In Pace Christi

Engl Silvester

Engl Silvester
Geburtsdatum : 31/12/1937
Geburtsort : Gais/Italia
Zeitliche Gelübde : 30/10/1960
Ewige Gelübde : 13/03/1964
Datum der Priesterweihe : 29/06/1964
Todesdatum : 11/12/2020
Todesort : Brunico/Italia

P. Silvester Engl ist als elftes von dreizehn Kindern einer Bauernfamilie am letzten Tag des Jahres 1937 in Gais, einem damals kleinen Bergdorf in Südtirol (Provinz Bozen), geboren. Die Eltern ließen ihn am selben Tag taufen und gaben ihm den Namen des Tagesheiligen. Bei seinen Landsleuten blieb er zeitlebens als Vestl bekannt, die Dialektform von Silvester. Seine Verwurzelung in einer kinderreichen Familie hat, wie er sich selbst geäußert hat, sein Leben lang seine Beziehungsfähig-keit und Heimatverbundenheit geprägt.

Die Möglichkeit eine höhere Schule zu besuchen erschloss sich für ihn durch den Kontakt der Familie mit dem Herz-Jesu-Missionshaus Milland bei Brixen. Von unserem Studentenheim aus besuchte er ab 1951 das bischöfliche ‚Knabenseminar‘ Vinzentinum bis zu seiner Matura im Jahr 1959. In 1959 entschied er sich, ins Noviziat nach Deutschland (Mellatz) zu gehen, nachdem er sich schon während der vorausgehenden Studienjahre durchgerungen hatte, den Missionsberuf zu ergreifen. Nach dem Noviziat kehrte er nach Südtirol zurück für seine  philosophischen und theologischen Studien am Priesterseminar in Brixen. Am 29. Juni 1964 wurde er im Dom zu Brixen zum Priester geweiht. Sein Motto auf dem Primizbild war: Siehe, da bin ich, sende mich (Jesaja 6:8).

Mit solcher Bereitschaft hat P. Silvester seine Sendung nach Spanien angenommen. Von 1965 bis 1976 wirkte er in Saldana in einem neuerrichteten Kleinen Seminar als Präfekt, Heimleiter und Hausoberer. Das war für ihn ein Neuanfang, denn er musste eine neue Sprache lernen und mit einer anderen Kultur vertraut werden. Erwähnenswert, weil kennzeichnend für P. Silvester, war der Spitzname Fanta, den die Studenten ihm gaben. Der Werbespot für das Getränk FANTA zeigt einen lachenden, lustigen Mann. Sie fanden dies als ein passendes Bild für den lächelnden Pater. Als solcher hat er sich bei vielen Leuten bis zum Lebensabend eingeprägt: bei den Leuten in Spanien, die ihn Padre de la sonrisa nannten, bei den Menschen in Chorillos, Lima, und bei den Menschen in seiner engeren Heimat. Selbst unser gegenwärtiger Provinzial der DSP P. Hubert Grabmann erinnert sich an ihn, wie er ihn als Neupriester in die praktische Pastoral einführte: „Aus dieser Zeit werde ich ihn besonders in Erinnerung behalten, als einen Menschen, der immer ein Lächeln für andere übrig hatte.“

Nach über zehn Jahren in Spanien wurde er in die Deutschsprachige Provinz versetzt, wozu das Haus in Milland zählt. Von 1976 bis 1984 war er hier im Einsatz als Hausleiter, Hausoberer und zeitweilig als Mitglied des Provinzrats.

Ein lang gehegter Wunsch ging in Erfüllung, wie P. Engl 1984 nach Peru ausgesandt wurde. Dort ist er bis 1998 geblieben. Diesen vierzehnjährigen Missionseinsatz in Peru betrachtet er als seinen reichhaltigsten Lebensabschnitt.  In den Armen- und Elendssiedlungen von Chorillos in Lima (1985-1990) und später in Arequipa (1995-1999) hat er die vielen Begegnungen mit den Menschen als Geschenk erfahren. Gleichzeitig ist er sich angesichts der Not oft auch ohnmächtig und hilflos vorgekommen. Zwischen dem Einsatz in Chorrillos und später in Arequipa war er von 1990-1995 der Provinzobere der Comboni Missionare in Peru. Den Leuten nahe zu sein, mitzufühlen und Lasten mitzutragen, durch soziale Aktionen und gemeinsames Feiern des Glaubens Hoffnung und Trost zu schenken, blieb für P. Silvester bis zum Schluss eine dauerhafte gute Erinnerung an Peru.

Den letzten Abschnitt seines missionarischen Lebens hat P. Engl in der Deutschsprachigen Provinz verbracht. Von Anfang 1999 bis Ende 2004 war er Provinzial der DSP mit Sitz in Bamberg. Anfang 2005 wird er in die Hausgemeinschaft von Milland zurückkehren und dort die Aufgabe des Hausoberen für gut zehn Jahre übernehmen. In die ersten zwei Jahre seines Rektorats fallen auch die aufwendigen Sanierungs- und Umbauarbeiten des Ordenshauses, die einer eigenen ordensinternen Baukommission anvertraut waren. Nachdem das Haus der Solidarität für zwölf Jahre Xaverianum untergebracht war, zieht dieses Anfang 2016 in das Jakob-Steiner-Haus in Milland um und das ehemalige Seminar wird niedergerissen.

Im September 2015 übernimmt P. Engl, schon bald 78 Jahre alt und krank, als Seelsorger die knapp 16 km von Milland entfernte Pfarrgemeinde Latzfons, wo er im Pfarrhaus von einer Helferin gut verpflegt als geschätzter Seelsorger arbeitet, bis er Juli 2019 endgültig in der Nähe seines Heimatdorfes in einer seiner Nichte gehörigen Wohnung den Ruhestand verbringt. Mit einer großen inneren Zähigkeit kämpfte er weiter gegen den jahrelangen Krebs. Gewiss war sein Glaube für ihn eine Quelle, aus der er Vertrauen und Lebenskraft schöpfte. Wie seine Lebenszeit sich immer mehr dem Ende nahte, bereitete er sich intensiver darauf vor und traf auch schon Vorkehrungen für das ‚Danach‘. Nach gut einem Monat Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Gehirnoperation und Nierenversagen, am Schluss noch mit dem Covid Virus infiziert, starb P. Silvester am 11. Dezember 2020 im Krankenhaus von Bruneck.

Sein Wunsch, auf seinem Heimatfriedhof begraben zu werden, wurde respektiert. Beim Begräbnisgottesdienst unterstrich Bischof Ivo Muser, vom selben Dorf gebürtig, die Freundschaft, die ihn mit P. Engl verband, und die Dankbarkeit der Diözese für die vielfältigen Dienste, die P. Silvester als Comboni Missionar übernommen hatte: als Seelsorger, als Mitglied diözesaner Kommissionen, als Teilnehmer an der Diözesansynode.

P. Engl hatte viele gute Eigenschaften: er war ein eifriger Arbeiter, der seine Aufgaben mit vollem Einsatz und mit Liebe ausgeführt hat. Er war kontaktfreudig, volksnah, von Natur aus ein fröhlicher Mensch. Durch seine lebendige Art zu erzählen konnte er viele Menschen begeistern. 

Wir Comboni Missionare danken Gott für die Berufung von P. Silvester und sein Bemühen, die Gaben, die Gott ihm geschenkt hat, zu pflegen und für die Menschen, wo immer er wirkte, einzusetzen.