Macram Max Gassis wurde am 21. September 1938 in Khartum als Sohn von Max Habib Gassis und Fahima Girgis geboren. Sein Vater ist Katholik und stammt aus einer Familie aus Aleppo (Syrien), während seine Mutter einer koptisch-orthodoxen Familie aus Luxor (Nordägypten) entstammt, die nach Genetti, einem Dorf im Nildelta, gezogen ist.
Macram beginnt mit dem Besuch der Comboni-Schulen in Khartum. Schon bald sagt er, dass er Priester werden möchte. Sein Mathematiklehrer, Pater Giacomo Mosciatti, ermutigt ihn dazu. Aber erst die Begegnung mit dem Erzbischof von Khartum, Agostino Baroni, überzeugt ihn von diesem Schritt. Im Juli 1955 begann Macram in Sunningdale das Noviziat der Comboni-Missionare.
Am 9. September 1957 legte er die ersten Gelübde ab und begann sein Theologiestudium. Zwei Jahre später ging er nach Verona, um seine akademischen Studien dort fortzusetzen. 1960 schloss er in Venegono (Varese) das Theologiestudium ab. Am 9. September 1963 legte er die ewige Profess ab und wurde am 28. Juni 1964 in der Pfarrei Tempio Votivo in Verona von Kardinal Krikor Bedros XV. Aghagianian, Präfekt der Propaganda Fide, in Anwesenheit seiner Eltern zum Priester geweiht.
Ende Juli kehrte er nach Khartum zurück und feierte am 15. August in der Kathedrale seine erste heilige Messe. Unmittelbar danach wurde er der Pfarrei von Wad Medani als Pfarrer zugeteilt. Zwei Jahre später wurde er nach Khartum in die bischöfliche Residenz gerufen, um die katholische Gemeinde in Gedaref zu betreuen. Am 1. Juli wurde er bischöflicher Kanzler, Studentenseelsorger und geistlicher Leiter der St. Vincent-Gesellschaft und der Legio Mariä.
In den frühen 70er Jahren besuchte Pater Macram mehrmals die Vereinigten Staaten, um Spenden zu sammeln.
Nach seiner Ernennung zum Generalsekretär der Sudanesischen Bischofskonferenz (SCBC) machte er sich sofort in Khartum auf die Suche nach einem Grundstück, um den Sitz des Sekretariats zu bauen. Pater Macram unterhält gute Beziehungen zu vielen hochrangigen Regierungsvertretern; er bemüht sich auch um gute Beziehungen zum Islam und zögert nicht, Muslime in seinem Sekretariat zu beschäftigen.
Am 4. Oktober 1983 wurde er vom Heiligen Stuhl zum Apostolischen Administrator und am 12. März 1988 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von El Obeid ernannt. Bei dieser Gelegenheit überreichte Pater Tarcisio Agostoni Bischof Macram das Brustkreuz des heiligen Daniel Comboni, eine kostbare Reliquie, die von den Comboni-Missionaren in Verona aufbewahrt wird, da er es für angemessen hielt, dass die Reliquie des ersten heiligen Bischofs des Sudans an den ersten Bischof des Nordsudan geht.
Sowohl als Apostolischer Administrator als auch als Bischof gelang es Bischof Macram, die Diözese zu reorganisieren und zu entwickeln. Er eröffnete die Pfarreien Nyala und El-Fasher in Darfur, die Pfarrei El-Nahud in Kordofan und baute die Pfarrei Mading Achweng in der Nähe von Abyei wieder auf. Er hat auch die Pfarrei in Abyei wiedereröffnet, eine neue Pfarrei in den Nuba-Bergen, in Heiban, gegründet und die Zahl der Kapellen in der gesamten Region vermehrt. 1987 errichtete er in El-Nahud eine arabische Sprachschule - für Kirchenmitarbeiter, die mit dieser Sprache und der sudanesischen Kultur nicht vertraut waren - und zahlreiche Krankenstationen und medizinische Zentren.
Bischof Macram zeichnet sich auch durch seine prophetische Rolle aus, indem er Ungerechtigkeiten und Menschenrechtsverletzungen öffentlich anprangert. Als einziger arabischsprachiger Bischof in der Bischofskonferenz führt er zahlreiche Gespräche mit Regierungsvertretern. Irgendwann begann das Regime jedoch, gegen ihn zu klagen, weil er sich für die christliche Bevölkerung seines Landes einsetzt und die Regierung in Khartum zur Achtung der Menschenrechte auffordert. Für dieses Engagement wurde der Bischof mit mehreren Preisen in Europa und Amerika ausgezeichnet. 1988 war er sogar unter den vorgeschlagenen Kandidaten für den Friedensnobelpreis!
1990 reiste er ins Ausland. 1991 „informierte“ ein christliches Mitglied der Militärjunta den Heiligen Stuhl, dass Bischof Macram Gassis „nicht mehr in sein Heimatland zurückkehren“ soll, da er als „Persona non grata“ betrachtet werde.
Von 1992 bis 1995 war er vier Jahre in Folge Gastredner bei der UN-Menschenrechtskommission in Genf, und seine Reden berührten das Gewissen der Anwesenden. Er erhält weitere Auszeichnungen. Doch die erzwungene Abwesenheit von seiner Diözese veranlasst den Heiligen Stuhl, einen Apostolischen Administrator zur ernennen. 2018 ist ein besonders schmerzhaftes Jahr für Macram, der unter gesundheitlichen Problemen leidet. Auch in den Jahren 2020 und 2021 muss er sich mehreren Untersuchungen unterziehen.
Vom 14. bis 21. August 2021 hält er sich auf Einladung des Vereins „Hilfe für die Kirche in Not“ in der Schweiz auf, wo er in zahlreichen Pfarreien Messen feiert und Treffen veranstaltet. 2021 veröffentlicht John Ashworth, ein englischer Laienmissionar, der fast vier Jahrzehnte lang mit ihm zusammengearbeitet hat, das Buch An Angry Sheperd, in dem er das Leben von Bischof Macram beschreibt, „ein sudanesischer Bischof, der gegen Sklaverei, religiöse Verfolgung, erzwungenen Hunger und Massenmord in einem Land kämpfte, das auch viele Jahre des Bürgerkriegs durchlitt [...], ein Seelsorger, der alle Arten von Leid kannte und sein Leben bei unzähligen Gelegenheiten aus Liebe zu seinem Volk aufs Spiel setzte“.
Ende Mai 2022 besucht Bischof Macram in Pregnana Milanese Sergio Rossetti, den er als jungen Priester kennengelernt und in dessen Haus er oft lange verweilt hatte. Aber sein Gesundheitszustand wird sehr kritisch. Nach Weihnachten 2022 holt ihn sein Neffe ab und bringt ihn in sein Haus nach Mechanicsburg, Pennsylvania. Am 4. Juni 2023 stirbt Bischof Macram, umgeben von der Liebe und Fürsorge seiner Familienangehörigen, im Alter von 84 Jahren.
Zu seinem Gedenken wurden Messen in Pregnana Milanese, El Obeid, Khartum, Juba, Rumbek, Nairobi, Washington, New York, Mailand, Rom, Florenz... gefeiert. Der Verstorbene wurde am 13. Juni in der St. Theresa Church in New Cumberland beigesetzt. Der emeritierte Bischof von Harrisburg, Ronald William Gainer, stand dem Requiem vor. Der Leichnam wurde auf dem örtlichen Friedhof in dem für Priester reservierten Teil beigesetzt.
Pater Franco Moretti, mccj