In Pace Christi

Ballin Camillo

Ballin Camillo
Geburtsdatum : 24/06/1944
Geburtsort : Fontaniva/Italia
Zeitliche Gelübde : 09/09/1965
Ewige Gelübde : 09/09/1968
Datum der Priesterweihe : 30/03/1969
Datum der Bischofsweihe : 02/09/2005
Todesdatum : 12/04/2020
Todesort : Roma-Villa Speranza (I)

Bischof Camillo wurde am 24. Juni 1944 in Fontaniva, Provinz Padua, Diözese Vicenza, geboren. Er besuchte das Diözesanseminar von Vicenza und trat 1963 ins Noviziat der Comboni-Missionare in Gozzano ein, wo er am 9. September 1965 seine zeitlichen Gelübde ablegte. Er studierte Theologie in Venegono und weihte sich am 9. September 1968 Gott und der Mission mit den ewigen Gelübden.

In einem Interview mit Mary Sebastian von der Pfarrei „Our Lady of Arabia“ von Ahmadi hatte er kürzlich über seine Berufung folgendes erzählt: „Ich wollte andere glücklich machen. Ich war mir bewusst, dass ich als Lehrer nur wenige Menschen, meine Schüler und deren Familien hätte glücklich machen können. So begann ich mir über den Arztberuf Gedanken zu machen. Doch der Tod eines Nachbarn stürzte mich in eine große Krise. Jene Familie brauchte nun Trost und Hilfe, aber als Arzt würde ich kaum die Möglichkeit dazu haben... Also dachte ich an einen Beruf, der es mir ermöglichen würde, nahe bei den Menschen zu sein. So entschied ich mich für den Priesterberuf. Ich hatte einen Comboni-Missionar getroffen und fühlte mich von der Sudanmission angezogen. Ich schloss mich also den Comboni-Missionaren an. Alle diese Gedanken hatte mir Gott eingegeben, der mich in seiner Nähe haben wollte. Das Priestertum ist im Grunde ja kein Beruf, wie ich dachte, als mein Nachbar starb, sondern eine Zugehörigkeit: die Zugehörigkeit zu Jesus.“

Camillo wurde am 30. März 1969 in Castelletto sul Garda, Verona, zum Priester geweiht. Hören wir noch einmal seiner Schilderung zu: „Meine Mutter starb im Alter von 35 Jahren. Als ihr Tod nahe war, rief sie den Ortspfarrer an und fragte ihn, ob sie ein Gelübde ablegen dürfte. Nachdem sie die Genehmigung dazu erhalten hatte, sagte sie zu ihm: ‚Ich opfere mein Leben auf, damit meine drei Töchter Ordensschwestern werden und mein Sohn Missionar.‘ Zu meinem Vater sagte sie: ‚Heirate wieder, ich werde mich um unsere Kinder annehmen.‘

Unabhängig voneinander gingen alle meine drei Schwestern nacheinander ins Kloster. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass sie Ordensschwestern werden wollten. 1963 schloss auch ich mich den Comboni-Missionaren an und begann das Noviziat. Am 30. März 1969, genau 22 Jahre nach dem Tod meiner Mutter, wurde ich im Mutterhaus der Kongregation meiner Schwestern zum Priester geweiht. Es war Palmsonntag. Zwei Tage später, am Gründonnerstag, rief mich der Pfarrer, der das Gelübde meiner Mutter entgegengenommen hatte, an und sagte: ‚Jetzt bist du Priester, und so kann ich dir nun ein Geheimnis anvertrauen, das ich seit 22 Jahren in meinem Herzen getragen habe.‘ Er erzählte mir dann vom Gelübde meiner Mutter. Und er fügte hinzu: ‚Ich habe es dir nicht früher mitgeteilt, denn ich wollte, dass du aus freier Entscheidung Priester wirst.‘ Nach meiner Priesterweihe bat ich inständig, in die arabische Welt geschickt zu werden. Ich durfte drei Optionen vorlegen. Ich schrieb: Erste Option: arabische Länder. Zweite Option: arabische Länder. Dritte Option: arabische Länder. Die Oberen waren von dieser Option hellauf begeistert, da sie junge Mitbrüder in die arabischen Länder schicken wollten, aber kaum einer dazu bereit war.“

Camillo begab sich nach Damaskus, Syrien, und dann nach Zahle, Libanon, um die arabische Sprache zu lernen (1969-1972).

Bischof Camillo - schreibt P. Claudio Lurati in den folgenden biografischen Aufzeichnungen - hat sein Leben jenem Teil der Welt gewidmet, der sich vom Persischen Golf bis nach Khartum erstreckt und durch Ägypten und das Heilige Land führt. Das Gemeinsame dieser Länder ist die arabische Sprache. Und genau mit dem Studium der arabischen Sprache hatte jene Reise 1969 begonnen. 1972 begann er seine achtzehnjährige Tätigkeit in Ägypten als Pfarrer von Zamalek (Kairo), als Provinzoberer und Professor. Während jener Zeit vertiefte er sich in die arabische Sprache und in die liturgische Tradition des östlichen Christentums. Gleichzeitig beteiligte er sich maßgebend am Aufbau von neokatechumenalen Gruppen in Kairo.

Anschließend verbrachte er sieben Jahre im Sudan, im Herzen Zentralafrikas. Dort zeigten sich seine am meisten geschätzten Eigenschaften: sein Einsatz in der akademischen Welt. Er gründete das Catholic Teachers Training Center, ein Universitätsprogramm mit staatlicher Anerkennung, um Lehrer für den Religionsunterricht in Schulen auszubilden. Dieses Programm läuft immer noch und ist von grundlegender Bedeutung für die christlichen Gemeinden. In Khartum wird ein Foto von 1993 aufbewahrt, das P. Camillo als Übersetzer beim Treffen zwischen Papst Johannes Paul II. und dem Präsidenten der Republik Sudan, Omar el-Beshir, zeigt.

Zwischen 1997 und 2000 studierte P. Camillo am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom und promovierte mit einer Studie über die Mahdia und die Missionare. Seine Doktorarbeit wurde später als Buch veröffentlicht mit dem Titel: „Christus und Mahdi“ (Emi, Bologna 2001).

Die folgenden fünf Jahre arbeitete P. Camillo in Kairo als Direktor von Dar Comboni, einer Schule für arabische Sprache und Kultur für Mitbrüder, die in der arabischen Welt eingesetzt werden.

P. Camillo hat mich mit seiner Kompetenz immer in großartiger Weise unterstützt und ist mir in schwierigen Situationen zur Seite gestanden, bis er im Juli 2005 zum Apostolischen Vikar von Kuwait ernannt wurde.

Das war für ihn - aber auch für uns, die wir ihn in den folgenden Jahren begleiteten - eine weitere mutige Öffnung, um das „Golf-Christentum“ zu entdecken, d.h. die Lebenssituation von Millionen von Christen, die in den Ländern des Persischen Golfs arbeiten und mit Mut und vorbildlicher Frische ihren Glauben bekennen.

„Er erfüllte seinen Missionsauftrag im Sudan und Ägypten“, schreibt P. Manuel Augusto Lopes Ferreira, „und verkörperte für viele von uns jenen Comboni-Missionar, der sich durch seine Präsenz und seinen Einsatz in Ägypten und im Sudan voll und ganz mit der ursprünglichen Inspiration des Instituts identifiziert hatte.“

Im Jahr 2011 wurden die Diözesangrenzen der Golfregion neu festgelegt. Bischof Ballin zog von Kuwait-City nach Bahrain um, und seiner Seelsorge wurden auch Bahrain, Katar und Saudi-Arabien unterstellt. In Bahrain gelang es ihm, mit der Regierung sehr fruchtbare Beziehungen aufzubauen. Er wurde bahrainischer Staatsbürger und erhielt ein Stück Land für den Bau einer neuen Kathedrale. Es handelte sich um ein großartiges Projekt, für das Bischof Ballin viel Geld ausgegeben hatte. Der Bau ist bereits weit fortgeschritten, dessen Vollendung erlebte er aber nicht mehr.  

Die Hauptbeschäftigung des Bischofs war laut P. Lurati der Besuch der christlichen Gemeinden der Diözese. Es gibt wohl nur wenige Diözesen in der Welt, deren sprachliche, kulturelle und liturgische Situation komplexer ist als die des Apostolischen Vikariats Nördliches Arabien.

„Die größte Herausforderung“ betonte Bischof Camillo immer wieder beim Interview mit Mary Sebastian, „ist die Bildung einer einen katholischen Kirche. Ich respektiere die Liturgie von allen christlichen Gemeinden. In der Kathedrale von Kuwait feiern wir die Liturgie in fünf verschiedenen Riten: im Ritus der Syro-Malabar und Syro-Malankara-Kirchen, der Maroniten, der Kopten und der Lateiner. Wir möchten nicht fünf katholische Kirchen nebeneinander sein, sondern eine katholische Kirche. Das ist eine schwierige Herausforderung.“

Anfang Februar 2020 machte sich bei einem Besuch in den Gemeinden von Riad in Saudi-Arabien plötzlich das Leiden bemerkbar, das seine letzten Wochen prägen würde. Er kam nach Italien und wurde im Gemelli-Krankenhaus von Rom gründlich untersucht. Die Diagnose war eindeutig und ließ der Fantasie nicht viel Spielraum. Zwischen dem ersten und dem zweiten Krankenhausaufenthalt hielt er sich fast einen Monat im Generalat auf. Allmählich wurde er sich bewusst, dass die Stunde gekommen war, „alles zu übergeben“. Ohne sich zu beschweren, verbrachte er still und ruhig die Tage, denn wer alles gegeben und empfangen hat, kennt auch im extremen Augenblick keine Angst.

„Ich habe ihn noch einmal getroffen“, so die abschließenden Worte von P. Manuel Augusto, „und zwar im Gemelli-Krankenhaus in Rom. Gelassenheit und Gottvertrauen begleiteten ihn ebenso wie der Wunsch, wieder ins Vikariat zurückkehren zu dürfen: So viele Aufgaben und Menschen warteten dort auf ihn. Nichts brachte ihn aber aus dem Gleichgewicht, ja er scherzte sogar noch: ‚Es scheint, dass ich (anstatt ins Vikariat zurückzukehren), die Predigt für meine Beerdigung schreiben muss!‘ Bischof Camillo war ein Missionar, der nach vorne drängte, oft auf des Messers Schneide stand, und mit großem Gottvertrauen schwierige Situationen meisterte. Er drängte nach vorne bis zum Schluss ... wo ihn sein Herr am Ostersonntag, den 12. April 2020, am Ostertag des Coronavirus, erwartete.“ Er wurde im Familiengrab seiner Heimat Fontaniva beigesetzt.