P. Silvester Engl ist als elftes von dreizehn Kindern einer Bauernfamilie am letzten Tag des Jahres 1937 in Gais, einem damals kleinen Bergdorf in Südtirol (Provinz Bozen), geboren. Die Eltern ließen ihn am selben Tag taufen und gaben ihm den Namen des Tagesheiligen. Bei seinen Landsleuten blieb er zeitlebens als Vestl bekannt, die Dialektform von Silvester. Seine Verwurzelung in einer kinderreichen Familie hat, wie er sich selbst geäußert hat, sein Leben lang seine Beziehungsfähig-keit und Heimatverbundenheit geprägt.
Die Möglichkeit eine höhere Schule zu besuchen erschloss sich für ihn durch den Kontakt der Familie mit dem Herz-Jesu-Missionshaus Milland bei Brixen. Von unserem Studentenheim aus besuchte er ab 1951 das bischöfliche ‚Knabenseminar‘ Vinzentinum bis zu seiner Matura im Jahr 1959. In 1959 entschied er sich, ins Noviziat nach Deutschland (Mellatz) zu gehen, nachdem er sich schon während der vorausgehenden Studienjahre durchgerungen hatte, den Missionsberuf zu ergreifen. Nach dem Noviziat kehrte er nach Südtirol zurück für seine philosophischen und theologischen Studien am Priesterseminar in Brixen. Am 29. Juni 1964 wurde er im Dom zu Brixen zum Priester geweiht. Sein Motto auf dem Primizbild war: Siehe, da bin ich, sende mich (Jesaja 6:8).
Mit solcher Bereitschaft hat P. Silvester seine Sendung nach Spanien angenommen. Von 1965 bis 1976 wirkte er in Saldana in einem neuerrichteten Kleinen Seminar als Präfekt, Heimleiter und Hausoberer. Das war für ihn ein Neuanfang, denn er musste eine neue Sprache lernen und mit einer anderen Kultur vertraut werden. Erwähnenswert, weil kennzeichnend für P. Silvester, war der Spitzname Fanta, den die Studenten ihm gaben. Der Werbespot für das Getränk FANTA zeigt einen lachenden, lustigen Mann. Sie fanden dies als ein passendes Bild für den lächelnden Pater. Als solcher hat er sich bei vielen Leuten bis zum Lebensabend eingeprägt: bei den Leuten in Spanien, die ihn Padre de la sonrisa nannten, bei den Menschen in Chorillos, Lima, und bei den Menschen in seiner engeren Heimat. Selbst unser gegenwärtiger Provinzial der DSP P. Hubert Grabmann erinnert sich an ihn, wie er ihn als Neupriester in die praktische Pastoral einführte: „Aus dieser Zeit werde ich ihn besonders in Erinnerung behalten, als einen Menschen, der immer ein Lächeln für andere übrig hatte.“
Im September 2015 übernimmt P. Engl, schon bald 78 Jahre alt und krank, als Seelsorger die knapp 16 km von Milland entfernte Pfarrgemeinde Latzfons, wo er im Pfarrhaus von einer Helferin gut verpflegt als geschätzter Seelsorger arbeitet, bis er Juli 2019 endgültig in der Nähe seines Heimatdorfes in einer seiner Nichte gehörigen Wohnung den Ruhestand verbringt. Mit einer großen inneren Zähigkeit kämpfte er weiter gegen den jahrelangen Krebs. Gewiss war sein Glaube für ihn eine Quelle, aus der er Vertrauen und Lebenskraft schöpfte. Wie seine Lebenszeit sich immer mehr dem Ende nahte, bereitete er sich intensiver darauf vor und traf auch schon Vorkehrungen für das ‚Danach‘. Nach gut einem Monat Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Gehirnoperation und Nierenversagen, am Schluss noch mit dem Covid Virus infiziert, starb P. Silvester am 11. Dezember 2020 im Krankenhaus von Bruneck.
Wir Comboni Missionare danken Gott für die Berufung von P. Silvester und sein Bemühen, die Gaben, die Gott ihm geschenkt hat, zu pflegen und für die Menschen, wo immer er wirkte, einzusetzen.