60-70% der Kinder gehen nicht zur Schule. Ein Ziel im Schulwesen ist es, dass alle Kinder nach der Grundschule eine weiterführende Schule besuchen können. Wenn Menschen in Zentralafrika und andernorts nicht befähigt werden, ihr eigenes Volk zu begleiten und zu führen, wird irgendwann jemand aus einem anderen Volk maßgeblich für das Schulwesen werden. Auch in der Politik können sie kaum im Namen ihres Volkes mitreden. Die Diözese M’baïki weist ganze 15 kirchliche Schulen auf. Jährlich gibt es aber 15.000 Schulanfänger. Selbst wenn es weit mehr Schulen bräuchte, ist es ein Anfang. Eine wichtige Aufgabe im Schulsystem ist es, die Verbreitung des Evangeliums mit der Schulbildung zusammen zu führen, um so den Glauben vertiefen zu helfen. Die Kinder sollen um ihre Würde als Person und als Kind Gottes wissen lernen – und um die Würde der Anderen.

Bischof Jesus Ruiz Molina in Ellwangen.

Bischof Jesus Ruiz Molina bei seinem Besuch in Ellwangen

In der Diözese steht die zweitgrößte weiterführende Schule des Landes. Der Unterricht wird dort 2.000 Kindern von gerade mal vier Lehrern erteilt. Es gibt außerdem keine Lernmittel wie Schulbücher und Hefte oder Stifte. Momentan ist die Kirche dabei, eine weiterführende Schule zu bauen. Entsprechend den Möglichkeiten der Kirchengemeinde wächst diese Schule Jahr für Jahr.

Förderung der indigenen Baaka

Im vergangenen Jahr noch gab es einen Baaka, der es sich vorstellen konnte, Priester zu werden. Er hat zwar nicht durchgehalten. Vor Ort ist man dennoch froh, einen Baaka als Schweißer ausgebildet zu haben. Das sind maßgebliche Anfänge.

Noch einmal sei festgehalten, dass auch die Baaka Führungspersönlichkeiten brauchen, um ihre Belange selbst regeln zu können und um ihr Volk nach außen zu vertreten. Ohne Studium ist das kaum möglich. Übrigens laufen die Menschen des Volkes der Baaka weg, wenn Probleme durch andere Volksgruppen entstanden sind und auf sie einwirken. Innerhalb ihrer ethnischen Gruppe lösen sie durchaus ihre Probleme selber. Es ist eine große Herausforderung, die Baaka nicht zu isolieren, sondern einander verstehen zu lernen.

Die weiterführende Schule trägt den Namen „Ezechiele Ramin“. Der italienische Namensgeber und Comboni-Missionar (1953–1985) wurde bei einem Landkonflikt in Brasilien im Jahr 1985 erschossen. Manche sehen in ihm einen Heißsporn. Auf dem Hintergrund der Ausbeutung und des Unrechts in M’baïki ist dieser junge Missionar jedoch richtungsweisend.

Medizinische Behandlung vor Ort durch Mitarbeiter der Mobilen Kliniken.

Gesundheitswesen auf dem Fundament der Mobilen Kliniken (MK)

Unvorstellbar ist es, dass viele Menschen in der Zentralafrikanischen Republik noch nie einen Arzt gesehen haben oder gar von einem Arzt bzw. einer Ärztin behandelt wurden. Aber es gibt ein gewisses Planen und Durchführungen im Gesundheitswesen: Mitbrüder haben den Bau eines Gesundheitszentrums in der Pfarrei „Unsere Liebe Frau von Fatima (Notre Dame de Fatima)“ in der Hauptstadt Bangui ein Gesundheitszentrum geplant und dessen Ausbau initiiert. Patienten kommen aus dem weiten Umkreis – wozu auch M’baïki gehört.

„Es mag anderweitig auch die Mobilen Kliniken (MK) geben, es gibt sie jedoch vor allem in unserer Diözese“, so Bischof Molina. Gemäß dem Motto „Gesundheit für alle“ wurde mit ungefähr zwanzig Ärzten, Frauen und Männern als Pflegepersonal ein medizinisches Projekt in Angriff genommen. Das Projekt orientiert sich am Evangelium: Der Herr hat alle geheilt, die zu ihm kamen. Das gilt weiterhin.

Medizinische Behandlung vor Ort durch Mitarbeiter der Mobilen Kliniken

Die Einrichtung der MK ist nicht nur für die Menschen in der Stadt da. So wurden die mobilen Kliniken entwickelt, die mit bereits bestehenden Gesundheitszentren zusammenarbeiten: Zu den MK gehört ein großes Team, das von der Diözese zusammengestellt wird, dazu kommen die Fachärzte. Nicht alle von ihnen würden in ein einziges Fahrzeug passen, also fahren sie gemeinsam auf mehrere Autos verteilt los. Eine MK ist etwa vier Tage unterwegs. Sie haben einen Rettungswagen zur Verfügung, der mit Medikamenten und medizinischen Geräten vollgepackt ist. Vor Ort werden dann Schul- und Pfarrräume in Behandlungsräume umgewandelt. Im Moment gibt es vier dieser Mobilen Kliniken. Sie funktionieren erst mal außerhalb der Regenzeit.

Zeitlich gesehen braucht es einen Tag, um zu den Kranken zu gelangen. Die Behandlung dauert zwei Tage, die Rückfahrt nach Bangui nimmt einen weiteren Tag in Anspruch. Kranke werden unter Umständen auch ins Klinikum in Bangui gebracht. Allerdings ist eine solche Aktion nicht unbedingt von Erfolg gekrönt: Es gibt kaum Apotheken und noch weniger benötigte Medikamente. Zudem muss ein Labor eingerichtet werden, das zeitnah arbeitet. Verschiedene Abteilungen befinden sich noch im Bau. Um eine Vorstellung zu haben: Durch das System der MK können jährlich 4.000 Kranke behandelt werden. Dabei werden die Teams der MK nicht bezahlt. Die Diözese sorgt für ihren Unterhalt. Auch die Patienten bezahlen nicht für ihre Behandlung.

Quasi als Zentrale wurde bzw. wird die Klink in Bangui (aus-)gebaut. Sie befindet sich gegenüber dem Pfarr- und Gemeindehaus der Pfarrei „Unsere Liebe Frau von Fatima“. Die Pfarrei wird von Comboni-Missionaren geleitet. Der Standort der Klinik wurde bewusst ausgewählt: Es ist der Ort, wo Muslime und Christen einander begegnen können. Der Stützpunkt in Bangui ist notwendig, um das System der MK wirksam werden zu lassen. Hier kann mehr und mehr auf benötigte Medikamente in den Apotheken zurückgegriffen werden. Eine wichtige Funktion wird das Labor des Krankenhauses haben. Dort können künftig wichtige Ergebnisse direkt ermittelt werden.

Frauen mit einer Ordensschwester in der Zentralafrikanischen Republik.

Die Rolle der Frau

Frauen haben in der Gesellschaft Zentralafrikas eine wesentliche, an-erkannte Rolle: Eine Mutter zieht ihr Kind auf. Dieses wird später bes-sere Chancen haben als Kinder, welche vom Vater erzogen werden. Allerdings stellt sich die Frage, wie eine Frau zu ihrer Kompetenz als maßgebliche Person kommt. Noch immer gilt, dass eine Frau ins Haus und an den Herd gehört. Man traut es ihnen nicht zu, selbstständig zu denken und zu handeln. Das Ganze hat auch mit den Eltern zu tun: Sie können ihre Kinder nicht genügend auf das kommende Neue er-ziehen.

Das erste Mädchen, das in die Familie hineingeboren wird, kann viel-leicht studieren. Aber die zweite Tochter gehört einem Mann. Diese Frau wagt es nicht, alleine Entscheidungen zu treffen. Die betroffe-nen Frauen müssen freilich an sich arbeiten und irgendwie mitziehen. Tatsächlich geht es darum, neues Bewusstsein zu schaffen, um Ver-änderungen zu erreichen.

Pater Anton Schneider, Comboni-Missionar