Giulio wurde am 9. Januar 1935 in Minerbe in der Provinz Verona in einer von der Arbeit und dem Glauben geprägten Familie geboren. Er machte sein Noviziat in Florenz, wo er am 9. September 1956, dem Fest des heiligen Petrus Claver, seine ersten zeitlichen Gelübde ablegte. Nach seinem Theologiestudium in Venegono weihte er sich am 9. September 1959 mit der ewigen Profess für immer Gott und der Mission. Am 2. April 1960 wurde er zum Priester geweiht. Seine erste Aufgabe war die Begleitung von Brüderkandidaten in Pellegrina (Provinz Verona). Im Juli 1961 wurde er nach Pordenone versetzt, um in der Berufungspastoral und Missionarischen Bewusstseinsbildung zu arbeiten. Drei Jahre später begann er seine Missionstätigkeit in Baja California/Mexiko, in der Pfarrei San José del Cabo.
„Er war 29 Jahre alt, als er in Mexiko-Kalifornien ankam“, schreibt Pater Rafael González Ponce, „und konnte nicht ahnen, dass er 47 Jahre in Lateinamerika (Mexiko, Ecuador, Kolumbien) verbringen würde. Seine Aufgaben waren Berufungspastoral, Missionarische Bewusstseinsbildung und Seelsorge unter den Armen. In all den Jahren blieb er seiner evangelischen Einfachheit und Freundlichkeit treu. Seine Glaubensüberzeugungen und seine Liebe zum Missionsberuf waren sehr tief. Ich hatte ihn kennengelernt, als ich noch ein junger Seminarist war, und bemerkte, dass er immer die gleiche Kleidung trug. Später erfuhr ich, dass er sich für radikale Armut entschieden hatte und nur zwei Kleider und zwar von der gleichen Farbe hatte. Dieses Detail stimmte mit seiner Art der Berufungspastoral überein: die Person Christi in den Mittelpunkt stellen und das Evangelium im Alltag leben.“
Sein Herz hatte er an Mexiko vergeben. Schon bald wurde er nach San Francisco del Rincón geschickt, um sich der Berufungspastoral zu widmen. Im Juli 1972 wurde er zum Formator im Seminar von Guadalajara berufen. 1978 wurde er nach Ecuador versetzt, ins Apostolische Vikariat Esmeraldas. Er begann seine Arbeit in der Pfarrei Quinindé, in einem Gebiet großen sozialen und wirtschaftlichen Wandels infolge der Binnenmigration. Viele Siedler aus verschiedenen Regionen des Landes kamen in dieses fruchtbare und bewaldete Gebiet, insbesondere aus den Provinzen Pichincha, Manabi und Loja. Es war nicht leicht, die im Wald und entlang der Flüsse gelegenen Dörfer und Siedlungen zu erreichen. Pater Giulio aber, immer gelassen und glücklich, großzügig und hilfsbereit, gab sein Bestes, so dass der ländliche Sektor seelsorglich gut versorgt war.
Im Jahr 1982 wurde er gebeten, eine Pfarrei in der größten Stadt Ecuadors, Guayaquil, zu übernehmen, wo viele aus der Sierra zugewanderte Migranten lebten, die die armen Stadtrandviertel anschwellen ließen. Pater Giulio wurde die Pfarrei vom Unbefleckten Herzens Mariä anvertraut, wo viele nicht einmal einen Platz fanden, sich ein Haus zu bauen. Mit seinem stets einladenden Lächeln gelang es ihm, die Menschen anzuziehen und eine lebendige, aktive und solidarische Pfarrgemeinde aufzubauen. Das Geheimnis seines „Erfolgs“ war sein Beharren auf dem Wort Gottes als Licht für den Alltag.
Oft kam er spät abends heim und begnügte sich mit dem Überbleibsel des Abendessens und verzehrte es mit seinem nie fehlenden, guten Appetit. In der Gemeinschaft war er sehr hilfsbereit, erledigte die Einkäufe und war Hausverwalter.
Von 1988 bis 1989 war er Vikar in der Pfarrei San José Obrero/Esmeraldas, von 1990 bis 1993 Vikar von Quinindé. 1994 zog er nach Guayaquil, ins afro-ecuadorianische Zentrum, und arbeitete mit großem Eifer in der Berufungspastoral und Missionarischen Bewusstseinsbildung, bis er 1998 nach Kolumbien in den CAM (centro animación misionera) von Cali berufen wurde.
Eine Zeitlang betreute er auch das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Fatima vom Comboni-Haus aus. Im Juni 2004 wurde er nach Aguachica, Diözese Ocaña, versetzt, wo die Comboni-Missionare eine Pfarrei eröffnet hatten. Die soziale Situation dieses riesigen, ländlichen Gebiets litt sehr unter der FARC, einer Guerillagruppe, die sich mit paramilitärischen Gruppen um das Territorium stritten, und den Bauernfamilien und den wenigen Betrieben das Leben schwermachte. Der Alltag war geprägt von Morden und Massakern von Seiten der verschiedenen Gruppen und von illegalen Handlungen. Die Evangelisierungsarbeit inmitten von Gewalt war wirklich kompliziert und erforderte starke Nerven, viel Klugheit und prophetischen Geist.
Im Jahr 2005 wurde Pater Giulio ins Postulat von Medellín berufen, um eine Kirche zu beleben, die reich an Priester- und Ordensberufen war, sich aber zu sehr mit sich selbst beschäftigte.
2008 wurde er nach Bogotá ins Delegationshaus mit dem gleichen Auftrag versetzt. 2010 war er wieder in Cali und arbeitete in der Seelsorge und in der Missionarischen Bewusstseinsbildung.
Langsam aber ließen seine Kräfte nach. Nach dem Beschluss der Comboni-Gruppe, das Stadtzentrum von Cali zu verlassen, zog er in das als „rot“ definierte Stadtviertel, in dem große Armut herrschte und das von Drogenhändlern und Meuchelmördern kontrolliert wurde.
Jeden Tag stellte sich Pater Giulio auf dem Platz vor der Kirche den vorbeiziehenden Leuten zur Verfügung, die mit ihm reden, sich aussprechen oder ihre Toten beweinen wollten. Für alle fand er Worte des Trostes und des Glaubens. Es war ein kostbarer Dienst eines Hirten mit „Schafgeruch“, würde Papst Franziskus sagen. Aber die ungesunde Umgebung schadete allmählich seinen schwachen Lungen. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als 2012 endgültig in seine Heimat zurückzukehren.
Wieder genesen, fand er sich nicht damit ab, das Leben eines Rentners zu führen. Vom Krankenzentrum in Mailand aus arbeitete er in der Missionarischen Bewusstseinsbildung mit. 2015 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand erneut und er musste zuerst nach Verona und dann nach Castel d'Azzano umziehen, wo er seine Zeit dem Gebet und dem Wort Gottes widmete. Hier erkrankte er am Coronavirus und verschied am 16. November 2020.
Als ich ihn einmal während meines Besuches nach dem Geheimnis seiner Gelassenheit fragte, antwortete er mir: „Sich dem Herrn anvertrauen und immer lächeln“. Jetzt ist er beim hl. Daniel Comboni und inmitten der vielen Menschen, denen er auf seinem Weg von Italien nach Mexiko, Ecuador und Kolumbien begegnet war. Die Leidenschaft für die Mission war seine Stärke, verwurzelt im Herzen Jesu und in der Liebe zu den Geringsten, in denen er Jesus gedient hat.
(P. Raffaello Savoia, mccj).